Teuer mieten, noch teurer kaufen oder abwarten

  • Als die Zinsen heruntergingen, haben die Leute nicht etwa die Tilgung entsprechend hochgeschraubt (und somit die gleiche Annuität erzielt), sondern sie haben in erster Linie das Darlehen erhöht und ein größeres und oder teureres Haus gekauft.

    Interessanter Aspekt. Hast Du da auch eine verlässliche und belegbare Quelle für Deine Aussage?

  • Als die Zinsen heruntergingen, haben die Leute nicht etwa die Tilgung entsprechend hochgeschraubt (und somit die gleiche Annuität erzielt), sondern sie haben in erster Linie das Darlehen erhöht und ein größeres und oder teureres Haus gekauft.

    Na ja, als die Zinsen runter gingen, gingen auch die Preise so hoch, dass man mit gleicher Annuität gar kein größeres oder teureres Haus mehr bekam. Vorher hat man mehr an die Bank gezahlt, hinterher dafür dann mehr an den Verkäufer.

    Ist aber auch nur meine anekdotische Erfahrung (weil ich selbst zur Zeit der Niedrigzinsen gesucht und gekauft habe). Unsere Wohnung zum Beispiel, bei unserem Kauf 2020 ca. 5 Jahre alt, war gut 30% teurer als 5 Jahre vorher neu. 5 Jahre vorher waren aber auch die Zinsen bei 3-4%, bei unserem Kauf dann bei 0,x-1,x%. Bei uns war die Rate zusammengesetzt aus 0,5% Zinsen und 6,5% Tilgung. Mit gleichem Eigenkapital und ursprünglichem Kaufpreis hätten wir für die gleiche Rate die gleiche Wohnung bekommen, nur dann zusammen gesetzt aus 4% Zinsen und 3% Tilgung.

  • Na ja, als die Zinsen runter gingen, gingen auch die Preise so hoch, dass man mit gleicher Annuität gar kein größeres oder teureres Haus mehr bekam. Vorher hat man mehr an die Bank gezahlt, hinterher dafür dann mehr an den Verkäufer.


    Ist aber auch nur meine anekdotische Erfahrung ...

    Da dies auch meiner "anekdotische Erfahrung" und "persönlichen Empirie" entspricht, so wie der vieler anderer Beobachter der Immobilienmärkte, deutet das mehr auf eine realitätsbezogene Wahrnehmung hin.

    Siehe schon Nr. 53 letzter Abs. oder beispielsweise auch hier:

    Wie sich Barwerte (oder auch Zeit- bzw. Gegenwartswerte) errechnen, meine selbst ich als Finanz-Laie grob zu erahnen. Nach der Definition ist darunter der heutige (sprich aktuelle) Wert eines in der Zukunft liegenden Geldbetrages zu verstehen. Man erhält den Barwert durch Abzinsung des künftigen Geldbetrages mit einem Kapitalzins, der Ausdruck einer alternativ erreichbaren Verzinsung ist. Tendiert dieser Zins aber gen Null (oder ist Null oder gar negativ) muß der Barwert steigen, da es kaum oder nichts mehr zum Abzinsen gibt. Entsprechend könnte in einer dauerhaften Null- oder Negativzinswelt ein (Erträge bringender; in dem Fall: Mieterträge) Vermögenswert theoretisch gegen unendlich tendieren. Diese Richtung hatten hier vor Ort beginnend ab etwa 2009 Immobilienpreise auch eingeschlagen (zu den Hoch-Zeiten (2015 bis 2021) Kaufpreisfaktoren (JNK) von 50 in guten Lagen und/oder sogar in Zwangsversteigerungen (echte Zwangsversteigerungen also keine Teilungsversteigerung zwecks Aufhebung einer Rechtsgemeinschaft)).

    Ein glühender Anhänger der damaligen EZB-Geld- und Zinspolitik, Marcel Fratzscher (DIW; Berlin), meinte damals im Kontext mit dem Thema Negativzinsen in einem Radiointerview, daß dies zwar "ein bißchen unglücklich für Sparer sei aber natürlich prima für Menschen, die Geld brauchen sprich Darlehen abschließen".

    In dem Bereich (Immobilien) wird das aber nur "prima" sein für den, der schon die Immobilie zu "alten" Preisen (sprich noch nicht durch die Niedrig-, Null- und Negativzinsen "aufgeblasen" Preisen) gekauft hat und nun bei der Prolongation oder Umschuldung des Darlehens in den Genuß des "neuen" Zinsniveaus (bei aber "altem" Preis) kommt (sprich statt einer Vier vor dem Komma beim Zins nur noch eine Eins oder sogar Null vor dem Komma hat). Wer in dieser Ära (2009 bis 2022) aber eine Immobilie kaufen wollte oder mußte, wurde im Verlauf sprich sukzessive mit den immer weiter steigenden Immobilienpreisen konfrontiert. Wollte er an diesem Markt überhaupt zum Zuge kommen, mußte er diese "neuen" Preise akzeptieren (Verkäufe in einer Art Bietungsverfahren waren in dieser Ära übrigens keine absolute Ausnahme mehr, so wie Nachverhandlungen noch im Notartermin).

    Natürlich waren die absurd niedrigen Zinsen nicht der einzige Treiber der Immobilienpreise in dieser Zeit (aber ein ganz wesentlicher auf jeden Fall; zumal Immobilien zu den zinssensibelsten Assets überhaupt gehören, da meist Darlehen im Spiel sind). Siehe schon Nr. 53 letzter Abs.

    Dazu kamen dann (preistreibend) - neben den Eigennutzern - auch noch Kapitalanleger, die Geld unterbringen wollten oder mußten (live erlebter Tenor bei einigen Verfahren nach dem ZVG: "Selbst 2% Prozent Mietrendite (Kaufpreisfaktor 50 JNK) sind immer noch viel besser als Verwahrentgelte bei der Bank" ... - zudem rechnet sich mit einer Null vor dem Komma fast alles (meine niedrigsten Zins-Konditionen in der Zeit lagen um die 0,35% bei 10-jähriger Zinsfestschreibung ...).

  • Wir müssen uns da gar nicht lange mit anektodischer Evidenz aufhalten. Angebot und Nachfrage (im Sinn von Personen) sind unverändert. Durch eine Zinssenkung haben aber alle Käufer jetzt ein größeres Budget...und damit kann in einer rationalen Welt der Preis nur steigen