Warum Tagesgeld als Notgroschen zusätzlich zu ETFs?

  • Liebe Community,


    unter all den sehr guten Tipps von Finantip leuchtet mir eine Empfehlung nicht ein:


    Warum soll es immer sinnvoll sein, auf einem Tagesgeldkonto einen Notgroschen für einen kurzfristig entstehenden Finanzierungsbedarf liegen zu haben, statt diesen direkt in ETF zu investieren?


    Für junge Menschen ohne Rücklagen kann ich das nachvollziehen. Aber wenn man bereits einige Jahre gespart hat, ist es dann nicht sinnvoller, statt ins Tagesgeld in ETF zu investieren?


    Zwar muss man es dann inkauf nehmen, auch das ein oder andere Mal mit Verlusten zu verkaufen. Über die Jahrzehnte hat man aber doch im Vergleich zu den im Durchschnitt bei 6% Rendite liegenden ETF Erträgen viel mehr Geld verdient als durch die Niedrigzinsen beim Tagesgeld erreichbar wären.


    Wie seht ihr das?


    Viele Grüße


    Karsten

  • Kater.Ka

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Willkommen im Forum.


    Deine Überlegung kann ich nachvollziehen. Es geht mMn darum, dass wir Einbrüche im Bereich-50% gesehen haben und ein Verkauf zu diesem Zeitpunkt selbst bei längerer Anlage schmerzhaft gewesen wäre, weil dann vorher ein Gewinn von > 100% notwendig gewesen wäre.


    Meine Quintessenz ist, dass die Cash-Reserve notwendig und sinnvoll ist, über die Höhe kann man diskutieren.

  • Warum soll es immer sinnvoll sein, auf einem Tagesgeldkonto einen Notgroschen für einen kurzfristig entstehenden Finanzierungsbedarf liegen zu haben, statt diesen direkt in ETF zu investieren?

    Weil die Finanztip-Redaktion das glaubt. :)

    Für junge Menschen ohne Rücklagen kann ich das nachvollziehen. Aber wenn man bereits einige Jahre gespart hat, ist es dann nicht sinnvoller, statt ins Tagesgeld in ETF zu investieren?

    Jeder legt sein Geld nach seinen eigenen Überzeugungen an.


    Ich habe eine gewisse Liquiditätsreserve in einem Geldmarktfonds angelegt, davon rät die Finanztip-Redaktion auch ab. In der Tat: Wenn ich plötzlich Geld brauche, kann ich das von einem Tagesgeldkonto (idealerweise bei der gleichen Bank) praktisch spontan umbuchen. Bis ich das Geld von meinem Geldmarktfonds losgeeist habe, können vier Tage vergehen. Für mich ist das in Ordnung, die Finanztip-Redaktion hält das für zu lang.


    Wenn Du Dein Geld komplett in ETFs angelegt hast (gemeint sind vermutlich: Aktien-ETFs), kann es halt sein, daß Du genau dann Geld brauchst, wenn The Donald mal wieder einen Rappel hat, die Kurse dadurch dann vielleicht um 30% eingeknickt sind. Du brauchst 10.000 € und mußt dafür dann ETFs verkaufen, die gestern noch 15.000 € wert waren.


    Wenn Du 500 T€ hast, wäre das ärgerlich, aber kein Beinbruch.

    Zwar muss man es dann in Kauf nehmen, auch das ein oder andere Mal mit Verlusten zu verkaufen. Über die Jahrzehnte hat man aber doch im Vergleich zu den im Durchschnitt bei 6% Rendite liegenden ETF-Erträgen viel mehr Geld verdient, als durch die Niedrigzinsen beim Tagesgeld erreichbar wären.


    Wie seht ihr das?

    Genauso.

  • Wie schon geschrieben wurde muss man das selbst wissen. In Deutschland ist man etwas mehr auf Sicherheit bedacht, daher bietet sich eine cashreserve eben an.

    Im Ausland praktiziert man aber z.B. auch die Möglichkeit in so einem Fall einen Kredit aufzunehmen weil man dort der Meinung ist, dass so viel Geld wie möglich so lange wie möglich investiert sein sollte und ein kurzzeitiger Kredit von z. B. 5000€ zu 15% Zins weniger schadet als Geld unverzinnst liegen zu lassen oder sogar verzinnstes Geld rauszunehmen.


    Maßgebend ist wie dein Cashflow aussieht. Wenn du 2 Jahre brauchst um 5k anzusparen würde ich Cash vorhalten. Dauert es 2 Monate würde ich die Kreditvariante nehmen (vermutlich)

  • Hallo zusammen,

    grundsätzlich ist die Aufteilung Finanztip angemessen.

    Sie ist für die allermeisten Menschen richtig.


    Finde die Frage allerdings sehr interessant.


    Auf sehr lange Sicht kommt durch eine höhere ETF Quote einiges (mehr) zusammen.

    Spricht für eine recht hohe ETF Quote.

    Da werden einige schon nicht mehr mitgehen. Die meisten brauchen schon für ihre Psyche nicht 100 ETF.

    Die Aufteilung von Finanztip: da machen die allermeisten nichts falsch und kommen zu einem guten Vermögen.

    (Verdopplung alle 15 Jahre).

    … und das bei der gültigen Aufteilung von Finanztip.

    Da kann man(n) sich etwas Tagesgeld leisten.

    Wesentlich ist die Investition in einen Welt ETF. Sicher eher mindestens 70/80 Prozent.

    Je mehr andere Sicherheiten ich habe,

    je weniger brauche ich Tagesgeld.

    Alls Beamter z.B. oder bei mehreren Mieteinnahmen oder ich bin finanziell unabhängig….

    LG

  • Also ich hab mit nun 51 Jahren weniger als 10% als Notgroschen in einem Geldmarkt-ETF. Das sind bei mit knapp 10 Monatsgehälter. Nach der gängigen Meinung wäre das zu wenig.


    Ich sehe es aber wie du. Wenn es ganz dumm kommt, verkaufe ich halt Anteile des MSCI World ETFs, das ist mein Risiko-Teil. Zur Not auch im Crash.


    Ein 100%er Invest in den Risiko-Teil würde sich für mich aber auch nicht gut anfühlen.


    So denke ich, ist das hochindividuell. Der Sicherheitsbaustein nimmt halt auch Schwankungen raus. Das merkt man gerade in jetzigen Zeiten. Da ist es nett zu sehen, dass der Sicherheitsbaustein nicht eingebrochen ist.


    Daher macht es für mich schon Sinn, dann wenn man weniger gut mit Schwankungen klar kommt, den Sicherheitsbaustein zu Ungunsten der Rendite hochzufahren. Nur vielleicht nicht ganz so sklavisch nach der allgemeinen Regel: 110 - Lebensalter. Wonach ich z.B. viel zu riskant unterwegs wäre.

  • Man braucht die cashreserve doch eigentlich nur für ein kurzen Zeitraum. Für viele Monate sehe ich keine Anforderung an ein Notgroschen, ala 3 Monatslöhne.

    Der Notgroschen existiert ja schon in Form von ALG?

  • kann es halt sein, daß Du genau dann Geld brauchst, wenn The Donald mal wieder einen Rappel hat, die Kurse dadurch dann vielleicht um 30% eingeknickt sind. Du brauchst 10.000 € und mußt dafür dann ETFs verkaufen, die gestern noch 15.000 € wert waren.

    Habe diverse Fälle erlebt (1987, 2000 ff, 2008 ff - um nur drei Beispiele zu nennen) - zu jenen Zeiten gab es übrigens noch gar keinen "The Donald" als Präsidenten der USA, der "mal wieder einen Rappel hatte" ... - da ging es aus ganz anderen Gründen (temporär aber auch längere Zeit) kräftig an der Börsen bergab. Und zwar nicht nur "um vielleicht 30%" - sondern teilweise auch um 50% oder mehr.


    Das kann im Einzelfall unangenehme Folgen haben, wenn in solchen Phasen ein plötzlicher Notfall samt ebensolchem plötzlichem Geldbedarf auftritt.


    Dabei gilt natürlich auch hier "Paragraph Eins - jeder macht Sein" (jedenfalls das eigene Geld betreffend).


    Für meinen Teil halte ich - über eine Rücklage für Notfälle hinausgehend - auch aus anderen Gründen immer ein gewisses Maß an Liquidität vor. Ist aber ein anderes Thema und das kann, soll und mag jeder halten, wie er/sie es für richtig also für sich und seine Haltung angemessen einschätzt.


  • Also ich hab mit nun 51 Jahren weniger als 10% als Notgroschen in einem Geldmarkt-ETF. Das sind bei mit knapp 10 Monatsgehälter. Nach der gängigen Meinung wäre das zu wenig.

    Die gängige Meinung bezüglich des Notgroschens schwankt etwa zwischen 2 bis 4 und 3 bis 6 Monatsgehälter.


    Ein risikoarmer Portfolioteil ist per definitionem was anderes, auch wenn nicht jeder beides hat bzw. man es zusammenlegen kann.

  • nach der allgemeinen Regel: 110 - Lebensalter

    Sollte damit der Ansatz "100 minus Lebensalter = automatisch die richtige Aktienquote" gemeint sein ... ? - finde ich das als Pauschalempfehlung oder Standardregel genau so abwegig, wie die üblicherweise empfohlenen "3 Netto-Monatsgehälter als Rücklage für Notfälle".


    Die generelle Gewichtung in der Asset-Allocation ("risikoarme" vs "risikoreiche" Anteile) ist eine davon eigenständige Fragestellung.


    Solche Formeln "können" natürlich passen - "müssen" aber ebenso natürlich keinesfalls immer sprich auf jeden Fall passen.


    Nach meinem Dafürhalten sind solche "allgemeinen Regeln" im besten Fall einer Art erste Orientierungshilfe.

  • Hallo zusammen,

    auch in der Rente ist es gut noch einiges an ETFs zu haben.

    100 minus Lebensalter ist keine gute Orientierung.

    Es wird nicht gleich alles gebracht.

    Siehe Finanztip App.


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    Aktualisiert am 24. April 2025

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    LG

  • Ich finde die Notgroschenregel a la 3-6 Nettogehälter auch nicht gerade sinnig.


    Wäre für mich persönlich zuviel niedrigverzinstes Geld. Ich bin mehr ein Freund davon die Monatsausgaben als Basis zu verwenden. Bei mir sind das 5 Monate als Angestellter, bei Selbstständigen sieht es wieder anders aus.


    Dazu vielleicht noch ein Geldmarkt ETF (mit einer kleinen Sparrate) für den Fall, dass man dort aufstocken möchte für größere Krisen.


    Aber wir neigen uns dazu , uns zu (über-)versichern :)

  • Ich finde die Notgroschenregel a la 3-6 Nettogehälter auch nicht gerade sinnig.

    Ich finde schon diesen Ausdruck „Notgroschen“ gruselig.

    Ich sage einfach für Normalos: 3 bis 6 Nettogehälter sollten im Fall der Fälle innerhalb einer Woche aktivierbar sein.

  • Wie bereits angedeutet wurde, ist das ein sehr individuelles Thema, weil der Geldbedarf, Höhe und Sicherheit des Einkommens, Risikotragfähgikeit und -kapazität sehr unterschiedlich sind.


    Bei unserem Haushalt ist das Einkommen z.B. sehr sicher und hoch genug, dass wir nur für große Ausgaben (wie Autos) auf Rücklagen zugreifen müssen. Der Rest kann aus dem laufenden Einkommen + kleinem Cashpuffer auf dem Girokonto (ich schaue, dass am Ende des Montas immer noch ca. 5k auf dem Giro-/Extrakonto liegen bleiben, damit auch größere Arzt-/Krankenhausrechnungen gleich bezahlt werden können) bestritten werden.


    Jetzt könnte man sagen: Ein Auto kauft man ja auch nur alle 10+ Jahre. Da könnte man doch alles in Aktien-ETFs anlegen.

    Ich habe mich damit länger beschäftigt und bin zum Ergebnis gekommen, dass das ein ziemliches Lotteriespiel wäre.

    Schaut man sich bspw. Entnahmestrategien für den Ruhestand an, haben diese Entnahmeraten von 2,5-4%/Jahr.

    Deshalb habe ich mir als Regel gesetzt, dass ein Geldbedarf, der über 5%/Jahr hinausgeht, mit bspw. einem Geldmarkt ETF angespart wird.

    Alles andere hätte im gleichzeitigen Crash- und Entnahmefall zu große negative Langzeitfolgen für das Depot.

  • Die gängige Meinung bezüglich des Notgroschens schwankt etwa zwischen 2 bis 4 und 3 bis 6 Monatsgehälter.


    Ein risikoarmer Portfolioteil ist per definitionem was anderes, auch wenn nicht jeder beides hat bzw. man es zusammenlegen kann.

    Ja, für mich ist Notgroschen und ridikoarmer Anteil das gleiche. Ich komme auch sehr schnell an Geld aus dem Geldmarkt-ETF für mich ist das quasi wie Cash.


    Sollte damit der Ansatz "100 minus Lebensalter = automatisch die richtige Aktienquote" gemeint sein ... ? - finde ich das als Pauschalempfehlung oder Standardregel genau so abwegig, wie die üblicherweise empfohlenen "3 Netto-Monatsgehälter als Rücklage für Notfälle".

    Wurde ja wohl mal auf 110 Minus Lebensalter gelockert, bleibt aber nur eine Faustregel.


    Richtig bleibt für mich, je eher man an das Geld heranmuss, desto weniger gehört es in den risikobehafteten Anteil. Ich finde man versteht es gut in der aktuellen Marktphase. Denn niemand weiß ob und wann es eine Erholung gibt.

  • Eine Faustformel, wonach der Notgroschen eine bestimmte Anzahl an Monatslöhnen ausmachen soll, kann ich nicht nachvollziehen. Ich gebe beispielsweise nur etwa die Hälfte meines Einkommens aus. Da wären die monatlichen Ausgaben sinnvoller. In der Praxis ist das aber für mich auch nicht zielführend. Wichtiger ist doch, welche überraschenden Kosten entstehen sollten. Ich habe keine Kinder, kein Auto, keine teuren Möbel, usw. - und die meisten Dinge müsste ich auch nicht zwingend sofort ersetzen. Für einige existenzbedrohenden Risiken bin ich versichert.


    Folglich habe ich mich entschieden, meinen Notgroschen vollständig über Fremdkapital von der Bank zu decken, wenn ich Geld benötige. In meinem ganzen Leben habe ich jedoch noch nie auf einen Notgroschen zugreifen müssen.