Steuererklärung nur noch digital?

  • Ich finde es unmöglich, mich in diesem Forum nur digital informieren und artikulieren zu können und fordere eine täglich aktualisierte Papierausgabe. Leserbriefe sind 2 Tage nach Posteingang zu veröffentlichen.

  • Ich finde es unmöglich, mich in diesem Forum nur digital informieren und artikulieren zu können und fordere eine täglich aktualisierte Papierausgabe.

    Das hier ist ein KANN, wenn man möchte.

    Das seitens FA ist ein MUSS, die können einen sogar dazu zwingen. :)

    Das sind doch 2 ganz gegensätzliche Positionen!

  • Das ist wohl wahr. Hier kann man sich dagegen wehren:

    https://digitalcourage.de/digitalzwang

    ;)

    Eine Onlinepetition gegen Digitalzwang entbehrt aber auch nicht der Ironie🤣

    Ich hab schon gesehen, dass auch eine analoge Unterschrift angeboten wird, aber als erstes bieten sie es eben online an (und einen Newsletter). So groß ist das Zutrauen ins Analoge dann offensichtlich doch nicht.

  • Das ist aber nur komisch, wenn man Petitionen als "ich habe einen Nachteil, ich will mich beschweren versteht".

    Ich z.B. bin sehr digital unterwegs, bin allerdings der Meinung die grundsätzliche Teilhabe: Wahlen, Information, Steuern, muss auch Analog möglich sein.

    Ich trete daher z.B. auch für Bibliotheken ein obwohl ich selbst Dietz nicht mehr häufig bin.

    Im CCC Tummeln sich sicher nicht gerade die IT-Legastheniker und doch (nein, deswegen!) ist man dort sehr kritisch bzgl. reiner Digitalisierung (z.B. Wahlcomputer).

  • Das ist aber nur komisch, wenn man Petitionen als "ich habe einen Nachteil, ich will mich beschweren versteht".

    Ich z.B. bin sehr digital unterwegs, bin allerdings der Meinung die grundsätzliche Teilhabe: Wahlen, Information, Steuern, muss auch Analog möglich sein.

    Ich trete daher z.B. auch für Bibliotheken ein obwohl ich selbst Dietz nicht mehr häufig bin.

    Im CCC Tummeln sich sicher nicht gerade die IT-Legastheniker und doch (nein, deswegen!) ist man dort sehr kritisch bzgl. reiner Digitalisierung (z.B. Wahlcomputer).

    Das Anliegen finde ich auch gar nicht unberechtigt per se. Zumal ich in einem Kundenzentrum im ÖPNV arbeite und wir da namhafte Mengen an Deutschland und anderen Tickets (sei es aus sprachlichen Gründen, oder weil die Technik nicht beherrscht wird) nach wie vor offline abschließen. (dass diese Kunden dann neben der physischen Karte, dann doch manchmal gern einen QR-Code hätten, steht wieder auf einem anderen Blatt🤣)

    Aber der Trend geht halt weg vom analogen, und seltene Fälle werden immer "unkomfortabler" sein als die Masse. Das fängt schon damit an, dass Prozesse, die nur 2 oder 3 Mal im Jahr vorkommen, eben einfach nicht so bei den Mitarbeitern sitzen wie Prozesse, die man täglich 30x macht.

    Ich wollte nur drauf hinweisen, dass die Seite selbst den Zug zum digitalen durchaus bestätigt, eben weil es einfacher ist, digital zu signieren.

  • "....bei Arbeitnehmern gilt die elektronische Abgabeverpflichtung grundsätzlich nur, wenn die Gewinneinkünfte mehr als 410 EUR betragen."

    Das muss auch entsprechend für Rentner gelten.

    Das ist auch der Fall.

    Für das größere Problem halte ich die Tatsache, daß für viele Standardrentner die Steuererklärung obligatorisch ist. Bei Lohnempfängern ist man schon lange so weit, daß die Steuer mit der Lohnsteuer prinzipiell abgegolten ist, der Steuerpflichtige allenfalls über die Steuererklärung Geld zurückholen kann, die Steuererklärung aber eben nicht (mehr) obligatorisch ist.

  • Statt immer nur nach mehr Digitalisierung zu schreien, sollte man lieber die Prozesse analysieren und vor allem doppelte bzw. ähnliche Prozesse eliminieren oder zumindest vereinfachen. Sich einfach mal die Frage stellen, muß etwas zu 100% korrekt sein und alle Eventualitäten des Lebens abbilden, oder recht es zu 90% korrekt zu sein und dadurch vielleicht 50% der Kosten einzusparen. Typisches Beispiel hatte ich erst wieder vor kurzem: Für eine ältere Person mußte der Pflegegrad und gleichzeitig der Behindertenausweis geantragt werden. Obwohl beide Fälle ähnlich sind, laufen sie verwaltungstechnisch getrennt. Warum? Ein Antrag der vielleicht etwas erweitert werden muß, damit er für beide Fälle ausreicht und fertig. Ansprechpartner sollte damit auch nur eine Stelle, egal ob Krankenkasse oder Staat sein. Diese Stelle trifft die Entscheidung und alle anderen Stellen übernehmen dies.

  • Statt immer nur nach mehr Digitalisierung zu schreien, sollte man lieber die Prozesse analysieren und vor allem doppelte bzw. ähnliche Prozesse eliminieren oder zumindest vereinfachen.

    Eine gute Benutzerführung war in deutschen Amtsstuben noch nie ein Thema. Das war auf dem Papier nicht so, also ist es auch auf der digitalen Repräsentation auch nicht so. Bezüglich der Steuer gab es vor einigen Jahren mal einen Ansatz: Für Standardfälle gab es einen Formularsatz "vereinfachte Steuererklärung", der mir damals völlig ausgereicht hat. Hat sich nicht durchgesetzt, ist wieder weg.

    Es gibt in Amtsstuben keinerlei Bewußtsein dafür, daß eine einfache und logische Bedienbarkeit von Eingabemasken unglaublich wichtig ist: Durch eine gute Gestaltung spart nicht nur einer Zeit, sondern gegebenenfalls tausende. Man erzielt damit einen hohen Rationalisierungseffekt, auch auf Amtsseite: Bei klaren Eingabemasken gibt es weniger Eingabefehler.

    Da stehen nicht nur deutsche Amtsstuben, sondern auch andere öffentliche Körperschaften ganz am Anfang.

    Ok, dieses Internet ist schließlich für uns alle Neuland.

  • Statt immer nur nach mehr Digitalisierung zu schreien, sollte man lieber die Prozesse analysieren und vor allem doppelte bzw. ähnliche Prozesse eliminieren oder zumindest vereinfachen.

    Das eine schließt das andere nicht aus, beide bedingen sich sogar. Der Blick in diverse Länder in Nordeuropa oder im Baltikum könnte zeigen, wie Digitalisierung erfolgreich umgesetzt wird. Wenn man in Deutschland weiter so am Papier kleben will, braucht man sich nicht zu wundern, dass man noch weiter abgehängt wird. So finde ich diese Diskussion hier ziemlich schräg. Zu einer erfolgreichen Umsetzung gehören natürlich Übergangsprozesse und auch die Unterstützung für Menschen, die nicht die erforderlichen Voraussetzungen von Wissen und der Technik her mitbringen.

  • Statt immer nur nach mehr Digitalisierung zu schreien, sollte man lieber die Prozesse analysieren und vor allem doppelte bzw. ähnliche Prozesse eliminieren oder zumindest vereinfachen.

    Die Geschichte kennt keinen echten Bürokratieabbau. Es gibt schlicht und einfach keine Mehrheiten dafür, Dinge zu vereinfachen und dabei Unschärfen in Kauf zu nehmen. Und jede Vereinfachung muss zwingend ähnliche Dinge gleich behandeln. Siehe auch die Diskussion im Thread zur Grundsteuer. Mehr noch, uns ist das Verständnis dafür abhandengekommen, dass der Staat nicht alles perfekt regeln kann. Lieber investiert man viel Aufwand darin, zur bisherigen doppelten Struktur noch eine dritte zu setzen.

    Mein persönlicher Bürokratiewahnsinn ist das Sorgerecht. Dass man als unverheirateter Vater die Vaterschaft irgendwie anerkennen muss, ist OK. Dass aber das gemeinsame Sorgerecht nicht der automatische Standard ist, lässt sich nur mit eingebauter Diskriminierung im Familienrecht erklären. Und man die Vaterschaft bei diversen Stellen anerkennen konnte, das Sorgerecht aber nur beim Jugendamt geht, ist ein typisches Beispiel für Doppelstrukturen. Dem war nur noch dadurch eins aufzusetzen, dass wegen Pandemie sowohl Standesamt als auch Jugendamt geschlossen hatten...

  • Die Geschichte kennt keinen echten Bürokratieabbau. Es gibt schlicht und einfach keine Mehrheiten dafür, Dinge zu vereinfachen und dabei Unschärfen in Kauf zu nehmen.

    Wie siehst Du in diesem Zusammenhang die Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge?

    Mein persönlicher Bürokratiewahnsinn ist das Sorgerecht. Dass man als unverheirateter Vater die Vaterschaft irgendwie anerkennen muss, ist OK. Dass aber das gemeinsame Sorgerecht nicht der automatische Standard ist, lässt sich nur mit eingebauter Diskriminierung im Familienrecht erklären. Und man die Vaterschaft bei diversen Stellen anerkennen konnte, das Sorgerecht aber nur beim Jugendamt geht, ist ein typisches Beispiel für Doppelstrukturen.

    Sinnvollerweise erkennt man die Vaterschaft beim Jugendamt an, das spart gegenüber einer notariellen Anerkenntnis sogar Geld.

    Dem war nur noch dadurch eins aufzusetzen, dass wegen Pandemie sowohl Standesamt als auch Jugendamt geschlossen hatten.

    Die Pandemie war sicherlich eine Sondersituation.

    Wie hast Du denn dann die Vaterschaft Deines Kindes anerkannt?

  • Wie hast Du denn dann die Vaterschaft Deines Kindes anerkannt?

    Wir sind dann zum Standesamt in einem Nachbarort und 3 Tage nachdem wir das geschafft hatten, rief mich das Jugendamt an, dass sie jetzt wieder Termine machen...

    Wir reden hier übrigens nicht von März 2020, wo das zwar blöd, aber ansatzweise nachvollziehbar wäre. Sondern vom Winter darauf. Die Ausnahmesituation lasse ich da nicht mehr gelten.


    Wie siehst Du in diesem Zusammenhang die Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge?

    Das kommt auf die Interpretation der Abgeltungssteuer an. Soweit ich weiß, war das Ziel nicht, die Bürger von Bürokratie zu entlasten, sondern die Flucht ins Ausland zu bekämpfen. Oder spitz ausgedrückt: das Ziel war eine Steuersenkung für Leute, die in Zürich auf der Bank nicht schief angeschaut werden und die Vereinfachung für uns Kleinanleger ist ein unbeabsichtigter Nebeneffekt.

    Aber das Thema Kapitalerträge zeigt ja sehr schön, dass eine echte Vereinfachung nicht kommt. Die Vorabpauschale mag für den Staat einen gewissen Ausgleich bringen, sie macht es aber extrem aufwändig, die Steuerabrechnung beim Verkauf nach 30, 40, 50 Jahren (typische Zeiträume im Bezug auf Altersvorsorge) zu überprüfen. Einfacher wird es auch nicht, wenn wir bedenken, dass ein Rentner unter Umständen einen Steuersatz unterhalb der Abgeltungssteuer zahlt. Ein anderer leidiger Punkt sind die gesonderten Verrechnungstöpfe und die Tatsache, dass man Verluste in die eine Richtung verrechnen darf, aber nicht in die andere. Aus der gleichen Kategorie und frisch abgeschafft wegen Verfassungswidrigkeit (man merke: nicht geplantem Bürokratieabbau) ist die begrenzte Verrechnung von Verlusten bei Optionen.

  • Das eine schließt das andere nicht aus, beide bedingen sich sogar. Der Blick in diverse Länder in Nordeuropa oder im Baltikum könnte zeigen, wie Digitalisierung erfolgreich umgesetzt wird.

    Ich weiß, daß die nordischen Länder immer als positives Beispiel genannt werden, doch gerade in der letzten Zeit habe ich einige Berichte gesehen bzw. gelesen, die dies kritisch beleuchten. In einem Fernsehbericht hieß, es daß einige digitalisierte Schulen wieder zurück rudern, da man festgestellt hat, daß handschriftliches Schreiben bei Kindern die Kreativität fördert. In einem Zeitungsbericht hieß es, daß die öffentliche Hand digitale Probleme in den gemeinnützigen Bereich verschiebt Als Beispiel wurde gerade ältere Personen genannt, bei denen gemeinnützige Organisationen ihre Betreuung bzw. Pflege um die digitale Pflege ergänzt haben. Ein anderes Beispiel war, daß auf Parkplätzen ein neues Geschäftsmodell entstanden ist. Private "Einweiser" übernehmen für Bargeld-Parker die digitale Bezahlung natürlich gegen Bezahlung, sprich die Parkplatzgebühr wird deutlich teurer. Die Umsetzung es zwar erfolgreich, allerdings wurde sie in den privaten Sektor verlagert, ob das im Sinne des Erfinders ist, vage ich zu bezweifeln.

  • Eine gute Benutzerführung war in deutschen Amtsstuben noch nie ein Thema. Das war auf dem Papier nicht so, also ist es auch auf der digitalen Repräsentation auch nicht so.

    Natürlich ist die Papierform nicht unbedingt ein Garant für Prozessoptimierung. Ich meine nur, wenn man jetzt den großen Schritt in Richtung Digitalisierung macht, dann sollte man erstmal einen Schritt zurückgehen und sich fragen, was ist überhaupt nötig, also sich die Preozesse anschauen.

    Generell habe ich bei dem Thema Digitaliserung oft den Eindruck, da haben nur irgendwelche IT-Typen ihre Finger dran gehabt, statt mal den Anwender nicht nur zu fragen, sondern ihn auch mal - heimlich - zu beobachten.

  • Aber das Thema Kapitalerträge zeigt ja sehr schön, dass eine echte Vereinfachung nicht kommt. Die Vorabpauschale mag für den Staat einen gewissen Ausgleich bringen, sie macht es aber extrem aufwändig, die Steuerabrechnung beim Verkauf nach 30, 40, 50 Jahren (typische Zeiträume im Bezug auf Altersvorsorge) zu überprüfen. Einfacher wird es auch nicht, wenn wir bedenken, dass ein Rentner unter Umständen einen Steuersatz unterhalb der Abgeltungssteuer zahlt. Ein anderer leidiger Punkt sind die gesonderten Verrechnungstöpfe und die Tatsache, dass man Verluste in die eine Richtung verrechnen darf, aber nicht in die andere. Aus der gleichen Kategorie und frisch abgeschafft wegen Verfassungswidrigkeit (man merke: nicht geplantem Bürokratieabbau) ist die begrenzte Verrechnung von Verlusten bei Optionen.

    Typisches Thema: Zuviele Köche verderben den Brei. Die Grundidee war ganz OK, dann kam eine andere Regierung und noch Gerichtsurteile, jeder hat sein eigenes Süppchen gekocht. Bei einer Änderung müßte das gesamte Gesetz oder Gesetzeswerk auf den Prüfstand, statt einfach nur hier und dort einen neuen Nebensatz einzubauen.

  • Wie siehst Du in diesem Zusammenhang [nämlich im Zusammenhang mit Bürokratieabbau] die Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge?

    Das kommt auf die Interpretation der Abgeltungssteuer an. Soweit ich weiß, war das Ziel nicht, die Bürger von Bürokratie zu entlasten, sondern die Flucht ins Ausland zu bekämpfen. Oder spitz ausgedrückt: das Ziel war eine Steuersenkung für Leute, die in Zürich auf der Bank nicht schief angeschaut werden und die Vereinfachung für uns Kleinanleger ist ein unbeabsichtigter Nebeneffekt.

    Bei Deinem letzten Satz hast Du Dich verhaspelt.

    Ich sehe die Abgeltungsteuer als solche durchaus für eine Bürokratievereinfachung.

    Aber das Thema Kapitalerträge zeigt ja sehr schön, dass eine echte Vereinfachung nicht kommt. Die Vorabpauschale mag für den Staat einen gewissen Ausgleich bringen, sie macht es aber extrem aufwändig, die Steuerabrechnung beim Verkauf nach 30, 40, 50 Jahren (typische Zeiträume im Bezug auf Altersvorsorge) zu überprüfen.

    Da stimme ich Dir zu. Die Vorabpauschale ist ein Monstrum.

    Ein anderer leidiger Punkt sind die gesonderten Verrechnungstöpfe und die Tatsache, dass man Verluste in die eine Richtung verrechnen darf, aber nicht in die andere. Aus der gleichen Kategorie und frisch abgeschafft wegen Verfassungswidrigkeit (man merke: nicht geplantem Bürokratieabbau) ist die begrenzte Verrechnung von Verlusten bei Optionen.

    Auch dabei stimme ich Dir zu.

    Ich habe noch einen Verlust aus Zertifikaten stehen. Das Finanzamt bezeichnet ihn als "Verlust aus privaten Veräußerungsgeschäften". Das kann ich mit keinem Wertpapiergewinn ausgleichen, dabei steht ja letztlich ein Wertpapierverlust hinter der Sache. Die asymmetrische Bewertung ist schon ein Ärgernis.