Zwei iShares MSCI World ETF sinnvoll?

  • Ich sehe SRI/ESG Filter kritisch. Sie sind nicht wirklich und einheitlich definiert, schließt Unternehmen aus welche aber Teil des Gesamtaktienmarktes sind, egal ob sinnvoll oder nicht. Denn wo fängt sinnvoll an und wer bestimmt das ? Die Rüstungsaktien zum Beispiel sind mit Beginn des Ukraine Krieges gestiegen. Dafür sind andere Aktien gefallen. Die Rüstungsaktien haben dafür andere aufgefangen wenn diese nicht performed haben. Für mich auch eine Definition von Diversifikation zumindest innerhalb der Assetklasse. Warum sollte ich hierauf verzichten ? Es ist nicht nur die bestimmte Anzahl von Unternehmen innerhalb eines ETFS was eine Diversifikation ausmacht sondern auch die darin enthaltenen Branchen. Bei ESG/SRI-FILTER habe ich gefühlt eine tickende Zeitbombe: Sind die Filter nicht mehr erfüllt zum Beispiel weil eben nicht mehr Mann und Frau im Vorstand sondern jetzt 2 Männer so fliegt es aus dem ETF (um mal ein ganz simples Beispiel zu nennen). Möchte man das ? Ein Unnötiges Risiko was nicht entschädigt wird m.E.

    Deswegen sehe ich den msci world esg/sri nicht als diversifiziert an.


    Für gute Dinge im Leben kann man wirklich vieles machen wie das Fahrrad nutzen, spenden etc.

  • Wo ist da logisch der Unterschied? In beiden Fällen wird der MSCI-World als Referenzindex genommen! Einmal im direkten Nachbau und einmal unter Berücksichtigung von SRI-Kriterien.

    In den mir bekannten Fällen - ich habe aber zugegebenermaßen auch nicht sehr viele angeschaut, weil solche grüngetricksten Seelenberuhigungsfonds nichts für mich sind - ist es so eben nicht. Sondern die haben einen auf ESG oder SRI oder Pariser Klinaschutzabkommen getrimmten Index als Grundlage und versuchen eben nicht, den neutralen MSCI World abzubilden.


    Das ist - auch zu allem, was Du nachher geschrieben haben hast - ein fundamentaler Unterschied.

  • In den mir bekannten Fällen - ich habe aber zugegebenermaßen auch nicht sehr viele angeschaut, weil solche grüngetricksten Seelenberuhigungsfonds nichts für mich sind - ist es so eben nicht. Sondern die haben einen auf ESG oder SRI oder Pariser Klinaschutzabkommen getrimmten Index als Grundlage und versuchen eben nicht, den neutralen MSCI World abzubilden.


    Das ist - auch zu allem, was Du nachher geschrieben haben hast - ein fundamentaler Unterschied.

    Vielleicht sollte man dann echt nochmal im Detail auf das Vorgehen von MSCI, die Methodik und die Gewichtungslogiken des MSCI-SRI-Ansatzes schauen, gerade wenn man sich „nicht sehr viele“ angeschaut hat und deshalb Argumente nennt, die einfach nicht zutreffen. Richtig gut finde ich dazu mittlerweile diese Übersicht, in der auf die Methodik der einzelnen Ansätze im Detail eingegangen wird:

    Weltweit per ETF nachhaltig investieren | justETF
    Wie Sie mit ETFs weltweit in nachhaltige Unternehmen investieren: Indexmerkmale und ETF-Kennzahlen von weltweiten Nachhaltigkeits-ETFs, die Sie als ETF-Anleger…
    www.justetf.com


    FTSE geht dabei anders vor als MSCI oder Dow Jones und jeder Index ist anders aufgebaut.


    Bei ESG/SRI-FILTER habe ich gefühlt eine tickende Zeitbombe: Sind die Filter nicht mehr erfüllt zum Beispiel weil eben nicht mehr Mann und Frau im Vorstand sondern jetzt 2 Männer so fliegt es aus dem ETF (um mal ein ganz simples Beispiel zu nennen). Möchte man das ? Ein Unnötiges Risiko was nicht entschädigt wird m.E.

    Deswegen sehe ich den msci world esg/sri nicht als diversifiziert an.

    Viel mehr als „gefühlt“ ist das aber dann doch nicht und ganz sicher keine tickende Zeitbombe! Eben gerade weil über die Selektionslogik ja sichergestellt ist, dass man weiterhin fast identisch über die Branchen und Regionen gestreut bleibt! Bleiben wir bei Tech: Wem Bürgerrechte und unsere Demokratie wichtig sind, der will ggf. weder Google (Alphabet) noch Facebook/Insta (Meta) im Portfolio haben, der kann aber ggf. (ist zumindest bei mir so!) mit Microsoft und Nvidia leben. Beide Unternehmen reichen an der Stelle dann etwas höher gewichtet aus, um den Marktsektor bzw. die Branche abzudecken. Ähnlich im Automobilbereich, wo dann halt Tesla entsprechend höher gewichtet wird. Und eben nicht VW nach den endlosen Diesel-Betrugsskandalen und mit Verbrennungsmotoren, die offensichtlich eh keine Zukunft mehr haben werden. Wenn man im gleichen Maß über Branchen und Regionen diversifiziert ist, und das it die hohe Kunst des Index-/ETF-Bauens an dieser Stelle, warum siehst du das dann als „nicht diversifiziert“ an“?


    Wie ich oben versucht habe darzulegen, ist der Diversifikationsgrad durch die Sektorenlogik kaum geringer und auch das Ausfallrisiko insgesamt mit über 1.000 Unternehmen sehr stark diversifiziert. Wie der Indexverlauf auch über mehrere Jahrzehnte zurückgerechnet zeigt, ist man doch gerade so gut diversifiziert unterwegs, dass es auch im längeren Zeitverlauf kaum Abweichungen zum Ursprungsindex (MSCI-World) gibt. Warum also behaupten, dass sei keine Diversifikation? :/


    Man kann aus Überzeugung gegen SRI/ESG und andere Nachhaltigkeitsansätze sein. Aber die hier genannten Argumente leuchten für mich im Kern dazu nicht wirklich ein…

  • Ich sehe SRI/ESG Filter kritisch. Sie sind nicht wirklich und einheitlich definiert, schließt Unternehmen aus welche aber Teil des Gesamtaktienmarktes sind, egal ob sinnvoll oder nicht.

    Aber nur die bösen! Und ich will schließlich mit meinem Geld nur Gutes tun.


    Ich bin Deiner Meinung: Ein neutraler Ansatz schließt kein Unternehmen aus. Aber viele Leute ticken halt anders. Es gäbe keine SRI/ESG-ETFs, wenn die Leute diese nicht kaufen würden, und ich bin meinen Mitmenschen gegenüber nicht erziehungsberechtigt.

  • Vielleicht sollte man dann echt nochmal im Detail auf das Vorgehen von MSCI, die Methodik und die Gewichtungslogiken des MSCI-SRI-Ansatzes schauen, gerade wenn man sich „nicht sehr viele“ angeschaut hat und deshalb Argumente nennt, die einfach nicht zutreffen. Richtig gut finde ich dazu mittlerweile diese Übersicht, in der auf die Methodik der einzelnen Ansätze im Detail eingegangen wird:

    Weltweit per ETF nachhaltig investieren | justETF Wie Sie mit ETFs weltweit in nachhaltige Unternehmen investieren: Indexmerkmale und ETF-Kennzahlen von weltweiten Nachhaltigkeits-ETFs, die Sie als ETF-Anleger… http://www.justetf.com


    FTSE geht dabei anders vor als MSCI oder Dow Jones und jeder Index ist anders aufgebaut.

    Vielleicht sollte „man“ dann echt nochmal die Links anschauen, die man einstellt. Weil es geht aus dem ja klar hervor, was der Unterschied zwischen den grüngewaschenen Indizes und dem zugrundeliegenden Mutterindex ist. Und dann leuchtet ziemlich unmittelbar ein, was der von mir genannte Unterschied zwischen Index und abbildendem ETF ist. Was Du schreibst, dass diese Dinger den MSCI World treffen wollen, ist schlichtweg einfach und ergreifend falsch. Sie wollen den ihnen zugrunde liegenden grüngewaschenen Index treffen.

  • Was Du schreibst, dass diese Dinger den MSCI World treffen wollen, ist schlichtweg einfach und ergreifend falsch.

    Sehe ich auch so. Warum sollte der SRI dem 'Normalo' hinterherhecheln? Dann müsste er sich ja permanent korrigieren. Die Dynamik der AGs in beiden Indizes korreliert ja nur bedingt.

  • Sie wollen den ihnen zugrunde liegenden grüngewaschenen Index treffen.

    Natürlich will ein ETF den zugrunde liegenden Index treffen.


    Die Frage ist doch, wie dieser Index definiert ist.

    Zitat

    The MSCI ACWI SRI Filtered PAB Index is based on the MSCI ACWI Index [...]


    The index is designed to represent the performance of companies that have high Environmental, Social and Governance (ESG) ratings relative to their sector peers, to ensure the inclusion of the best-in-class companies from an ESG perspective.


    Additionally, the index aims to target sector weights that reflect the relative sector weights of the underlying MSCI Global Investable Market Indexes to limit the systematic risk introduced by the ESG selection process.

    Scheinbar wird die Sektorgewichtung vom Mutterindex übernommen.

  • Vielleicht sollte „man“ dann echt nochmal die Links anschauen, die man einstellt. Weil es geht aus dem ja klar hervor, was der Unterschied zwischen den grüngewaschenen Indizes und dem zugrundeliegenden Mutterindex ist. Und dann leuchtet ziemlich unmittelbar ein, was der von mir genannte Unterschied zwischen Index und abbildendem ETF ist. Was Du schreibst, dass diese Dinger den MSCI World treffen wollen, ist schlichtweg einfach und ergreifend falsch. Sie wollen den ihnen zugrunde liegenden grüngewaschenen Index treffen.

    Meine Güte, du wirfst wirklich vieles durcheinander: Hast du mal auf die Links hinter den jeweiligen Indizes geklickt? Was du schreibst, mag für mache "ESG", "Select" etc. Indizes gelten, für MSCI-SRI sicher nicht! SRI ist wie dargestellt einer der strengsten Indizes, den gibts seit den 1990ern und natürlich folgt er dem MSCI-World (vulgo dem entsprechenden Teil des Weltmarktes nach Marktkapitalisierung)!


    Falls es dich wirklich interessiert hier nochmal als konkreter Link die Gesamtlogik:

    SRI Indexes | MSCI Indexes
    The MSCI SRI Indexes seek to include companies with high ESG ratings to help investors align investments with their ethics as part of socially responsible…
    www.msci.com


    Und noch konkreter die Aussage zum MSCI-World-SRI:

    https://www.msci.com/documents/10199/641712d5-6435-4b2d-9abb-84a53f6c00e4


    Zitat daraus:

    "The MSCI World SRI Index includes large and mid-cap stocks across 23 Developed Markets (DM) countries*. The index is a capitalization weighted index that provides exposure to companies with outstanding Environmental, Social and Governance (ESG) ratings and excludes companies whose products have negative social or environmental impacts."


    Ergo: Large- und Mid-Caps der Industrieländer gewichtet nach Ausschluss durch Marktkapitalisierung ("capitalization weighted") und damit genau nach dem MSCI-World! Was anderes ist für dich denn der MSCI-World, wenn nicht die nach Marktkapitalisierung gewichteten Aktien/Unternehmen eben dieser Industrieländer?


    Wie erklärst du dir denn das Vorgehen von MSCI beim SRI? Lecken die Jungs/Mädels den linken Daumen ab, halten ihn in den Wind und entscheiden dann nach Windrichtung, welche Aktien wie gewichtet werden?



    Wie erklärst du dir, dass der Index seit 2009, also über 1,5 Dekaden (!) von geringfügigen Abweichungen identisch mit dem MSCI-World gelaufen ist? Zufall? Sicher nicht! Schau dir das vorgehen wirklich nochmal an, falls es dich interessiert...


    Sehe ich auch so. Warum sollte der SRI dem 'Normalo' hinterherhecheln? Dann müsste er sich ja permanent korrigieren. Die Dynamik der AGs in beiden Indizes korreliert ja nur bedingt.

    "Hinterherhecheln"? Ernsthaft? Ist dir bewusst, dass die gesamte Systemlogik deines Investments in den MSCI-World (und die der meisten anderen vergleichbaren Indizes/ETFs auch) immer genau das ist? Hinterherhecheln und korrigieren! Und das gleich an mehreren Stellen? Dein Indexanbieter hechelt praktisch mit seinem Index dem Markt hinterher, ohne ihn je längerfristig genau zu treffen! Dein Fonds-Anbieter hechelt dem Index des Indexanbieters hinterher auch hier wieder ohne dauerhaft genau den Index zu treffen! Mein Gott, das ist die Logik von Index-Investments und ETF allgemein... :rolleyes:


    Bei manchen Argumenten hier brauche ich glaube ich echt einen Schnaps... ;)

  • Ein neutraler Ansatz schließt kein Unternehmen aus.

    Aber das ist doch der Witz an der Sache. Weil ich z.B. weltweit diversifiziert anlegen möchte, aber ungern direkt in Firmen wie Lockheed Martin oder ExxonMobil investieren will, kaufe ich einen SRI-World. Das ist – ach was – kein neutraler Ansatz, aber es gibt auch andere Motive bei der Asset-Auswahl als die „reine Lehre“ oder den Wunsch nach Outperformance. Natürlich ist das auch immer ein Kompromiss, das ist aber jegliche Übergewichtung genauso.

  • Aber das ist doch der Witz an der Sache. Weil ich z.B. weltweit diversifiziert anlegen möchte, aber ungern direkt in Firmen wie Lockheed Martin oder ExxonMobil investieren will, kaufe ich einen SRI-World. Das ist – ach was – kein neutraler Ansatz, aber es gibt auch andere Motive bei der Asset-Auswahl als die „reine Lehre“ oder den Wunsch nach Outperformance. Natürlich ist das auch immer ein Kompromiss, das ist aber jegliche Übergewichtung genauso.

    Jeder Anleger legt nach seinem Gusto an. Grüngewaschene ETFs sind beliebt. Die Leute wollen sie kaufen, also werden sie auch angeboten.


    Ich habe oben schon geschrieben, daß die Threadstarterin sich erkundigen möge, ob sie den grüngewaschenen ETF auch als Sparplan bekommt, und wenn ja, zu welchem Preis. Umweltbewußtsein geht schließlich auch durch den Geldbeutel.

  • Bei manchen Argumenten hier brauche ich glaube ich echt einen Schnaps... ;)

    Ja, den nimmst Du Dir … wobei ich bei dem, was Du so von Dir gibst und hier „erklärst“, eher meine, dass Du schon zu viel davon hattest.


    Ich bin hier raus … wenn Du die einfachsten Dinge nicht wahrhaben willst, hilft es auch nichts, dagegen zu argumentieren.

  • Ich bin hier raus … wenn Du die einfachsten Dinge nicht wahrhaben willst, hilft es auch nichts, dagegen zu argumentieren.

    Was genau meinst du? Hast du dir die Aussage/Logik zur Gewichtung der Unternehmen im MSCI-World (SRI) oben mal angegeschaut? Wo siehst du da den Unterschied? Das Vorgehen (Industrieländeraktien gewichtet nach Marktkapitalisierung!) ist im Kern identisch zwischen MSCI-World und MSCI-World-SRI nur eben einmal ohne und einmal mit vorherigem Ausschluss...

  • Was genau meinst du? Hast du dir die Aussage/Logik zur Gewichtung der Unternehmen im MSCI-World (SRI) oben mal angegeschaut? Wo siehst du da den Unterschied? Das Vorgehen (Industrieländeraktien gewichtet nach Marktkapitalisierung!) ist im Kern identisch zwischen MSCI-World und MSCI-World-SRI nur eben einmal ohne und einmal mit vorherigem Ausschluss...

    Okay, noch ein Anlauf. Ich versuche, den Punkt nochmal aufzudröseln:


    1. Dass es im grds. Vorgehen identisch ist, ist unbestritten: Es handelt sich um Industrieländeraktien, die nach Marktkapitalisierung gewichtet werden.
    2. Aber das grds. Vorgehen ist auch beim Spaghetti- und beim Nudelkochen gleich: Kohlenhydrathaltige Beilagen werden in kochendes Wasser gegeben und verbleiben dort, bis sie fertig sind. Dennoch kommen da unterschiedliche Sachen raus.
    3. Bei einem davon werden teils konkrete Unternehmen, teils komplette Branchen kurzerhand rausgeworfen, nicht berücksichtigt. Stellen wir uns das im vergangenen Jahr mal vor mit einem Ausschluss von NVIDIA und zwei, drei anderen Überfliegern: Selbst wenn dann der US-Anteil identisch wäre, die Performance wäre eine gänzlich andere.
    4. Das ganze bedeutet einfach eine signifikante Abkehr vom Prinzip eines marktneutralen, prognosefreien Abbilden des Marktes. Man nimmt die Welt nicht mehr so, wie sie ist - sondern pickt sich seinen Anteil daran heraus, den man gerade will. (Dass auf den herausgepickten Anteil dann die Prinzipien des marktneutralen Investierens angewandt werden, ist dabei sekundär!)
    5. Und schließlich ist es so, dass die Grün gewaschenen ETFs eben versuchen, solche nicht-neutralen Indizies abzubilden - und eben nicht so, wie Du oben geschrieben hast, dass die den normalen MSCI World abbilden.

    Um es nochmal pointiert zusammenfassen: Eben das, was Du am Ende so lapidar schreibst („nur eben einmal ohne und einmal mit vorherigem Ausschlusss“) macht einen fundamentalen systematischen Unterschied!

  • Ich glaub wir verlieren uns hier in der Nudelsuppe, aber gehen wir deine Punkte mal durch:

    Dass es im grds. Vorgehen identisch ist, ist unbestritten: Es handelt sich um Industrieländeraktien, die nach Marktkapitalisierung gewichtet werden.

    Ok, damit ist klar, dass der Unterschied nicht sehr groß sein dürfte, wenn wie oben von Hornie zitiert sich die Indizes am Mutterindex ("underlying index") orientieren sowohl was die Sektorgewichtung angeht als auch bezüglich des grundsätzlichen Vorgehens (Marktkapitalisierung Industrieländer, mein Zitat oben), nur eben auf Basis einer reduzierten Anzahl an Unternehmen/Aktien...


    Aber das grds. Vorgehen ist auch beim Spaghetti- und beim Nudelkochen gleich: Kohlenhydrathaltige Beilagen werden in kochendes Wasser gegeben und verbleiben dort, bis sie fertig sind. Dennoch kommen da unterschiedliche Sachen raus.

    Der Vergleich hinkt: Du müsstest aus einer vollen Packung Nudeln eher die vergammelten Nudeln einzeln raussammen, die noch genießbaren kochen und damit ein Essen zaubern, das genau so viele Leute genau so satt macht, wie dein geplantes Essen! ;)

    Alchemie? Weniger! Eher wie oben geschrieben die hohe Kochkunst des Index-/ETF bauens, die sich zwischen beidem (also Index-Bauen und ETF-Bauen) wie gesagt im Kern nicht so sehr unterscheidet...


    Bei einem davon werden teils konkrete Unternehmen, teils komplette Branchen kurzerhand rausgeworfen, nicht berücksichtigt. Stellen wir uns das im vergangenen Jahr mal vor mit einem Ausschluss von NVIDIA und zwei, drei anderen Überfliegern: Selbst wenn dann der US-Anteil identisch wäre, die Performance wäre eine gänzlich andere.

    Nein, beim SRI werden eben gerade nicht komplette Branchen pauschal und kurzerhand rausgeworfen! Es werden Sektoren gebildet (auch Branchen-übergreifend) und in den Sektoren wird dann aussortiert. Wie in den Methodik-Ansätzen dazu nachzulesen, versucht man in jedem Sektor zumindest 25% der besten Unternehmen dieses Sektors zu erhalten. Dabei hat man in der Regel die Überflieger der Branchen dabei, die Branchen an sich korrelieren in sich auch so stark, dass es reicht, Teile davon im Index zu haben. Und klar, die Abweichungen kommen durch die geringen Performance-Abweichungen der Unternehmen zu stande, die dann zu jedem Zeitpunkt a) im Index oder b) nicht im Index waren. So what? Wie man im Verlauf oben über 15 Jahren sieht, bewegt sich die Abweichung fast schon im Bereich der Tracking-Errors der ETFs. Das gleicht sich also über den Gesamtindex und die Zeit massiv aus und ist deshalb in meinen Augen echt zu vernachlässigen. Wie gesagt: Bei über 1.000 Unternehmen über mehrere SRI-ETFs gleicht sich das dann ja noch mehr aus, sodass der Unterschied zu einem ACWI-IMI bei jeweils gleicher Komponentengewichtung nahe Null ist. Warum daher schlaflose Nächte oder Bauchschmerzen auf Grund der zu großen Portion Nudeln?


    Das ganze bedeutet einfach eine signifikante Abkehr vom Prinzip eines marktneutralen, prognosefreien Abbilden des Marktes. Man nimmt die Welt nicht mehr so, wie sie ist - sondern pickt sich seinen Anteil daran heraus, den man gerade will. (Dass auf den herausgepickten Anteil dann die Prinzipien des marktneutralen Investierens angewandt werden, ist dabei sekundär!)

    Die Abkehr ist gerade nicht signifikant, eben weil durch die geschickte Gewichtung der Sektoren verhindert wird, dass der Korb an Aktien, in den man Investiert, nennenswert vom Korb der Aktien abweicht, in den man beim MSCI-World investiert! Oder sollte ich besser schreiben "Nudeltopf"...?


    Man pickt sich eben keinen Teil raus, den man gerade will! Man haut nur den Teil des Nudeltopfes in den Abfluss, den man wirklich nicht möchte und kocht aus dem Rest das, was man möchte! Und das ist dann wie gesagt vom Ergebnis her gesehen praktisch identisch mit dem geplanten Nudelteller, auch wenn die Zusammensetzung und der Kochvorgang geringfügig variiert.


    Und schließlich ist es so, dass die Grün gewaschenen ETFs eben versuchen, solche nicht-neutralen Indizies abzubilden - und eben nicht so, wie Du oben geschrieben hast, dass die den normalen MSCI World abbilden.

    Natürlich nicht, aber wenn der World-SRI-ETF den World-SRI-Index abbildet, der widerrum (bereinigt gemäß der Ausschlusskriterien) den World-Index abbildet, dann ist das was?


    Genau, eine ziemlich genaue Annäherung an den Weltmarkt (MSCI-World!) bzw. den Mutterindex / Urspungsindex / "underlying Index" und vom Ergebnis her zu 98% das, was man essen wollte! Nur eben ohne den größten Schmutz dieser Erde auch noch auf dem Nudelteller zu haben... ;)


    Ich mein, wenn man das Vorgehen von Index-Anbietern und ETF-Anbietern verstanden hat und für sich akzeptiert: Wo ist denn dann noch der große Unterschied? Man reduziert die Auswahl der Aktien halt letztlich etwas, bildet aber immer noch den Weltmarkt ab! Und das mit einer Abweichung, die wie gesagt fast schon im Bereich der Tracking-Differenz von ETFs liegt, also mal geringfügig drunter und mal geringfügig drüber liegt, das Ziel aber ansonsten voll erreicht!


    Welche Nudel genau bleibt einem dabei dann im Hals stecken? Ich seh irgendwie das schlagende Argument noch nicht... :/

  • Okay, ich komme auf den Punkt zurück, den ich schon oben hatte: Da es mir wurscht ist, wie Du die Welt siehst, stelle ich meine Beiträge hier in diesem Thema ein.

    Das ist schade, denn je länger ich über die Nudel-Analogie nachdenke, desto klarer wird mir der eigentliche Punkt der guten italienischen Küche: Angenommen wir peilen beide als Ziel und Messlatte einen Teller Spagetti-Carbonara an, dann wäre die Frage, wie machen wir das?


    Du Kaufst möglichst viele Zutaten und dabei alles, was der Weltmarkt so zu bieten hat (Analogkäse, Speck mit künstlichem Raucharoma und Antibiotika , mit Fipronil belastete und durch carotinoide verfärbte Eier, Mehl für die Nudeln voller Glyphosat, Stabilisatoren, Emulgatoren, u.s.w.). Du kochst nach deinem Rezept und das Ergebnis ist ein Teller Carbonara!


    Ich sag mir: Ich beschränk mein Rezept auf weniger und dafür bessere Zutaten, von denen ich dafür mehr verwende (Basics wie Bio-Eier, Pecorino u.s.w.) und auch mein Ergebnis ist ein Teller Carbonara! Nur eben mit zahlenmäßig weniger aber dafür qualitativ besseren Zutaten in etwas höherer Menge und einem Gesamtergebnis, dass


    a) exakt einem Teller Carbonara entspricht (siehe Index-Abweichung oben!) und


    b) mir persönlich und uns allen deutlich besser bekommt, einfach weil man den größten Mist im Kochprozess rauslässt und sich auf die guten Zutaten beschränkt, von denen man halt etwas mehr verwendet. Mehr gute Zutaten beim praktisch gleichen Essen sozusagen!... ;)


    Viel Glück weiterhin!

    Danke und guten Hunger! :thumbup:

  • PS: Ob Brecht bei "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral" wohl Spagetti Carbonara im Hinterkopf hatte...?

    Schwer zu beurteilen, aber die stark filternden SRI-ETFs sind und bleiben für mich aus den o.g. Gründen und auch auf Grund des systematischen Aufbaus ein guter Kompromiss zwischen a) dem Fressen und b) der Moral..! ;)