Wie findet man seine Strategie und Assetallokation?

  • Wie in einem anderen Thread beschrieben, habe ich ziemlich Chaos in meinem Depot.


    Aktuell sind es noch 7 ETF, ich hatte mal noch zwei weitere. 1x World, 2x Dividendenfokus, 2x Small Caps (US und Europa), 1 Europa SRI, 1x Emerging Markets.


    Ich denke es liegt daran, dass ich auf Social Media ständig von neuen Strategien bombardiert werde, die mir dann kurzfristig zusagen, und zack wird ein neuer ETF gekauft.

    Aktuell finde ich die Strategie der monatlichen Ausschüttung ganz gut.

    Und als nächstes steht noch der Kauf eines Geldmarkt ETF an für den risikolosen Teil. Also wird es eher wieder mehr.


    Zu den üblichen Strategien gehören:


    70/30 Portfolio (World/EM)

    50/30/20 Portfolio (World/EM/Europa)

    1-ETF Lösung

    ESG und SRI Fokus

    BIP Gewichtung mit Regional ETFs

    Gewichtung nach KGV (wie Global Portfolio One)

    Faktorprämien dazu mischen

    Small Caps ja/nein?

    Dividendenstrategie bzw. Einkommensinvestor

    REITs

    Options ETF (JPGL)

    Krypto

    Edelmetalle

    3*10 Strategie von Finanztip

    Safe Asset Floor oder traditionelles Rebalancing?


    Alles scheint valide und gut zu sein, insbesondere weil niemand weiß was die Zukunft bringt.


    Aber wie findet man seine Strategie, also insbesondere die Aufteilung im risikobehafteten Teil? Wie definiert man für sich eine Strategie bzw. Assetallokation, die man auch mal 10 Jahre durchhält?

    Wie soll ich mir selbst gegenüber argumentieren, dass z.B. 30% Emerging Markets besser sind als 10% oder 0%, wenn selbst die Experten uneinig sind?


    Ich kann mit meiner Aufteilung zwar gut schlafen, aber sie folgt selten einem Plan.

    Bzw. ich kann mir selbst nicht erklären, warum genau das der beste Plan für mich sein sollte. Ich könnte ja auch noch einen Momentum ETF kaufen, die historischen Zahlen sehen immerhin gut aus, warum also nicht?


    Muss ich mich noch mehr bilden, z.B. Studien zu Faktoren lesen?


    Muss ich irgendwie das Rendite-Risiko Verhältnis meiner Allokation ermitteln und daraus Schlüsse ziehen, wie ich es optimieren kann?


    Macht man die Strategie vom Anlagehorizont abhängig?


    Betreibt man mentale Buchführung, dass man z.B. sagt das Geld aus dem Bausparer steckt im Small Cap ETF und den verkaufe ich in 5 Jahren für eine Photovoltaik Anlage?


    Hängt die Assetallokation vom Alter ab, also sollte man als älterer Mensch z.B. mehr Gold haben?


    Vielen Dank für eure Gedanken!

  • Die einzige richtige Antwort ist, dass es keinen perfekten Weg gibt. Welche Strategie überlegen war, weiß man erst hinterher. Und ob man sich mit der gewählten Strategie auch in schlechten Zeiten wirklich wohlfühlt, weiß man auch erst danach.

    Ich würde als Kernprinzip die Sache einfach halten. Es bringt einfach wenig, jedem Trend hinterherzulaufen. Historisch betrachtet schneidet das MCAP-Portfolio ziemlich gut ab, entsprechend würde ich das als Basis nehmen. Bei Wunsch noch ein paar Smallcaps dazu und das war es.


    Darauf aufbauend kann man natürlich noch gewisse Steueroptimierung betreiben, wie z.B. das 3x10

  • Wie soll ich mir selbst gegenüber argumentieren, dass z.B. 30% Emerging Markets besser sind als 10% oder 0%, wenn selbst die Experten uneinig sind?

    Es geht auch nicht darum, was besser ist. Was in der Zukunft das Optimum sein wird, weiß sowieso niemand. Es geht vielmehr darum, dass du für dich eine Entscheidung triffst mit der du dich wohl fühlst und die du die nächsten Jahre und Jahrzehnte durchziehst. Denn einer der größten Fehler wäre, immer einem neuen Trend hinterherzulaufen und ständig umzuschichten. Dann wirst du definitiv ein schlechtes Ergebnis haben. Wenn du für dich nicht begründen kannst, ob z.B. 30%, 10% oder 0% EM das Beste sind, dann ziehe entweder ein Los oder richte dich nach der Marktkapitalisierung. Das wäre wahrscheinlich sowieso das beste für dich, einfach eine 1-ETF-All-World-Lösung nach Marktkapitalisierung und fertig. Damit kannst du keine Fehler machen. Die allgemeine Finanzpornographie auf Youtube und Co. muss du einfach ignorieren.

  • habe ich ziemlich Chaos in meinem Depot.

    Das würde ich nach dem Überfliegen von Nr. 1 so ähnlich sehen. Eher ein Sammelsurium denn eine klare Struktur.

    dass ich auf Social Media ständig von neuen Strategien bombardiert werde, die mir dann kurzfristig zusagen, und zack wird ein neuer ETF gekauft.

    Dazu gehören aber doch immer zwei Seiten sprich "It takes two to tango" ... ?!


    Ganz generell hierzu

    risikolosen Teil.

    Im Bereich "Finanzen" gibt es nach meinen Erfahrungen weder irgendwelche "Sicherheiten", noch "Garantien" - und demzufolge denknotwendig auch keinen "risikolosen" Teil im Depot bzw. Portfolio. Im besten Fall nur "risikoarme" Anteile - die dann aber in der Regel anderen Risiken ausgesetzt sind, als die "risikoreichen" Anteile.


    Es empfiehlt sich generell seine Mittel (sein Vermögen) als Ganzes zu betrachten und zu bewerten - also von A wie Altersvorsorgeansprüche und/oder A wie Aktien bis W wie Wertgegenstände. Und nicht Einzelteile davon isoliert zu betrachten und in ihrer Entwicklung zu bewerten.


    Aus meiner Sicht sind übrigens die einzigen Sicherheiten der Tod, die Steuern und die Inflation. Neben den eigenen Unzulänglichkeiten natürlich.

    Aktuell finde ich die Strategie der monatlichen Ausschüttung ganz gut.

    Kenne ich eher von gesetzteren und/oder älteren Menschen oder solchen, die zwecks früherem Ausstieg aus dem Erwerbsleben auf regelmäßige (monatliche) Erträge sprich Zuflüsse setzen.


    Wenn es denn der Motivation dient, kann das aber generell eine überlegenswerte Vorgehensweise sein.

    Assetallokation, die man auch mal 10 Jahre durchhält?

    Eine individuell passend eingestellte "Strategie bzw. Asset-Allocation" (sowohl die objektive als auch die subjektive Risikotragfähigkeit sprich Risikotoleranz betreffend) sollte vom Ansatz her so robust sein, daß man diese möglichst auch über Jahrzehnte hinweg "durchhält".

    Hängt die Assetallokation vom Alter ab

    Nicht bei allen. Bei manchen aber durchaus. Zum einen, weil einige generell zwischen Vermögensaufbau und Vermögenserhalt samt der Vorgehensweise unterscheiden. Zum anderen, weil manche dem Motto folgen "If you have won the game, stop playing". Dazu kommt, daß nicht wenige auch einen generellen Unterschied machen zwischen einer Zeit mit Humankapital (Erwerbsleben) und einer Zeit ohne Humankapital (Alter bzw. Rente).


    Ganz generell nochmals hierzu

    Wie definiert man für sich eine Strategie bzw. Assetallokation, die man auch mal 10 Jahre durchhält?

    Vermutlich nicht via Social Media Konsum ...


    Nach meinem Dafürhalten: Indem man sich selbst ein Urteil bildet über unser Geldsystem, die Vorgehensweise von Staaten (als Inhaber des Geldmonopols) und insbesondere von staatlichen Notenbanken, politisch motivierten Aktionen (Beispiel: Europäische Einheitswährung) usw. Ein Blick in die Geld-, Währungs- und Finanzgeschichte (sowie in die Historie von Währungsunionen) kann dabei hilfreich sein.


    Aus diesem eigenen Bild samt eigener Einschätzung ergibt sich dann auch eine im Einzelfall schlüssige Asset-Allocation.

    Alles scheint valide und gut zu sein

    Das gilt auch für die meisten Speise- und Getränkekarten in meinen Lieblingsrestaurants ...

    Trotzdem bestelle ich nicht alles aus der Karte sondern stelle mir mein Menü in aller Regel selbst zusammen. Die Methode "a la Carte" scheint mir auch bei dem Thema Finanzen die beste Vorgehensweise zu sein ...


    Apropos valide und gut: Der erste Schritt (nach der Versicherungsseite - Versichern kommt vor dem Investieren - und nach dem Aufbau einer Rücklage für Notfälle) wäre für mich die generelle individuelle Aufteilung (Strukturierung) "risikoreich" vs "risikoarm" - bevor man sich mit konkreten Vehikeln der Umsetzung für diese beiden Anteile beschäftigt.


    Nach dem Überfliegen Deines Beitrags Nr. 1 konnte ich beispielsweise nichts dazu finden (oder habe es überlesen), wie Du diese Gewichtung für Dich definiert und eingestellt hast. Das nur am Rande und in Sachen Struktur.



    Gute Gedanken und dann ebensolche Finanz-Entscheidungen wünsche ich !

  • Danke für euren Input!


    Sovereign die Struktur des risikoarmen Teils finde ich relativ einfach: Tagesgeld und ggfls. Anleihen ETF.

    Ich habe dessen Höhe für mich so festgelegt, dass es für ca. 12 Monate reichen sollte. Das ist aber auch mehr oder weniger willkürlich.


    Beim risikobehafteten Teil gibts halt leider die Qual der Wahl und darauf bezog sich mein Thema vorwiegend.

  • Hallo.


    Vielleicht wäre es überlegenswert, den Intake an Informationen zu begrenzen. Langfristiges Investment muss nicht aussehen wie Daytrading.


    Helmut Kohl hat "ausgesessen", Gerhard Schöder hatte die Politik der "ruhigen Hand", Angela Merkel die der "kleinen Schritte", nur so als Inspiration. Eine "Kanzler-Strategie" muss nicht für jeden passen. 8)

  • So unterschiedlich kann das sein. Den Aktienteil finde ich ziemlich einfach. Die ganze Welt. Es stellt sich für mich nur die Frage ob nach

    a) MarketCap, also ACWI IMI oder FTSE All-World (einfach, 1 ETF, und funktioniert), folgt dem Markt und seinen Trends. Man nimmt die Trends mit, leidet aber auch, wenn diese "Blasen" platzen etwas mehr

    b) Eqal Weight (3 ETF notwendig und dann nicht ganz EW, MSCI World EW 70%, MSCI SmallCap 15%, MSCI EM 15%)

    c) für unentschlossene 50/50 a und b. Also 35% MSCI World EW, 35% MSCI World, 15% SC und 15% EM


    Welche der drei Varianten Du wählst, wird auf 25 oder 30 Jahre kaum einen Unterschied machen. Es geht da eher um Nuancen. Im Zweifel die Einfachste wählen.


    Dividenden, SRI, ESG Faktoren, BIP usw. sind nix für mich.


    Muss ich irgendwie das Rendite-Risiko Verhältnis meiner Allokation ermitteln und daraus Schlüsse ziehen, wie ich es optimieren kann?

    Nein, wenn Du es machst, wie beschrieben hast Du den Aktienteil effizient abgebildet, dauerhaft.


    Betreibt man mentale Buchführung, dass man z.B. sagt das Geld aus dem Bausparer steckt im Small Cap ETF und den verkaufe ich in 5 Jahren für eine Photovoltaik Anlage?

    Ja, das eine Geld dahin, das andere dorthin. Was soll das sonst sein? Einzahlungen und Entnahmen erfolgen stets in oder aus der Gesamtvermögensallokation. Oder für mittelfristige Ausgaben vieleicht gesondert ansparen? SmallCaps sind keine kurz oder mittelfristige Anlage.

    Muss ich mich noch mehr bilden, z.B. Studien zu Faktoren lesen?

    Kannst Du machen. Ich würde lieber nochmal "Ihre Finanzen fest im Griff" von Prof. Weber lesen und verstehen. Sonst hast Du irgendwann noch mehr Chaos. Das führt leicht zu Fehlern.

    Ich kann mit meiner Aufteilung zwar gut schlafen, aber sie folgt selten einem Plan.

    Bzw. ich kann mir selbst nicht erklären, warum genau das der beste Plan für mich sein sollte. Ich könnte ja auch noch einen Momentum ETF kaufen, die historischen Zahlen sehen immerhin gut aus, warum also nicht?

    Weil Du den Markt nicht systematisch und zuverlässig schlagen kannst. Und weil die beiden o.g. Strategien Dir die Marktrendite bringen werden. Mehr geht halt nicht oder nur per Wette/Glücksspiel und dann zufällig und nicht auf Dauer.


    Hör auf Dich verrückt zu machen und Dich zu verzetteln.


    Viel schwieriger finde ich den risikoarmen Teil und vor allem die passende Level 1 Allokation zu finden. (wie geht man mit mittelfristigen Ausgaben um, wieviel Risiko kann und will man tragen, wie wichtig ist Planbarkeit, wieviel Verlust hält man aus...)


    Also zum Aktienteil würde ich keine Gedanken mehr verschwenden. Wenn jemand eine Möglichkeit gefunden hätte den Markt zu schlagen, würde er Dir die Strategie nicht verraten und wäre der reichste Mensch der Erde.


    Level1 Allokation festlegen, dabei das Gesamtvermögen ganzheitlich betrachten, situative Entscheidungen vermeiden und ab die Post. Lange durchhalten, eisern und stoisch und damit 85% der Privatdepots benchmarkadjustiert und wahrscheinlich 98% aller Privatpersonen in Sachen Gesamtvermögensrendite outperformen. Das muss dann reichen.


    Nur meine bescheidene Meinung, keine Anlageempfehlung. Muss jeder selbst wissen.

  • Beim risikobehafteten Teil gibts halt leider die Qual der Wahl und darauf bezog sich mein Thema vorwiegend.

    Entscheiden, Auswählen und dabei bleiben, ist nicht immer ganz einfach, aber lernbar.

    Bist du verheiratet/verpartnert? Da suchst du auch nicht jeden Tag was Neues.

    Hast du ein Auto, was machst du, wenn dein Nachbar einen schöneren Knopf im Innenraum hat oder der andere Wagen eine schönere Farbe hat? Jedes Mal wechseln?


    Wenn der Bauch sagt, "da ist was Schöneres,...", dann mit dem Kopf ´ran und Vor- und Nachteile einer möglichen neuen Entscheidung überlegen. Ist halt wie im richtigen Leben ;)

  • Uuuh... Equal Weight... Ja das hatte ich vergessen aufzulisten. Damit habe ich mich auch schon beschäftigt 😉.


    Also Gerd Kommer behauptet ja schon, dass man den Markt systematisch mit Faktorprämien schlagen kann. Das trägt dann auch dazu bei (m)eine simple mcap Strategie in Frage zu stellen.


    85-98% outperformen 😄? Unrealistisch. Gefühlt investiert fast jeder am Aktienmarkt und die meisten in einen Welt ETF und damit wohl besser als ich. Naja ich glaube immerhin ca. 18% der erwachsenen Deutschen.

  • 85-98% outperformen 😄? Unrealistisch. Gefühlt investiert fast jeder am Aktienmarkt und die meisten in einen Welt ETF und damit wohl besser als ich. Naja ich glaube immerhin ca. 18% der erwachsenen Deutschen.

    Nur ca. 18% investieren u.a. Fonds und Aktien, die meisten aber nicht ausschließlich. Ausschließlich am Kapitalmarkt wahrscheinlich keine 10% davon. Also sind nur 1,8% überhaupt in der Lage eine vernünftige Anlage am Kapitalmarkt zu schlagen. Davon sind aber noch einige in aktive Fonds. Der Rest könnte es schaffen die Marktrendite der Benchmarkt erreichen, aber laut aktueller Studie von Traderepublic liegen 85% der Anleger dort (und das sind meist ETF affine Kunden) unter der passenden Benchmarkt (Market Timing, Dividendenstrategien, Trendthemen, Einzeltitel...) . Auch andere Studien (auch aus anderen Ländern) kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Am Ende sind wir dann bei über sicher 95% die es nicht schaffen. Aktuell liegst selbst Du aller Wahrscheinlichkeit hinter einer passivem Benchmark (Dividenden, Hin und her? usw.).


    Nein, ich denke wirklich, dass kaum ein realer Anleger in Deutschland auf mittlere oder lange Sicht im gesamten Aktienteil die Marktrendite einfährt. Auch denke ich, dass die allermeisten es nicht schaffen die Gesamtvermögens-Rendite zu erreichen, die Du bei entsprechender Allokation und stoischem Durchhalten erreichen wirst. 82 Millionen kapitalbildende Versicherungen, 4 Billionen in Bankeinlagen usw. Ich denke nicht, dass ich mit meiner Einschätzung krass daneben liege.


    Faktorprämien sind kontrovers diskutiert. Aber, selbst, wenn es sie gibt und sie sich nicht gegenseitig aufheben, ist die überwiegende Meinung die, dass es sich um Risikoprämien handelt. Das würde sie von allen Strategien denen keine Risikoprämie gegenübersteht (Dividenden, ESG, Einzeltitel, Sektorwetten..) unterscheiden. Jedoch führt eine Risikoprämie zu einer (prämierten) Erhöhung des Risikos. Da Du nicht 100% Aktien fahren möchtest wäre es sinnvoller die Aktienquote entsprechend zu erhöhen, anstatt zur Risikosenkung die Aktienquote zu verringern um dann Faktorprämien zu bespielen, die das Risiko wieder erhöhen. Während Faktorprämien umstritten sind, ist es die Equity Prämie nicht. Warum also nicht einfach diese vereinnahmen und die Aktienqote etwas erhöhen?!

    Du bist auf der Suche nach der Superdupermegalösung, willst smarter sein, als die anderen und im Freundeskreis mit toller Story punkten. Glaube mir da gibt es eine ganze Industrie die die sucht. Milliardenschwere Investmenthäuser usw. Wenn Du denkst, Du bist besser, dann los.


    Mein Tipp: Zwei Depots. Ein "richtiges" aus ACWI IMI und passender GM/Anleihenquote. Und dann 1-2% des jetzigen Vermögens in ein Depot mit einem Reit, einem BDC, einem Nasdaq CoveredCall ETF, einem KI Unternehmen und ein ganz fancy Unternehmen Deiner Wahl. Bespart wird das andere und nachgeschossen wird in das fancy- Depot nie. Im Freundeskreis hast Du immer eine passende Story zu erzählen und der Vermögensaufbau funktioniert trotzdem. (Ironie verstanden?)


    Was ist Deine Sorge? Die letzten 0,0x Prozent zu verpassen? Was überzeugt Dich nicht? Wo sind Zweifel?

    Eines der größten Renditehemmnisse liegt nicht im Depot, sondern sieht es sich an.


    Überlege einfach mal, ob es nicht smart wäre den Markt zu kaufen und von allen Marktteilnehmern zu profitieren, die die eine oder andere Strategie fahren. Das währe ein FTSE All World oder ACWI IMI.


    Einzige andere Chance, die ich sehe ist Du musst schaffen, was Buffet geschafft hat. Du musst einen Investmenttrend setzen, dem Millionen von Anlegern folgen. Dann kannst Du kaufen, was Du willst, denn, wenn es öffentlich wird kaufen es viele. Das hat beim ihm lange funktioniert.


    Und wenn Du denkst Aktienmarktimvestment kann nicht so einfach sein, dann hast Du Recht. Du musst nämlich einen signifikanten Anteil des Vermögens und der Sparplanrate in einen der beiden Indizes stecken und das über lange Zeit beharrlich. Du darfst Dich nicht von Influencern beeinflussen lassen, in Krisen abspringen, immer neue Strategien verfolgen und kannst nicht mit tollen Stories Punkten. Das alles ist so schwer, dass es kaum jemand schafft.

  • Also Gerd Kommer behauptet ja schon, dass man den Markt systematisch mit Faktorprämien schlagen kann.

    Und bietet „praktischerweise“ auch gleich den passenden ETF dazu an…


    Mein Tipp: Zwei Depots. Ein "richtiges" aus ACWI IMI und passender GM/Anleihenquote. Und dann 1-2% des jetzigen Vermögens in ein Depot mit einem Reit, einem BDC, einem Nasdaq CoveredCall ETF, einem KI Unternehmen und ein ganz fancy Unternehmen Deiner Wahl. Bespart wird das andere und nachgeschossen wird in das fancy- Depot nie. Im Freundeskreis hast Du immer eine passende Story zu erzählen und der Vermögensaufbau funktioniert trotzdem. (Ironie verstanden?)

    Ganz unironisch: Wenn es jemandem wie dem Threadstarter schwerfällt, sich nur für einen ETF zu entscheiden und er alle möglichen anderen Wetten und Hype-Themen nicht loslassen kann, wäre ein kleines isoliertes „Zocker-Depot“ doch immer noch besser als mit dem ganzen Vermögen bzw. der ganzen Sparrate jedem Hype hinterherzulaufen.


    csh Wenn es Dir hilft, mach das so. Such Dir einen (!) weltweiten (!) marktbreiten (!) ETF aus (z.B. FTSE All World oder ACWI oder ACWI IMI), da gehen 95% Deines Vernögens und Deiner Sparrate rein. Mit den restlichen 5% gibst Du Dir selbst die Erlaubnis nach Herzenslust in einem separaten Unterdepot rumzuprobieren und zu zocken. Alternativ (noch etwas strenger): Es gibt einen einmal festgelegten Betrag X für Hype-Themen und Zockerei, mit dem kannst du experimentieren, aber es wird nichts nachgeschossen, alle neuen Sparraten gehen ausschließlich in den einen Welt-ETF.


    Vielleicht hilft Dir das, langfristig mit dem ganz überwiegenden Großteil Deines Vermögens nicht immer dem neuesten Hype hinterherzulaufen.

  • Also ich denke nicht, dass ich Hype Themen hinterherlaufe, außer ESG vor einiger Zeit.

    Auch versuche ich nicht irgendwelche Stories erzählen zu können, für Investitionen interessiert sich in meinem Umfeld eh niemand.

    Ich glaube auch nicht, dass ich den Markt schlagen kann.

    Aber trotzdem treffen Menschen Investitionsentscheidungen. Und ich finde es interessant, wie man dazu kommt.


    Wenn ich mich z.B. frage, ob ich in Edelmetalle investieren soll, versuche ich mich darüber zu informieren. Also lese ich ganz viel und bilde mich (mal mehr mal weniger gut) im Internet.

    Also lese ich z.B. erstmal einen Beitrag auf Finanztip: Ok, 5-10% kann man machen. Wenn ich danach ein Interview mit Markus Krall sehe, bräuchte ich aber ganz viel Gold.

    Gleiches mit Rohstoffen oder Small Caps: Herr Weber vom Arero Fonds meint Rohstoffe sind gut und Small Caps bringen nichts.

    Herr Kommer meint genau das Gegenteil.


    Einerseits muss man sich bilden, andererseits macht man sich nur verrückt und es bringt Verunsicherung, weil jeder was anderes empfiehlt.


    Ich versuche es jetzt zukünftig einfach zu halten. Danke für eure Beiträge.

  • Das verstehe ich und es ist eine grose Herausforderung unserer Zeit. Im Netz hat jeder die Möglichkeit seine Meinungen, Thesen, Weltanschauungen etc zu bereiten. Nicht nur im Bereich Finanzen.


    Damit als Konsument und Bürger richtig umzugehen ist schwierig aber sehr wichtig.


    Man kann zunächst schauen:

    1. Thesen, Meinungen und Weltanschauung, Anekdotische Evidenz nicht mit Fakten, allgemeinen wissenschaftlichen Erkenntnissen verwechseln

    2. Wem nützt es?

    3. Wer verbreitet das und welche Qualifikation besitzt er/sie

    4. Welches Ziel verfolgt er/sie

    5. Decken sich die Aussagen mit dem allgemeinen wissenschaftlichen Kontext

    6. Nutzt er/sie psychologische Fallen (Plausibilitätsfallen, spielt er mit Ängsten usw.)

    usw.


    Sozial Media sollte zunächst nur als Unterhaltung gesehen werden, nicht als Informationsquelle.


    Ich prüfe manchmal 2 oder 3 Thesen, tauchen hier schon Ungereimtheiten auf, ist er/sie raus.


    Darüber hinaus muss man sich selbst fragen, wo man geeignete belastbare Informationen bekommen kann. Das können sein:

    1. Unabhängige Institutionen (Finanztip ist eine Stiftung, Stiftung Warentest...)

    2. Anerkannte wissenschaftliche Erkenntnisse die von der Fachwelt allgemein anerkannt sind(nicht eine Studie von irgendeinem Dr.!)

    3. Andere vertrauenswürdige Quellen.


    Wenn dann Finanztip und die Verbraucherberatung zum Beispiel ein und die selbe Meinung vertreten, ist das ein erster Indikator. Wenn ein Prof. Walz als Uni-Prof ohne eigene finanzielle Interessen (außer die Bücher, aber ich weiß, dass man damit nicht reich wird) etwas sagt, ist das für mich glaubwürdiger, als die Aussage eines Crashpropheten.


    Wenn Nobelpreise vergeben wurden zu Portfoliotheorien, Effizienz der Märkte usw dürfte da auch was dran sein.


    Am Ende ist es aber fast immer so, dass es keine eine Wahrheit gibt. Es ist immer auch eine Frage der persönlichen Weltanschauung, Persönlichkeit, Ziele usw. Man darf gerne konträrer Meinung sein.


    Wenn man hinter jede Aussage eines anderen zunächst "sagt er" gedanklich ergänzt hilft das schon nicht zu schnell reinzufallen.


    Manchmal hilft es auch möglichst bei den Basics anzufangen und sich simple Fragen zu stellen. Solche könnten sein:


    1. Warum macht es dann nicht jeder?

    2. Trat das beschriebene Phänomen auch in der Praxis auf? Decken sich die Aussagen mit der Praxis?

    3. Kann das sachlogisch funktionieren

    4. Was sagt die Fachwelt dazu und warum

    5. Was ist das Ziel der Aussage

    6. Wem nützt es

    7. Gilt das auch für die Zukunft

    ...


    Ein Patentrezept kenne ich nicht.


    Aber, wenn Du die nächsten 30 Jahre immer wieder Deine Strategie änderst, wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts.


    Du musst auch erkennen, dass es nie das absolute Optimum gibt. Es wird immer ein Kompromiss sein. Wenn Du aber die gröbsten Fehler vermeidest ist alles andere marginaler Natur.


    Ich habe nich hingesetzt und mir für die Anlageklassen Immobilien, Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Gold die Eigenschaften, Funktionen, Risiken ausgearbeitet und für nich nieder geschrieben. Daraus habe ich meine eigene Investmenthypothese gebildet, nach der ich investiere. Die Anlagestrategie habe ich ebenfalls schriftlich festgehalten. Das hat mir geholfen. Ich habe mir dann zum Beispiel angehört, was verschiedene Menschen zu Bitcoin, Gold aber auch Aktien erzählen. Mir oben genannte Fragen gestellt und aus den unterschiedlichen Aussagen versucht meine Meinung zu bilden.


    Rausgekommen ist ein prognosearmer Aktienteil, eine Anleihequote und Tagesgeld. Kein Gold, kein Bitcoin, keine Rohstoffe.


    Zum Beispiel: Gold kann man machen, wenn man einen Sinn darin sieht und selbst davon überzeugt ist. Aber heute 5% nächstes Jahr 15% und dann irgendwann 50% zu fahren um dann wieder auf 5% runtergehen ist potentiel sehr schädlich für das Ergebnis.


    Auch, wenn Du hier Tipps liest, weißt Du nicht woher sie kommen, warum diesen jemand gibt und wer dahinter steht. Wenn aber 10 mal ähnliche Tipps kommen, kann das ein Grund sein, sich mit der Sache zu befassen und mit eigenen Recherchen eine eigene Meinung zu bilden.


    Büchertipps

    - Ihre Finanzen fest im Griff, Prof. Walz

    - Beraten statt verraten, Prof. Walz

    - langsames Denken, schnelles Denken; Daniel Kahnemann

    - Factfullness, Rosling

    - Bücher von Jack Bogle

    - Immun gegen Unsinn; Trilogie Baum

    Wenn es tiefer in die Materie gehen soll, dann gibt's da noch unzählige (Markowitz...)


    Die Kunst ist nicht eine passende Meinung zu finden, der man nachläuft, sondern aus verschiedenen Meinungen eine eigene Ansicht zu entwickeln.


    Gutes Gelingen!

  • Danke für die gute Einführung in das Thema Medienkompetenz. Damit sollte man alle möglichen Populismen widerstehen können; nicht nur im Finanzbereich! Ich ergänze noch zwei Büchertipps:


    - A Random Walk Down Wallstreet von Burton G. Malkiel

    - Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs von Gerd Kommer

  • Wenn ich mich z.B. frage, ob ich in Edelmetalle investieren soll, versuche ich mich darüber zu informieren. Also lese ich ganz viel und bilde mich (mal mehr mal weniger gut) im Internet.

    Also lese ich z.B. erstmal einen Beitrag auf Finanztip: Ok, 5-10% kann man machen. Wenn ich danach ein Interview mit Markus Krall sehe, bräuchte ich aber ganz viel Gold.

    Dann schau weniger Interviews mit Finanz-Influencern, wenn Du Dich da so leicht beeinflussen lässt.

    Gleiches mit Rohstoffen oder Small Caps: Herr Weber vom Arero Fonds meint Rohstoffe sind gut und Small Caps bringen nichts.

    Ja, warum wohl? Hast Du mal geschaut, was im Arero drinsteckt (kleiner Tip: Das "ro" im Namen ist ein Indiz...).

    Herr Kommer meint genau das Gegenteil.

    Ja, warum wohl? Auch hier, hast Du Dir mal angeschaut, was Herr Kommer für Fonds vertreibt?


    Einerseits muss man sich bilden, andererseits macht man sich nur verrückt und es bringt Verunsicherung, weil jeder was anderes empfiehlt.

    Ich würde Dir empfehlen, nimm Dir nochmal den Beitrag von Factfulness zum Thema "Medienkompetenz" zu Herzen. Zieh' Deine wesentlichen Erkenntnisse und Entscheidungsgrundlagen aus neutralen und verbraucherschutzbezogenen Quellen, nicht aus Youtube-Videos von Finanz-Influencern und auch nicht von den Leuten, die entsprechende Produkte verkaufen wollen.


    Um mal zu sortieren:


    70/30

    50/30/20

    1-ETF-Lösung

    Diese drei sind im Grunde mehr oder weniger "Standardlösungen", die ungefähr so auch von Finanztip etc. empfohlen werden bzw. wurden. Mit keiner davon machst Du etwas falsch. Die 1-ETF-Lösung ist eben die "pflegeleichteste". Nachteil bei mehr als einem ETF: Das Rebalancing wird irgendwann kompliziert bzw. teuer, wenn die Sparraten nicht mehr reichen, die gewünschte Verteilung herzustellen. Dann muss Du ggf. bei den gut gelaufenen ETFs Gewinne realisieren (und versteuern!), und von dem Geld die schlechter gelaufenen ETFs nachkaufen. Das spart man sich, wenn man einfach nur die 1-ETF-Lösung nimmt. Da ist das Rebalancing innerhalb des ETF automatisch inklusive, ganz ohne Verkauf und Versteuerung der Gewinne.


    Safe Asset Floor oder traditionelles Rebalancing?

    Mit solchen Fragen kann man viel Zeit verbringen. Oder man wählt eine 1-ETF-Lösung, dann ist das Rebalancing inklusive.


    ESG / SRI

    Kann man machen, wenn man möchte. Ist aber auch keine "andere Strategie", sondern bedeutet letztlich auch nur, dass man z.B. bei der 1-ETF-Lösung den einen ETF in der ESG-Variante nimmt.


    Small Caps ja/nein?

    Ob sie was bringen? Keine Ahnung. Will man prognosefrei einen möglichst großen Teil des Gesamtmarktes kaufen, gehören sie dazu. Auch dafür braucht man aber keine andere Strategie oder mehrere ETFs. Wenn man als ETF den ACWI IMI nimmt, sind sie mit drin.


    3*10 Strategie von Finanztip

    Auch das ist keine andere Strategie. Wenn man möchte, kann man alle 10 Jahre (oder in sonstigen weit entfernten Abständen) den einen ETF wechseln, den man hat. Aber damit kannst Du Dich dann ja in 10 Jahren beschäftigen.


    Fazit: Mit einer 1-ETF-Lösung (meinetwegen in der ESG-Variante, wenn Dich das glücklich macht), hast Du alles abgedeckt.


    BIP Gewichtung mit Regional ETFs

    Gewichtung nach KGV (wie Global Portfolio One)

    Faktorprämien dazu mischen

    Dividendenstrategie bzw. Einkommensinvestor

    REITs

    Options ETF (JPGL)

    Krypto

    Edelmetalle

    Diesen ganzen Kram hier würde ich in die Ecke "zuviel YouTube geschaut" einsortieren und schlicht vergessen. Gold fällt noch irgendwie in die Kategorie "kann man zu einem geringen Anteil machen" (sagt ja auch Finanztip und andere neutrale Quellen), Krypto ist eben Zockerei (aber auch hier, wenn es Dich glücklich macht, da einen kleinen Teil zu investieren, meinetwegen), der Rest sind irgendwelche Finanzinfluencer-Geschichten.