Sparen wir Deutschen unpatriotisch?

  • Guten Morgen!


    Endlich sparen mehr und mehr Deutsche (zumindest hier auf Finanztip) sinnvoll und legen mit weltweiten ETFs Geld für das Alter zurück, anstatt das Geld weiter in Riester etc. zu parken. Und dann kommt Investmentchef der Allianz in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung mit der steilen These daher, dass die Deutschen schon wieder falsch sparen würden. Mit den ETFs würden wir nur das "nächste große Ding in den USA" finanzieren. Investment brauche nicht nur Rendite, sondern auch einen Sinn. Man solle in das investieren, von dem man wolle, dass es funktioniert, z.B. in erneuerbare Energien. Das Geld solle dazu beitragen, dass sich das Leben in unserem Land verbessert.


    Alleine wegen dem Klumpenrisiko würde ich der These da gerne widersprechen. Wie seht Ihr das? Spart jemand von Euch "patriotisch"?

  • Der Grundsatz ist an sich nicht falsch. Durch investiertes Geld hat ein Unternehmen mehr Möglichkeiten die gesetzten Ziele zu erreichen.


    Für Kleinanleger halte ich das aber auch für eine schwierige These, denn das Kapital ist ja für denjenigen eine Altersvorsorge oder Versicherung.


    Weiß jemand aus Bekanntenkreisen, wie das real in Ländern um uns herum ist? Investieren die auch alle nur breit gestreut oder mit mehr Risiko?

  • Home bias…… dies wird in der Vermögensanlage als ein Problem gesehen.


    Da haben viele Aktionäre früher fast nur deutsche Aktien gehabt.

    Das war da natürlich nichts…


    Jetzt fließen seit Jahren sehr große Summen in Welt-ETF.


    Jetzt ist es wieder nichts….


    Ich kenne dieses Gejammer vom Schweizer Aktienmarkt schon lange.

    Da gibt es Statistiken, wie viele Milliarden Franken in US-Titel abgeflossen sind.

    Ach, wären die doch in Nestle, Roche und Novartis investiert worden..

  • Alles, was ein Allianz-Chef sagt, ist extrem kritisch zu hinterfragen und größtenteils interessengesteuerter Schwachsinn.

    Der Allianz-Chef Oliver B. verbreitet zwar häufig viel neoliberalen Unsinn, das Interview hat er jedoch nicht gegeben.


    Im Interview geht es eher um eine Kritik am Neoliberalismus.

  • [...]

    Und dann kommt Investmentchef der Allianz in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung mit der steilen These daher, dass die Deutschen schon wieder falsch sparen würden. Mit den ETFs würden wir nur das "nächste große Ding in den USA" finanzieren. Investment brauche nicht nur Rendite, sondern auch einen Sinn. Man solle in das investieren, von dem man wolle, dass es funktioniert, z.B. in erneuerbare Energien. Das Geld solle dazu beitragen, dass sich das Leben in unserem Land verbessert.

    [...]

    Moin,

    mit den Rieseterverträgen - die bis heute auch von der Allianz verkauft werden - sind reihenweise Kleinanleger über den Tisch gezogen worden, verdient daran haben die Verkäufer.


    Nun jammern diese über die ausbleibenden Provisionen, weil sich viele Kleinanleger selbst um eine Säule ihrer Altersvorsorge kümmern.


    Wie wäre es denn, sinnvolle Produkte anzubieten, die nicht nur den Konzernen sondern auch den Anlegern vernünftige oder faire Renditen einbringen? Unternehmer soll ja von "unternehmen" kommen...

  • Der Allianz-Chef Oliver B. verbreitet zwar häufig viel neoliberalen Unsinn, das Interview hat er jedoch nicht gegeben.


    Im Interview geht es eher um eine Kritik am Neoliberalismus.

    Richtig, das war der Investment-Chef Ludovic Subran. Weitere Ideen wären Beteiligungen an der eigenen Firma oder ein Staatsfonds...

  • Investment brauche nicht nur Rendite, sondern auch einen Sinn. Man solle in das investieren, von dem man wolle, dass es funktioniert, z.B. in erneuerbare Energien. Das Geld solle dazu beitragen, dass sich das Leben in unserem Land verbessert.

    MMn liegt der Sinn der Investitionen, die von uns Sparer-Investoren getätigt werden, darin, Rendite... und zwar eine positive Realrendite... zu erzielen.

    Dafür, dass das Leben in unserem Land verbessert werden kann, 'investieren' wir bekanntlich große Teile unserer Bruttoeinkünfte, wie auch Teile unserer Nettoeinkünfte, an den Fiskus.


    Home bias…… dies wird in der Vermögensanlage als ein Problem gesehen.


    Da haben viele Aktionäre früher fast nur deutsche Aktien gehabt.

    Das war da natürlich nichts…

    Nicht wegen 'home bias', sonder weil es sich bewährt hat, habe ich immer in Aktien von Unternehmen 'investiert', die eine vernünftige und hoffentlich relativ stabile Rendite versprachen. Aktien, die durch mein 'Raster' gefallen waren, waren IPOs, die von Versicherern, Banken, (klassischen) Autobauern und, ausser zum Zocken, Aktien deutscher Unternehmen.

  • brauninho

    Bin nur Finanz-Laie, wenn auch ein an solchen Themen Interessierter mit zudem ein bißchen eigenen Erfahrungen



    Vorab und ganz generell aus meiner Erfahrung: Äußern sich in dem Finanz-Spiel relevante Player (bis zu den tatsächlich großen Playern) zu speziellen Themen, dann geschieht dies in der Regel nicht aus rein altruistischen Motiven - sondern immer (nur oder zumindest auch) aus egoistischen Gründen für sich und/oder "pro domo" für ein Unternehmen.

    Endlich sparen mehr und mehr Deutsche (zumindest hier auf Finanztip) sinnvoll

    Nach meinen Erfahrungen liegt die "Sinnhaftigkeit" des "Sparens" oder des Investierens nicht selten im Auge des Betrachters (profanes Beispiel aus diversen: Jemand, der sich eine Wohnung oder ein Haus zwecks Eigennutzung zulegen will und dafür einen Kredit benötigt, wird meist bis in aller Regel anders "sparen" als jemand, der Mieter bleiben will oder muß).

    mehr und mehr Deutsche

    Zur Entwicklung der Aktienquote über die letzten Jahrzehnte ist mir gerade keine Zahl präsent. Die letzte mir bekannte Zahl zur Aktienquote (nur 17% über alles - sprich aktive Investmentfonds + Einzelwerte (Direktanlage) + passive ETFs) klingt - nach meinem Dafürhalten - eher sehr gering (um nicht zu sagen deprimierend).


    So wie die Billionen gehalten in lediglich Nominalwerten (auf Konten, bei Versicherungen etc. pp.) und der letzte Platz in der Eurozone beim Thema "Wohneigentum" (Immobilie) hierzulande auch.

    Und dann kommt Investmentchef der Allianz in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung mit der steilen These daher, dass die Deutschen schon wieder falsch sparen würden. Mit den ETFs würden wir nur das "nächste große Ding in den USA" finanzieren.

    Ziemlich befremdlich - aus meiner Sicht.


    Wobei ein breiter, tiefer und leicht zugänglicher Kapitalmarkt mit hohen Volumina natürlich auch für Unternehmen signifikante Vorteile bietet (so er denn nicht über- oder totreguliert ist). Sicherlich einer der Gründe, warum die wirtschaftliche Schere USA vs EU mit fragmentierten Kapitalmärkten immer mehr auseinander geht. Einerseits.


    Bei gesetzlichen Vorgaben zum Antrieb im Fahrzeug, bei gesetzlichen Vorgaben zum Heizen im Haus - auch gesetzliche Vorgaben zu dem Land in das die ersparten Mittel zu fließen haben ...

    Andererseits.

    Das Geld solle dazu beitragen, dass sich das Leben in unserem Land verbessert.

    Make Germany great again ... ?


    A long, rocky and steep path ... !


    Die meisten "ETF-Sparbüchsen" mit globalen Aktien-ETFs scheinen es eher so zu sehen, daß sie ihr eigenes Lebens sprich ihre eigenen Finanzen am ehesten verbessern mit der hauptsächlichen Anlage im Ausland (Deutschland-Anteil an einem MSCI um die 2,3% ... ?) und dabei (globale Streuung) mit der ganz hauptsächlichen Anlage in einem ganz bestimmten Land (USA-Anteil 70% oder mehr ... ?).


    Seltsam oder pointiert formuliert "heuchlerisch": So verfahren manchmal sogar die größten USA- und Kapitalismuskritiker sprich Anhänger des Sozialismus und Kollektivismus ...


    Nur am Rande aber in dem Kontext

    Nebenfrage:

    Wenn man Gold hortet und parallel auf den Staat schimpft, ist das dann noch patriotische Anlagepolitik?

    Seit Ende der 90er Jahre betreibe zum Beispiel ich nicht nur "Anlagepolitik" sondern auch finanzielle "Selbstverteidigung", um mich ein sehr riskantes Experiment betreffend (europäisches Einheitsgeld) bestmöglich aufzustellen.


    Der bisherige Geschehensablauf (angefangen vom Umgang mit den eigenen EU-Verträgen über die Eurokrise bis zur Art der Eurorettung) bestätigen die Bedeutung dieser finanziellen Selbstverteidigung.


    Last but not least: Patriotismus kennt für die meisten Menschen Grenzen. Oder: Patriotismus müssen sich Länder verdienen und/oder Patriotismus können sich Länder auch verscherzen oder verspielen.


    Typischer Ablauf bei stagnierenden oder niedergehenden Unternehmen: Die besten und mobilsten Mitarbeiter verlassen solche Unternehmen zuerst. Typischer Ablauf bei ebensolchen Ländern: Das Mobilste (also Kapital) sucht sich zuerst andere Standorte (Rekord Netto-Kapitalabflüsse und/oder niedrige Investitionsquoten in dem Land).

  • Hallo zusammen,

    es gibt das gutes Beispiel von BP, die uns den CO2 Fußabdruck Rechner gebracht haben.

    Hier hat der Öl Verkäufer deutlich gemacht, dass jeder einzelne verantwortlich ist für seinen CO2 Fußabdruck und sich mit seinem Nachbarn vergleichen soll, wer mehr CO2 oder weniger imitiert, das kommt einem Öl Verkäufer natürlich entgegen.

    Der einzelne ist in erster Linie für sein Vermögensaufbau verantwortlich, ein schlechtes Gewissen machen ist nicht zulässig.

    Darüberhinaus ist jeder dafür verantwortlich politisch zu handeln, dass auf der größeren Ebene die notwendigen Veränderungen angegangen werden, die auf kleiner und kleinster Ebene nicht zu erreichen sind.

    BP hat es geschafft, dass einzelne sich ihren Fußabdruck um die Ohren schlagen. Somit ist die unterste Ebene mit sich beschäftigt und kommt erst gar nicht mehr auf die Idee, politisch zu handeln. Daher ist die Geldanlage für den Einzelnen für den eigenen Vermögensaufbau bestimmt.

    Da lässt man sich nicht auseinander dividieren, in patriotisch und nicht patriotisch.

    LG

  • Wie kommst du jetzt hier so sonderbar auf BP ???

    Hört sich an wie ein satirischer Beitrag.


    BP ist ein Mineralölkonzern aus Großbritannien.

    Die Firma gilt im Vergleich zu anderen Mineralölkonzern an der Börse als unterbewertet, schüttet vier mal im Jahr eine Dividende aus.

    Dividendenrendite derzeit über 5,3 Prozent.

    Ex-Tag für die Quartalsdividende ist heute.


    Dividende von BP im Februar 2025
    Ist BP ein solider Dividenden-Zahler und wie hoch fällt die BP Dividende im Februar 2025 aus? Alle wichtigen Infos hier.
    aktienfinder.net

  • Habe neulich ein Video zum "Konzept des nationalen Kapitalismus" gesehen. Hier ab Minute 6:40 etwa:


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    Ich frage mich auch, ob es uns Europäern besser gehen würde, wenn wir unser Geld eher in heimische Firmen investieren würden, anstatt US Firmen zu unterstützen.

  • Alleine wegen dem Klumpenrisiko würde ich der These da gerne widersprechen.

    Welcher Klumpen?


    Mein Arbeitsplatz ist in D, meine Rentenansprüche sind in D und mein Eigenheim steht hier. Anteile am irgendwann zu erwartenden Erbe (so was übrig bleibt) sind auch in D. Der Klumpen ist gigantisch. Dagegen nimmt sich ein möglicher Klumpen im Depot relativ bescheiden aus. Selbst wenn mal mehrere hunderttausend im Depot liegen, die Barwerte einer Rente oder eines Restlebenseinkommens lassen auch ganz schön mit den Ohren schlackern.


    PS: erneuerbare Energie habe ich schon auf dem Dach. Und versorge noch 1,5-2 Haushalte unseres Verbrauchs mit echtem Ökostrom mit (zumindest rechnerisch) ;)

  • Welcher Klumpen?


    Mein Arbeitsplatz ist in D, meine Rentenansprüche sind in D und mein Eigenheim steht hier. Anteile am irgendwann zu erwartenden Erbe (so was übrig bleibt) sind auch in D. Der Klumpen ist gigantisch. Dagegen nimmt sich ein möglicher Klumpen im Depot relativ bescheiden aus. Selbst wenn mal mehrere hunderttausend im Depot liegen, die Barwerte einer Rente oder eines Restlebenseinkommens lassen auch ganz schön mit den Ohren schlackern.


    PS: erneuerbare Energie habe ich schon auf dem Dach. Und versorge noch 1,5-2 Haushalte unseres Verbrauchs mit echtem Ökostrom mit (zumindest rechnerisch) ;)

    Wenn man das so macht wie du schon. Aber wenn du nun auch noch Aktien von deiner Firma halten würdest oder irgendeinen Deutschland-Fonds (oder auch nur einen DAX-ETF von mir aus), wird das Klumpenrisiko schon enorm. Das sehe ich bei einem Großteil des Depots in einem Welt-ETF nicht so stark. Und Eigentum hat auch nicht jeder ;)

  • Und Eigentum hat auch nicht jeder ;)

    Wer sich gegen das Eigentum entscheidet, kann eine Menge dafür tun, den Klumpen zu verringern. Wer dagegen aus finanziellen Gründen kein Eigentum hat, sollte erst recht schauen, dass er diversifiziert investiert. Denn andernfalls hängt man nur an seinem deutschen Arbeitseinkommen und Rente