ETF-Depot managen mit 90 Jahren

  • Hi,

    vorab: ich bin Freiberufler, 45 Jahre, und bespare monatlich 80 % in ETF All World und 20 % in Rürup Weltsparen mit ETF. Ich habe ein BU (läuft bis 60. Geburtstag). Staatliche Rentenversicherung habe ich 18 Euro Rente erworben bisher :P

    Ich weiß, dass Rürup in den meisten Fällen kaum sinnvoll ist - aus Renitesicht

    Was mir bei einem "normalen" ETF Sparplan aber etwas Sorgen macht sind zwei Punkte:

    * Ein ETF Depot darf nicht leer werden solange ich lebe. Ansonsten steht man in der ungünstigsten Phase seines Lebens (alt, krank, senil) plötzlich ohne Geld da. Davor schützt doch nur eine "richtige" Rentenversicherung.

    * Was ist wenn ich 85 bin und jemand klopft an die Tür und macht mit Enkel Trick mein Konto leer. Was ist wenn ich mit 85 plötzlich einen Knall habe und einen Porsche kaufe und alles Geld ist weg.

    Angestellt sind vor all diesen Dingen "geschützt", weil die gesetzliche Rente kann niemand stehlen und die kann man nicht verkaufen, zerstören (wenn man mal alle Arten von Weltuntergangsszenarien unterschlägt).

    Jetzt ist mein Kopf noch einigermaßen fit. Aber im Alter will ich mich um so ein Zeug vermutlich gar nicht mehr kümmern / kann mich evtl nicht mehr kümmern.

    Hat jemand Lösungsvorschäge für mich?

  • Kater.Ka 6. Dezember 2025 um 12:21

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ein sehr spannendes Thema. Aber auch sehr individuell.

    Eine Möglichkeit wäre das Geld ab Zeitpunkt x einer Rentenversicherung zu geben und in eine Lebenslange Rente umzuwandeln. Dass man damit viel Performance kaputt macht sollte selbstverständlich. Das sehe ich wirklich nur für eine Notlösung um sich vor sich selbst zu schützen.

    Vertrauen zu Familie oder engstem!!!! Freund wäre da mein erster Ansatz.

    Du könntest es auch in unterschiedlich lange Anleihen anlegen. Kommt auch nciht viel rum, aber es macht etwas planbarer und im Zugriff hast du es nur häppchenweise.
    Das könnte man natürlich sehr klein Stückeln….

    hach…das ist sehr komplex und kommt wirklich auf die Lebensumstände an :)

  • Wenn du dich vor dir selbst schützen möchtest hilft evt ein Gemeinschaftsdepot bei dem beide gemeinsam zeichnen müssen.

    Das wird aber irgendwann andere Probleme mit sich bringen.

  • Evtl. auch eine Schenkung zu Lebzeiten an Kinder (sofern vorhanden) mit der Auflage, dass du jeden Monat eine Summe X bekommst. Da gibt es aber, wie die Vorredner bereits schrieben, sehr viele Möglichkeiten.

    Das auch im Hinblick auf einen möglichen Aufenthalt im Pflegeheim.

  • Ich bin Freiberufler, 45 Jahre, und bespare monatlich 80 % in ETF All World und 20 % in Rürup Weltsparen mit ETF. Ich habe ein BU (läuft bis 60. Geburtstag). Staatliche Rentenversicherung habe ich 18 Euro Rente erworben bisher :P

    Vermutlich bist Du selbständig. Als Freiberufler wärest Du Kammermitglied und damit auch Mitglied eines entsprechenden Versorgungswerks.

    Ich weiß, dass Rürup in den meisten Fällen kaum sinnvoll ist - aus Renditesicht

    Und dennoch besparst Du einen solchen Vertrag.

    Was mir bei einem "normalen" ETF-Sparplan aber etwas Sorgen macht, sind zwei Punkte:

    * Ein ETF Depot darf nicht leer werden solange ich lebe. Ansonsten steht man in der ungünstigsten Phase seines Lebens (alt, krank, senil) plötzlich ohne Geld da. Davor schützt doch nur eine "richtige" Rentenversicherung.

    Nicht unbedingt. Es gibt diesbezüglich allerdings drei Gefahren:

    1. Du hast einen Auszahlplan irgendwelcher Art gestaltet und wirst einfach älter als geplant. Dieses Risiko halte ich für kleiner, als es üblicherweise dargestellt wird. Eine Rente läuft aktuell um die 20 Jahre (also grob gesagt: von 65 bis 85). Das mag in den nächsten 20 Jahren etwas mehr werden, wenngleich sich die Verlängerung der Lebensdauer etwas abgeschwächt hat. Welches Endalter man annimmt, ist Geschmackssache. Aus heutiger Sicht sollte man mit 105 Jahren auf der sicheren Seite sein.

    2. Du bist aktuell (aus Renditeüberlegungen) in Aktien investiert. Zumindest gegen das kalkulierte Lebensende hin würde ich (angesichts der Tatsache, daß Du kaum Festeinkünfte im Ruhestand hast), graduell doch in Renten umschichten, um vor einem Börseneinbruch gewappnet zu sein.

    3. Pflegebedürftigkeit dürfte mit erhelblich erhöhtem Finanzbedarf einhergehen. Ich wüßte nicht, wie man das kalkulieren könnte.

    * Was ist wenn ich 85 bin und jemand klopft an die Tür und macht mit Enkeltrick mein Konto leer. Was ist, wenn ich mit 85 plötzlich einen Knall habe und einen Porsche kaufe und alles Geld ist weg?

    Dann hast Du Pech gehabt.

    Das Geld muß nicht einmal weg sein. Es könnte auch sein, daß Du so dement wirst, daß Du schlichtweg Deine Angelegenheiten nicht mehr regeln kannst. Dann wirst Du so oder so einen Menschen brauchen, der das für Dich unternimmt. Du wirst nicht der einzige sein, bei dem das zutrifft, und immer weniger Menschen haben Kinder, die wohl am ehesten noch Vertrauenspersonen sind (auch nicht immer), immer mehr Menschen leben allein (letzteres ist bei Paaren fast zwangsläufig: In aller Regel stirbt der eine vor dem anderen). Gesamtgesellschaftliches Problem. Das dürfte für viele Leute gelten.

    Angestellte sind vor all diesen Dingen "geschützt", weil die gesetzliche Rente kann niemand stehlen und die kann man nicht verkaufen, zerstören (wenn man mal alle Arten von Weltuntergangsszenarien unterschlägt).

    Das hilft bei Demenz auch nichts. Ich nehme an, das Betreuergewerbe wird einen enormen Aufschwung nehmen.

    Jetzt ist mein Kopf noch einigermaßen fit. Aber im Alter will ich mich um so ein Zeug vermutlich gar nicht mehr kümmern / kann mich evtl nicht mehr kümmern.

    Hat jemand Lösungsvorschläge für mich?

    Der Sozialstaat wird Dich auffangen, wie das jetzt schon in derlei Fällen geschieht. Damit ist nicht gesagt, daß dies für Dich angenehm sein wird (wenn Du davon überhaupt noch etwas mitbekommst). Eine Lösung für dieses Problem (wie Du sie Dir vorstellen magst) dürfte es aber nicht geben.

  • * Ein ETF Depot darf nicht leer werden solange ich lebe.

    Man kann sich ausrechnen, wie groß das Depot sein muss, wenn man seine eigenen Ausgaben im Alter (mit oder ohne Porsche) abschätzt.

    Was ist wenn ich 85 bin und jemand klopft an die Tür und macht mit Enkel Trick mein Konto leer.

    Wie soll das gehen?

    So lange ich noch geistig fit bin, kommt da niemand ran (ja, Folter oder Verschleppung mal ausgeschlossen, dafür muss ich aber keine 85 werden).

    Bin ich nicht mehr geistig fit, aber noch fit genug, um selbstbestimmt in meiner Wohnung zu leben, weiss ich auch nicht, wo PIN/PW für mein Depot und mein Girokonto zu finden sind. Da muss mind. die monatliche Umbuchung vom Depot auf das Girokonto automatisiert laufen.

    Was ist wenn ich mit 85 plötzlich einen Knall habe und einen Porsche kaufe und alles Geld ist weg.

    Deine eigene "Dummheit" kannst Du nicht absichern, dagegen hilft auch keine lebenslange Rentenversicherung.

    Wenn Du aber "nur" mit dem Gegenwert eines normalen Porsches im Depot rechnest, wird das Leben ohne Zusatzrente m.M.n. schwierig. Ein 911 GT3 RS kostet gerade mal 250k€, mit Extras u.U. 350k€. Ohne gute Rendite sind das ca. 2500€ im Monat auf 15 Jahre (ohne Infaltionsausgleich in der Entnahme). Immerhin musst Du mit 85 noch fit genug sein, dass Du den Porsche auch nutzen kannst.

    Angestellt sind vor all diesen Dingen "geschützt", weil die gesetzliche Rente kann niemand stehlen

    Von welchen Angestellten redest Du?

    Scheidung/Versorgungsausgleich reicht, und die "rieisige" Rente ist u.U. zur Hälfte weg. Und meine GRV würde als alleinige Altersvorsorge nicht reichen.

    Der Selbstständige hat sich darüber genauso von Anfang an Gedanken zu machen wie über vieles andere. Es steht Dir m.W.n. auch frei, in die DRV oder eine private Rentenversicherung einzuzahlen. Max. Rendite und (hoffentlich risikofreie) lebenslange Absicherung passen nicht zusammen.

    Jetzt ist mein Kopf noch einigermaßen fit.

    Mit 45 nur einigermaßen?

    Wie regelst Du dann die (anscheinend erfolgreiche) freiberufliche Tätigkeit?

    Aber im Alter will ich mich um so ein Zeug vermutlich gar nicht mehr kümmern / kann mich evtl nicht mehr kümmern.

    Wollen oder können? Der Rest ist individuell. Es gibt viele Entnahestrategien, die mehr oder weniger eigene Arbeit erfordern. Je weniger Rendite nötig ist, um so mehr Verantwortung kann man abgeben.

    Hat jemand Lösungsvorschäge für mich?

    Ja einige:

    • Mit Ende der freibruflichen Tätigkeit einzahlen in einer Sofortrente
    • Umschichten in einen Multi-Asset ETF und diesen automatische Entsparen
    • Genug Vermögen anhäufen, dass eine 3% (max. 3,5%) Entnahme zum Leben reicht.
    • Sich einen fitten Partner/Kinder/Vertrauten suchen, der das für einen regelt, wenn man darauf keine Lust hat.

    Ich hoffe, Du hast kein Eigenheim, darum musst Du Dich auch selber kümmern.


  • Hallo zusammen,

    ich finde es wichtig, mich selbst ein Stück weit vor mir zu schützen – gerade bei finanziellen Entscheidungen. Für mich hat sich gezeigt:
    Wenn ich jeden Monat automatisiert in einen breit gestreuten Welt-ETF einzahle, mache ich langfristig fast alles richtig. Die Kosten sind niedrig, es läuft automatisch und ich muss nicht ständig darüber nachdenken.

    Schaffe ich es, das über Jahrzehnte durchzuhalten, dann fällt es mir auch leichter, entspannt zu bleiben und keine impulsiven oder „dummen“ Entscheidungen zu treffen. Ein lebenslanges finanzielles Training – also Sparplan, Geduld und Gelassenheit – zahlt sich einfach aus.

    LG