Sind Aktien bei der neuen Reichensteuer vorteilhaft?

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  • Studien gibt es viele, in die eine wie auch in die andere Richtung. Auch ist das Thema natürlich sehr komplex. Trotzdem gibt es einige Zahlen, die schwer zu widerlegen sind: während in Deutschland weniger als 20 % der eingewanderten Ukrainer in Arbeit sind, sind dies in anderen Industrieländern um die 70 %. Natürlich kann man sich fragen, in wieweit Hindernisse auf dem Weg in eine entlohnte Beschäftigung bei uns relevant sind, aber dies sind ebenfalls Tatbestände, die die aktuelle Politik beeinflussen kann und muss.

    Oh! Da hat einer am Sonntag den Presseclub angesehen.


    Das gehört aber nicht zu unserem aktuellen Thema.

  • Sonntag 12.11.2023

    Hallo liebe Forumsfreunde,

    da habe ich ja ein sehr emotionales Thema begonnen.

    Der eigentliche Anlass für mich war eher ein lustiger:

    Als ich vor ein paar Tagen zum ersten Mal das aktuelle Interview von meiner Landsmännin der Frau Esken aus dem Schwarzwald hörte, musste ich erstmal schmunzeln.

    Dass Frau Esken für die SPD höhere Steuern für "Reiche" fordert ist nicht neu und das wäre mit keine Zeile wert gewesen.

    Lustig war nur, dass die gute Frau wieder mal bestätigt hat, wie einfach man dieses Thema in der THEORIE ansprechen kann und wie schwierig es in der PRAXIS umsetzbar wäre.

    Gerade wir AKIONÄRE würden ja davon profitieren wenn jetzt plötzlich solche Menschen steuerlich als "REICH" gelten bei einem Jahres-Einkommen von über 270.000 Euro.

    Schließlich zählen Immobilien und auch Aktien nicht zum Einkommen sondern zum Vermögen und gerade Dividenden können im Gegensatz zu MIETEN leicht reduziert werden indem man überwiegend Aktien OHNE oder geringerr Ausschüttung bevorzugt.

    Da habe ich erst mal gedacht:

    Liebe Frau Esken, Aktionäre werden sich bei diesem Vorschlag freuen!

    Warum kommt Frau Esken auf die Idee plötzlich nicht mehr das VERMÖGEN als Grundlage einer zusätzlichen Steuer zu sehen, sondern das EINKOMMEN?

    Vermutlich ist ihr inzwischen auch bewusst geworden, wie kompliziert eine GERECHTE Vermögensbesteuerung wäre.

    Jede Immobilien, jeder Gewerbebetrieb, selbst jeder Rentenanspruch oder Pensionsanspruch, aber auch jedes hochwertige PKW, Oldtimer, Antiquität, Schmuck, stellt einen Vermögenswert dar über dessen wirklichen Wert man trefflich streiten kann.

    (Siehe aktuelle GRUNDSTEUER-Diskussion)

    Daher hat die gute Frau Esken vermutlich gedacht, wir nehmen jetzt einfach das EINKOMMEN als Basis ob jemand REICH ist oder nicht.

    Ich wollte mit diesem "Schnapsidee" meiner Landsmännin aber keine politische oder gesellschaftliche Diskussion starten.

    Ich selbst zahle gerne meine EINKOMMEN-Steuer, sogar auch etwas mehr, wenn es sein muss.

    Das Thema VERMÖGENS-Steuer oder ERBSCHAFTS-Steuer oder SCHENKUNGS-Steuer ist jedoch so kompliziert ,dass ich den Politikern empfehlen würde, die Finger davon zu lassen und es nur mit neuen Tarifen bei der Einkommensteuer zu versuchen.

    Das ist immer noch eine Mammutaufgabe.

    Es würde zu weit führen wenn ich als Praktier jetzt die Gründe aufzählen sollte, warum auch eine höhere ERBSCHAFTS-Steuer längst nicht das Problem unterschiedlicher Vermögensverteilung löst.

    Ich überlasse es Eurer eigenen Phantasie um Gründe zu finden, warum eine solche Umverteilung über Erbschafts-Steuer nicht funktionieren kann.

    Hierzu gibt es bestimmt irgendwo auch ein Forum für "gerechte Steuern"

    Es war mir ein Vergnügen die vielen Ansichten hier zu lesen und hierbei doch sehr viel persönliches über die Forumsfreunde zu erfahren - was ich vorher so nicht vermutet hatte.

    Viele Grüße von Eurem Forumsfreund McProfit

  • VonMcProft an madize

    Hallo lieber Forumsfreund Markus

    Jetzt muss ich Dir doch noch einmal PERSÖNLICH antworten.

    Es geht nur um Deinen Hinweis, dass wir AKTIONÄRE mit der Abgeltungssteuer sowohl beim Verkauf von Aktien als auch bei den Kapitalerträgen, also den Dividenden, eine geringere Steuer bezahlen als zum Beispiel ein Immobilienanleger bei der Versteuerung seiner VERKÄUFE oder seiner MIETEN.

    Leider ist das auch immer wieder ein Argument das ausgerechnet von POLITIKERN aufgegriffen wird und das sich dann in Talkshows gut anhört und Beifall bringt.

    Mich ärgert das jedesmal, weil es einfach nicht stimmt.

    Der Forumsfreund Achim Weiss hat das mal hier viel besser erklärt, als ich es kann.

    Daher von mir nur ein paar Stichworte.

    Mieteinahmen kommen zunächst unversteuert zum Hausbesitzer

    und müssen dann von diesem mit seinem vollen Einkommensteuersatz besteuert werden, meist die bekannten 42 oder 45%

    Bei DIVIDENDEN ist aber anders.

    Diese werden zunächst von dem Unternehmen mit der KÖRPERSCHAFTS-Steuer bereits vor-versteuert und somit überweist das Unternehmen schon mal eine um die Steuer reduzierte Dividende an die Bank wbei der die Wertpapiere im Depot gehalten werden.


    Die Bank zieht dann von dieser Dividende nochmal Steuer ab,

    nämlich die bekannte ABGELTUNGSSTEUER so dass auf diese Weise Dividenden im Gegensatz zu MIETE doppelt besteuert werden (allerdings mit geringerem Prozentsatz)


    Der scheinbar niedrigere Steuersatz ist somit unzutreffend.

    Erstaunlich, dass diee einfachen Fakten oft immer unterschlagen werden.

    Auch beim Verkauf von Aktien mus ich Dich leider korrigieren.

    In der Tat ist es so, dass "nur" die Abgeltungssteuer von 25% abgezogen wird, sofern man mit Gewinn verkauft.

    Bei Immobilien-Verkäufen wird jedoch der Gewinn zum vollen Steuersatz versteuert.

    Aber Achtung:

    Bei Immobilienverkäufen nach Ablauf von 10 Jahren, also dann wenn am ehesten eine Wertsteigerung vorliegt bleiben diese GEWINNE vollkommen steuerfrei.

    Gewinne beim Verkauf von AKTIEN sind jedoch lebenslänglich steuerpflichtig.


    Ich habe bewusst mal die Sonderfälle weggelassen.

    Das hat Achim Weiss schon mal ausführlich erklärt.

    Ich hoffe ich konnte diese weitverbreitete Meinung der steuerlichen Bevorzugung von Aktionären ein wenig korrigieren.

    Viele Grüße und viel Erfolg mit Deinen Aktien.

    PS

    GAR KEINE Steuer zahlst Du übrigens wenn Du mit Aktien statt Gewinnen Verluste machst. (Ironie)

  • Danke, McProfit, die Thematik, dass Aktiengewinne bereits vorversteuert sind, war mir bekannt. Ich bin jedoch nicht überzeugt, dass dies unsere (häufig populistisch orientierten) Politiker davon abhalten würde, abermals mit dem persönlichen Steuersatz versteuern zu wollen. Geschehen ist diese Forderung ja bereits. Es wäre nicht der erste Gewinn, der mehrfach versteuert werden müsste (das Erbe ist nur ein plakatives Beispiel dafür).


    Aber "kreuzen wir mal die Finger", wie der Anglophile sagt, und hoffen, dass meine starken Befürchtungen sich nicht bewahrheiten. Vielleicht haben wir ja Glück und es kommt noch einmal eine qualitativ höhere Politikerkaste in die Regierung, die wissen, dass man nichts umverteilen sollte, was nicht zuvor erwirtschaftet worden ist (oder um es plakativer zu sagen: man die Kuh nicht gleichzeitig schlachten und melken kann).

  • Die SPD macht halt Populismus für Leute ohne Ahnung.

    Eine GmbH zahlt 1,5% auf Aktiengewinne, 30% auf Dividenden. (Bei Streubesitz)

    Eine Familienstiftung 0,8% auf Aktiengewinne, 15% auf Dividenden.


    Dann halt noch mal 25% auf die ganze Ausschüttung. Aber warum sollte man es ausschütten? Einfach als Kredit an sich selber geben, jetzt mit den höheren Zinsen etwas ungünstiger. Aber man zahlt die Zinsen quasi an sich selber zurück. Am Ende hat man auf Aktiengewinne eine Steuerlast von 1-3%.


    Kein Multimillionär oder Milliardär hat sein ganzes Vermögen als Privatvermögen. Die SPD Schlaumeier gehen aber immer von Privatvermögen aus. Viele Vermögen sind sowieso bereits in die Schweiz (Kühne, etc.) verduftet, haben Stiftungskonzepte (Aldi, Lidl) oder andere Konstruktionen. Alles wie immer ziemlich leeres SPD Geschwätz.

  • Finde ich erschreckend, da es unzählige Studien gibt, die zeigen, dass es nicht allein auf die Leistung ankommt und eine Chancengleichheit nicht im geringsten gegeben ist.

    Und inwiefern würde eine Umverteilung das Problem lösen? Eine Reichensteuer, Vermögenssteuer, o.ä. zur Erhöhung der Sozialhilfe geht komplett am Problem vorbei. Ungleichheit entsteht in Deutschland vor allem dadurch, dass die Eltern Defizite der Schulen ausgleichen müssen. Und das klappt in gewissen Schichten besser als in anderen. Eine echte Lösung für dieses Problem wurde noch nie von links vorgeschlagen

  • Montag 13.11.2023

    Hallo lieber @gregoriw 

    Wenn ich am frühen Montagmorgen Dir schon wieder schreibe, dann muss das einen besonderen Grund haben.

    Deine Ansicht nach ist es ungerecht, dass ERBEN gegenüber von NICHT-ERBEN Vorteile haben ohne etwas dafür getan zu haben.

    Daher sollte man das Vermögen nach dem Tod nicht an die ERBEN gehen sondern viel mehr an den Staat damit auch Nichterben gleiche Voraussetzungen haben.

    Das hört sich erst mal gut an, vor allem bei Talkshows und bei Menschen die nicht viel nachdenken.

    Warum diese Logik nicht funktionieren kann ist leider nur aufwendig zu erklären und dafür haben die Talkshowteilnehmer meist gar keine Zeit und die meisten Zuhörer keine Geduld.

    Daher will ich zumindest DIR nur ein paar wenige Stichworte sagen warum man weiterhin Vermögen nach dem Tod verereben muss

    Die meisten VERMÖGEN sind in Deutschland von Gewerbetreibenden, von Unternehmern, Firmengründern erzielt worden.

    Diese Menschen (der sogeannte MIttelstand) haben einen Betrieb aufgebaut, Kredit aufgenommen und sind Risiken eingegangen.

    Wenn das dann am Ende geklappt hat, kann man diese Lebensleistung nicht einfach wegnehmen. Sonst fehlt die Motivation für solche Menschen.

    Vergiss auch nicht, dass nicht jeder Unternehmer erfolgreich war.

    Bei vielen hat das Geschäftrsmodell nicht funktoniert und sie stehen heute schlechter da als wenn sie z.B. Angestellter geblieben wären.

    Ich selbst stamme aus keiner Unternehmerfamilie sondern meine Großeltern hatten Landwirtschaft im Großraum Stuttgart/Schwäbische Alb.

    Die haben gearbeitet. Urlaub war ein Fremdwort

    Jedes ihrer mehr als 12 Kinder, u.a. also auch ine Eltern haben dann diese Landwirtschaft geerbt und auf den Grundstücken sich in Eigenleistung sich ein eigenes 1-Fam.Haus gebaut mit viel Eigenleistung und viel Verzicht aut Auto, Urlaub oder Restaurantbesuche.

    Von dieser Leistung habe ich profitiert weil ich dieses bescheide Vermögen geerbt habe aber durch das bezahlte Haus schon mal bevorzugt war gegenüber Gleichaltrigen die nichts geerbt haben und sich erst mal eine Immobilie kaufen mussten oder eben Miete zahlen.

    Dafür ware ich mit meinen Eltern im Gegesatz zu meinen Schulfreunden NIE in einem Italienurlaub, wir hatten kein Auto in der Familie gehabt und sonntags war man bei der Verwandtschaft zum Sonntagsbraten und nie in einem Lokal.

    Da hat es immer geheißen: Wir müssen das Haus abbezahlen.

    In MIete wohnen war für diese Generation gerade im Schwabenland unvorstellbar.

    Ja lieber Forumsfreund, ich habe von den Entbehrungen meiner Eltern als Erbe profitiert.

    Das war aber deren Absicht.

    Daher kommt auch der Spruch: Die Kinder sollen es mal besser haben...

    Glaubst Du tatsächlich wenn ERBEN nicht mehr möglich wäre, dass dann solche Lebensleistungen noch gemacht werde?

    Es fehlt jegliche Motivation wenn man weiß am Ende des Lebens geht alles oder das meiste an den Staat.

    Ich gehe mal davon aus, dass Du Dich einfach zu wenig in das Thema hineinversetzt hast.

    Bitte argumentiere jetzt nicht mit ein paar Spezialfällen, Fußballer, Lottogewinner oder sonstigen Einzelfällen.

    Erbschaftsteuer betrifft vor allem Millionen von ganz normalen Bürgern die mit Fleiß, Leistung und Risiko sich im Laufe des Lebens ein mehr oder weniger kleines oder größetes Vermögen aufgebaut haben.

    Vielleicht konnte ich Deine Meinung zumindest ein klein wenig korrigieren.

    Schöne Grüße von McProfit

    PS Falls ich damit etwas versöhnlicher stimmen kann:

    Ich habe übrigens für einen Großteil meines Vermögens eine gemeinnützige Stiftung gegründet.

  • Ich habe übrigens für einen Großteil meines Vermögens eine gemeinnützige Stiftung gegründet.

    Sehr vorbildlich! Ich stimme Deinem Beitrag in Gänze zu.


    Das Traurige ist, dass selbst bei solch tollen Lösungen wie Deiner es dann immer noch Neider gibt, die sich darüber aufregen, dass hier ein wohlhabender Mensch sich herausnimmt, einen Stiftungszweck selbst zu bestimmen und die Richtung, in die das Vermögen fließen soll, nicht dem übergriffigen Staat überlässt. Der Staat hat sich noch niemals in der Geschichte als der beste Wirtschaftsexperte erwiesen. Ich bin froh, dass es solche Menschen gibt, die der Gesellschaft in Form solcher Stiftungen etwas zurückgibt.

  • Wird einem durch den Tod nicht so oder so der Einfluss auf das eventuelle Vermögen entzogen, losgelöst davon wer erbt (ob Nachwuchs oder Fiskus)?


    Falls wir uns auf dies als Fakt einigen könnten, dann stellt sich doch die Frage, wieso ein so großes Augenmerk darauf gelegt wird, was passiert, nachdem man ohnehin schon einen enteignungsgleichen Akt erlitten hat.

  • Montag 13.11.2023

    Hallo lieber Forumsfreund Referat Janders

    Heute ist so richtigers November-Regenwetter, nasskalt und am besten ein Grund um zu Hause zu bleiben, zumindest für Menschen wie mich mit mit Ü75 ihren Tag selbst gestalten können.

    Daher bin ich gerade recht aktiv hier beim Stöbern in den vielen Meinungen hier im Finanztest Forum.

    Wenn ich Dir jetzt gleich wieder antworte dann deshalb weil ich Deine Antwort nicht verstanden habe. Ich gehe mal davon aus, dass es auch Anderen Forumsfreunden so geht.

    Es geht um die Auswirkungen der Erbschaftssteuer

    wenn der Staat diese so erhöhen würde,

    dass am Ende das Vermögen nicht mehr bei den Kindern oder den vorgesehehen Erben landet sondern beim Staat.

    Ich habe dazu ausführlich meine Meinung geschrieben.

    Die Motivation mit Risiko, Kapital und hohem Zeitaufwand ein Unternehmen oder einen Betrieb aufzubauen würde entfallen.

    Es ist einfach immer noch so dass die meisten vermögenden Menschen nur dann motiviert sind wenn sie einen entsprechenden Nachfolger haben, im Idealfall und in der Regel die Kinder.

    Fällt das weg - dann fällt auch die Motivation weg.

    Für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes eine Katastrophe.

    Abgesehen davon dass sich dann viel mehr Menschen Gedanken machen würden wie man den Hauptwohnsitz mit samt dem Vermögen in ein anderes Land verlegen kann

    Gerade bei Mensche wie den Forumsfreunden hier, die ja den Vorteil von Aktien kennen, wäre das einfacher zu lösen als für Immobilienbesitzer.

    Viele Grüße aus Stuttgart von McProfit

  • Hallo McProfit ,

    dass das Motiv des Vererbens einen Teil der Motivation (insbesondere) von selbstständig Tätigen ausmacht, will ich gar nicht bestreiten. Allerdings glaube ich nicht, dass die Mehrheit der Leute sich 60-80 Stunden pro Woche abhustlet nur um hinterher hübsch was zu vererben zu haben. (Jetzt hochgerechnet von dem einen bei mir im Bekanntenkreis, der kinderlos ist und dennoch selbst und ständig am Arbeiten ist.)

  • Wird einem durch den Tod nicht so oder so der Einfluss auf das eventuelle Vermögen entzogen, losgelöst davon wer erbt (ob Nachwuchs oder Fiskus)?


    Falls wir uns auf dies als Fakt einigen könnten, dann stellt sich doch die Frage, wieso ein so großes Augenmerk darauf gelegt wird, was passiert, nachdem man ohnehin schon einen enteignungsgleichen Akt erlitten hat.

    (nachträglich gefettet von mir)


    Den Tod als "enteignungsgleichen Akt" bezüglich eventuell vorhandener Vermögenswerte zu sehen und umzudefinieren - davon habe ich noch nie gehört ... ? Kenne auch persönlich niemand, der das so sieht ... ? Zudem scheint mir die sozusagen Gleichsetzung biometrischer Risiken und gesetzgeberischer Eingriffe eher abwegig.


    Es soll doch tatsächlich so komische und seltsame Menschen geben, für die es eine ganz erhebliche Bedeutung hat bzw. es einen ganz wesentlichen Unterschied macht, ob und wieviel nach ihrem Tod von ihrem (oft über ihr ganzes Leben hinweg) erarbeiteten Vermögen an ihren (Ehe)Partner, Kind(er), Geschwister, Verwandte usw. und/oder ihnen sehr nahe und langjährige Freunde usw. geht; und/oder auch in ein von ihnen gewünschtes Projekt fließt - oder via der staatlichen "Steuer-Sickergrube" (Steuern sind nie zweckgebunden) an ihnen fremde Dritte sprich anonyme Personen und/oder ihnen unbekannte (eventuell sogar von ihnen unerwünschte oder gar abgelehnte) Projekte (um)verteilt wird. Solche Leute kenne ich dagegen übrigens sehr viele.


    By the way: Durch den Tod wird einem keineswegs "so oder so der Einfluß auf sein Vermögen entzogen" - insbesondere dann nicht, wenn man diesen Einfluß rechtzeitig vor seinem Ableben und über den Tod hinaus gestalterisch bestimmt, festgelegt bzw. testiert hat (etwa in Form eines Testaments, eventuell auch iVm einer Stiftung, eines Erbvertrages usw.).

  • Sonntag 12.11.2023

    Hallo liebe Forumsfreunde

    ganz aktuelle hat die SPD jetzt wieder das Thema Vermögensabgabe für "Reiche" in die Medien gebracht.

    Naja, das ist erstmal ein Halbsatz in den Medien, ohne dass es konkretere Vorstellungen dazu gibt, die man kommentieren könnte. Demnach sind inhaltliche Anmerkungen nicht viel mehr als Spekulation.


    Dennoch stellt sich für mich die Frage, warum Erwerbseinkommen höher mit Steuern und SV-Beiträgen belastet ist als Einkünfte aus Kapitalerträgen. Da wirkt so einiges nicht schlüssig und meinem Gerechtigkeitsempfinden entspricht es auch nicht.

  • "Dennoch stellt sich für mich die Frage, warum Erwerbseinkommen höher mit Steuern und SV-Beiträgen belastet ist als Einkünfte aus Kapitalerträgen. Da wirkt so einiges nicht schlüssig und meinem Gerechtigkeitsempfinden entspricht es auch nicht."


    Dem ist mitnichten so. Schau mal im Internet nach einem Steuerbelastungsvergleich "GmbH" vs. "Einzelunternehmen/Personengesellschaft" und spiel mal ein paar Konstellationen durch.


    Nimm 100.000 Euro Gewinn vor Steuern und lass den Rechner laufen. Nach Steuern kommt bei einer Vollausschüttung beim GmbH-Eigentümer knapp 50% netto an. Beim Einzelunternehmer sind es netto einige Prozente mehr die ankommen. Egal welche Konstellation du nimmst, die Besteuerung von Kapitaleinkünften ausgehend vom Gewinn vor Steuern ist in allen Fällen ungünstiger als die Besteuerung nach dem persönlichen Steuersatz.


    Davon losgelöst ist die pauschale Besteuerung von Veräußerungsgewinnen. Würde man hier einen Wechsel anstreben, dann müsste man a) den vollständigen Abzug von Werbungskosten zulassen und b) die Verrechnung mit Verlusten bis hin zu einem negativen Einkommen zulassen.


    Abschließend stellt sich dann noch die Gerechtigkeitsfrage: Wenn Veräußerungsgewinne aus Aktienveräußerungen besteuert werden, warum greift das nicht auch bei Immobilien (nach > 10 Jahren steuerfrei), bei Gold, Bitcoin, Oldtimern, Schmuck, Gemälden, Autos etc.?

  • "Dennoch stellt sich für mich die Frage, warum Erwerbseinkommen höher mit Steuern und SV-Beiträgen belastet ist als Einkünfte aus Kapitalerträgen. Da wirkt so einiges nicht schlüssig und meinem Gerechtigkeitsempfinden entspricht es auch nicht."


    Dem ist mitnichten so. Schau mal im Internet nach einem Steuerbelastungsvergleich "GmbH" vs. "Einzelunternehmen/Personengesellschaft" und spiel mal ein paar Konstellationen durch.

    Ich hatte Erwerbseinkommen aus nicht-selbstständiger Tätigkeit im Sinne. Das dürfte weitaus häufiger der Fall sein als Steuern in einer GmbH...

    Und ja, diese Ungerechtigkeit besteht m.E. auch bei Gewinnen aus Immobilien etc. (dein letzter Satz).

  • Abschließend stellt sich dann noch die Gerechtigkeitsfrage: Wenn Veräußerungsgewinne aus Aktienveräußerungen besteuert werden, warum greift das nicht auch bei Immobilien (nach > 10 Jahren steuerfrei), bei Gold, Bitcoin, Oldtimern, Schmuck, Gemälden, Autos etc.?

    Das weiß nur der Koalitionsauschuss von anno dazumal um 5 Uhr morgens ;)

    Streng genommen müsst man auch Sozialabgaben auf Kapitalerträge erheben, zumindest bis zur Beitragsbemessungsgrenze.

  • "Ich hatte Erwerbseinkommen aus nicht-selbstständiger Tätigkeit im Sinne. Das dürfte weitaus häufiger der Fall sein als Steuern in einer GmbH"


    Die willst doch aber die Einkünfte nach den persönlichen Steuersatz (Arbeitnehmern, Einzelunternehmer, Rentner, Freiberufler) mit der Besteuerung von Einkünften aus Kapitalvermögen vergleichen. Und ob nun GmbH oder AG, beides sind Kapitalgesellschaften und werden identisch besteuert.

  • Ich hatte Erwerbseinkommen aus nicht-selbstständiger Tätigkeit im Sinne. Das dürfte weitaus häufiger der Fall sein als Steuern in einer GmbH...

    Ich glaube der Punkt von Thebat war eher, dass - bevor du Abgeltungssteuer auf deine Aktiendividende bezahlst, bei der Aktiengesellschaft ja schon Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer, o.Ae. angefallen sind. Insgesamt, liegt da die Belastung eher höher als bei nicht-selbstständiger Arbeit.

  • Und inwiefern würde eine Umverteilung das Problem lösen? Eine Reichensteuer, Vermögenssteuer, o.ä. zur Erhöhung der Sozialhilfe geht komplett am Problem vorbei. Ungleichheit entsteht in Deutschland vor allem dadurch, dass die Eltern Defizite der Schulen ausgleichen müssen. Und das klappt in gewissen Schichten besser als in anderen. Eine echte Lösung für dieses Problem wurde noch nie von links vorgeschlagen

    Natürlich gibt es dafür diverse Vorschläge. Unser Bildungssystem, das ich als Schlüssel sehe, um zumindest einen großen Schritt Richtung Chancengleichheit zu gehen, ist chronisch unterfinanziert. Hier müsste man ansetzen und entsprechende Gelder freimachen. Andere Länder stecken wesentlich mehr Geld in die Bildung als wir mit entsprechenden Ergebnissen (Stichwort PISA). Ansonsten ist unser Steuersystem hochgradig ungerecht. Gerade kleinere und mittlere Einkommen zahlen viel zu viele Steuern. Gleichzeitig müssten Kapitalerträge viel stärker besteuert werden. Ich persönlich finde es geradezu absurd, 40 Stunden in der Woche zu arbeiten und am Ende des Monats festzustellen, dass meine Arbeit viel stärker besteuert wird als mein Kapital.


    McProfit

    Ich habe nie gesagt, dass man jemandem sein Erbe wegnehmen muss. Eine angemessene Besteuerung wäre jedoch nötig. Die Steuersätze für das Vererben großer Vermögen sind lächerlich gering. Es kann nicht sein, dass wir das unangetastet lassen, während gleichzeitig Not und Elend immer mehr zunehmen. Wenn das so weiter geht, haben wir bald Zustände wie in den USA. Das möchte ich nicht.


    madize

    Von einer vollkommenen Gleichheit habe ich nicht gesprochen. Da brauchst du auch nicht gleich das Grundgesetz zitieren. Das kenne ich sehr gut.

  • Interessanter Gedanke...


    Wenn man bei einem Auto das Lenkrad festkeilt, aussteigt und es eine Schräge herunterrollen lässt, dann lenkt man das Auto? Insbesondere wenn man sich den Prozess des Herabrollens gar nicht selbst anschaut?


    Oder vielleicht ein genehmeres Bild:


    Regiert Kim Il-Sung in Nordkorea tatsächlich bis heute?