Steuererklärung nur noch digital?

  • Der Scanner liest die Seite, die OCR wertet sie aus.

    Damit hast du aber nur den halben Weg geschafft. Selbst die beste OCR erzeugt vielfach Fehler, gerade bei Handschriften. Dazu ist bei Formularen das Problem, dass nicht alles genau im Kästchen steht, sondern gerne auch mal zwischendrin.

    Die Fehler lassen sich bei Text noch relativ beherrschbar korrigieren (da Information in Worten redundant codiert ist), bei Zahlen ist das unmöglich. Wir hatten in der alten Firma einige Projekte aus dem Umfeld Posteingangsautomatisierung. Die OCR hat überhaupt erst die Rechtfertigung dafür gebracht, die Kundendatenbank fehlertolerant abzugleichen. Und trotz des ganzen Aufwands geht immer noch einiges vom Posteingang in die manuelle Nachbearbeitung. Reden die Firmen natürlich nicht gerne von ;)

  • Damit hast du aber nur den halben Weg geschafft. Selbst die beste OCR erzeugt vielfach Fehler, gerade bei Handschriften.

    Ich habe in den letzten Jahren meine Steuererklärung als maschinenausgefülltes .pdf eingereicht. Da sollte die Handschrift nicht das große Problem sein. Die allermeisten Rubriken waren vorausgefüllt, (vor allem die entscheidenden!). Mehr als 10 Zahlen mußte ich nicht mehr eintragen.

    Bis vor einigen Jahren gab es ein Formular für eine vereinfachte Steuererklärung, das für meinen Steuerfall gereicht hat. Schade, daß es das nicht mehr gibt!

  • Ich halte es auch für bedenklich, daß mehr und mehr die Beherrschung digitaler Medien in vielen Bereichen unabdingbar für die Teilnahme am wirtschaftlichen Leben geworden ist - ich halte diese Entwicklung für bedenklich, im Extremfall sogar diskrimierend.

    Auch das Lesen und Schreiben ist für die Teilnahme am wirtschaftlichen Leben essenziell. Ist das nun diskriminierend?

    Ich halte das einfach für die logische Konsequenz des technischen Fortschritts.

  • Auch das Lesen und Schreiben ist für die Teilnahme am wirtschaftlichen Leben essenziell. Ist das nun diskriminierend?

    Ich halte das einfach für die logische Konsequenz des technischen Fortschritts.

    Sehe ich auch so. Computer für Normalos gibt es seit über 30 Jahren. Selbst ein heute 90 Jähriger war da noch knackige 60 Jahre 8o Da kann man noch lernwillig sein...

  • Ich habe in den letzten Jahren meine Steuererklärung als maschinenausgefülltes .pdf eingereicht. Da sollte die Handschrift nicht das große Problem sein.

    Solange du das am Computer ausfüllst und nur ausdruckst, bist du ein einfacher Fall (und selbst dann gibt es noch das Problem, dass dein Blatt dreckig ist oder der Drucker kleckst und die OCR einen Fehler erzeugt). Dann bist du aber im Besitz eines Computers sowie fähig, diesen zu nutzen und könntest es prinzipiell auch gleich per Elster verschicken.

    Glaub mir, Automatisierung hilft beim Posteingang und spart einiges gegenüber voll manueller Bearbeitung wie "früher", aber das ist immer noch eine Menge Arbeit und Aufwand für die Firmen. Die ganzen Anbieter für Scanner, OCR, die angeschlossenen Workflow-Systeme, Nachbearbeitungs-Stationen und der ganze sonstige Kladderadatsch wollen auch jedes Jahr eine Menge Geld. Die Umstellung der Kunden auf ein Menü im Kundenportal oder das Kontaktformular mit Vorkategorisierung ist deutlich billiger, deshalb versuchen viele Anbieter ja genau das zu erreichen.

  • Glaub mir, Automatisierung hilft beim Posteingang und spart einiges gegenüber voll manueller Bearbeitung wie "früher", aber das ist immer noch eine Menge Arbeit und Aufwand für die Firmen.

    Ich kann mich noch gut erinnern, wie das "früher" bei einem der ersten Online-Brokern war. Die vom Kunden online erfassten Aufträge landeten dort auf einem Drucker und wurden dann manuell in das Handelssystem eingegeben ...

  • Automatisierung hilft beim Posteingang und spart einiges gegenüber voll manueller Bearbeitung wie "früher", aber das ist immer noch eine Menge Arbeit und Aufwand für die Firmen. Die ganzen Anbieter für Scanner, OCR, die angeschlossenen Workflow-Systeme, Nachbearbeitungs-Stationen und der ganze sonstige Kladderadatsch wollen auch jedes Jahr eine Menge Geld. Die Umstellung der Kunden auf ein Menü im Kundenportal oder das Kontaktformular mit Vorkategorisierung ist deutlich billiger, deshalb versuchen viele Anbieter ja genau das zu erreichen.

    Klar. Fragt sich halt, ob das immer sachgerecht ist.

    Manche Firmen wollen nicht, daß man ihnen bestimmte Fragen stellt. Also sehen sie in ihrem elektronischen Fragebogen einfach keine passende Kategorie vor. Das spart enorm beim Kundenservice. Allerdings finden manche Kunden, daß der Kundenservice dann kein Service mehr ist.

    Meine Werbungskosten sind ziemlich vielgestaltig. In die vorgegebenen Rubriken passen die irgendwie nicht. Also mache ich selber eine Liste (Excel-Blatt, Ausdruck), schreibe die Summe unter "sonstige Werbungskosten" ins Formular und lege meine Aufstellung bei. Bisher hat das Finanzamt das so akzeptiert. Ich wüßte nicht, wie man das anders machen sollte. Wie handhabst Du das?

  • Hmm, es gibt aber auch genügend ältere Menschen die keinen Computer oder andere Geräte nutzen um eine Steuererklärung zu erstellen.

    PCs gibt es seit fast 50 Jahren und Internet seit über 30 Jahren. Wie lange soll die stoische Ablehnung mancher Leute demgegnüber noch als Ausrede gelten? Die heute Alten haben Jahrzehnte einfach keinen Bock auf Anpassung gehabt. Das muss man dann aber auch mal spüren lassen.

  • Mein Beispiel (#13) bezog sich auf eine einfache, ältere Dame, die weder das Wissen, noch das Geld für einen PC hatte. Hinzu kommt eine starke Angst vor dem Internet, da man ja soviel über Betrügereien dort liest.

    Willst Du die jetzt dafür bestrafen?

  • Immer wieder werden Rentnys generell als unfähig angesehen, eine Steuererklärung elektronisch abzugeben.

    Bald „naht“ Untetstützung durch den 69-jährigen Joachim-Friedrich Martin Josef Merz, der den Rentnys die Rente nur noch „netto“ auszahlen lassen will.

  • Wobei es ja oft reichen würde, wenn Renten an der Quelle besteuert würde wie Löhne. Es ist ja schon etwas eigenartig, dass viele als Rentner erstmals eine Steuererklärung abgeben müssen.

    ACK.

    Eine gewisse Schwierigkeit ergibt sich allerdings daraus, daß der durchschnittliche Werktätige nur einen Lohn erhält (der somit leicht an der Quelle zu besteuern ist), wohingegen viele Rentner mehrere Entgeltquellen haben. Die Krankenkasse schafft es, Beiträge auch von mehreren Einkünften zu erheben - aber die hat halt einen festen Beitragssatz und keinen progressiven.

  • Elster wurde um das Jahr 2000 herum eingeführt. Ab so ca. 2005 durfte man Umsatzsteuer-Voranmeldungen nur noch per Elster einreichen, außer es gab einen begründeten Ausnahmefall (hohes Alter, keinen PC, nur noch kurze Zeit Unternehmer).

    Das ist nun 20 Jahre her und so nach und nach sollten die Ausnahmen in ein Alter kommen, wo sich andere Leute um deren Steuern kümmern.

    Wer damals schon mit relativ "jungen" 40/50 Jahren den PC abgelehnt hat, der sollte heute nicht über Ungerechtigkeit jammern.

    "Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit."

  • Ich hatte in diesem Jahr für das Steuerjahr 2023 eine komische Elster-Erfahrung. Wie immer alle Daten eingetragen und abgeschickt. Dann kam der Steuerbescheid mit anderen Werten, allerdings ohne Erklärung für diese Abweichungen. Einspruch eingelegt, korrigierten Steuerbescheid mit den richtigen Werten erhalten. Was ist da schiefgelaufen? Hat jemand die digitalen Daten ausgedruckt und per Hand in ein zweites System übertragen und dabei Tippfehler gemacht?

  • Mein Beispiel (#13) bezog sich auf eine einfache, ältere Dame, die weder das Wissen, noch das Geld für einen PC hatte. Hinzu kommt eine starke Angst vor dem Internet, da man ja soviel über Betrügereien dort liest.

    Willst Du die jetzt dafür bestrafen?

    Solche Fälle werden halt von Jahr zu Jahr weniger und werden dann zwar nicht "bestraft", aber fallen halt mehr und mehr unter den Tisch.

    Es gab sicher auch Menschen, die das Telefon mal prinzipiell abgelehnt haben - vermutlich fühlten die sich dann irgendwann auch "ausgeschlossen".

    Es gelten halt die Regeln der Technik von Douglas Adams 😂:

    1. Alles, was es schon gab, als du geboren wurdest, ist ganz normal.

    2. Alles, was bis etwa zu deinem 30. Lebensjahr erfunden wird, ist unglaublich aufregend und mit etwas Glück kannst du deine Karriere darauf aufbauen.

    3. Alles, was danach erfunden wird, widerspricht der natürlichen Ordnung und bedeutet das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen - bis sich nach etwa zehn Jahren allmählich herausstellt, dass es eigentlich doch ganz in Ordnung ist.

  • Natürlich sollte es für alle Verwaltungsakte für nicht technikaffine Leute auch nicht digitale Möglichkeiten (Papier oder persönliche Unterstützung) geben.


    Aber viele schaden sich mit Ablehnung von Technik im Alter selber. Beispiele:

    Eine Bekannte liegt im Pflegeheim: "Ich kann nur rumliegen, möchte lieber sterben, kann nicht mal meinen Sohn anrufen". Im Pflegeheim hats WLAN, ein Amazon Echo kostet 25€. Wenn ihr jemand darauf Skype konfiguriert, könnte sie mit geschlossenen Augen sagen "Alex, ruf Sohn an" und mit ihm sprechen. Mit einem Echo Show sogar mit Video. Und rein über Spracheingabe stünde ihr eine ganze Welt an Infos zur Verfügung.

    Meine Eltern haben sich sogar gegen schnurlose Telefone gewehrt. Jetzt sind einige im Haus verteilt und sich brauchen nicht mehr gehbehindert zum einzigen schnurgebundenen zu hetzen.