Mit der detaillierten Ausgestaltung bin ich noch in der Findungsphase. Die Frage dabei ist, wie man "Cash-Puffer" definiert. Ich habe den Eindruck, dass diese Thematik weiterhin durch die Niedrigzinsphase der letzen Jahre geprägt ist. Die wieder attraktiveren Zinsen auf "Fixed Income", sprich Anleihen bieten hier ja wieder mehr Möglichkeiten.
Nach dem, was Du hier schreibst, bist Du wohl auf einem sinnvollen Weg. Entnahmepläne sind natürlich auch individuell (wie Anlagepläne). Da gibts diverse Richtlinien, die auf einen selber passen können oder auch nicht. Das macht aber nichts: Man versucht den Gedanken dahinter zu erfassen und entscheidet dann, ob er für einen selbst relevant ist oder nicht. Jeder Jeck ist schließlich anders.
Wenn man sich nicht völlig vom Aktienmarkt fern hält (Du tust das nicht, ich tue das nicht), dann geht man mit in aller Regel mit einem gemischten Portfolio in den Ruhestand.
Die gesetzliche Rente ist einem festverzinslichen Papier ähnlich. Man bekommt aus ihr Monat für Monat verläßlich eine Zahlung einer bestimmten Höhe, bis zu einem gewissen Grad inflationsangepaßt, lebenslang (Langlebigkeitsrisiko ist abgedeckt). Diese Zahlung ist aber nicht flexibel und nicht vererbbar.
Will man aus einem gemischten Portfolio monatlich eine bestimmte Zahlung entnehmen, wollte man zur Schonung des Aktienanteils in schwachen Börsenphasen vorzugsweise aus dem Rententeil entnehmen, umgekehrt in starken Börsenphasen mehr aus dem Aktienteil entnehmen und den Rententeil schonen.
Ersteres geht nicht, wenn der Rententeil nur aus der gesetzlichen Rente besteht, weil man bei ihr nicht einfach nach Bedarf die Auszahlung erhöhen kann. Dafür braucht man also Ersatz. Zweiteres ist einfach: Wenn man aus dem Aktienteil mehr entnehmen kann, bleibt von der festen gesetzlichen Rente etwas übrig, was man dann in eine Cashreserve stecken kann, etwa ein Tagesgeld.
Wenn man eine Entnahmerate plant, scheint es ein guter Kompromiß zu sein, für den Teil der geplanten Entnahmerate, den die Rente nicht abdeckt, einen Cashpuffer von etwa 5 Jahresentnahmen festverzinslich vorzuhalten.
Rechenbeispiel:
Rente 2000 €, gewünschtes Alterseinkommen 3000 €; 1000 € müssen aus eigenem Vermögen kommen. Also könnte man als Aktienanleger zur Sicherheit 12 * 5 * 1000 € = 60 T€ in Form von Renten vorhalten.
Der Spezialist in solchen Rechnungen ist bekanntlich Georg Wieninger. Auf seiner Seite erklärt er hier das Verfahren.
Es ist klar, daß einer der mit 63 vorzeitig seine Rente in Anspruch nimmt und dann auch nachhause geht, weniger Geld hat, als einer der 4 Jahre länger arbeitet und somit 4 Jahresgehälter mehr kassiert (natürlich auch 4 Jahre länger eine Arbeitsleistung erbringt). Diese beiden Menschen zu vergleichen, ist natürlich sinnlos.
Wenn man vergleicht, dann entweder einen, der mit 63 Rente bezieht und nachhause geht mit einem, der mit 63 zu arbeiten aufhört, 4 Jahre aus eigenen Mitteln überbrückt und dann erst mit 67 seine Rente beantragt (ein vermutlich eher unrealistischer Fall), oder einen, der mit 63 Rente bezieht und bis 67 weiterarbeitet mit dem, der bis 67 arbeitet und erst dann Rente bezieht.
In diesem schon realistischeren Fall bezieht der erste neben seinem gewohnten Arbeitseinkommen Rente. Diese könnte er zur Seite legen und einen Cashpuffer damit aufbauen.
Er kann dann mit 67, wenn das Arbeitseinkommen endet und er nur noch von Rente und eigenen Mitteln lebt, mithilfe des Cashpuffers eine eventuelle Börsenbaisse aussitzen.
Soweit die Idee, weitere Details bei Georg.
Vermutlich werde ich tatsächlich "Rente für langjährig Versicherte" in Anspruch nehmen und ca. 3-4 Jahre vor Rentenbeginn die Aktienquote schrittweise auf ca. 75-80% (noch offen, hängt etwas von der Marktentwicklung in dieser Zeit ab) reduzieren und in Festverzinsliche (Euro Staatsanleihen) umschichten. Das ist für mich aber kein Cash-Puffer im Sinne von Tagesgeld oder Girokonto, sondern dient rein der Reduzierung des Renditereihenfolgerisikos an den Aktienmärkten.
Üblicherweise trägt Geld kein Etikett. Man kann durchaus von Geld in den Urlaub fahren, das man ursprünglich für die Altersvorsorge gespart hatte.
Ich will insbesondere das Risiko eines brutalen Crashs in Folge eines "Schwarzer-Schwan Ereignisses" kurz nach Beginn der Entnahmephase reduzieren. Die Festverzinslichen verhalten sich in einer solchen Situation hoffentlich gering korrelierend zu den einbrechenden Aktienmärkten, bringen aber Rendite auf oder leicht oberhalb der Inflation.
Der Privatanleger kümmert sich üblicherweise nicht um die Kursentwicklung von Festverzinslichen, weil er dieselben ohnehin bis zur Fälligkeit hält. Bei einem angemessenen Schuldner kommt das Geld ja zur Fälligzeit zu 100% zurück. Und wenn man plant, mit einem Cash-Puffer 5 Jahre zu überbrücken, kann man Renten oder Festgelder in der Laufzeit passend staffeln.
Aber egal ob ein Crash kommt oder nicht, der Anleihen-Teil wird dann in wenigen Jahren abgebaut.
Kann man machen, kann man auch gegenteilig machen. Manche Leute sagen: Ich verbrauche mein Geld komplett, also ist die Rendite in den letzten Jahren zweitrangig.
Denn was ich nicht verbrauche wird vererbt, und damit verlängert der Anlagehorizont sich wieder um Jahrzehnte.
Eher nicht. Die Generationen sind etwa 30 Jahre auseinander. Mal angenommen, Du reitest mit 90 in die ewigen Jagdgründe, dann sind Deine Erben 60 und bereiten sich auf die eigene Rente vor. Vielleicht ist Deine Frau 5 Jahre jünger und lebt 5 Jahre länger, dann sind Deine Erben beim Eintritt des Erbfalls schon 70.
Man kann es aber zusammenfassen mit "In allen Lebensphasen immer so viel Aktien wie möglich, und nicht mehr Sicherheit als nötig". Die zu hohe Sicherheitsdenke und Angst vor Verlusten mit Aktien ist meistens der Kardinalfehler. Und um wieder ein wenig zu der Eingangsfrage desThreads zurückzukommen: die Höhe des Aktienanteils ist massgeblich entscheidend, und weniger welche Aktien bzw. welche ETFs/Indizes. Natürlich immer unter der Voraussetzung einer hinreichenden Diversifizierung.
Klar.
Wo bleibt denn da die Sicherheit? [grusel!]