Deutsche Haushalte sind das Armenhaus der EU

  • Mit Statistik sollte man sich generell erst einmal ein paar Minuten beschäftigen, bevor man sie direkt zur Bestätigung seiner schon vorher gebildeten Meinung heranzieht.

    Hier z.B. mal ein paar Aspekte zur Relativierung:

    Unstatistik: Sind Deutsche die armen Schlucker Europas?
    Wie wohlhabend sind deutsche Haushalte im europäischen Vergleich? Sind die Deutschen mittlerweile tatsächlich die armen Schlucker Europas?
    www.marktforschung.de

    Außerdem ist natürlich zu beachten, dass „der Slowake“ nach dieser Statistik zwar recht vermögend sein mag, da er sein Haus besitzt, andererseits hat er da nur bedingt etwas von denn er kann da Haus ja nicht verkaufen und fortan auf der Straße leben.

    Gleichwohl finde auch ich die Frage nach der relativ niedrigen Wohneigentumsquote in Deutschland nicht irrelevant, und bin selbst tendenziell ein Befürworter von Wohneigentum.

  • Ohne den Artikel gelesen zu haben, wundert es mich nicht. In meinem Familien- und Freundeskreis ist das Thema Finanzen tabu. Niemand spricht offen darüber wie er vorgeht oder fragt nach wie man es selbst anstellt.

    Dazu kommt die fehlende allgemeine finanzielle Bildung.

    Es ist jedes Mal erschreckend die Reaktionen bei mir im Kreise zu sehen, wenn ich im seltenen Fall dieses Thema anspreche... Es kommt einen vor, als wenn es den Meisten unangenehm ist oder allgemein dies für viele ein Thema ist über das man nicht offen sprechen soll...

  • https://m.focus.de/finanzen/news/…_259566303.html

    und warum? Weil es in Deutschland nur eine 42% Wohneigentumquotte gibt...

    Das ist schon ein Lehrbeispiel für Desinformation im Internet. Während Focus immerhin "nur" vermutet, dass es am Wohneigentum liegt, ist es bei Dir schon ein Fakt.

    Wenn man etwas weiter recherchiert, kommt man erstmal zu dem Problem der nicht berücksichtigten Rentenansprüche. Wenn man dann Median und Mittelwert vergleicht, könnte man auch zu dem Schluss kommen, dass die Vermögen in Deutschland einfach sehr ungleich verteilt sind. Auf jeden Fall ist die Auswertung komplexer als Focus es darstellt oder Du auf 1,5 Zeilen schreibst. Aber es muss ja alles in das eigene Narrativ passen.

  • Durch meine Tätigkeit als Leiter eines europäischen Teams von Ingenieuren habe ich ein wenig Einblick in die Gehaltsniveaus verschiedener Länder. Sicher gibt es einige Länder, die in Sachen Bruttogehalt höher liegen als Deutschland, in der Summe ist Deutschland allerdings immer noch recht hoch. Leider, und das ist mehr die Erfahrung unter Berücksichtigung des persönlichen Umfelds, sind die Steuern und Abgaben bei uns auch ganz besonders hoch. Wir haben ein relativ teures Sozialsystem, welches, kombiniert mit der Steuerlast, oft mehr als die Hälfte der Bruttoeinkünfte auffrisst. Dies führt dazu, dass es schwerer als in anderen Ländern ist, tatsächlich Vermögen aufzubauen. Ganz furchtbar ist es für den unteren Rand der Einkommensverteilung, wo Menschen selbst auf geringe Einkommen noch verhältnismäßig hohe Abgaben bezahlen müssen, sie dadurch neben dem schmalen Lebensunterhalt kaum Rücklagen fürs Alter aufbauen können. Hier kommt bei Renteneintritt der Boomer-Generation sicher ein großes Armutsproblem auf uns zu.

    Wie oben schon geschrieben, kann man vom Eigenheim nichts abbeißen, trotzdem trägt dies zum Wohlstand bei, weil man dann mehr freie Mittel hat, die man nicht in Miete etc. stecken muss. Auch diszipliniert ein solches Eigenheim zum Sparen von Geldern, die ansonsten möglicherweise dem Konsum zum Opfer fielen.

  • das die zur Miete wohnenden Schweizer wohlhabend sind, möchte ich stark bezweifeln...

    Das Exemplar das zur Miete in der Sozialwohnung wohnt und unten steht das dicke Auto... ist selten wohlhabend....

    Nach dieser Lesart sind somit alle Schweizer, die in Mietwohnungen wohnen, also ganze 64 % , nicht wohlhabend und es gibt in der Schweiz nur Sozialwohnungen. Interessant.

    Dass deine Vermutung alles andere als zutreffend ist, möchte ich noch explizit anmerken. Denn weder die Statistiken, noch die Realität im Land spiegelt das wieder.

  • Es ist jedes Mal erschreckend die Reaktionen bei mir im Kreise zu sehen, wenn ich im seltenen Fall dieses Thema anspreche... Es kommt einen vor, als wenn es den Meisten unangenehm ist oder allgemein dies für viele ein Thema ist über das man nicht offen sprechen soll...

    Leider spricht darüber niemand im Bekanntenkreis - wohl auch, weil kaum jemand wirklich durchblickt. Dann gibt es welche, die mögen mit ihrem Wissen nicht herausrücken. Ob es wirklich da ist, kann ich nicht beurteilen. So, als würde man es der anderen Person nicht gönnen, es ähnlich zu machen, sollte es eine erfolgreiche Strategie gewesen sein.

    Es ist wie mit der Kindererziehung: Du merkst erst was es bedeutet, wenn du mitten drin steckst. Zu spät, sich vielleicht gegen ein Kind zu entscheiden (zu teuer, zu zeitintensiv, Rentenlücken etc.) oder Fehler wieder gutzumachen in der Erziehung. So ein Fach gibt es leider nicht in der Schule - ebenso wie Finanzanlage :(

    (By the Way: Ich habe 2 Kinder - beide allein erzogen -> no comment)

  • Wenn man dann Median und Mittelwert vergleicht, könnte man auch zu dem Schluss kommen, dass die Vermögen in Deutschland einfach sehr ungleich verteilt sind.

    Irre ich mich, oder ist eine Wohneigentumquote nicht genau das: Ein Maß für Vermögensungleichheit?!

    Es sagt damit mehr über die Verteilung des Wohlstandes aus, als über das absolute Wohlstandsniveaus.

    Da Armut jedoch üblicherweise in Relation zum Mittelwert einer Bevölkerung definiert wird, finde ich es absolut nachvollziehbar einen Zusammenhang zwischen Wohneigentumquote und Armutsquoten herzustellen.

  • Irre ich mich, oder ist eine Wohneigentumquote nicht genau das: Ein Maß für Vermögensungleichheit?!

    Es sagt damit mehr über die Verteilung des Wohlstandes aus, als über das absolute Wohlstandsniveaus.

    Da Armut jedoch üblicherweise in Relation zum Mittelwert einer Bevölkerung definiert wird, finde ich es absolut nachvollziehbar einen Zusammenhang zwischen Wohneigentumquote und Armutsquoten herzustellen.

    Die Kausalität ist natürlich trotzdem Quatsch, da die beiden Variablen nicht unabhängig voneinander sind.

    Das weiss ich einfach nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es hier eine Korrelation gibt. Aber ob es eine Ursache und Wirkungsbeziehung gibt, keine Ahnung. Man muss ja schon eher auf der Sonnenseite des Medians leben um sich überhaupt Wohneigentum leisten zu können.

  • Das weiss ich einfach nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es hier eine Korrelation gibt. Aber ob es eine Ursache und Wirkungsbeziehung gibt, keine Ahnung. Man muss ja schon eher auf der Sonnenseite des Medians leben um sich überhaupt Wohneigentum leisten zu können.

    Es kann durchaus auch kulturelle Unterschiede geben. In manchen Ländern könnte es den Menschen wichtiger (im Sinne von erstrebenswerter) sein in Eigentum zu leben, als in anderen. Eine Immobilie kann, wie der Name schon vermuten lässt, auch ein Klotz am bein sein.

  • Irre ich mich, oder ist eine Wohneigentumquote nicht genau das: Ein Maß für Vermögensungleichheit?!

    Es sagt damit mehr über die Verteilung des Wohlstandes aus, als über das absolute Wohlstandsniveaus.

    Da Armut jedoch üblicherweise in Relation zum Mittelwert einer Bevölkerung definiert wird, finde ich es absolut nachvollziehbar einen Zusammenhang zwischen Wohneigentumquote und Armutsquoten herzustellen.

    Du irrst dich - bzw. ziehst die falschen Schlussfolgerungen.

    https://service.destatis.de/DE/europaeisch…ft/bloc-2c.html

    In Rumänien beträgt die Eigentumsquote etwa 95 %. Und mir wäre neu, dass die Bevölkerung von Rumänien besonders wohlhabend oder vermögend ist.

  • In Rumänien beträgt die Eigentumsquote etwa 95 %. Und mir wäre neu, dass die Bevölkerung von Rumänien besonders wohlhabend oder vermögend ist.

    Wenn du eine statistische Erhebung als Feldstudie in Bukarest machen würdest, kannst du dich dann wundern, wenn du die normalen einfachen Leute, die im kleinen Verkauf oder der Metzgerei arbeiten, fragst, wo sie eigentlich wohnen.

    Mit Reichtum oder Vermögen hat das alles nichts zu tun.

  • Wenn du eine statistische Erhebung als Feldstudie in Bukarest machen würdest, kannst du dich dann wundern, wenn du die normalen einfachen Leute, die im kleinen Verkauf oder der Metzgerei arbeiten, fragst, wo sie eigentlich wohnen.

    Mit Reichtum oder Vermögen hat das alles nichts zu tun.

    Sondern? Bei den Eltern?


    Und was sagt das nun aus, bezüglich der offiziellen Statistik?
    Ansonsten kannst du dir auch gern die anderen Länder in der Liste anschauen.

    Quintessenz: Die Wohneigentumquote als Solche sagt per se nichts über Reichtum oder Wohlstand der Einwohner des Landes aus.