Ethische Grenzen der Geldanlage

  • Hi,

    ab und zu klang es hier schonmal an, daß der eine oder andere ethische Grenzen bei den Investments sieht.

    Für einige Anleger wurden die verschiedenen ESG-ETF etabliert, andere schließen von vornherein Investments in China aufgrund der Menschrechtslage oder aus anderen Gründen aus, in den letzten Tagen erschien das Thema Investment auf christlicher Basis.

    Im Islam gibt es die hier auch schon erwähnten speziellen ETF, andere Fonds schließen auch ohne religiösen Hintergrund Werte zu den Themen Waffen, Alkohol oder Tabak aus.

    Zum jetzigen Zeitpunkt, nur als Zuspitzung bzw Polarisierung gedacht, wie weit könnte zum Beispiel die USA eine Diktatur werden, ohne daß es euch bei euren Investitionen juckt? Hauptsache die Kohle rollt...?

    Zuspitzung quasi aus der Vergangenheit:

    Hättet ihr mit Wissen um die Situation in Deutschland zwischen 33 und 45 investiert? Wahrscheinlich weist das jeder weit von sich.

    Wie denkt ihr darüber?

  • Tomarcy
    20. September 2025 um 23:20

    Heute ist ein komischer Sonntag ^^

  • Die Verlegung der Konzernzentrale nach Delaware würde Nestle für mich weder sympathischer noch unsympathischer machen.

    Aber hier geht es auch nicht um Sympathie, sondern um Investmententscheidungen. Ich bespare eine ETF auf den MSCI World mit der Absicht "Einmal die Welt" im Depot zu haben. Der gewählte Index ist einfach die modellhafte Abbildung der Welt. Eine ethische Entscheidung treffe ich damit nicht.

    Mit meine anderen Entscheidungen (hauptsächlich im Konsumbereich) treffe ich ethische Entscheidungen. Ich plane keinen Urlaub im Iran oder den USA (als Beispiel).

  • Da sehe ich "deine" Handlung, und meine genauso, anders.

    Nur weil ein Welt ETF eben so umfassend ist, kann man das andere ja nicht ausklammern. Natürlich kann man sagen, ist mir egal, aber man lenkt, genauso wie Zug Millionen andere Menschen, sein Geld in eine bestimmte Richtung und gibt damit anderen Menschen die Gelegenheit, ihre Ideen umzusetzen.

    Ich plane auch keine Reisen in die genannten Länder, ebensowenig nach China oder in die Türkei.

    Aber deswegen hatte ich zugespitzt auch Deutschland 33-45 erwähnt, wenn es damals einen MSCI World gegeben hätte und Deutschland nun Mal drin ist......

  • Nur mal so am Rande: Wer sein Geld in ETFs investiert, der gibt auch die Stimmrechte und damit Einflussmöglichkeiten an die ETF-Emittenten ab. Da sollte man auch auf dem Schirm haben, ob die ETF Emittenten den eigenen ethischen Ansprüchen genügen und nicht nur auf die Länder und Unternehmen schauen, in die investiert wird.

  • Da sehe ich "deine" Handlung, und meine genauso, anders.

    Nur weil ein Welt ETF eben so umfassend ist, kann man das andere ja nicht ausklammern. Natürlich kann man sagen, ist mir egal, aber man lenkt, genauso wie Zug Millionen andere Menschen, sein Geld in eine bestimmte Richtung und gibt damit anderen Menschen die Gelegenheit, ihre Ideen umzusetzen.

    Ich plane auch keine Reisen in die genannten Länder, ebensowenig nach China oder in die Türkei.

    Aber deswegen hatte ich zugespitzt auch Deutschland 33-45 erwähnt, wenn es damals einen MSCI World gegeben hätte und Deutschland nun Mal drin ist......

    Da erwarte ich dann eher, dass die Unternehmen bzw. der Index-Ersteller und die Regulierungsbehörden irgendwann eingreifen.

    Auf politische Ereignisse will ich nicht investmentmäßig (im Sinne der Index-Auswahl) reagieren. Das wäre ohnehin der Versuch gewissen Ereignissen mit den eigenen Investment-Entscheidungen hinterherzulaufen, etwas was man vermeiden sollte.

  • Ich plane keinen Urlaub im Iran oder den USA (als Beispiel).

    Bei den aus "ethischen Gründen ausgeschlossenen Urlaubszielen" ein Land wie ausgerechnet den Iran und die USA im gleichen Atemzug zu nennen, setzt ein - meines Erachtens - völlig verzerrtes und verqueres Weltbild voraus. Habe schon Vieles gehört - aber eine solche Gleichsetzung noch niemals.

    Mit meine anderen Entscheidungen (hauptsächlich im Konsumbereich) treffe ich ethische Entscheidungen.

    Praktizieren ja so manche - auch in meinem Umfeld. Dürfte vermutlich mehr "Impact" liefern als irgendwelche mit einem Label versehenen Fonds oder ETFs - jedenfalls, wenn genug und/oder immer mehr Konsumenten dabei mitmachen.

    So verfahre ich auch schon sehr lange länderspezifisch mit meinem finanziellen Engagements; siehe beispielsweise hier zu Frankreich:

    Frankreich (Stichwort Air Liquide) hat einige interessante Werte (LVMH, LÒreal, Airbus, Carrefour usw. hatte ich mir neben Air Liquide angeschaut - aber das französische Setting gefällt mir insgesamt nicht (zentralistisch, etatistisch, teilweise planwirtschaftliche oder sogar sozialistische Ansätze - auch wenn solche Unternehmen praktisch immer international bis global tätig sind, ihren Hauptsitz haben sie in Frankreich).


    Dir nichtsdestotrotz weiter ganz viel Glück mit Deinen privaten Finanzen !

  • Da erwarte ich dann eher, dass die Unternehmen bzw. der Index-Ersteller und die Regulierungsbehörden irgendwann eingreifen.

    Auf politische Ereignisse will ich nicht investmentmäßig (im Sinne der Index-Auswahl) reagieren. Das wäre ohnehin der Versuch gewissen Ereignissen mit den eigenen Investment-Entscheidungen hinterherzulaufen, etwas was man vermeiden sollte.

    Das sehe ich für mich nicht als den richtigen Weg.

    Es wird nur allzu oft auf "die da oben", Politik etc geschimpft, ich sehe aber zuerst den Einzelnen in der Verantwortung, zu schauen, was er mit seinem Geld macht. Diese Verantwortung kann man nicht delegieren, man kann sie nur aufgeben.

  • Hallo

    »Kapital, sagt der Quarterly Reviewer, flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel.« Karl Marx

    Und seit olle Marx hat sich nichts geändert; maximal wird die Gewinngier mit schönen Worten verbrämt. Es soll sich jeder selbst prüfen.

    Gruß Pumphut

  • Das sehe ich für mich nicht als den richtigen Weg.

    Es wird nur allzu oft auf "die da oben", Politik etc geschimpft, ich sehe aber zuerst den Einzelnen in der Verantwortung, zu schauen, was er mit seinem Geld macht. Diese Verantwortung kann man nicht delegieren, man kann sie nur aufgeben.

    Mit "die da oben" meine ich die Einwohner von SH. ;)

  • Da sollte man auch auf dem Schirm haben, ob die ETF Emittenten den eigenen ethischen Ansprüchen genügen

    Und auch umgekehrt. Wer marktneutral investiert, will nicht unbedingt, dass die Fondsgesellschaft jetzt irgendwelche ESG-Dinger unterstützt, die auf die Rendite gehen.


    Zum Hauptthema...Ethik ist ein ziemlich schwieriges Feld. Rüstung ist ja ein Paradebeispiel dafür. Man kann Waffen schlecht finden und dafür gibt es auch jede Menge gute Gründe, aber in letzter Konsequenz bedeutet das dann, dass nur noch "der Böse" bewaffnet ist und so alles mit Gewalt durchdrücken kann. Das ist sicherlich nicht im Sinn derjenigen, die mal gegen Rüstung waren und die ganzen Kehrtwenden 2022 sprechend Bände.

    Grundsätzlich würde ich mir da beim marktneutralen Portfolio gar nicht so viele Gedanken machen. Fragwürdige Länder wertet der automatisch ab, denn auf Dauer gut wirtschaften lässt sich nur in Ländern mit wirtschaftlicher Freiheit. Diese ist wiederum ohne politische Freiheit nicht zu bekommen, da autokratische Herrschaftsstrukturen für die herrschende Elite einen großen Anreiz bieten, sich selbst zu bereichern.

  • Und auch umgekehrt. Wer marktneutral investiert, will nicht unbedingt, dass die Fondsgesellschaft jetzt irgendwelche ESG-Dinger unterstützt, die auf die Rendite gehen.

    Oder Fonds schließt, umwandelt oder zusammenführt - was dann ein steuerschädliches Ereignis auslösen kann, ohne jede Möglichkeit der Einflußnahme des Sparers oder Investors. Davon hatten jedenfalls einige "ETF-Sparbüchsen" in meinem Umfeld schon mehrfach berichtet.

    Kundigere in Sachen ETFs mögen das gerne korrigieren.

    aber in letzter Konsequenz bedeutet das dann, dass nur noch "der Böse" bewaffnet ist und so alles mit Gewalt durchdrücken kann.

    Was aber natürlich dann auch im Ergebnis für ein sehr bis extrem restriktives Waffenrecht (a la Deutschland beispielsweise) gilt. Oder wie es einige meiner amerikanischen Freunde zu formulieren pflegen:

    "If guns are outlawed - only outlaws will have guns"

  • Was aber natürlich dann auch im Ergebnis für ein sehr bis extrem restriktives Waffenrecht (a la Deutschland beispielsweise) gilt. Oder wie es einige meiner amerikanischen Freunde zu formulieren pflegen:

    "If guns are outlawed - only outlaws will have guns"

    Ist nicht wirklich vergleichbar. Als Privatperson kannst du zur Polizei gehen und für deren Arbeit ist es wichtig, dass jeder ein komplettes Arsenal zu Hause hat. Waffen, insbesondere Kriegswaffen, in Privatbesitz untergraben das staatliche Gewaltmonopol, das ja eben dazu dient, das Recht des Stärkeren zu verhindern und durch rechtsstaatliche Prozesse zu ersetzen. Dagegen gibt es keine Weltpolizei, die einen Staat bestraft, wenn er das Völkerrecht bricht. Die zwischenstaatliche Ordnung ist - de facto - auf das Recht des Stärkeren reduziert, wobei Stärke hier nicht nur militärisch zu sehen ist, auch wirtschaftlich lässt sich Druck ausüben. Und dann ist man entweder selbst stark genug oder hat genügend Freunde, um gemeinsam stark zu sein...

  • Ich finde das Thema ansich interessant und bin selbst zwiegespalten. Ich hab in meinem portfolie einen einzelaktienanteil und einen etf anteil.

    Bei den einzelaktie würde ich persönlich weder in tabak, öl oder waffen investieren. Ja rheinmetall hat mich gejuckt weil es wirklich absehbar war das es explodieren (🙊) wird kurstechnisch. Hab mich aber bewusst dagegen entschieden.

    Anders sehe ich das in einem etf, da es sonst schwierig wird. Beispielsweise habe ich u.A. den Stoxx 600, wo auch Rheinmetal drin ist. Ich limitiere mich massiv wenn ich den 0.67% hier den Wert beimesse den ich bei einzelaktien anlege. Das ist natürlich inkonsequent und mit zweierlei Maß gemessen.

    Ja es gibt nachhaltige Fonds und etfs, aber bei einigen ist es mit der Nachhaltigkeit auch weniger streng. Dafür kosten die dann auch nochmal nen bissl extra, aber fürs gute Gewissen kann man ja paar Euro springen lassen. Damit sein Geld zu verdienen alles grün anzumalen gefällt mir dnn auch nicht.

    Hatte für den Nachwuchs auch zuerst einen einzelnen nachhaltigen etf bespart, den ich letztendlich aber eingestampft hab, zugunsten günstigeren und einer Mischung aus mehreren etfs. Letztendlich hab ich mich dann der Rendite unterworfen, zumindest im etf Bereich.

    Falls es in den USA (sehr viel) schlimmer wird, wüsste ich aber nicht wie ich es angehen würde. Es ist ja auch so das z.B. Apple zwar ein US-Unternehmen ist, aber sich anscheinend der Politik unterwerfen muss, indem es eigene Vorgaben in Bezug auf Meinungsfreiheit zurücknimmt.

    Die Beispiele waren jetzt wertungsfrei gemeint, da nur ein paar Überlegungen einwerfen wollte. Es ist sehr schwer und ich glaube jede Linie der man folgt ist persönlich und kaum bis gar nicht vergleichbar.

  • Das ist sicherlich nicht im Sinn derjenigen, die mal gegen Rüstung waren und die ganzen Kehrtwenden 2022 sprechend Bände.

    Die Wende in Europa gab es bereits 2014.

    Weltweit gesehn gab es diese in den letzten Millionen Jahren gar nicht, irgendwo gab es immer zu jederzeit bewaffnete Konflikte.

    Dankeschön, spannender Hinweis, auch wenn die Kleinanleger kaum eine Chance haben,

    Ich habe ja ein paar Einzeltitel, ich werde auch bei diesen als direkt investierte Kleinanlegerin auf die Versammlungen eingeladen. Es gibt auch die Möglichkeit seine Stimme einem Verband für klein Aktionäre abzutreten die dann die Interessen dieser Gruppe gebündelt vertreten.

    Zu behaupten dass man keine Chance hätte ist etwas kurz gedacht, jeder Teilnehmer einer Versammlung und sei es nur mit einer Stimme, kann Fragen direkt stellen, je nach Thema, Formulierung und Umfang kann das auch Auswirkungen auf die größeren Anteileilseigner haben.
    Mit der Investition in einen ETF funktioniert diese herangehensweise selbstverständlich nicht.
    Wenn man ethisch investieren möchte, sollte man daher meiner Meinung nach, keine ETFs wählen, sondern sich die Unternehmen selbst aussuchen und breit investieren, mit 50+ Titeln aus möglichst vielen Branchen ist man da auch recht breit aufgestellt.


    Da ich selber investiere mitlerweile auch Hauptsächlich in etfs, der größte Index bei mir ist ein unverfälschter msci world, der stoxx 600 macht eine kaum merkliche prozentuale Rolle in meinem Portfolio und ist in einer gesamt Betrachtung daher vernachlässigbar.