Kontrollierter Vermögens“abbau“

  • Da ich beabsichtige, vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter mit der Arbeit aufzuhören, habe ich mich mit den Thema Entnahmestrategien bereits ein wenig auseinandergesetzt.

    Das ist nie von Schaden.

    Um das einschätzen zu können, spielt natürlich der Zeitraum bis zum erwünschten Ruhestand eine nennenswerte Rolle.

    Zunächst versuche ich, ein Portfolio in einer Größenordnung aufzubauen, dass ich von den Entnahmen von durchschnittlich 3% p.a. gut auskommen kann.

    Wer vor der gesetzlichen Rente mit dem Geldverdienen aufhören will, sollte das tun.

    Du hast Dich für das Prinzip "ewige Rente" entschieden (also Geldentnahme ohne Kapitalverzehr). Das kann man machen, dieses Verfahren erfordert allerdings mehr Kapital als eine Ruhestandsfinanzierung mit Kapitalverzehr.

    Das Hauptproblem bei Entnahmen aus so einem weltweiten Aktienportfolio ist ja das [Renditereihenfolge-]Risiko.

    Den besten Rechner, den ich zur Überprüfung der "Überlebenswahrscheinlichkeit" einer bestimmten Entnahmestrategien gefunden habe ist dieser:

    https://cfiresim.com/

    Zur Zeit tendiere ich zu einer variablen Entnahmerate von 2,5% bis 3% p.a. mit fixer Ober- und Untergrenze.

    Rechnen kann man viel. Alle mir bekannten Rechner unterschlagen einen ganz zentralen Punkt, nämlich das Einsetzen der Rentenzahlungen.

    Da will einer mit 50 sein Privatiersleben beginnen, also muß er sich aus eigenen Mitteln finanzieren (z.B. mit 3000 €/m, um eine Zahl zu nennen). Mit 63 kommt aber in aller Regel eine gesetzliche Rente dazu (in Höhe von beispielsweise 1000 €). Also braucht er von dann bis zu seinem Lebensende nur noch 2000 €/m.

    In einem Excel-Blatt kann ich das locker abbilden, zumindest ich kenne keinen Internetrechner, der das kann.

  • Achim Weiss

    Ich kalkuliere die Variante mit Kapitalverzehr.

    In dem von mir verlinkten Rechner können Rentenzahlungen berücksichtigt werden.

    Ich persönlich rechne meine Ansprüche an die gesetzliche RV nicht mit ein, da mein diesbezügliches Vertrauen sehr gering ist, aber das ist ein anderes Thema...

  • Achim Weiss

    Ich kalkuliere die Variante mit Kapitalverzehr.

    Dann sind 2,5% Entnahme für eine Portfolio aus 80% Aktien und 20% Renten sehr konservativ. Wenn Du das Geld unter die Matratze steckst und pro Jahr 2,5% entnimmst, reicht es ohne jeden Kapitalertrag 40 Jahre lang. Wenn Du heute 50 bist, wärest Du dann 90.

    Wenn Du es schaffst, ein Vermögen zusammenzubekommen, aus dem Du mit 2,5% Entnahme so gut leben könntest, wie Du Dir das vorstellst, warum nicht?

  • ...

    In einem Excel-Blatt kann ich das locker abbilden, zumindest ich kenne keinen Internetrechner, der das kann.

    ...

    Hier als Anregung für eigene Excel-Arbeitsblätter mein Excel-Rechner mit interessanten Aspekten wie Gehalt, Rente, ALG I, Abfindung, Mieteinnahmen, Steuern, Tagesgeld, Depot-Anlagen/Entnahmen, Reduzierung des Ausgabenbudgets mit dem Alter, Veränderung von Tagesgeld-Zinsen und Inflationsrate über die Jahre und Übergang vom Erwerbsleben (mit Gehalt) in den Ruhestand (mit Renten). Die Lebensphasen Arbeit, (Vor)-Ruhestand, Rente sind konfigurierbar.

    Finanzplan für den Ruhestand (Excel)

  • Nein, den berücksichtige ich natürlich bei meinen Überlegungen Referat Janders .

    Dabei gilt natürlich auch zu bedenken, dass der Arbeitgeberanteil ebenfalls von einem selbst zu tragen ist.

    Bei der gesetzlichen Krankenkasse ist es dabei m.W. so, dass man einen entsprechenden prozentualen Anteil (derzeit glaube ich 14,6% plus Zusatzbeitrag) auf seinen Einkommen zahlt, es allerdings Höchst- und Mindestbeträge für den KK-Beitrag gibt.

    Auch kann man die Krankenkassenbeiträge ja wiederum steuerlich geltend machen...

    Ist die Frage, ob überhaupt großartig Steuern anfallen, wenn nicht hilft auch das steuerliche Geltendmachen nichts.

  • Macht einerseits schon Sinn, ich würde da aber etwas vor der KESt zurückschrecken...

    Es gibt eine ziemlich sichere Möglichkeit, Steuerzahlungen auf Kapitalerträge zu entgehen:

    Mach einfach keine!

    Laß Dein Geld auf dem Girokonto dümpeln, auf dem es keine Zinsen gibt. Schon mußt Du keine Steuern mehr auf Kapitalerträge zahlen.

    Ich halte das für eine geradezu geniale Methode.

  • Wenn Du das Geld unter die Matratze steckst und pro Jahr 2,5% entnimmst, reicht es ohne jeden Kapitalertrag 40 Jahre lang.

    Magst bzw. kannst Du noch kurz auf meine Frage antworten (s. schon Nr. 64), ob - bei dem von Dir genannten Zeitraum von 40 Jahren - die Inflation (mit)berücksichtigt wurde ?

    Mein Archiv (u. a. auch auf eigenen Rechnungen, Kaufbelegen usw. beruhend) gibt beispielsweise für das Maß Bier von vor 40 Jahren auf dem Oktoberfest 5,75 DM an - und aktuell (2023) waren es ca. 14,50 € (sprich 28,36 DM), was ziemlich genau dem Faktor Fünf (4,93) entspricht oder für eine Luxus-Limousine (Mercedes S Klasse 280 S) begann die Preisliste 1983 mit 42.636 DM - dafür (entspricht 21.799 €) gibt es heute keinen gut ausgestatteten VW Golf mehr - um nur zwei Beispiele zu nennen. Die Liste ließe sich beliebig anhand konkreter Beispiele fortsetzen wie Mehrgang-Menü inkl. Weinbegleitung 1983 vs heute für den Preis 1 Wiener Schnitzel und 1 Glas Wein, ein Bungalow mit Garage 1983 in unmittelbarer Stadtnähe vs heute für den Preis ein kompaktes bis kleines Apartment in der City ohne Garage usw. usw. Daher interessiert mich, wie das dann ohne jeden Kapitalertrag "reicht".

  • Hat von Euch schon jemand ähnliche Überlegungen angestellt und kann hierzu sachdienliche Hinweise geben?

    Wie weit bist du denn von einer möglichen Frührente entfernt? Je weiter du weg bist, desto weniger Details machen Sinn. Wer weiß, welche Kosten du in 30 Jahren von der Steuer absetzen kannst und welche Steuern du dann zu zahlen hast. Wer weiß, was du da an gesetzlicher Rente einplanen kannst oder nicht. Detaillierte Simulationen sehen hier zwar schön aus, sind aber ehrlich gesagt nichts wert, da du nur den Zufall durch einen Irrtum ersetzt.

    Solange du mehr als 5-10 Jahre vom Ausstieg entfernt bist, würde ich gar nicht so konkret planen und simulieren und lediglich mit einem Durchschnittswert arbeiten. Als Ressource hierzu kann ich nur Georgs Blog https://www.finanzen-erklaert.de/ empfehlen, insbesondere die Kategorie Entnahmestrategien. Für meine Planung würde ich mich auch hier an 3,5% Brutto-Entnahme halten. Zu konservativ ist auch nichts, da man dann nie den nötigen Schwellwert erreicht. 1 Prozentpunkt weniger klingt ganz unschuldig, aber bei 3000€ brutto pro Monat macht das den Unterschied zwischen 1 Mio (3,5% Entnahme) und 1,4 Mio (2,5% Entnahme) aus.

  • LebenimSueden

    Also bezogen auf eine Entnahmerate von 3,5% und meinem derzeitigen Lebensstandard wäre ich jetzt eigentlich schon soweit. Ich habe daher bereits Anfang letzten Jahres meine Arbeitszeit auf 60% reduziert.

    Allerdings möchte ich meinen Job noch nicht kündigen, da er mir noch einigermaßen Spaß macht und ich finanziell gern auf Nummer sicher gehe...

    Danke für den Link, schaue ich mir in Ruhe an.

  • Ich persönlich rechne meine Ansprüche an die gesetzliche RV nicht mit ein, da mein diesbezügliches Vertrauen sehr gering ist, aber das ist ein anderes Thema...

    Warum so negativ? :/

    Millionen von Menschen sind auf Ihre Rentenzahlungen angewiesen und selbst 2 verlorene Kriege haben nicht dazu geführt, dass es keine Rentenzahlungen mehr gegeben hätte.

    Ich würde sogar so weit gehen, dass es irgendeiner Regierung eher Probleme bereiten würde Politik gegen aktuelle oder zukünftige Rentner zu machen.

    Um es mal klar zu sagen: Bevor eine Regierung massiv bei Rentnern kürzt, würden wohl eher neue Einkommensquellen angezapft. Vermögen ist in der Gesellschaft ja mehr als genug vorhanden. ;)

  • monstermania

    Ich habe das Thema tatsächlich keiner objektiven analytischen Untersuchung unterzogen und hoffe, dass Du recht hast!

    Es ist halt eher so ein Bauchgefühl, basierend auf Punkten wie:

    • Verschiebung der Anzahl von Einzahlern zu Empfängern der GRV (Babyboomer gehen in Rente). Dabei benötigt die GRV bereits jetzt ein erheblichen Steuerzuschuss.
    • Zusätzliche politische Entscheidung, die das System noch weiter schwächen (z.B Rente mit 63, Mütterrente).
    • Rückgang der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands, u.a. durch fehlende Investitionen in die Infrastruktur, Probleme im Bildungsbereich (PISA-Studie), Überregulierung / Bürokratieaufbau und weitere politische Fehlentscheidungen
    • Insbesondere in den letzten Jahren: Massive Zuwanderung in die Sozialsysteme

    Vor diesem Hintergrund halte ich mittel- bis langfristig eine Einheitsrente auf Sozialhilfe-Niveau für nicht unwahrscheinlich...