Abschaffung Steuerklassen III/V

  • Zunächst einmal wäre es schön gewesen, wenn du wenigstens eine Quelle genannt hättest. Ich hab jetzt nach längerer Suche nur einen Artikel bei Focus gefunden, welcher inhaltlich auch noch zumindest fragwürdig ist (siehe weiter unten).

    Ansonsten finde ich es immer lustig, wie alle auf den Steuerklassen III/V rumreiten. Lange Zeit gab es eigentlich nur schwarz oder weiß, sprich entweder hatte einer alle Freibeträge und der andere gar keine (III/V) oder beide die gleichen (IV/IV). Also entweder arbeiten beide Ehepartner (und das quasi mit vergleichbarem Einkommen) oder halt nur einer. Seit 2010 gibt es dann die deutlich lebensnähere Kombi IV/IV Faktor, mit der die Vorauszahlungen an die tatsächlichen Einkommensverhältnisse angepasst werden können. Von daher mache ich mir keine Sorgen, wenn III/V tatsächlich abgeschafft wird, schließlich kann man das Konstrukt auch mit IV/IV Faktor nachbauen.

    Und jetzt zu den Aussagen im Focus-Artikel, welchen ich zunächst mal auszugsweise zitieren will:

    Die unterschiedlichen Steuerklassen (III und V) für Ehepaare sollen wohl abgeschafft werden. Stattdessen soll es nur noch eine Steuerklasse für beide Eheleute geben. Bisher wird der Gutverdiener nach Steuerklasse III besteuert, der Geringverdiener nach Steuerklasse V. Während der Besserverdiener dadurch weniger Steuern zahlt und somit mehr Netto auf dem Konto hat, ist es beim Geringverdiener umgekehrt. Nach Einreichung der Steuererklärung gibt es in der Regel und je nach Höhe des zu versteuerten Einkommens Geld vom Fiskus zurück.

    Zunächst einmal steht gleich am Anfang das Wörtchen "wohl". Sprich es ist reine Spekulation und am Ende kommt es vielleicht dann doch wieder anders.

    Der letzte Satz ist dann der absolute Witz und da hat einer was nicht verstanden (vielleicht war es auch der Praktikant, der den Artikel geschrieben hat). Bei der Kombi III (Besserverdiener) und V (Geringverdiener) kommt es in der Regel zu geringen Vorauszahlungen und es erfolgt eine Nachbelastung. Nur durch entsprechend hohe weitere abzugsfähige Kosten wird daraus eine Rückerstattung. Hintergrund ist schlicht und ergreifend, dass die Lohnsteuer mit einem niedrigeren Tarif als hinterher nach der Splitting Tabelle errechnet wird.

    Zitat

    Durch die Abschaffung der Steuerklassen III und V zahlt der Geringverdiener dann weniger Steuern, der Besserverdiener wiederum mehr. Unter dem Strich soll für das Paar keine Mehrbelastung entstehen. Allerdings zeigen Rechnungen: In einigen Fällen kommt es dann doch zu einer Mehrbelastung. Und davon profitiert der Staat.

    Auch hier ist der letzte Teil wieder schlichtweg ein Witz. Die Steuerlast wird immer identisch sein, egal welche Steuerklasse man hat. Lediglich die monatlichen Abschläge (=Lohnsteuer) wird sich ändern. Der verlinkte Artikel zeigt dann übrigens nur den evtl. negativen Effekt auf die Abschläge (!) und schließt mit der Aussage "Nach Abgabe einer Steuererklärung könnten sie sich die Differenz vom Finanzamt zurückholen."

    Es handelt sich also wohl eher um rein populistische Aussagen.

    Und wenn dann schon populistische Aussagen getätigt werden, drehe ich die einfach mal um.

    Durch die Existenz der Steuerklassen III/V wird der Staat benachteiligt!

    Begründung: Durch die niedrigeren Vorauszahlungen und die mit der Steuererklärung fällige Nachzahlung wird dem Staat das Geld vorenthalten und er muss die Mittel zwischenfinanzieren. Damit profitiert der Steuerpflichtige (er hat Geld, welches ihm eigentlich nicht zusteht) und der Staat wird benachteiligt.

  • Ich muss brechen. Ist ganz toll, dass die Ampel jetzt unnötig in zig Mio. Haushalten für Zündstoff sorgt, wenn die Ehepartner die monatliche Hausgeldzahlung neu verhandeln müssen.

    Für was?

    Viele Ehen scheitern aus Mangel an Kommunikation. Ist doch voll nett, dass der Gesetzgeber Anlass bietet, mal wieder ins Gespräch zu kommen. Das könnte in der Konsequenz die Familiengerichte entlasten. :)

  • Ich möchte gern diese etwas ältere Diskussion wiederbeleben: heute ist auf verschiedenen Nachrichtenportalen im Internet gemeldet worden, dass der Wegfall der Steuerklassenkombi III/IV im Zuge der Haushaltsberatungen beschlossen worden ist. Gewünschter Start 01.01.2025.

    Diese Meldungen bezeichnet die Finanzverwaltung von NRW als Fake News, siehe https://www.finanzverwaltung.nrw.de/dienststellen/…assen-iii-und-v

  • Diese Meldungen bezeichnet die Finanzverwaltung von NRW als Fake News, siehe https://www.finanzverwaltung.nrw.de/dienststellen/…assen-iii-und-v

    Die nehmen Bezug auf einen angeblichen Wegfall zum 1. Juli 2023 (!). Das scheint also schon eine ältere Meldung zu sein.

    „Aktuell mehren sich die Anfragen Bezüge empfangender Personen zu den in den sozialen Medien verbreiteten Informationen zu einem Wegfall der Steuerklassen III und V zum 01.07.2023.“

  • Die nehmen Bezug auf einen angeblichen Wegfall zum 1. Juli 2023 (!). Das scheint also schon eine ältere Meldung zu sein.

    Kannst du bitte mal eine neue Meldung hier verlinken? Ich finde über die News-Suche nur Spekualtionen zu dem Thema und nirgends eine Meldung, dass der Wegfall eine beschlossene Sache sei.

  • Überall wird immer gesagt das es kein Unterschied gibt in welcher Steuerklasse man ist. Das glaube ich auch und macht auch Sinn.

    Aber was ich irgendwie nicht glaube ist, dass mir der Staat (wäre ich in 4/4), 8400 Euro Steuer erstattet hätte...

    Lass mich das erklären.

    Die letzten zwei Jahre (3/5,gleiches Gehalt, alles wie immer), habe ich ca 4700 Euro monatlich verdient. Wenn ich einen Brutto-Netto Rechner benutze, kommt das auch genau so raus.

    Die letzten 2 jahre hatte ich noch ca 600-800 Euro von der steuer zurück bekommen.

    Wenn ich nun in 4/4 wäre, dann wäre ich laut Brutto-Netto Rechner bei 4000 Euro Netto.

    Das ist eine differenz von 700 Euro!

    Hätte ich also die letzten zwei Jahre 12*700+600-800 Euro erstattet bekommen? Das sind 9000 Euro!! Das ist doch absurd?!

    Also irgendwie habe nicht das Gefühl das ich kleiner Fisch soviel zurück bekommen hätte... Aber anscheinend ist das ja so 🤷‍♂️ verrückte Welt!

    Btw:

    Sollte das wirklich so kommen killt der Staat halt einfach meinen monatliche ETF... Soviel zum Thema private altersvorsorge. Ja natürlich mach ich das dann durch die Nachzahlung einmalig, trottzem fühlt sich das einfach dümmer an, plötzlich weniger monatliches netto zu haben...

  • Kannst du bitte mal eine neue Meldung hier verlinken? Ich finde über die News-Suche nur Spekualtionen zu dem Thema und nirgends eine Meldung, dass der Wegfall eine beschlossene Sache sei.

    Ich habe lediglich einen (aktuellen) Artikel bei Focus gefunden, den ich in meinem Beitrag oben auch verlinkt habe. Der ist aber auch reine Spekulation, siehe folgende Aussage von mir:

    Zunächst einmal steht gleich am Anfang das Wörtchen "wohl". Sprich es ist reine Spekulation und am Ende kommt es vielleicht dann doch wieder anders.


    Und DerKoenigDesGeldes

    Doch, genau so wäre es gekommen. Du hättest eine dicke fette Rückerstattung bekommen. Scheinbar bist du der Alleinverdiener, daher auch die Rückerstattung bei Steuerklasse III.

    Und wie in meinem bereits erwähnten Post weiter oben geschrieben, wird es wohl weiterhin auch IV/IV Faktor geben. Damit ist eine deutlich lebensnähere Version von III/V möglich!

  • Wenn ich nun in 4/4 wäre, dann wäre ich laut Brutto-Netto Rechner bei 4000 Euro Netto.

    Das ist eine differenz von 700 Euro!


    Hätte ich also die letzten zwei Jahre 12*700+600-800 Euro erstattet bekommen? Das sind 9000 Euro!! Das ist doch absurd?!


    Also irgendwie habe nicht das Gefühl das ich kleiner Fisch soviel zurück bekommen hätte... Aber anscheinend ist das ja so 🤷‍♂️ verrückte Welt!

    Doch, natürlich ist das so.

    Btw:

    Sollte das wirklich so kommen killt der Staat halt einfach meinen monatliche ETF... Soviel zum Thema private altersvorsorge. Ja natürlich mach ich das dann durch die Nachzahlung einmalig, trottzem fühlt sich das einfach dümmer an, plötzlich weniger monatliches netto zu haben...

    Es gibt nicht nur 4/4, sondern auch noch 4 mit Faktor. Lies Dich dazu mal ein. Bei 4 mit Faktor sollte monatlich netto effektiv das Gleiche rauskommen, nur mit dem Steueranteil gerechter verteilt auf beide.

  • Sollte das wirklich so kommen killt der Staat halt einfach meinen monatliche ETF... Soviel zum Thema private altersvorsorge. Ja natürlich mach ich das dann durch die Nachzahlung einmalig, trottzem fühlt sich das einfach dümmer an, plötzlich weniger monatliches netto zu haben...

    Sollte es wirklich so kommen, könntest du dir einen entsprechenden Freibetrag auf deiner Lohnsteuerkarte eintragen lassen und hättest künftig wieder monatlich mehr Netto für deinen ETF übrig.

  • Kannst du bitte mal eine neue Meldung hier verlinken? Ich finde über die News-Suche nur Spekualtionen zu dem Thema und nirgends eine Meldung, dass der Wegfall eine beschlossene Sache sei.

    Ich habe keine Ahnung, was da beschlossen oder nicht beschlossen wurde. Mir ist nur aufgefallen, dass die Meldung der Finanzverwaltung über "Fake News" sich auf eine (angebliche) Änderung zum 1. Juli 2023 bezog, also offenbar schon älter ist.

    Das Thema kommt alle paar Monate wieder hoch. Wenn es wirklich definitiv beschlossen ist und klar ist, wie es umgesetzt werden soll, werden wir das schon mitbekommen.

  • Wir haben seit Jahren Steuerklasse IV Faktor und fahren gut damit. Bislang nie was nachzahlen müssen, Rückzahlung liegt regelmäßig im niedrigen dreistelligen Bereich. Für uns perfekt, wir zahlen weder zu viel, noch zu wenig.

    Wir wollten außerplanmäßige Nachzahlungen vermeiden, weshalb wir uns gegen III / V entschieden hatten. Diese Kombination werden wir also nicht vermissen, solange man mit IV Faktor einen realiätsnahen monatlichen Steuerabzug hinbekommt.

  • Und wie in meinem bereits erwähnten Post weiter oben geschrieben, wird es wohl weiterhin auch IV/IV Faktor geben. Damit ist eine deutlich lebensnähere Version von III/V möglich!

    Ich hab seit ein paar Monaten IV/IV mit Faktor und bin damit sehr zufrieden. Ist halt auch recht einfach einzurichten. :)

  • Hmm wie immer in unserem Land, erst mal laut aufschreien, weil einer im Internet von einem berichtet der einen kannte und dessen Bekannter von einem erfahrenen hat, dass da wohl was im Busche ist. Respekt das dieser Müll nun auch seriöse Forenseiten füllt. Zum Thema IV IV mit Faktor ist für Betroffene eh die bessere Lösung.

  • Diese Meldungen bezeichnet die Finanzverwaltung von NRW als Fake News, siehe https://www.finanzverwaltung.nrw.de/dienststellen/…assen-iii-und-v

    Zitat:

    Aktuell mehren sich die Anfragen Bezüge empfangender Personen zu den in den sozialen Medien verbreiteten Informationen zu einem Wegfall der Steuerklassen III und V zum 01.07.2023.

    Schau mal aufs Datum! Die Finanzverwaltung bezeichnete solche Meldungen im Vorjahr als Fake-News. Auf eine ordentliche Webseite gehört meines Erachtens das Datum der Texterstellung (bzw. der letzten Überarbeitung).

    Die Koalitionäre sind laut Koalitionsvertrag wild entschlossen, die Steuerklassen III/V zugunsten der Steuerklasse IV/1 (vier mit Faktor) abzuschaffen. Das haben sie nur in den vergangenen 3 Jahren der Legislatur nicht geschafft, ich bezweifle auch, daß die Finanzverwaltung es schaffen wird, das zum 1.1.2025 umzusetzen. Irgendwann in näherer Zukunft kommt das aber, ist von der Sache her ja auch sinnvoll.

  • Überall wird immer gesagt, dass es kein Unterschied gibt, in welcher Steuerklasse man ist.

    Fast.

    Die gemeinsame Steuerlast eines Ehepaares ist von den Steuerklassen unabhängig. Bei der Steuererklärung kommt so oder so das gleiche heraus.

    Unterjährig, also bei der Lohnsteuer, ergibt sich ein Unterschied. Bei der Kombi III/V wandert der Grundfreibetrag der Person in Steuerklasse V (meist die Ehefrau) zur Person mit Steuerklasse III (meist Ehemann), wodurch letztere die Steuer für ihren Anteil am gemeinsamen Einkommen massiv unterzahlt, wohingegen die erstere die Steuer für ihren Anteil massiv überzahlt. Das kann durchaus zu Beziehungsproblemen führen ("Warum muß ich mehr Steuer zahlen als Du, wo Du doch mehr verdienst als ich!"). Jede ordentliche Feministin gerät (sachwidrig) über den Begriff "Ehegattensplitting" in erhebliche Wut.

    Die Steuerklassenwahl hat also sehr wohl eine erhebliche psychologische Wirkung.

    Finanzmathematisch ist die Kombination III/V für ein Ehepaar günstiger als IV/IV, weil bei ersterer Kombi unterjährig die Steuer in der Regel unterzahlt wird, bei IV/IV eher überzahlt, so daß die Kombi III/V einen Liquiditätsvorteil mit sich bringt. Was eine ordentliche Feministin ist, streitet das allerdings ab, das habe ich erst neulich bei der http://www.geldfrau.de gelesen.

    Die Steuerklasse IV/1 (mit Faktor) für beide sollte die Gemüter beruhigen. Allerdings hängt daran natürlich mal wieder mehr Bürokratie.

  • Überall wird immer gesagt das es kein Unterschied gibt in welcher Steuerklasse man ist. Das glaube ich auch und macht auch Sinn.

    Es macht nach einem Jahr Wartezeit dann keinen Unterschied, vorher umgeht der Staat die Schuldenbremse elegant dadurch, dass er dir einen zinslosen Kredit aufzwängt.


    Zum Thema IV IV mit Faktor ist für Betroffene eh die bessere Lösung.

    Inwiefern? Ich hatte bisher auch mit III/IV teilweise vierstellige Erstattungen. IV/IV führt nur zu höherem Steuerabzug unter dem Jahr.


    Die Steuerklassenwahl hat also sehr wohl eine erhebliche psychologische Wirkung.

    Und genau das bringt es auf den Punkt: Steuerpolitik nach Fühlis. Wenn sich am Ende doch eh alles ausgleicht, tut III/IV auch niemandem weh - außer dem Staat, der gerne zinslose Kredite möchte.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Wenn sich am Ende doch eh alles ausgleicht, tut III/IV auch niemandem weh

    Gerne nochmal nach ganz oben zurückblättern, da wurde das alles besprochen. Denn die zunächst rein psychologischen Effekte von III/V haben sehr wohl praktische Auswirkungen, die weh tun: 1. Auf die Hausfrauen, die nicht arbeiten gehen, weil "ja sowieso alles an die Steuer geht". 2. Auf den Arbeitsmarkt, der in vielen Bereichen zusätzliche Arbeitskräfte gut brauchen könnte.

  • Gerne nochmal nach ganz oben zurückblättern, da wurde das alles besprochen. Denn die zunächst rein psychologischen Effekte von III/V haben sehr wohl praktische Auswirkungen, die weh tun: 1. Auf die Hausfrauen, die nicht arbeiten gehen, weil "ja sowieso alles an die Steuer geht". 2. Auf den Arbeitsmarkt, der in vielen Bereichen zusätzliche Arbeitskräfte gut brauchen könnte.

    Und daran ändert sich mit den Zahlen aus dem Beispiel auf der Seite des Landes Hessen bestimmt einiges, wenn die Ehefrau mit IV/IV/Faktor dann ein bisschen mehr behalten darf...

    (Monatsnetto bei III/V 1377 €, bei IV/IV/Faktor 1569 €) und in der Haushaltskasse am Monatsende weniger Geld ist...

    Der Staat muss sich nicht in alles einmischen.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist