Von aktiven Fonds in ETF wechseln

  • Hallo zusammen,


    ich habe aktuell aus historische Altlast und damaliger Unerfahrenheit noch ein aktiv gemanagtes Depot über einen Finanzberater. Das Depot wird nicht mehr bespart. Zusätzlich dazu habe ich noch ein von mir gemanagtes ETF Depot mit 70/30 Split MSCI World und EM.

    Ich würde jetzt gerne das aktive Fondsdepot umziehen.


    Hier sind die im Fondsdepot enthaltenen Fonds:


    Folgende Ausgangssituation:

    Aktiv gemanagtes Fondsdepot: ca. 200000 (davon 40000 Gewinn)

    ETFs: ca. 60000 (davon 10000 Gewinn)


    Wie würdet ihr hier Vorgehen? Ich sehe 3 Möglickeiten:

    1. Gar nichts machen und das stillgelegte Depot dort lassen wo es ist

    2. Depot zu meinen eigenen Broker übertragen und erstmal mit den bestehenden Fonds weiterlaufen lassen

    3. Depot verkaufen, Gewinne versteuern und Einmalanlage in meine ETFs




    Vielen Dank schonmal für eure Antworten!

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich habe aktuell als historische Altlast und aus damaliger Unerfahrenheit noch ein aktiv gemanagtes Depot über einen Finanzberater.

    Wirklich ein Berater? Oder eher ein Finanzprodukteverkäufer?

    Wo liegt das Depot? Kommst Du da selber heran?

    Das Depot wird nicht mehr bespart. Zusätzlich dazu habe ich noch ein von mir gemanagtes ETF Depot mit 70/30 Split MSCI World und EM.

    Ich würde jetzt gerne das aktive Fondsdepot umziehen.

    Mach das doch einfach.

    Hier sind die im Fondsdepot enthaltenen Fonds:

    Du wirst es mir sicherlich nachsehen, daß ich mir die Fonds nicht aus dem Foto herausfiesele. Vielleicht klappt bei Dir ja Cut-and-Paste. Das kostet weniger Arbeit als das Abtippen.

    Wo hast Du denn Dein Depot? Wo ist denn das "Berater"-Depot?


    Ich würde mir das Depot mal anschauen (Das mache ich hier bei dem Augenjuckpulver Deines Screenshots nicht) und es dann vermutlich vereinfachen. Wozu braucht man 20 verschiedene Fonds?

  • > Aktiv gemanagtes Fondsdepot: ca. 200000 (davon 40000 Gewinn)

    > ETFs: ca. 60000 (davon 10000 Gewinn)


    > Wie würdet ihr hier Vorgehen? Ich sehe 3 Möglickeiten:


    > 1. Gar nichts machen und das stillgelegte Depot dort lassen wo es ist

    Dann ändert sich wenig/nix. Du verkaufst nichts, zahlst (erstmal) keine Kapitalertragssteuer. Zahlst deinem aktuellen Anbieter etwaige (höhere) Depot-Gebühren. Verkaufst du in 10, 20, 30 Jahren deine Fonds, wird Kapitalertragssteuer gemäß des dann gültigen Wertes (im "Idealfall" = noch höherer Gewinn) fällig.


    > 2. Depot zu meinen eigenen Broker übertragen und erstmal mit den bestehenden Fonds weiterlaufen lassen

    Kannste machen. Evtl. sind die Depotgebühren des andern Anbieters (Neobroker?) niedriger.


    > 3. Depot verkaufen, Gewinne versteuern und Einmalanlage in meine ETFs

    Du hast bereits 60.000 Euro in ETFs angelegt. Mal angenommen die würden jährlich 5% "machen". Das wären dann 3.000 Euro. Das läge über dem Freibetrag von 1.000 Euro.


    => Kapitalertragssteuer zahlst du eh. Jetzt oder in 10, 20, 30 Jahren. :)

    => Wenn dein Fonds-Depot mit 40.000 im Plus ist, zahlst du 26,375% Kapitalertragssteuer = 10550 € (Annahme, dein Freibetrag wurde schon mit den ETFs ausgeschöpft). Damit könntest du "nur" 200.000 € - 10.550 € = 189.450 € neu anlegen. Jedoch hast du aber auch nur 160.000 € "eingezahlt".


    PS: Vorabpauschale und so'n Gedöns habe ich jetzt mal ausgeblendet.

  • > 1. Gar nichts machen und das stillgelegte Depot dort lassen wo es ist

    Dann ändert sich wenig/nix. Du verkaufst nichts, zahlst (erstmal) keine Kapitalertragssteuer. Zahlst deinem aktuellen Anbieter etwaige (höhere) Depot-Gebühren.

    Und vor allem laufende Fondskosten! Ich habe nur mal die ersten beiden aus der Liste nachgeschaut und eine TER von 1,63% bzw. 1,87% gefunden. Ein üblicher Welt-ETF hat um die 0,2%.


    Wenn alle aktiven Fonds aus der Liste in einer ähnlichen Größenordnung liegen, verliert der Threadstarter durch die um ca. 1,5% höheren laufenden Kosten bei 200.000 EUR Depotvolumen jährlich um die 3.000 EUR. Das heißt, die ca. 10.000 EUR Kapitalertragsteuer hätte er bei Verkauf und Neukaufens eines ETF nach 3-4 Jahren wieder raus.


    Finanzfrager54 Schau mal für alle ETFs die TER nach und rechne konkret in Geld aus, was an jährlichen laufenden Kosten anfällt und vergleiche das mit den Kosten bei Anlage in einen ETF und setze es zu der bei Verkauf des „Sammelsuriums“ zu zahlenden Kapitalertragsteuer ins Verhältnis.


    Ich (!) würde das ganze Zeug wohl verkaufen. Ich glaube nicht an aktive Fonds, ich möchte schlicht passiv die Marktrendite erhalten und ich zahle lieber Steuer als mein Gekd einem aktiven Fondsmanager in den Rachen zu werfen.

  • => Kapitalertragssteuer zahlst du eh. Jetzt oder in 10, 20, 30 Jahren. :)

    Es macht aber einen Unterschied aus, ob man die Kapitalertragssteuer jetzt, in 10, 20 oder 30 Jahren zahlt (Steuerstundungseffekt). ;)

    Die Frage ist, ob die Umschichtung in günstige Fonds (ETF) und das sich daraus ergebende Sparpotential den 'verlorenen' Steuerstundungseffekt im verbleibenden Anlagehorizont wieder aufholen kann.

    Dazu muss man sich halt jeden Fonds individuell ansehen (Kosten/Rendite/pot. Renditeerwartung).


    Und vor allem laufende Fondskosten! Ich habe nur mal die ersten beiden aus der Liste nachgeschaut und eine TER von 1,63% bzw. 1,87% gefunden. Ein üblicher Welt-ETF hat um die 0,2%.

    Grundsätzlich stimme ich Dir zu, aber...

    Trotz hoher TER kann ein Fonds ja trotzdem gut performt haben. Und genau das gilt es zu bewerten, bevor man vorschnell eine Entscheidung trifft.


    Finanzfrager54

    Ich würde mir jeden Fonds genau ansehen und nach Möglichkeit mit einem passenden ETF vergleichen (Kosten/Rendite).

    Und dann muss man halt rechnen. Wenn man das nicht will würde ich mit den kleinen Positionen anfangen und diese verkaufen. Evtl. sind ja auch nicht alle Positionen im Plus, so dass sich Gewinne/Verluste miteinander verrechnen lassen.

    Viel Erfolg!


    PS: Viele Fonds/ETF im Depot zu haben bedeutet nicht automatisch eine gute Diversifikation. Man kann bereits mit nur einem ETF die Anlagepositionen Aktien und Anleihen im Depot abbilden (Z.B. Vanguard LifeStrategy Produkte).

  • Grundsätzlich stimme ich Dir zu, aber...

    Trotz hoher TER kann ein Fonds ja trotzdem gut performt haben. Und genau das gilt es zu bewerten, bevor man vorschnell eine Entscheidung trifft.

    Selbst wenn er in der Vergangenheit gut (vielleicht sogar besser als ein Welt-ETF) performt hat, woher weiß man, dass er das auch in Zukunft tun wird? Ich traue das keinem aktiven Fondsmanager zu.


    Ja, man sollte natürlich durchrechnen, wie sich ein Verkauf finanziell auswirkt. Und ja, zum Nachteil der Verkaufen-und-in-ETF-investieren-Lösung wirkt sich aus, dass der Steuerstundungseffekt verloren geht und die 10.000 EUR Kapitalertragsteuer künftig keine Erträge mehr erwirtschaften können. Auch das muss man bei der Rechnung mit einbeziehen. Angesichts des Gesamt-Depotwerts vermute ich aber, das wird keinen riesigen Unterschied machen, zumindest wenn man die ersparte höhere TER gegenrechnet. Bzw. das alleine wäre für mich kein Grund, suboptimale, teure, aktive (und damit mit großer Wahrscheinlichkeit langfristig unterhalb des Markts performende) Fonds zu behalten.

  • Hallo zusammen,

    wenn Sie alles verkaufen und 15 Jahre Zeit haben ist es spätestens eine gute Entscheidung.

    Aktiv ist einfach zu teuer und sie laufen i.d.R. schlechter als ein passiver Welt ETF.

    Es gibt Finanztip Beiträge dazu.

    Um passiv zu bleiben ist auch der Newsletter hilfreich.

    LG

  • P.S. Mit Ihrem Anliegen sind Sie nicht allein.

  • Wow, vielen Dank für die ganzen Rückmeldungen in kürzester Zeit!


    Verzeit mir, dass ich bei sovielen Antworten jetzt nicht jede einzelne Nachricht zitieren kann.


    Ich nehme jedoch den allgemeinen Konsens wahr als: "Fondsdepot verkaufen, Gewinne realisieren und versteuern. Dann die gesammte Summe in ETFs anlegen."


    Habe ich das so richtig verstanden? Dann würde ich das in die Wege leiten. Schon ein mulmiges Gefühl soviel Geld zu bewegen, aber andererseits habe ich ja bereits Erfahrung mit meinem eigenem ETF Depot sammeln können.


    Aus eurer Sicht spricht auch nichts dagegen, das alles bei einem Anbieter zu haben, oder? In meinem Fall wäre das die DKB.

    ETFs sind ja Sondervermögen, deshalb bringt mir eine Streuung auf mehrere Anbieter hier wenig. Oder ist das bei solchen Summen dann wieder etwas differenzierter zu betrachten?


    LG

  • Ich nehme jedoch den allgemeinen Konsens wahr als: "Fondsdepot verkaufen, Gewinne realisieren und versteuern. Dann die gesammte Summe in ETFs anlegen."


    Habe ich das so richtig verstanden? Dann würde ich das in die Wege leiten.

    Es geht hier ja nicht darum, dass Du das machst, was die Mehrheit hier findet, sondern dass Du für Dich selbst überlegst, wie Du es machen möchtest. Das sind hier alles Denkanstöße von Laien, und nicht nur ich, sondern auch andere haben gesagt "rechne es für jeden einzelnen Fonds durch und entscheide auf der Basis".


    Schon ein mulmiges Gefühl soviel Geld zu bewegen, aber andererseits habe ich ja bereits Erfahrung mit meinem eigenem ETF Depot sammeln können.

    Du kannst das auch nach und nach machen. Ich persönlich würde wahrscheinlich, wenn meine Entscheidung feststeht, auch alles auf einmal durchziehen. Aber Dein Depot ist historisch so gewachsen, das heißt, es sieht vermutlich seit Jahren bis Jahrzehnten so aus. Da kommt es dann wahrscheinlich auch nicht darauf an, ob Du alles auf einen Schlag verkaufst oder einen Fonds nach dem anderen.

    Aus eurer Sicht spricht auch nichts dagegen, das alles bei einem Anbieter zu haben, oder? In meinem Fall wäre das die DKB.

    ETFs sind ja Sondervermögen, deshalb bringt mir eine Streuung auf mehrere Anbieter hier wenig. Oder ist das bei solchen Summen dann wieder etwas differenzierter zu betrachten?

    Ich habe nur ein Depot, mir reicht das (auch bei sechsstelligen Beträgen). Es gibt Leute, die ein zweites Depot haben, aus unterschiedlichen Gründen:

    - Zum Beispiel, weil sie unterschiedliche Arten von Wertpapieren handeln und manche Papiere beim einen Broker höhere oder niedrigere Kaufgebühren haben als beim anderen. Ich bin bei der ING, da sind z.B. ETF-Sparpläne komplett kostenlos, der Kauf von Einzelaktien aber relativ teuer.

    - Ein anderer Grund kann sein, dass man ein "Backup" haben möchte, falls man mal dringend etwas kaufen will oder an sein Vermögen ran will, und ein Broker hat gerade technische Probleme, die App ist nicht erreichbar etc... Dann hilft es, wenn das Volumen auf zwei Depots verteilt ist. Für mich mit Buy & Hold ist das kein Thema (zumal ich bei der ING auch noch nie längere Ausfälle erlebt habe abseits normaler und in der Regel angekündigter Wartungsarbeiten über Nacht).

    - Wieder andere sagen "es kostet ja nichts, und man weiß ja nie", ganz ohne einen konkreten, greifbaren Grund zu haben.


    Also ja, kann man machen. Ich persönlich halte es für mich nicht für erforderlich, aber das ist Geschmackssache.

  • ...

    Für mich mit Buy & Hold ist das kein Thema (zumal ich bei der ING auch noch nie längere Ausfälle erlebt habe abseits normaler und in der Regel angekündigter Wartungsarbeiten über Nacht).

    ...

    Es muss nicht unbedingt beim Anbieter was ausfallen. Ich hatte mal folgende 2 Fälle:


    - Ein Android-Update hatte mir 2 von 3 Banking Apps geschreddert (örtl. Sparkasse + DKB). Dachte mir, installiere ich die halt neu. Nur, der Aktivierungs-QR-Code aus dem Brief, war ein Einmal-Code. Also bei beiden Geldinstituten erstmal telefonisch einen neuen Aktivierungs-Code anfordern. Hat ca. eine Woche gedauert


    - Gestolpert, Smartphone in der Hand gehabt (Reißverschluss der Jacke hat geklemmt). SIM-Karte war noch ok, aber Display komplett geschreddert. Die Banking-Apps sind aber nicht mit der SIM-Karte verknüpft, sondern mit der Hardware des Smartphones. => Neues Handy kaufen und ebenfalls wieder einen Aktivierungs-Code anfordern. Das war dann auch noch zu der Zeit als die DKB anfing von der alten auf neue App. umzusteigen. Hat dann auch nur 3 Wochen gedauert.


    Ich war dann doch froh, dass ich mehrere Konten habe. :S

  • Balu

    Mehrere Konten ist nicht das Gleiche wie mehrere Broker. ;)

    Und ich muss mich manchmal wochenlang gar nicht in meine Banking App einloggen. Ist ja nur erforderlich, wenn ich mal etwas überweisen muss.

    Ansonsten läuft fast Alles automatisch (Daueraufträge, ETF-Sparpläne, usw.).

  • Nachteil der Verkaufen-und-in-ETF-investieren-Lösung wirkt sich aus, dass der Steuerstundungseffekt verloren geht und die 10.000 EUR Kapitalertragsteuer künftig keine Erträge mehr erwirtschaften können.

    Ich bin der Meinung, dass Steuern immer noch zu hoch bewertet werden. Ja, bei einem Zinssatz von z.B. 3% gehen hier dann 300€ p.a. verloren (gut 200€ vor Steuern). Schade. Aber das muss man doch in Relation sehen zu den

    Wenn alle aktiven Fonds aus der Liste in einer ähnlichen Größenordnung liegen, verliert der Threadstarter durch die um ca. 1,5% höheren laufenden Kosten bei 200.000 EUR Depotvolumen jährlich um die 3.000 EUR.

    Also sehe ich hier doch keinen Verlust, sondern einen jährlichen Gewinn von 2.700€ (vor Steuern)!