hohe Summe in ETF investieren

  • Mit der detaillierten Ausgestaltung bin ich noch in der Findungsphase. Die Frage dabei ist, wie man "Cash-Puffer" definiert. Ich habe den Eindruck, dass diese Thematik weiterhin durch die Niedrigzinsphase der letzen Jahre geprägt ist. Die wieder attraktiveren Zinsen auf "Fixed Income", sprich Anleihen bieten hier ja wieder mehr Möglichkeiten.

    Nach dem, was Du hier schreibst, bist Du wohl auf einem sinnvollen Weg. Entnahmepläne sind natürlich auch individuell (wie Anlagepläne). Da gibts diverse Richtlinien, die auf einen selber passen können oder auch nicht. Das macht aber nichts: Man versucht den Gedanken dahinter zu erfassen und entscheidet dann, ob er für einen selbst relevant ist oder nicht. Jeder Jeck ist schließlich anders.


    Wenn man sich nicht völlig vom Aktienmarkt fern hält (Du tust das nicht, ich tue das nicht), dann geht man mit in aller Regel mit einem gemischten Portfolio in den Ruhestand.


    Die gesetzliche Rente ist einem festverzinslichen Papier ähnlich. Man bekommt aus ihr Monat für Monat verläßlich eine Zahlung einer bestimmten Höhe, bis zu einem gewissen Grad inflationsangepaßt, lebenslang (Langlebigkeitsrisiko ist abgedeckt). Diese Zahlung ist aber nicht flexibel und nicht vererbbar.


    Will man aus einem gemischten Portfolio monatlich eine bestimmte Zahlung entnehmen, wollte man zur Schonung des Aktienanteils in schwachen Börsenphasen vorzugsweise aus dem Rententeil entnehmen, umgekehrt in starken Börsenphasen mehr aus dem Aktienteil entnehmen und den Rententeil schonen.


    Ersteres geht nicht, wenn der Rententeil nur aus der gesetzlichen Rente besteht, weil man bei ihr nicht einfach nach Bedarf die Auszahlung erhöhen kann. Dafür braucht man also Ersatz. Zweiteres ist einfach: Wenn man aus dem Aktienteil mehr entnehmen kann, bleibt von der festen gesetzlichen Rente etwas übrig, was man dann in eine Cashreserve stecken kann, etwa ein Tagesgeld.


    Wenn man eine Entnahmerate plant, scheint es ein guter Kompromiß zu sein, für den Teil der geplanten Entnahmerate, den die Rente nicht abdeckt, einen Cashpuffer von etwa 5 Jahresentnahmen festverzinslich vorzuhalten.


    Rechenbeispiel:

    Rente 2000 €, gewünschtes Alterseinkommen 3000 €; 1000 € müssen aus eigenem Vermögen kommen. Also könnte man als Aktienanleger zur Sicherheit 12 * 5 * 1000 € = 60 T€ in Form von Renten vorhalten.


    Der Spezialist in solchen Rechnungen ist bekanntlich Georg Wieninger. Auf seiner Seite erklärt er hier das Verfahren.


    Es ist klar, daß einer der mit 63 vorzeitig seine Rente in Anspruch nimmt und dann auch nachhause geht, weniger Geld hat, als einer der 4 Jahre länger arbeitet und somit 4 Jahresgehälter mehr kassiert (natürlich auch 4 Jahre länger eine Arbeitsleistung erbringt). Diese beiden Menschen zu vergleichen, ist natürlich sinnlos.


    Wenn man vergleicht, dann entweder einen, der mit 63 Rente bezieht und nachhause geht mit einem, der mit 63 zu arbeiten aufhört, 4 Jahre aus eigenen Mitteln überbrückt und dann erst mit 67 seine Rente beantragt (ein vermutlich eher unrealistischer Fall), oder einen, der mit 63 Rente bezieht und bis 67 weiterarbeitet mit dem, der bis 67 arbeitet und erst dann Rente bezieht.


    In diesem schon realistischeren Fall bezieht der erste neben seinem gewohnten Arbeitseinkommen Rente. Diese könnte er zur Seite legen und einen Cashpuffer damit aufbauen.


    Er kann dann mit 67, wenn das Arbeitseinkommen endet und er nur noch von Rente und eigenen Mitteln lebt, mithilfe des Cashpuffers eine eventuelle Börsenbaisse aussitzen.


    Soweit die Idee, weitere Details bei Georg.

    Vermutlich werde ich tatsächlich "Rente für langjährig Versicherte" in Anspruch nehmen und ca. 3-4 Jahre vor Rentenbeginn die Aktienquote schrittweise auf ca. 75-80% (noch offen, hängt etwas von der Marktentwicklung in dieser Zeit ab) reduzieren und in Festverzinsliche (Euro Staatsanleihen) umschichten. Das ist für mich aber kein Cash-Puffer im Sinne von Tagesgeld oder Girokonto, sondern dient rein der Reduzierung des Renditereihenfolgerisikos an den Aktienmärkten.

    Üblicherweise trägt Geld kein Etikett. Man kann durchaus von Geld in den Urlaub fahren, das man ursprünglich für die Altersvorsorge gespart hatte.

    Ich will insbesondere das Risiko eines brutalen Crashs in Folge eines "Schwarzer-Schwan Ereignisses" kurz nach Beginn der Entnahmephase reduzieren. Die Festverzinslichen verhalten sich in einer solchen Situation hoffentlich gering korrelierend zu den einbrechenden Aktienmärkten, bringen aber Rendite auf oder leicht oberhalb der Inflation.

    Der Privatanleger kümmert sich üblicherweise nicht um die Kursentwicklung von Festverzinslichen, weil er dieselben ohnehin bis zur Fälligkeit hält. Bei einem angemessenen Schuldner kommt das Geld ja zur Fälligzeit zu 100% zurück. Und wenn man plant, mit einem Cash-Puffer 5 Jahre zu überbrücken, kann man Renten oder Festgelder in der Laufzeit passend staffeln.

    Aber egal ob ein Crash kommt oder nicht, der Anleihen-Teil wird dann in wenigen Jahren abgebaut.

    Kann man machen, kann man auch gegenteilig machen. Manche Leute sagen: Ich verbrauche mein Geld komplett, also ist die Rendite in den letzten Jahren zweitrangig.

    Denn was ich nicht verbrauche wird vererbt, und damit verlängert der Anlagehorizont sich wieder um Jahrzehnte.

    Eher nicht. Die Generationen sind etwa 30 Jahre auseinander. Mal angenommen, Du reitest mit 90 in die ewigen Jagdgründe, dann sind Deine Erben 60 und bereiten sich auf die eigene Rente vor. Vielleicht ist Deine Frau 5 Jahre jünger und lebt 5 Jahre länger, dann sind Deine Erben beim Eintritt des Erbfalls schon 70.

    Man kann es aber zusammenfassen mit "In allen Lebensphasen immer so viel Aktien wie möglich, und nicht mehr Sicherheit als nötig". Die zu hohe Sicherheitsdenke und Angst vor Verlusten mit Aktien ist meistens der Kardinalfehler. Und um wieder ein wenig zu der Eingangsfrage desThreads zurückzukommen: die Höhe des Aktienanteils ist massgeblich entscheidend, und weniger welche Aktien bzw. welche ETFs/Indizes. Natürlich immer unter der Voraussetzung einer hinreichenden Diversifizierung.

    Klar. :)

    Wo bleibt denn da die Sicherheit? [grusel!]

  • Danke Achim Weiss für die zahlreichen Hinweise. Das hilft mir tatsächlich sehr in der weiteren Ausgestaltung. Vor allem die Hinweise zur gesetzlichen Rente. Im Kern kommt meine Idee der von Georg dargestellten Cash-Puffer-Strategie sehr nah. "Cash" aber eher im Sinne von Euro-Staatsanleihen und nur in kleinerem Umfang tatsächlich als Cash im Sinne von hochliquide. Ob Anleihen als klassischer Renten-ETF, Laufzeit Renten-ETF (iBonds) oder gestaffelte Einzel-Anleihen die ich bis zu Restlaufzeit halte ist noch offen. Sind ja noch ein paar Jährchen bis hin.

    Georg bezeichnet dort eine "initiale 70/30 Aufteilung und eine globale Entnahmerate von 3,6% als ideal". Aufgrund der komfortablen Situation mit gesetzlicher Rente und selbstbewohnter schuldenfreier Immobilie gehe ich davon aus, auch zu Beginn der Entnahmephase eine geringfügig höhere Aktienquote von 75-80% fahren zu können. Da muss ich aber noch etwas drüber sinnieren :saint:

    Wo bleibt denn da die Sicherheit? [grusel!]

    Sicher ist bei den sogenannten sicheren Anlagen häufig nur die besch... Rendite ^^

  • Danke Achim Weiss für die zahlreichen Hinweise. Das hilft mir tatsächlich sehr in der weiteren Ausgestaltung.

    Führe Dir mal diese 4teilige Mini-Serie von Nikolaus Braun zu Gemüte (Honorarberatung 49). Ich könnte das meiste so unterschreiben.


    Besonders schön finde ich den klaren Plan zum Entsparen: Man nehme sich zu Beginn des Entsparens das vom Depot weg, was man für 5 Jahre braucht und lege das Geld auf Tagesgeld oder meinetwegen eine Festgeldtreppe (Meine Modifikation: Rente(n) dabei einberechnen, also nicht den gesamten Finanzbedarf in den Cash-Puffer, sondern nur den zusätzlichen Finanzbedarf). Davon lebt man herunter. Jedes Jahr füllt man den Puffer wieder auf, holt also den (Zusatz-)Bedarf eines Jahres vom Depot. Das eigentliche Depot läßt man ansonsten in Ruhe.


    Auf diese Weise hat man immer den (zusätzlichen) Geldbedarf für 5 Jahre in festverzinslichcher Form im Zugriff ("Sicherheitsbaustein" :-)). Sollte das Depot wirklich weniger werden im Laufe der Zeit, reduziert das Verfahren den Aktienanteil automatisch.

    Das 4-Töpfe-Prinzip gilt auch bei 7stelligen Beträgen.

    Nicht investieren ist das einzige was nicht geht.

    Später dann ein Auszahlungsplan.

    Das 4-Töpfe-Prinzip heißt: Jeder Mensch braucht Girokonto, Kreditkarte, Tagesgeldkonto und Depot. Das bezweifelt keiner.


    Es bleibt aber eine wesentliche Frage offen: Wie strukturiert man das Depot?


    Die ersten beiden sind Selbstgänger. Natürlich braucht man heutzutage Girokonto und Kreditkarte. Schon beim Tagesgeld muß man überlegen: Natürlich ist so ein Konto praktisch, und "unsere" Banken führen es ja auch kostenfrei. Aber wieviel Geld legt man dort drauf?


    Ich halte das oben ausgeführte Prinzip für ganz praktisch: Man überlegt sich, was man monatlich gern hätte, man weiß, was einem an Rente zufließt, also hält man auf dem Tagesgeldkonto immer das, was man zusätzlich zur Rente in 5 Jahren braucht.


    Das ist natürlich eine Faustregel. Man könnte beispielsweise auch nur das auf dem Tagesgeldkonto halten, was man in 3 Jahren zusätzlich zur Rente braucht.


    Ich würde die Konstruktion mit einem reinen Aktiendepot kombinieren. Nikolaus Braun schreibt von 50% Aktien, was mir unlogisch erscheint. Aber das kann sich dann jeder nach seinen eigenen Bedürfnissen selber austüfteln.


    Ich ahne nicht, wie sich die Mandantschaft eines Honorarberaters zusammensetzt, vermute aber, daß relativ viele Unternehmer dabei sind, also Leute, die ggf. keine formale Altersversorgung im Hintergrund haben. Eine übliche Altersversorgung (sei es die gesetzliche Rente oder auch ein Versorgungswerk) ist ja einem festverzinslichen Papier ähnlich. Also kann man in seinem frei investierbaren Vermögen mit der Aktienquote höher gehen, wenn man Rente (und vielleicht noch ein bezahltes Eigenheim) im Hintergrund hat.

  • Führe Dir mal diese 4teilige Mini-Serie von Nikolaus Braun zu Gemüte (Honorarberatung 49). Ich könnte das meiste so unterschreiben.

    Ja, sehr gut. Werde ich mir zu Gemüte führen. Beim ersten schnellen überfliegen sehe ich Ähnlichkeiten zu der Cash-Puffer Strategie von Georg. Wesentlicher Unterschied scheint mir auf den ersten Blick, dass Georg von einem Abbau des Anleihenteils nach 3 Jahren ausgeht, wobei dieser bei Nikolaus Braun dauerhaft vorgehalten wird. Ich lese nochmals in Ruhe und denke drüber nach was mir mehr zusagt. Ist letztlich auch eine Frage der persönlichen Risikotoleranz und -tragfähigkeit. Und der Situation („Regime“) am Markt vor und zu Beginn der Entnahme. Vielleicht ja auch was dazwischen, also bspw. höhere Aktienquote und dafür einen etwas kleineren Anleihenteil, diesen jedoch dauerhaft? Ich frage dann erst excel und danach meinen Bauch.

    Aber Nikolaus Braun hat generell gute Ansätze jenseits der Dagobert Duckschen Geldspeichermentalität. Auch Geld ausgeben will schließlich gelernt sein ^^

  • Hallo zusammen,

    das könnte auch noch interessant sein:

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    Im aktuellen Video (Dividenden) wird der Auszahlungsplan angesetzt. Sehr hilfreich.


    LG

  • Ich halte das oben ausgeführte Prinzip für ganz praktisch: Man überlegt sich, was man monatlich gern hätte, man weiß, was einem an Rente zufließt, also hält man auf dem Tagesgeldkonto immer das, was man zusätzlich zur Rente in 5 Jahren braucht.

    Ich mache es genauso, damit kann man gewaltige Einbrüche erst einmal aussitzen. Hängt natürlich von der Höhe des Bedarfs ab, wenn monatlich im Durchschnitt 300€ gebraucht werden sieht die Welt natürlich anders aus als bei 3000€. Im 2. Fall geht bei positiven Börsenverlauf natürlich sehr viel Rendite verloren, allerdings würde, ohne diese Rücklage, bei einem Crash, der länger dauert, eventuell das ganze Kartenhaus der Altersvorsorge zusammen fallen. Das spricht für mich eben auch gegen den klassischen Entnahmeplan. Sicherlich ist da der etwas konservativere Pantoffel noch eine Möglichkeit, es gibt halt sehr unterschiedliche Szenarien die es zu berücksichtigen gilt.

  • Beim Rest stimme ich dir natürlich zu aber hier muss ich dir vehement widersprechen :D

    Also ich brauche keine Kreditkarte und lehne Kartenzahlungen strikt ab.

  • Führe Dir mal diese 4teilige Mini-Serie von Nikolaus Braun zu Gemüte (Honorarberatung 49). Ich könnte das meiste so unterschreiben.


    Besonders schön finde ich den klaren Plan zum Entsparen: Man nehme sich zu Beginn des Entsparens das vom Depot weg, was man für 5 Jahre braucht und lege das Geld auf Tagesgeld oder meinetwegen eine Festgeldtreppe (Meine Modifikation: Rente(n) dabei einberechnen, also nicht den gesamten Finanzbedarf in den Cash-Puffer, sondern nur den zusätzlichen Finanzbedarf). Davon lebt man herunter. Jedes Jahr füllt man den Puffer wieder auf, holt also den (Zusatz-)Bedarf eines Jahres vom Depot. Das eigentliche Depot läßt man ansonsten in Ruhe.


    Auf diese Weise hat man immer den (zusätzlichen) Geldbedarf für 5 Jahre in festverzinslichcher Form im Zugriff ("Sicherheitsbaustein" :-)). Sollte das Depot wirklich weniger werden im Laufe der Zeit, reduziert das Verfahren den Aktienanteil automatisch.

    Ich finde die grundlegende Idee charmant. 5 Jahre halte ich für mich persönlich für etwas zu konservativ, aber das kann ich ja anpassen ohne das Grundkonzept in Frage zu stellen. Ich nehme dann eben nur 2,3 oder 4 Jahre Puffer. Aber ich hänge gedanklich an folgender Stelle: muss ich nicht konsequenterweise bereits etwas früher beginnen den Cash Puffer aufzubauen? Also bspw. schrittweise analog in den 5 Jahren (oder eben nur 2-4 Jahren) vor der Entnahme in Abhängigkeit davon wie die Börsen sich dann entwickeln? Also wenn vor der Rente die Märkte Bombe laufen, beginne ich den Cash Puffer bereits früher aufzubauen. Oder umgekehrt, wenn ich vom Timing so richtig Pech habe und der Rente geht eine 5 jährige Baisse voraus, dann macht es doch wenig Sinn, am Tiefpunkt der Kurse auch noch den Kapitalbedarf von 5 Jahren zu verkaufen!?

  • Du musst/sollst die 5 Jahre Puffer ja nicht erst genau zur Rente aufbauen. Einen gewissen Puffer braucht man ja auch vorher schon (abhängig von Einkommen/Ausgaben) um etwas abfedern zu können.

    Der Puffer ist ja nur dazu da das du was aussitzen kannst ... deswegen soll der auch regelmäßig aufgefüllt werden (außer natürlich wenn die Märkte mal deutlich nachgegeben haben)

  • Hallo zusammen,

    es geht auch sogar fast ohne Puffer.

    Außer dem notwendigen Notgroschen.

    Endsparen als umgekehrter Sparplan.

    Was beim investieren gilt ist auch beim Deinvestieren gültig.

    (3 Prozent p.a.).

    Nicht leicht nicht mehr zu investieren, sondern sture regelmäßige Auszahlungen zu akzeptieren.

    LG

  • Der Aufbau des Puffers für die Rente begann bei mir zirka 5 Jahre vor der Rente. Beendigung des Sparplans und erste Verkäufe bei guten Börsenkursen. Der bisherige Puffer blieb dabei natürlich unberührt. Glück dabei waren natürlich wieder steigende Zinsen, damit hält sich die verlorene Rendite in gewissen Grenzen. Der größte Teil ist weiterhin im ETF und sorgt (hoffentlich) weiterhin für Rendite.

  • Ja, aber das entscheidende Wort dabei ist "fast". Du hast bei der Entnahme von mehr als 3-4% p.a. aus einem 100% Aktienportfolio ein nicht unerhebliches Totalverlustrisiko. Zumindest zu Beginn der Entnahmephase sollte man daher für wenige Jahre einen Puffer vorhalten. Die Frage ist wie hoch und wie lang. Thema Renditereihenfolgerisiko... Die 5 Jahre in den Empfehlungen sind ja nicht aus der Luft gegriffen. Siehe hier im Renditedreieck des MSCI World. Exemplarisch würde ich die Phase 2007-2012 als sinnvollen "Negative-Case" betrachten den es zu managen gilt. Und nein, das ist dann noch nicht der denkbare Worst-Case, aber aus meiner Sicht ein vernünftiges Maß.

  • Hm, wenn ich mit 63 die Rente nehme, aber erst mit 67 aufhöre zu arbeiten, kann ich dann nicht einfach die 48 Renten beiseite legen?

    Klar, das ist zumindest eine "keep it simple"-Methode.

    Also mein Gedanke ist der: Im Entnahmeplan mit 5 Jahres-Puffer habe ich ja ein Regelwerk (kein Market Timing) welches sinngemäß besagt: Laufen Aktien gut verkaufe ich Aktien, laufen Aktien schlecht lebe ich vom Puffer. Damit kann ich einen schlechten 5-Jahreszeitraum an den Börsen überbrücken ohne zu ungünstigen Zeiten Aktien verkaufen zu müssen. Und mit diesem Regelwerk nur umgedreht beginne ich analog einfach bereits 5 Jahre vor Tag X zum Aufbau des Puffers :/

    Ich denke das ist ungefähr was ichbins gemacht hat?

  • Hängt natürlich von der Höhe des Bedarfs ab, wenn monatlich im Durchschnitt 300€ gebraucht werden sieht die Welt natürlich anders aus als bei 3000€. Im 2. Fall geht bei positiven Börsenverlauf natürlich sehr viel Rendite verloren, allerdings würde, ohne diese Rücklage, bei einem Crash, der länger dauert, eventuell das ganze Kartenhaus der Altersvorsorge zusammen fallen.

    Klar, ist natürlich ein signifikanter Unterschied ob von der Höhe der Entnahme abhängt ob ich den Kühlschrank füllen und die Krankenversicherung zahlen kann oder ob ich nur das "Problem" habe ob ich mir auf der Kreuzfahrt ne Balkonkabine leisten kann ^^

  • Beim Rest stimme ich dir natürlich zu aber hier muss ich dir vehement widersprechen :D

    Also ich brauche keine Kreditkarte und lehne Kartenzahlungen strikt ab.

    Ich zahle ungern mit Kreditkarte, aber ich habe immerhin eine.


    Gestern wollte ich mir ein Gebrauchtbuch im Internet bestellen (zvab.com). Einzige Bezahloption: Kreditkarte. In solcher Situation hat man dann eine oder man hat keine und kann den Bestellvorgang dann nicht abschließen. Da ist mir das erste schon lieber.


    Das darf aber jeder für sich selbst so handhaben, wie er es möchte.

  • Beim ersten schnellen Überfliegen sehe ich Ähnlichkeiten zu der Cash-Puffer Strategie von Georg. Wesentlicher Unterschied scheint mir auf den ersten Blick, dass Georg von einem Abbau des Anleihenteils nach 3 Jahren ausgeht, wobei dieser bei Nikolaus Braun dauerhaft vorgehalten wird.

    Geldanlage ist individuell, das gilt auch für Entsparpläne. Das wollen die Leute aber nicht hören; die wollen eine Patentlösung.


    Man kann den Unterschied beider Ansätze erklären, aber in die Zukunft schauen kann man nicht. Georg sagt: Bei einem Entsparplan schlägt ein Börseneinbruch überproportional ins Kontor, wenn er am Anfang der Entsparphase erfolgt. Also baut er hier eine temporäre Sicherung ein (die er dazuhin kleiner bemißt als Nikolaus Braun). Wenn die Sicherung nicht gebraucht wird, wenn der Aktienanteil also gut läuft, schafft das für den weiteren Verlauf soviel Puffer (oder implizite Sicherheit, wenn Du so willst), daß man auf das Tagesgeld verzichten kann. Das klingt plausibel.


    Nikolaus Braun hingegen ist kein Zahlenmensch, sondern fast schon Psychologe. Der kennt seine Pappenheimer - äh - Mandanten und weiß, daß zumindest manche zittrig werden, wenn die Börse kracht, selbst wenn das meinetwegen erst in der Mitte oder gegen Ende der Entsparphase erfolgt.


    Sein Verfahren bringt tendentiell weniger Rendite (weil der Rentenanteil höher ist), das schreibt er auch ganz deutlich, aber wohl mehr peace of mind.


    Ich habe die Darstellung ja bereits modifiziert, in dem ich schreibe: Man muß bei dieser Überlegung nicht den gesamten Unterhaltsbedarf betrachten, sondern sollte von diesem die festen Rentenzahlungen abziehen. Ich könnte mir gut vorstellen, daß die Mandantschaft von Nikolaus Braun allenfalls untergeordnete Rentenzahlungen zu erwarten hat. Das dürfte bei der hiesigen Leserschaft anders sein, die Leute hier dürften den wesentlichen Teil ihres Alterseinkommens über Rentenzahlungen im weitesten Sinne beziehen.

    Ich lese nochmals in Ruhe und denke drüber nach was mir mehr zusagt.

    Du hast noch 10 Jahre Zeit, Dir Deine optimale Lösung zu überlegen. :)

    Ist letztlich auch eine Frage der persönlichen Risikotoleranz und -tragfähigkeit. Und der Situation („Regime“) am Markt vor und zu Beginn der Entnahme. Vielleicht ja auch was dazwischen, also bspw. höhere Aktienquote und dafür einen etwas kleineren Anleihenteil, diesen jedoch dauerhaft?

    Klar.

    Aber Nikolaus Braun hat generell gute Ansätze jenseits der Dagobert Duckschen Geldspeichermentalität. Auch Geld ausgeben will schließlich gelernt sein ^^

    ... und gewollt.


    Es gibt Leute, die beabsichtigen, am Tag nach ihrer Berentung einen Camper zu kaufen (Einmalzahlung, Geld dafür muß eingeplant sein) und ab dann an Rentner-Nomade durch Europa zu reisen.


    Andere Leute müssen auf den Ruhestand ihrer Herzdame 5 Jahre warten und müssen sich mit den Dauerreisen noch etwas zurückhalten.


    Nicht das Konsumieren ist der maßgebliche Punkt, sondern der Spaß dabei. Wenn Du Dich fragst: Wozu sollte ich mir das jetzt kaufen? Welchen Genuß bringt mir das überhaupt?, dann sparst Du Dir das Geld besser, auch wenn Du es hast.

    Du hast bei der Entnahme von mehr als 3-4% p.a. aus einem 100% Aktienportfolio ein nicht unerhebliches Totalverlustrisiko. Zumindest zu Beginn der Entnahmephase sollte man daher für wenige Jahre einen Puffer vorhalten. Die Frage ist wie hoch und wie lang. Thema Renditereihenfolgerisiko. Die 5 Jahre in den Empfehlungen sind ja nicht aus der Luft gegriffen. Siehe hier im Renditedreieck des MSCI World. Exemplarisch würde ich die Phase 2007-2012 als sinnvollen "Negative-Case" betrachten. den es zu managen gilt.

    Bei mir waren das -5% pro Jahr auf diese 5 Jahre. Allerdings waren die 3 Jahre davor dick zweistellig (und ich habe mich 2009 verzockt, was meinen Verlust deutlich vergrößert hat). Man kann das mit einem Puffer überbrücken, man kann auch die Entnahmerate atmen lassen, ggf. mit Obergrenze. Es gibt meterweise Bücher zum Thema Entnahmestrategie.

    Hm, wenn ich mit 63 die Rente nehme, aber erst mit 67 aufhöre zu arbeiten, kann ich dann nicht einfach die 48 Renten beiseite legen?

    Das sollte man wohl sinnvollerweise tun und hätte damit quasi automatisch den gewünschten Puffer aufgebaut (mehr, als man eigentlich braucht).

  • Du hast noch 10 Jahre Zeit, Dir Deine optimale Lösung zu überlegen.

    Das stimmt. Vielleicht etwas weniger, aber immer noch genug Zeit.

    Vielen Dank für die vielen Anregungen. Irgendwo in dieser Richtung werde ich auch landen. Ich such mir auch mal ein passendes Buch zum Thema.

    Bei mir waren das -5% pro Jahr auf diese 5 Jahre. Allerdings waren die 3 Jahre davor dick zweistellig (und ich habe mich 2009 verzockt, was meinen Verlust deutlich vergrößert hat).

    Ja, bei mir ähnlich was diesen Zeitraum angeht. Ich hatte damals ganz zu Beginn der Finanzkrise einen größeren Betrag in ETFs investiert. Vom Timing natürlich ein tiefer Griff ins Klo, aber so ist das eben mit risikobehafteten Investments. No risk, no return. Stand heute trotzdem 6% p.a., und die weitgehend steuerfrei. Kann man doch nicht meckern. Und zum Ausgleich hab ich es 2021-22 besser erwischt und den Erlös eines Immobilienverkaufs (auf dem Höhepunkt der Immopreise) tranchenweise in Aktien-ETF investiert, so dass ich bereits jetzt sehr ordentlich im Plus bin. Und die Immobilie wäre sehr ordentlich im Minus wenn ich sie gehalten hätte. Aber der Tausch Immobilie in Aktien war zu 80% Glück und 20% Verstand.

    Und was den Zock angeht: eigentlich zocke ich nicht. Ist mir viel zu anstrengend. Trotzdem hab ich vor zwei Jahren Bitcoin zum Kurs von 26.000 USD gekauft. Eher aus Neugier und Interesse. Ich fand das technologisch spannend, auch wenn ich zugegebenermaßen die Blockchain noch immer nicht so wirklich durchdrungen habe. Damals etwa 2% des Portfolios investiert, jetzt sind es eben entsprechend mehr. Das hab ich seinerzeit gedanklich mit einem Stop Loss von 0 Euro versehen, auf ein Hardwarewallet gepackt und ins Bankschliessfach gelegt. Mit einem Zettel für die Erben „This is no USB stick“ ^^ Entweder das Ding versüßt uns irgendwann den Ruhestand, oder die Erben freuen sich. Oder eben nicht und die Erben denken, was ein Depp. Aber so what. Ein bisschen Spiel, Spaß und Spannung müssen manchmal auch sein. Vielleicht sollte ich noch ein Überraschungsei dazulegen :/

  • Hallo zusammen,

    einen Sparplan für die Investitionsphase. Einen Entsparplan für die Deinvestitionsphase.

    Wenn ich am Anfang gelernt habe, nicht auf den richtigen Zeitpunkt zum investieren zu achten kann ich es auch beim Entsparen lernen.

    Für geplante Anschaffungen und Immobilien gibt es immer eine Rücklage, darüberhinaus etwas Puffer für den Übergang.

    Was am Anfang richtig ist ist es auch am Ende.

    LG