Aktien Ankauf/Verkauf - Grund für FIFO Prinzip?

  • Was ist der Grund für das FIFO Prinzip beim Verkauf von Aktien aus dem Depot?

    Wenn ich im nachhinein festgestellt habe, dass mein Einstieg bei einer Einzelaktie zu teuer war, sich aber durch günstigeren Nachkauf später relativiert hat: Wieso kann ich nicht später günstiger erworbene Aktien gewinnbringend zuerst verkaufen? Und die "zu teuer" erworbenen Aktien erst dann verkaufen, wenn auch sie im Plus liegen? (Inflation etc)

    Der Gestaltungsspielraum wird durch das FIFO Prinzip eingeschrenkt. Ich muss beim oben beschriebenen Szenario entweder alles halten, bis es der Kurs über den teuren Einstiegspreis gekommen ist, Oder ich muss zwischenzeitlich Verluste realisieren und dadurch ggf. für spätere Verkäufe höhere Gewinne steuerlich verarbeiten - und kann da ggf andere Verluste nicht völlig frei gegenrechnen.

  • Süß! :) Die jeden Monat zu zahlenden Einkommensteuern wird mein Gestaltungsspielraum ebenfalls massiv eingeschränkt, trotzdem muss ich sie abführen. Es gibt manche Dinge in unserem Leben, die sind von Gesetzeswegen her vorgesehen, da haben wir keinen Spielraum auszuweichen (außer auf illegalem Weg).

  • Da ist viel mentale Buchführung dabei, bei dem, was Du schreibst. Wirklich relevant ist das Thema eigentlich nur mit Blick auf steuerliche Fragen. Und hier lässt sich mit dem Verschieben von Anteilen in ein anderes Depot arbeiten.

  • Da ist viel mentale Buchführung dabei, bei dem, was Du schreibst. Wirklich relevant ist das Thema eigentlich nur mit Blick auf steuerliche Fragen. Und hier lässt sich mit dem Verschieben von Anteilen in ein anderes Depot arbeiten.

    Ich frage aus technischem Interesse.

    D.h. prinzipiell kann ich hin & her buchen, um den ersten Posten an's Ende zu schieben?

    Das erinnert so ein bisschen an https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrme_von_Hanoi

  • D.h. prinzipiell kann ich hin & her buchen, um den ersten Posten an's Ende zu schieben?

    Bei einem Depotübertrag werden ebenfalls die ältesten Aktien zuerst übertragen. Das kannst du für dich nutzen.

    Nehmen wir an du kaufst einmal 10 Aktien zum Kurs von 100€ und etwas später nochmal 10 Stück zum Kurs von 90€.

    Um nun die 10 günstiger gekauften Aktien verkaufen zu können, überträgst du 10 Aktien auf ein anderes Depot. Es werden dabei die 10 teurer gekauften Aktien übertragen (FIFO). Somit bleiben die günstiger gekauften im Depot. Diese kannst du dann ganz normal verkaufen.

  • Mit Verlust zu verkaufen hört sich schlimmer an, als es ist. In dem Fall würdest Du den Verlustverrechnungstopf füllen, der wiederum bei späteren Aktienverkäufen mit Gewinn verrechnet wird, bevor Steuern anfallen.

    Trotzdem will man jeglichen Verlust minimieren. Es lohnt sich ja nicht da "in die vollen zu gehen", bloss um Steuern zu sparen.

    Da stimme ich madize zu, dass die 25% (ggf. plus Soli und Kirchensteuern) halt anfallen.

    Wenn man unvermeidliche Verluste hat, dann mag es umgekehrt sinnvoll sein, diese mit Gewinnen steuerlich zu optimieren.

  • Warum wird nach dem FIFO Prinzip verfahren?
    Weil es buchhaltungstechnisch und Software-technisch für die Banken einfacher ist?
    Oder weil es eine gesetzliche Vorgabe ist? (welches Gesetz?, Grund für das Gesetz?)

    Einfach für die Banken ist es nicht, weil sie bei jedem Buchungsposten die komplette Kauf- und Verkauf-Historie mitführen müssen. Einfacher wäre eine Betrachtung des Durchschnittskurses.

    Es folgt natürlich einer gesetzlichen Vorgabe: Einkommensteuergesetz § 23 sollte das sein. Ich vermute, dass das Fifo-Prinzip irgendwo in Absatz 3 drinsteckt, finde mich als Nichtjurist und Nichtsteuerberater aber nicht auf Anhieb durch.

    Warum? Tja. Bei anderen Bewertungen wird das Fifo-Prinzip auch angewendet, z.B. bei Betriebsvorräten. Wenn Du drei Gläser Gurken im Schrank hast, nimmst Du das älteste zuerst. Nun sind die meisten Wertpapiere keine Gurken...

  • Kurz noch die abschliessende Frage: Warum wird nach dem FIFO Prinzip verfahren?

    Irgendeine Regel muss man festlegen und letztendlich stehen FIFO, LIFO und Durchschnitt als sinnvolle Möglichkeiten zur Verfügung. Und FIFO hat den Vorteil, dass man nur tatsächlich angefallene Gewinne versteuert. Insofern ist das auch die logische Auswahl fürs Steuergesetz

  • [Zitat]

    Sind Aktien eines Unternehmens in mehreren Etappen gekauft worden, mussten Spekulationsgewinn/-verlust beim Verkauf des gesamten Aktienpakets lange Jahre anhand eines Durchschnittspreises ermittelt werden. Diese Regelung bereitete jedoch den Banken Schwierigkeiten bei der erstmals für 2004 zu erstellenden Bescheinigung über steuerpflichtige Einnahmen und Wertpapiergeschäfte (Jahresbescheinigung). Deshalb soll bei der Ermittlung des Gewinns aus privaten Wertpapierveräußerungsgeschäften künftig die "First in-first out"-Methode (Fifo-Methode) gelten.

    [/Zitat]

    Was man an dieser Stelle ergänzen sollte: Früher war die beschriebene Frage von erheblich geringerer Bedeutung, da Kursentwicklungen von beispielsweise Aktien nach sechs bzw. zwölf Monaten Haltefrist steuerlich unbedeutend waren.

    In meinen Augen ist die Frage von KaffeeOderTee ohnehin etwas verwunderlich. Er will zuerst die Aktien verkaufen, die er versteuern muß, und die halten, die er nicht versteuern muß. Damit hilft er dem Fiskus und nicht sich selbst. Ein Anleger, der darauf bedacht ist, Steuern möglichst spät zu bezahlen, würde gerade andersherum handeln.

  • Der Artikel ist aus der Zeit der Einführung. Der erste Punkt

    "Weil die am längsten im Depot liegenden Werte zuerst berücksichtigt werden, ist die Spekulationsfrist eher überschritten. Das ist günstig bei Gewinnen, aber negativ bei Verlustgeschäften." hat sich erledigt, weil es inzwischen immer Spekulation bleibt.

    Die Punkte zwei und drei treffen zwar zu. Aber wir alle gehen davon aus, dass Aktien langfristig steigen und es deshalb häufiger zu 3=ungünstig für den Anleger als zu 2=günstig kommt. Wir kaufen Aktien ja nicht hauptsächlich, um Verluste einzufahren und damit Steuern zu sparen, hoffe ich.

    Im Nachhinein ist der Einschätzung des Steuerberaters "die Methode hat Vor- und Nachteile, die sich jedoch über die Jahre per saldo die Waage halten werden" also nicht zuzustimmen. Für die betroffenen Steuerzahler ist die neue Regelung eigentlich immer ungünstiger als früher. Dabei spielt allerdings der Wegfall der früheren Steuerbefreiung von Kursgewinnen nach einer Spekulationsfrist von einem Jahr die weitaus größere Rolle als das nun anzuwendende Fifo-Prinzip.

  • In meinen Augen ist die Frage von KaffeeOderTee ohnehin etwas verwunderlich. Er will zuerst die Aktien verkaufen, die er versteuern muß, und die halten, die er nicht versteuern muß. Damit hilft er dem Fiskus und nicht sich selbst. Ein Anleger, der darauf bedacht ist, Steuern möglichst spät zu bezahlen, würde gerade andersherum handeln.

    Stell' Dir vor, Du hast ein Paket von Aktien, dass Du als Dividendenbringer langfristig halten willst. Dann stellst Du fest, dass dieselbe AG aus irgendwelchen Gründen - vielleicht sogar ausserhalb ihres Wirkungskreises, d.h. eher global/pauschal quasi in Sippenhaft genommen - eine Zeit lang Kursschwankungen ausgesetzt ist. Die willst Du dann vielleicht spekulativ mitnehmen.

    Da würde man vielleicht nicht das FIFO Prinzip favorisieren.

  • Stell' Dir vor, Du hast ein Paket von Aktien, das Du als Dividendenbringer langfristig halten willst. Dann stellst Du fest, dass dieselbe AG aus irgendwelchen Gründen - vielleicht sogar ausserhalb ihres Wirkungskreises, d.h. eher global/pauschal quasi in Sippenhaft genommen - eine Zeit lang Kursschwankungen ausgesetzt ist. Die willst Du dann vielleicht spekulativ mitnehmen.

    Da würde man vielleicht nicht das FIFO Prinzip favorisieren.

    Das muß man ja auch nicht, wenn man es nicht will.

    Mir geht der Sinn Deines Beitrages (und auch der Sinn Deines Ursprungspostings) nicht auf.

  • Wenn Du gezielt Tranchen unabhängig von Fifo verkaufen möchtest, um Veräußerungsgewinne feiner zu steuern oder warum auch immer, bleibt Dir in Deutschland nach meiner Kenntnis nur die Aufteilung auf mehrere Depots.

    Letztendlich beruht Saidis 3*10-Ansatz auf genau dem Prinzip, nur in einem deutlich größeren Maßstab.

    Was KaffeeOderTee skizziert verstehe ich als selbstgebautes "Shortselling". Wenn man das so machen will, wäre es schon sinnvoll, dazu zuerst Stücke mit niedrigen Gewinnen zu verkaufen. Eventuell würde man sogar Verluste realisieren können, obwohl die Gesamtposition im Plus steht. Klingt spannend, aber geht so nicht (nur mit 17 verschiedenen Depots und einen irren Verwaltungsaufwand) und kommt für mich als bekennendem Nicht-Market-Timer auch nicht in Frage. Viel zu aufregend...

    ,

  • Er will ja aber gerade die Aktien mit dem HOHEN Gewinn (=niedrigeren Einstandskurs) Verkaufen.

    Unabhängig von der Frage zum Sinn des Fifos, verstehe ich diese intention auch nicht.

    Mich dünkt da schlägt die Angst vor "Verluste realisieren" die Mathematik blau und schwarz...

  • Stell' Dir vor, Du hast ein Paket von Aktien, dass Du als Dividendenbringer langfristig halten willst. Dann stellst Du fest, dass dieselbe AG aus irgendwelchen Gründen - vielleicht sogar ausserhalb ihres Wirkungskreises, d.h. eher global/pauschal quasi in Sippenhaft genommen - eine Zeit lang Kursschwankungen ausgesetzt ist. Die willst Du dann vielleicht spekulativ mitnehmen.

    Da würde man vielleicht nicht das FIFO Prinzip favorisieren.

    Kannst Du das Beispiel noch mal genauer erklären? Du meinst man möchte bei Kursverlusten weitere Anteile nachkaufen? Wo kommt da FIFO ins Spiel?

  • Kannst Du das Beispiel noch mal genauer erklären? Du meinst man möchte bei Kursverlusten weitere Anteile nachkaufen? Wo kommt da FIFO ins Spiel?

    Die Aktie X war in den letzten 365 Tagen bei Peak 75 Euro.

    Ich kaufe 100 Stück bei 60 Euro.

    Danach geht der Kurs runter bis auf 50 Euro und ich kaufe häppchenweise nach - immer in der Hoffnung, dass der Kurs auch mal wieder >= 75 Euro erreicht.

    Ich habe so ein Paket mit 300 Aktien zum Durchschnittspreis von 55 Euro zusammen bekommen. Die Aktien werfen auch Dividende ab und ich kann warten, bis wieder ein Kurs von >= 75 so hoch ist, das ein Verkauf attraktiver wird als weiter halten für die Dividende (oder andere Gründe für einen Verkauf).

    Der Kurs geht aber noch etwas weiter runter und es finden dabei auch Kursbewegungen um die +/- 5 Euro in beide Richtungen statt. Ich setze mir eine Rahmen von weiteren 100 Aktien, um diese nicht ebenfalls länger zu halten, sondern um sie jeweils unten zu kaufen, und etwas höher wieder zu verkaufen. Kein Day-Trading, aber in dieser Richtung (öfter kaufen und wieder verkaufen). D.h. ich will zappelndes Verhalten des Kurses nutzen von dem ich ausgehe, dass es temporär ist, bevor die Aktie wieder einen attraktiven Verkaufswert erreicht.

    Da passt das FIFO Prinzip nicht.

    Wie andere oben schon gesagt haben: ein zweites Depot könnte man nutzen. Oder sich eine andere Aktie für diese kurzfristige Form der Anlage aussuchrn.