Geldmarktfonds - oder: warum überhaupt noch Tages- und Festgeld?

  • Ich betrachte einen Geldmarkt-ETF mehr wie ein etwas besseres Tagesgeld. Schnell verfügbar, etwas höhere Konditionen als "normales" Tagesgeld, keine Einlagensicherungsgrenze, ...


    Bleibt nur noch die Frage nach dem Kontrahentenrisiko. Das habe ich nämlich noch nicht wirklich durchschaut, wie das reinspielt und welche Auswirkungen das auf den ETF selbst hätte.

    Das Kontrahentenrisiko ist schnell erklärt: Geldmarkt ETFs haben gar keine Einlagensicherung (von Dir fälschlich mit "keine Einlagensicherungsgrenze" verwechselt).


    Sie sind ein Sondervermögen, das im Wesentlichen idR unbesicherte Geldmarkt-Forderungen gegen Banken enthält.


    Wenn der ETF-Anbieter pleite geht, bleibst Du Eigentümer aller im ETF enthaltenen Geldmarkt-Forderungen (= Sondervermögen).


    Wenn eine der Banken pleitegeht, gegen die der ETF eine Forderung hat, ist insoweit das Geld verloren (= Kontrahentenrisiko, keine Absicherung der Forderung).


    Wenn der ETF also 10 gleich hohe Forderungen gegen 10 Banken hat und eine davon pleite geht, sind 10% verloren. Bei drei Banken wären es 30% usw.

  • Ok, das heißt das Geld, das generell in ETFs investiert ist, egal ob Geldmarkt oder MSCI World z.B. ist weniger bis gar nicht abgesichert im Vergleich zum Geld, das auf TG/FG/Giro bei einer Bank liegt, wo es wenigstens "scheinbar sicher" bis 100k€ abgesichert ist?

  • Ok, das heißt das Geld, das generell in ETFs investiert ist, egal ob Geldmarkt oder MSCI World z.B. ist weniger bis gar nicht abgesichert im Vergleich zum Geld, das auf TG/FG/Giro bei einer Bank liegt, wo es wenigstens "scheinbar sicher" bis 100k€ abgesichert ist?

    Abgesichert durch Einlagensicherung ist ein Geldmarkt-ETF nicht. Für mich ist die Streuung auf mehrere Kontrahenten die Absicherung, weshalb ich ein großer Fan des iShares € Ultrashort Bond UCITS ETF PASSIVE ERNX Euro (thesaurierend) - ISIN IE000RHYOR04 bin. Der hat nicht immer die besten Ratings im Fondsvermögen (z.B. aktuell 41% BBB), aber dafür eine höhere Rendite als der Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF 1C.

  • Ok, das heißt das Geld, das generell in ETFs investiert ist, egal ob Geldmarkt oder MSCI World z.B. ist weniger bis gar nicht abgesichert im Vergleich zum Geld, das auf TG/FG/Giro bei einer Bank liegt, wo es wenigstens "scheinbar sicher" bis 100k€ abgesichert ist?

    Oha, da ist aber noch viel Aufklärungsarbeit notwendig. Schau dir erstmal die ganzen Einführungsvideos von Finanztip an.


    Ganz grob:

    Du hast nicht "Geld" in ETFs. Ein Aktien-ETF ist etwas reales, das du in form von Unternehmensanteilen hältst. Das "Geld" wird in dem Moment zu einer Sachanlage und dein Vermögen ist abhängig vom Wert dieser Anlage. Du kaufst ja auch nicht ein Auto für 20k und denkst die ganze Zeit über diese 20k nach.

  • Heißt also: Geldmarktzins (€STR) > Tagesgeldzins > Festgeldzins

    Der ersten Ungleichung würde ich im Prinzip und aktuell zustimmen.


    Einschränkungen: Es wird natürlich immer wieder Werbeangebote geben, die einen besseren Zins bieten (aktuell z.B. TR) oder von kleineren Banken, die sich nicht zu €ster am Interbankenmarkt refinanzieren können. Das Beispiel der Nullzinsphase zeigt auch, dass die aktuelle Situation nicht für immer und ewig gelten muss.


    Die zweite Ungleichung ist m.E. falsch.

    Hier werden Produkte mit unterschiedlichen Laufzeiten verglichen, die genau deswegen eben nicht vergleichbar sind. Im Normalfall haben wir eine positive Zinskurve, d.h. ein Tagesgeldzins ist kleiner als Festgeldzinsen. Der höhere Zins bei Festgeld ist dann der Preis für die mangelnde Liquidität.

    Aktuell haben wir tatsächlich eine inverse Zinskurve. Das liegt daran, dass der Markt von fallenden Zinsen ausgeht. Mit einem Festgeld kannst Du Dir den aktuellen Zins für eine gewisse Zeit sichern. Bei Geldmarkt-ETF und Tagesgeld wird die Verzinsung auf eine Anpassung der Leitzinsen hingegen schnell reagieren. Was z.B. in einem Jahr tatsächlich besser war, weißt Du also erst hinterher.

  • Ok, das heißt das Geld, das generell in ETFs investiert ist, egal ob Geldmarkt oder MSCI World z.B. ist weniger bis gar nicht abgesichert im Vergleich zum Geld, das auf TG/FG/Giro bei einer Bank liegt, wo es wenigstens "scheinbar sicher" bis 100k€ abgesichert ist?

    NIcht bös gemeint, aber du bist grade threadübergreifend etwas wuselig :) ...


    Ich würde an Deiner Stelle folgendes machen:


    Mach Dir erstmal ein Tagesgeldkonto auf. Siehe anderer Thread, bspw. bei C24, oder InG( die haben Neukundenzinsen) oder bei Trade Republik (Verrechnungskonto bis 50k€). Dann schiebst Du das Geld bis max 100k dahin. Wenn Du mehr hast, mach 2 auf. Dann machst Du erstmal mindestens 4 Wochen gar nix. Auch nicht den ETF verkaufen den Du schon hast. Der ist ja sehr gut! Dafür schaust Du Dir jeden Abend ein Finanztip Video an, stellst Dir ein ETf. und Vermögensportfolio zusammen, kaufst das dann und machst dann erstmal einfach wieder gar nix. :) 😃 Ob das Portfolio dann gut oder schlecht ist, weißt Du eh erst in 15 Jahren.


    Ich hab übrigens keine Ahnung und das ist keine Finanzberatung ;)

  • Ist nicht noch ein Nachteil der Geldmarkt-ETFs, dass die Zinsen eben immer schwanken?
    Wenn ich mein Tagesgeld oder Festgeld zu Kondition X für Zeitraum Y anlege, ändert sich daran nichts. Bei Geldmarkt-ETFs ja ständig? Sprich, wenn absehbar ist, dass die Zinsen gerade hoch sind, aber wieder fallen werden, wäre Festgeld mit den "eingefrorenen guten Konditionen" besser, als ein Geldmarkt-ETF, bei dem die Zinsen dann wieder fallen werden?
    Im Grunde hilft der Geldmarkt-ETF eher im umgekehrten Fall, wenn die Zinsen niedrig sind und steigen werden, weil man dann kein Konto-Hopping betreiben muss?

  • Wenn ich mein Tagesgeld zu Kondition X für Zeitraum Y anlege, ändert sich daran nichts.

    Y ist aber sehr kurz und gilt im Grund nur heute. Okay - etwas Vorlaufzeit mag es geben, wenn Kreditinstitute ihre Tagesgeldzinsen ändern. Aber grundsätzlich ist die Laufzeit für ein Tagesgeld ein Tag. Daher der Name "Tagesgeld".

  • Tagesgeld ist bei günstiger Rendite nur sehr kurz angelegt, zZ 6 Monate oder noch kürzer. Bei FG ist das Problem, man kommt in dem Zeitraum der Anlage nicht ran und viel Zinsen bekommt man auch nicht mehr. Die Banken gehen von fallenden Zinsen aus und haben diese bereits eingepreist. Der Geldmarkt ETF reagiert Tagesaktuell, man macht also bei sinkenden Zinsen nicht allzuviel Minus im Vergleich zu TG, hier geht es dann auch runter wenn die eventuelle Garantiezeit abgelaufen ist. Die wenigste Arbeit hat man halt mit dem Geldmarkt ETF, was man am Ende macht hängt von der jeweiligen Situation und dem Datum des Bedarfs ab.

  • Ich würde an Deiner Stelle folgendes machen:

    Mach Dir erstmal ein Tagesgeldkonto auf. Siehe anderer Thread, bspw. bei C24, oder InG( die haben Neukundenzinsen) oder bei Trade Republik (Verrechnungskonto bis 50k€). Dann schiebst Du das Geld bis max 100k dahin. Wenn Du mehr hast, mach 2 auf. Dann machst Du erstmal mindestens 4 Wochen gar nix. Auch nicht den ETF verkaufen den Du schon hast. Der ist ja sehr gut! Dafür schaust Du Dir jeden Abend ein Finanztip Video an, stellst Dir ein ETf. und Vermögensportfolio zusammen, kaufst das dann und machst dann erstmal einfach wieder gar nix. :) 😃 Ob das Portfolio dann gut oder schlecht ist, weißt Du eh erst in 15 Jahren.


    Ich betreibe bereits seit letztem Sommer TG-Hopping. ;)

    Habe bereits ein Konto bei TR und auch dort mein Depot eröffnet. ;)


    Ich möchte einen größeren Betrag Stück für Stück in den MSCI World ETF stecken.

    Den Rest erteile ich auf TG und evtl. Geldmarkt-ETF. Bei FG bin ich noch am überlegen, aber eine kleinere Summe würde ich vermutlich auf 1-3 Jahre auch dort parken, weil mir das nicht wehtut.


    Ich hab sicher schon 100+ Videos und Beiträge von Finanztipp konsumiert, d.h. aber nicht, dass man gleich alles verstanden hat. Ist halt alles Neuland. ;)

  • Ich verstehe den Aufwand nicht, für Geld was ich 15+ Jahre nicht brauche kaufe ich einen weltweiten ETF, für alle kürzeren Anlagen TG/FG oder Geldmarkt ETF und gut ist. Der beste Moment zum Anfangen ist immer jetzt!

  • Würdet ihr eher in einen thesaurierenden oder einen ausschüttenden Geldmarkt-ETF investieren?

    Beim MSCI World Index ETF hab ich thesaurierend genommen, würde daher für Geldmarkt auch eher dahin tendieren.


    ichbins Welchen Aufwand meinst du?

  • Würdet ihr eher in einen thesaurierenden oder einen ausschüttenden Geldmarkt-ETF investieren?

    Beim MSCI World Index ETF hab ich thesaurierend genommen, würde daher für Geldmarkt auch eher dahin tendieren.

    Kommt drauf an, ob dein/euer Freibetrag für Kapitalerträge (1.000 EUR alleine, 2.000 EUR für Ehepaare) schon anderweitig ausgeschöpft ist. Wenn nicht wäre ausschüttend sinnvoller.

  • Dieses Jahr ist der Freibetrag schon komplett ausgeschöpft, ob das nächstes Jahr auch noch so ist, kann ich nicht sagen. Nach 2 Monaten TG bei den jetzigen Zinsen und TG als bisher einzige Strategie, war es halt schnell ausgeschöpft....


    Macht vermutlich auch nicht viel Sinn mit einem Thesaurier dieses Jahr zu starten und nächstes Jahr auf einen ausschüttenden umzuschichten...

  • Hallo Forumfreunde

    Bei diesem Thema habe ich jetzt von Euch noch viel dazu gelernt.

    Ich bin seit einiger Zeit mit 7-stelligen Beträgen in einen ETF Geldmarktfonds investiert.

    Daher waren die Tips sehr interessant zumal ich der Meinung war, ich weiß schon alles.

    Allerdings sollte man bei allen Ratschlägen immer berücksichtigen,

    dass die Voraussetzungen bei jedem Forumsfreund hier anders sind

    und dass daher dieselben pauschalen Ratschläge bei Einen passen beim Anderen aber nicht.

    Ich bin bekanntlich ebenfalls ein sogenannter Ausnahmefall.

    Zum Einen habe ich im Rahmen dieses Forums ein relativ hohes Vermögen

    Zum Anderen bin ich aber mit Ü75 auch einer der ältesten Teilnehmer hier.

    Meine Entscheidung für einen Geldmarkt-ETF war, dass er sehr einfach zu handeln ist.

    Ich habe das Depot bei der ING und kann sozusagen mit einem Klick eine Umbuchung machen wenn ich beispielweise bei meinen Aktien aufstocken will.

    Oder ich überweise den Erlös eines Aktienverkaufs ebenfalls mit einem Klick auf den Geldmarktfonds.

    Das Kursrisiko im Vergleich zu Festgeld kann man vernachlässigen.

    Das würde erst dann ein Thema sein, wenn wir wieder MINUS-ZINSEN haben.

    Eine solche Zinsentwicklung verläuft jedoch nicht von heute auf morgen,

    sondern wenn überhaupt, meist über 1 oder mehre Jahre.

    Dadurch hat man alle Zeit der Welt um umzuschichten.

    Das Problem hätte man auch mit Festgeld.

    Warum habe ich mich für einen thessaurierenden ETF-Fonds entschieden?

    Auch das ist ganz einfach.

    Bei einem ETF Fonds der die Zinsen nicht ausschüttet wird der Zins sozusagen JEDEN TAG auf den Kurs hinzugerechnet.

    Das heißt, der Kurs klettert jeden Tag um durchschnittlich rund 0,01%,

    umgerechnet aufs Jahr sind das dann eben die aktuellen Zinsen von ca. 3,5 - 4%.

    Man kennt somit jeden Tag seinen Wert incl. Zins.

    Interessant war für mich übrigens die Erklärung hier über die Besteuerung in der Praxis.

    Am Ende ist die Steuer immer gleich, egal wie sie berechnet wird.

    Wenn es aber keine Ausschüttung gibt dann habe ich gelernt, dass man auf dem Girokonto ein Guthaben braucht für diese Steuer wenn man keine Anteile verkaufen will.

    Vielen Dank, nicht immer lernt man hier im Forum so viel wie bei diesem Thema.

    Gruss aus Stuttgart McProfit