betriebliche Altersvorsorge - Lohnt sich das?

  • Hallo,

    ich habe eine bAV abgeschlossen. Mein Problem ist, aufgrund meiner mangelnden Erfahrung in dem Bereich kann ich nicht abschätzen, ob der Vertrag ein gutes Investment ist.
    Kennt sich jemand damit aus und kann mir eine Antwort geben?
    Vielen Dank im voraus.


    Tarif: Württembergische Lebensversicherung - FRH80: Rentenversicherung mit Kapitalwahlrecht, 80% Beitragsgarantie

    Laufzeit: 41 Jahre

    Arbeitgeberanteil: 71,67 €
    Arbeitnehmeranteil: 108,33 €

    Abschluss-/Vertriebskosten: 2214 € (auf 5 Jahre verteilt)
    jährliche Verwaltungskosten: 126,48 €
    zusätzliche jährliche Verwaltungskosten: 0-0,99 € je 100€ Guthaben

    Wertsicherungsfonds: Genius Strategie

    freie Fonds:
    - W&W Quality Select Aktien Europa
    - W&W Quality Select Aktien Welt
    - W&W Global-Fonds

  • Kater.Ka 15. November 2025 um 21:14

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Dein bAV-Tarif (Württembergische FRH80, 80 % Beitragsgarantie) ist durch hohe Kosten und geringe Aktienquote eher renditeschwach. Die Garantie zwingt den Versicherer zu sehr sicherheitsorientierter Anlage, der Wertsicherungsfonds (Genius Strategie) ist zusätzlich defensiv. Langfristig sind dadurch realistisch nur niedrige Renditen zu erwarten.

    Zu der Höhe des Arbeitgeberzuschusses im Vergleich zu anderen Anbietern und einer profunden Einschätzung gibt es hier im Forum sehr gute Expert:innen.

  • Ich finde die kosten ansich immer extrem. Verwaltungkosten 5.8% gehen von den jährlichen Einzahlungen schonmal weg.

    (Die 0-0.99€ pro 100 euro verstehe ich nicht so ganz. Ist das erfolgsabhängig oder kostet es nur wenn die lust haben? Worst case wäre ja wieder ~1% aber nicht nur der Einzahlungen sondern des Vermögens das angezahlt wurde. Wäre ja im ersten jahr ~20€, im zweiten ~40€ usw. Wenn das so kommen würde, wären das 16.400€. Kann das sein oder habe ich da einen Denkfehler?)

    In 41 Jahren hast du und der Arbeitgeber ohne Dynamik und Sonderzahlungen 88.560€ eingezahlt. Dagegen stehen die Fixkosten von 7399€ (abschluss und jahreskosten). Finde persönlich fast 8.5% schon ziemlich viel.

    Ich lasse mich gerne korrigieren von den Profis hier, aber so würde sich mir das erschließen.

  • Der Gesamtbeitrag ist 180€, davon zahlt der AG 40%. Das ist nicht wenig, aber auch nicht wirklich viel.

    In 41 Jahren sind über 80k eingezahlt. Die zusätzlichen jährliche Verwaltungskosten steigen von fast 0 auf über 800€ (bei Nullverzinsung). Gehe ich im Schnitt mal von nur 400€ aus. Zusammen mit den fixen 126,48 € gehen also weit über die Hälfte des AG-Zuschusses für die laufenden Kosten weg. Dabei habe ich die Abschlusskosten noch nicht berücksichtigt.

    Da bleibt also nicht viel von den AG-Zuschüssen übrig. Dein Arbeitgeber finanziert die Zuschüsse aus den eingesparten Sozialversicherungskosten. Insbesondere führt er weniger Geld an die GRV für Dich ab und reduziert dadurch Deine gesetzliche Rente! Diesen Rentenverlust musst Du auch noch gegenrechnen.

    Also bleibt im aller günstigsten Fall ein Nullsummenspiel für Dich, was Zuschüsse/Rente/Steuer betrifft. Dafür hast Du aber ein unflexibles Produkt mit einer mäßigen Rendite.

    Wobei "unflexibel" für viele Arbeitnehmer durchaus ein Vorteil ist, aufgrund des damit verbundenen Sparzwangs. Wer jedoch in der Lage ist, einen ETF-Sparplan abzuschließen und auch durchzuhalten, fährt damit sicherlich deutlich besser.

  • Zu all den (negativen) Rechnungen kommt noch Dein Alter und die Laufzeit.

    41 Jahre Laufzeit bedeutet, dass Du vermutlich 26 bist. Kannst Du auch nur grob abschätzen, dass Du Dein Leben lang bei dem AG bleibst? Eine bAV zu einem anderen AG mitzunehmen, ist oft extrem schwierig bis unmöglich. Die Verwaltungskosten fallen aber auch bei Beitragsfreistellung weiter an. Das dann am Ende mit 80% Beitragsgarantie, also (vermutlich) mit nur 20% der Beiträge (nach Abzug der Abschluss- und Verwaltungskosten) in der extrem teuren aktiven Fonds, um eine echte Rendite zu erwirtschaften. Hoffentlich sind die Kosten der Fonds vollumfänglich in den bAV-Gebühren enthalten.

    ich habe eine bAV abgeschlossen. Mein Problem ist, aufgrund meiner mangelnden Erfahrung in dem Bereich kann ich nicht abschätzen, ob der Vertrag ein gutes Investment ist.

    Bitte daraus lernen (nicht nur für eine bAV) sich vor dem Abschluss soweit zu informieren, dass man selber die Entscheidung treffen kann.

    Denn hier weiss niemand, ob Du ggf. damit planen kannst, Dein gesamtes Arbeitsleben bei dem AG zu bleiben (und das an einem Standort in Deutschland) oder wie Dein sonstiges Sparverhalten aussehen würde. Würdest Du konsequent das Netto von den 108,33 € (einzig und alleine) für die Rente sparen, egal, was die kommenden 41 Jahren bei Dir passiert?

    Da muss man noch garnicht an die heute unplanbaren Bedingungen bei der Entnahme denken, um sich auszumalen, ob das ganze kein Minusgeschäft sein wird.

  • Kennt sich jemand damit aus und kann mir eine Antwort geben?

    Hartmut Walz kennt sich damit aus:

    Betrübliche Altersversorgung – leider oft eine herbe Enttäuschung - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Betriebliche Altersvorsorge heißt: der Arbeitgeber schließt für seine Arbeitnehmer eine Kapitallebens-, Renten- oder fondsgebundene Lebensversicherung ab. Ist…
    hartmutwalz.de


    Mal lesen und dann mal selber rechnen, ich glaube das du deine bAV danach nicht mehr haben möchtest.

  • Ich habe eine bAV abgeschlossen. Mein Problem ist, aufgrund meiner mangelnden Erfahrung in dem Bereich kann ich nicht abschätzen, ob der Vertrag ein gutes Investment ist.

    Anders herum ist es immer sinnvoller: Erst prüfen, ob ein Angebot ein gutes Investment ist. Sollte die Prüfung ergeben, daß nicht, muß man den Vertrag gleich garnicht abschließen.

  • Danke für eure Antworten.

    Als ich die bAV vor einem Jahr abgeschlossen habe, hieß es auf Finanztip noch, das es sich in der Regel ab 20 % Arbeitgeberzuschuss lohnt.
    In den Beratungsdokumenten steht im Kleingedruckten, das sich alle Renditeangaben auf die Verringerung des Nettolohns beziehen, das habe ich übersehen.

    Ich werde jetzt meinen Eigenanteil auf Null senken und nur den Festzuschuss meines Arbeitgebers mitnehmen.

  • Investierst du die 108 € mtl. über einen Zeitraum von 41 Jahren, dann kommst du bei einer angenommenen Durchschnittsrendite von 6% auf ca. 220.000 € 🤷‍♂️

    Ab dem 11. Jahr überschreitet man erstmalig die (aktuellen) 1.000 Euro Sparerfreibetrag. In den 30 folgenden Jahre summieren sich die Kapitalerträge auf etwa 160.000 Euro. Da geht dann noch einiges an Kapitalertragssteuer runter. Bei aktuell 25 % und 1.000 Euro Freibetrag sind das rd. 33.000 Euro. Bleiben noch ~187.000 Euro.