Tagesgeld zählt klassisch zum Sicherheitsbaustein. Das ist etwas, über das ich mir keine Gedanken machen will, das muss nebenher einfach laufen. Deswegen renne ich auch nicht wegen 0,1 % via Weltsparen zu einer Z-bewerteten Zinsbude in Absurdistan.
Du bist ja auch total von gestern. Bleib doch hinter dem Ofen mit Deinen altmodischen Ansichten!
Der pfiffige Mensch von heute findet es toll, sein Geld wegen 0,1% via Weltsparen nach Absurdistan zu schicken. Das ist der erste Schritt zum Reichtum, und sicher ist das auch. Schließlich hat Weltsparen treuherzig zugesichert, daß es dort eine Einlagensicherung gebe.
Wenn die Absurdistanis dann bei Problemen plötzlich weder Deutsch noch Englisch verstehen, kann man sich ja immer noch in diesem Forum ausweinen.
Es geht im vorliegenden Fall nicht um ein Tagesgeldkonto, sondern um das Girokonto, das Trade Republic anbietet. Dort zahlen sie (das ist noch ungewöhnlich, aber offensichtlich für viele Anleger attraktiv wie der Kuhfladen für die Fliegen) einen tagesgeldähnlichen Zins für die Einlagen, so daß man sich neben diesem Girokonto formal ein separates Tagesgeldkonto sparen könnte, sofern man dieses nur aus Zinserwägungen unterhält. Fragt sich halt, woher dieser hohe Zins kommt. Trade Republic kommuniziert das, warum auch immer. Vielleicht ist das ja eine regulatorische Vorgabe: Sie legen dieses Kundengeld in Form eines Geldmarktfonds an. Logischerweise kann das nicht individuell geschehen, sie können schon aus Praktikabilitätsgründen für die 57,63 €, die Omma Kasulzke auf ihr Girokonto schiebt, nicht individuell ETF-Anteile kaufen. An dieser Frage arbeitet sich aktuell die Community ab. Verblüffenderweise sind das vielfach Leute, die keinerlei Gedanken daran verschwenden, wie eine Bank wohl die gebrochenen ETF-Anteile ihres ETF-Sparplans realisiert und ob sie wirklich Sondereigentum an den überschießenden 0,7386 ETF-Anteilen hätten. Nein, haben sie natürlich nicht, gebrochene ETF-Anteile gibt es nicht, die simuliert die Bank nur, so wie Trade Republic mit der besprochenen Konstruktion ein gut verzinstes Konto simuliert.
Mich würde das nicht abschrecken. Ok, die Community hier weiß vermutlich, daß ich den urdeutschen Sinn für Sicherheit vermissen lasse, sogar immer wieder abstreite, daß es so etwas wie Sicherheit überhaupt gebe. Mit dieser Mindermeinung sieht mich so mancher hier im Forum sicherlich als so etwas wie einen Nestbeschmutzer. Schließlich weiß ja jeder, daß Sicherheit das Wichtigste im Leben, also auch in der Geldanlage, ist.
Ich habe kein Konto bei Trade Republic, aber eins bei Scalable Capital, die Trade Republic diesbezüglich nachstreben wollen. Ich habe keine nennenswerten Beträge auf Tagesgeldkonten. Meine schmale Barreserve steckt stattdessen in einem Geldmarktfonds. Meinem Geldmarktfonds, wohlgemerkt, auf meinem Depot. Mein Sondereigentum. Mein Girokonto werde ich nicht wechseln (also: meinen üblichen Zahlungsverkehr in Zukunft über Scalable Capital laufen lassen), auch wenn die das bisherige Verrechnungskonto zum vollwertigen Girokonto aufbrezeln sollten. Den Zinsverlust nehme ich in Kauf. Auf der anderen Seite werde ich auch nicht in Panik verfallen, wenn auf dem Verrechnungskonto dann 5 oder 10 T€ liegenbleiben. Sollte Scalable Capital pleite machen, habe ich vermutlich andere Probleme als den Verlust des Geldes auf dem Verrechnungskonto.
Kann vorkommen, daß eine Bank pleite macht, kommt aber nicht jeden Tag vor.
Absolute Sicherheit hat jeder von uns, wenn er dereinst auf dem Friedhof liegt. Wenn man mich fragt, muß das so schnell noch nicht sein. Da ist mir die unvermeidliche Unsicherheit des menschlichen Lebens lieber.
Außerdem brauchen wir hier ja auch Themen, über die wir uns ereifern können.