Eure Meinung – verkaufen oder halten?

  • Ich wüßte nicht, was ein Laufband mit einem ETF zu tun haben sollte.

    Das Laufband ist ein Bild für die Mechanik in einem Anleihen-ETF (oder auch einem Rohstoff-ETC). Es sind Anleihen unterschiedlicher Restlaufzeiten im Portfolio, von denen immer wieder eine fällig wird, die dann durch eine neue mit den aktuellen Konditionen ersetzt wird. Das wird auch rollieren genannt. So kommst Du bei Anleihen-ETF auf bei auf eine Rendite, die dem Durchschnitt der gewählten Laufzeitbandbreite entspricht. Bei einem Aktien-ETF hast Du eine andere Mechanik. Da rolliert nichts, sondern im Gegenteil bleiben bei einem wachsenden ETF ganz viele der gekauften Aktien auf Ewigkeit im Bestand.

  • Wenn man dem Gegenüber Inkompetenz unterstellt (wie Du es hier tust), ist das regelmäßig ein Zeichen dafür, daß man selbst argumentativ am Ende ist.

    Ich unterstelle "dem Gegenüber" pauschal keine Inkompetenz sondern dass bei den Darstellungen in der Sache die wesentlichen Zusammenhänge bzgl. der Anleihe-ETF ausgeblendet bzw. ignoriert werden! Konkret die Funktion von Anleihe-ETF (Stichwort: Laufzeitbänder) und die Tatsache, dass genau dadurch jetzt neben dem Erholungspotenzial durch ein weiter fallendes Zinsniveau eben die Anleihen, die jetzt sukzessive in den ETF aufgenommen werden, auch die Performance steigern. Beides scheinst du auszublenden und Anleihen weiterhin mit deinen Aktien-ETF bzw. dem Aktienmarkt zu vergleichen und deshalb abzulehnen...

    Der Frager dieses Subthreads hat mit seinem Anleihen-ETF gerade 15% Miese eingefahren. Mag schon sein, daß er die kompensiert, wenn er den ETF entsprechend lang hält.

    Das mag nicht nur sein, sondern das ist, wie ich versucht habe darzulegen, erwartbar und berechenbar der Fall in Abhängigkeit vom Zinsniveau. Das ist der schöne Unterschied in Abgrenzung zum Aktienmarkt: Der Anleihemarkt ist weitgehend berechenbar. Und alle, die das in meinem Bekanntenkreis auch hauptberuflich machen, nennen Anleihen eben Anleihen oder noch häufiger Bonds. Den Punkt mit den Laufzeitbändern hat doch auch Pantoffelheld nochmal dargelegt. Wenn man das nicht mit einbezieht, kann man Anleihe-ETF und ihr Potenzial zur Kurserholung nicht bewerten. Wie gesagt: Anleihen sind keine Aktien und das Erholungspotzenial jetzt extrem viel besser als noch vor 3-4 Jahren...

    Bemühe Dich nicht: Du verkämpfst Dich zwar wie ein Löwe für Deine Anleihen-ETFs, aber ich halte davon nichts und sehe beispielsweise Hartmut Walz auf meiner Seite, der vor langen Anleihen warnt (in vielen Anleihe-ETFs stecken lange Anleihen drin).

    Eigentlich versuche ich nur, für ein Verständnis von Anleihe-ETF zu kämpfen, um den Thread-Startern einen fundierten Ratschlag geben zu können. Aber ich glaube langsam echt, in der Sache kämpfe ich da vergebens...


    Was willst du denn mit Aussagen wie "ich halte davon nichts" oder dem Verweis auf Hartmut Walz belegen? Sind das deine Argumente? Der Mann (Walz) hat in der Sache sehr viel Ahnung Finanzthemen und sich um den finanziellen Verbraucherschutz in Deutschland sehr verdient gemacht. Für eine Einordnung solcher Aussagen von Walz in einer Diskussion hier sind doch im Kern zwei Dinge relevant: 1. Stammt die Aussage von vor oder nach der Zinswende? Die Welt der Anleihen ist in diesen beiden Zeiträumen eine komplett andere! Und 2.: Was sind seine Argumente gegen Anleihe-ETF in der Sache? Lasst uns doch diese Argumente diskutieren, statt Pauschalbewertungen oder x-beliebige Namen als Belege in den Raum zu werfen oder Anleihen bzw. Anleihe-ETF nur mit Aktien-ETF zu vergleichen. Und ansonsten weiter so zu tun, als hätte es die Zinswende (mit ihren Auswirkungen auf Anleihen und Anleihe-ETF) nie gegeben und als wären Anleihen auch unter Renditegesichtspunkten heute noch so unattraktiv wie bis Ende 2019...

  • Für eine Einordnung solcher Aussagen von Walz in einer Diskussion hier sind doch im Kern zwei Dinge relevant: 1. Stammt die Aussage von vor oder nach der Zinswende? Die Welt der Anleihen ist in diesen beiden Zeiträumen eine komplett andere!

    Eine Frage an der Stelle, ohne jetzt grundsätzlich ein Fan oder Gegner von Anleihen (-ETFs) zu sein: sollte es denn eigentlich überhaupt eine Rolle spielen, ob man den Zeitraum vor oder nach der Zinswende betrachtet, wenn es im den privaten, passiven, langfristigen, breit gestreuten (usw.) Anleger geht? Sollte eine Anlagestrategie nicht eigentlich über mehrere Jahrzehnte funktionieren, unabhängig davon was für Wenden kommen? Natürlich können immer Umstände kommen, die wir alle nicht vorhersehen können, weswegen bisherige Strategien vielleicht so gar nicht mehr funktionieren. Aber in der Regel sollte der o.g. Anleger doch eine Strategie wählen, bei der das zumindest sehr unwahrscheinlich ist.


    Oder geht es hier speziell um ich sag mal (semi-) aktive Anleger, die eben bei Anleihen zumindest nur anlegen, wenn die "Welt der Anleihen" es hergibt?


    Würde mich zum Verständnis eurer Diskussion interessieren.

  • Sollte eine Anlagestrategie nicht eigentlich über mehrere Jahrzehnte funktionieren, unabhängig davon was für Wenden kommen?

    Eigentlich ja.


    Früher waren Anleihen selbstverständliche Bestandteile eines ausgewogenen Depots. Dann kam ein Jahrzehnt mit Null- und Negativzinsen, etwas das wir in dieser Ausprägung gar nicht kannten. Professionelle Anleger, z.B. Kapitalsammelstellen, haben ihre alten Anlagestrategien kaum geändert. Privatanleger hatten aber einen Bonus, den professionelle Anleger nicht hatten, sie konnten idR negative Renditen vermeiden und Geld auf Konten kostenlos parken oder sogar mit leicht positiven Renditen. Dadurch sind Anleihen sehr aus der Mode gekommen, junge Anleger kennen das Produkt gar nicht mehr.


    Jetzt ist die zinslose Zeit vorbei und man sollte die alte Anlagestrategie zumindest wieder prüfen. Schließlich ist der Anleihemarkt um ein Vielfaches größer, als der kleine Aktienmarkt.

  • Eigentlich ja.


    Früher waren Anleihen selbstverständliche Bestandteile eines ausgewogenen Depots. Dann kam ein Jahrzehnt mit Null- und Negativzinsen, etwas das wir in dieser Ausprägung gar nicht kannten. Professionelle Anleger, z.B. Kapitalsammelstellen, haben ihre alten Anlagestrategien kaum geändert. Privatanleger hatten aber einen Bonus, den professionelle Anleger nicht hatten, sie konnten idR negative Renditen vermeiden und Geld auf Konten kostenlos parken oder sogar mit leicht positiven Renditen. Dadurch sind Anleihen sehr aus der Mode gekommen, junge Anleger kennen das Produkt gar nicht mehr.


    Jetzt ist die zinslose Zeit vorbei und man sollte die alte Anlagestrategie zumindest wieder prüfen. Schließlich ist der Anleihemarkt um ein Vielfaches größer, als der kleine Aktienmarkt.

    Das verstehe ich schon. Die Frage ist eben, warum man es "jetzt" wieder prüfen muss, wenn es eigentlich sowieso langfristig gedacht war/ist. Entweder es funktioniert über viele Jahrzehnte, oder nicht. Natürlich wissen wir das nicht, aber ich stelle eben in Frage, ob es zielführend ist zehn Jahre zu vertreten, dass man jetzt ja nicht langfristig für die nächsten 40 Jahre in Anleihen anlegen sollte, um anschließend zu sagen "jetzt ist es für 40 Jahre wieder ok". Mal verkürzt formuliert. Die Frage ist, ob sich an der grundlegenden Strategie durch das vielleicht veränderte Wissen über die Entwicklung von Anleihen etwas geändert hat in den letzten zehn Jahren, oder ob man eben sagt "nein, die Strategie ist nach wie vor passend und ich habe nie etwas anderes behauptet". Es wäre ja auch völlig legitim zu sagen, dass es früher eben nur Strategien mit Anleihen gab, sie wie du sagst selbstverständlich dazu gehörten, und heute sowohl eine mit als auch ohne denkbar ist. In dem Fall muss sich aus meiner Sicht niemand streiten.


    Aber ich tue mich irgendwie schwer damit, dass Aussagen, die vor ein paar Jahren (von Experten) getätigt wurden heute keinen Bestand mehr haben sollen was langfristige Strategien angeht. Also warum sollte man vor ein paar Jahren nicht mehr in Anleihen gehen, heute aber wieder bei langfristigem Horizont? Wenn diese zehn Jahre einen Unterschied gemacht haben und man meinetwegen fünf Jahre lang raus gehen sollte und nun wieder rein, dann stimmt doch etwas nicht was die Langfristigkeit angeht. Ich hoffe es ist verständlich was ich meine bzw. welches Problem ich damit hab. :)

  • Das ist verständlich. Warum wurde an quasi gesetzmäßigen Regeln etwas geändert? Manchmal waren es Modeerscheinungen, manchmal hatte man sich geirrt und manchmal gab es Innovationen.


    ETFs sind das klassische Beispiel so einer Innovation. Ich meine mich zu erinnern, dass Tagesgeld zumindest in der Breite des Privatkundenmarkts erst um das Jahr 2000 herum in Deutschland angekommen ist. In die Kategorie geirrt fällt wohl Herr Kommer, der erst Tagesgeld für den Sicherheitsbaustein propagiert hat (unkompliziert, etwas mehr Rendite) und jetzt ganz klar zu Anleihe-ETF rät (sicherer, verfügbarer).

  • Dadurch sind Anleihen sehr aus der Mode gekommen, junge Anleger kennen das Produkt gar nicht mehr

    'Junge Anleger' bezieht sich offenbar weniger auf das Alter des Anlegers als viel mehr auf den tatsächlichen Erfahrungshorizont des Anlegers.;)

    Ich sehe aber als noch relativ unerfahrener Anleger immer noch nicht den konkreten Vorteil (für mich) in Anleihen zu investieren.


    Die Frage ist, ob es wirklich einen Vorteil bringt in Anleihen zu investieren.

    Wenn ich diesem Blogbeitrag von Georg glauben darf, hat es in der Vergangenheit nur 2 Zeiträume gegeben in denen Anleihen konkret einen Vorteil gebracht hätten:

    Trotz Rückkehr der Zinsen: Weshalb eine 100%-Aktienquote weiterhin optimal ist – Finanzen? Erklärt!


    Das war einmal 1929 und dann 2000. Ganz schön dürftiger Nutzen dafür, dass Anleihen ja lange Zeit Mode waren. :/

    Was, wenn man nun einen entsprechenden Cashpuffer vorhält, der einem Anleger ermöglicht eine mehrjährige Baisse am Aktienmarkt durchzustehen?

    Ich bin kein professioneller Anleger, sondern versuche nur meine eigene AV etwas zu optimieren. Insofern muss ich keine Mode mitmachen.

    In die Kategorie geirrt fällt wohl Herr Kommer, der erst Tagesgeld für den Sicherheitsbaustein propagiert hat (unkompliziert, etwas mehr Rendite) und jetzt ganz klar zu Anleihe-ETF rät (sicherer, verfügbarer).

    Mag auch auf die Summen ankommen. Bis 100K€ ist Tages- oder Festgeld sicherlich eine brauchbare Option.

    Bei größeren Summen mögen Anleihen dann Vorteile bieten.

    Wenn ich mal realistisch meine eigene Situation einschätze, werde ich auch bei einem Anteil von 25% sicher und 75% risikoreich noch gut mit Tages- bzw. Festgeld auskommen. :/

  • So ähnlich sehe ich das auch, für die von Finanztip empfohlene Vorgehensweise, anlegen und liegenlassen, nicht ständig nachschauen, passen Anleihen nicht wirklich. Dann schon eher Geldmarkt ETFs, da hilft der gelegentliche Blick auf die Zinsen weiter. Ansonsten bin ich bei monstermania TG/FG reicht für die sichere Anlage aus, die Rendite erwirtschaften dann die ETFs.

  • ... immer noch nicht den konkreten Vorteil (für mich) in Anleihen zu investieren

    ... gut mit Tages- bzw. Festgeld auskommen.

    Langfristig ist eine Aktienanlage besser als eine Anlage in Anleihen (Rendite, nicht Vola). Das ist auch keine Überraschung, das eine zähle ich zum Risikobaustein, das andere zum Sicherheitsbaustein. Ein Vergleich Aktien-Anleihen hinkt also.


    Schauen wir und Produkte innerhalb des Sicherheitsbausteins an. Mit Tages- und Festgeld hast Du keine Probleme.


    Festgeld hat ein sehr ähnliches Risikoprofil, wie eine Anleihe. Aber oft eine schlechtere Rendite und ist in jedem Fall völlig illiquide! Wenn Du Anleihen verstanden hast, ist es m.E. oft das bessere Produkt für einen Finanzen-macht-man-selber-Typ.


    Tagesgeld ist hochliquide. Braucht man als Puffer, ich betrachte jetzt aber längerfristige Geldanlagen. Bei einer normalen Zinsstrukturkurve hast Du hier immer den schlechtesten Zinssatz von allen Laufzeiten. Durch eine Zinstreppe verteilst Du das Risiko und erhöhst die Rendite.

    Ok, aktuell haben wir vorne eine inverse Kurve, aber das ändert sich wieder.

  • Bei der Wahl zwischen Festgeld und Anleihe muss ich nicht lange überlegen. Gibt tolle Anleihen mit 4 Zinszahlungen im Jahr und variablen Zinsen basierend auf einem bestimmten Zinssatz + Euribor. Aber ein Ausfallrisikos ist natürlich immer vorhanden, daher sollte man sich die Firma und die Besicherung genau ansehen.

  • Bis 100K€ ist Tages- oder Festgeld sicherlich eine brauchbare Option.

    Bei größeren Summen mögen Anleihen dann Vorteile bieten.

    So ähnlich sehe ich das auch, für die von Finanztip empfohlene Vorgehensweise, anlegen und liegenlassen, nicht ständig nachschauen, passen Anleihen nicht wirklich.

    Doch, gerade.


    Ich verstehe nicht, wieviele Foristen hier das Hohelied des Festgelds singen (und warum). Ein Festgeld ist eine unbesicherte Forderung gegen eine Bank, also ein Unternehmen einer traditionell eigenkapitalschwachen Branche. Erst letztes Jahr ist die Credit Suisse, eine hochrenommierte und große Bank zusammengebrochen.


    Eine Anleihe kann von einem Staat begeben sein (wobei ein guter Schuldner weniger Zinsen zu zahlen hat) oder von einem Unternehmen (unterschiedlicher Bonität).


    Ich kann da zunächst keinen fundamentalen Unterschied erkennen.


    OK: Anleihen werden an den Börsen gehandelt (haben ergo einen Kurs). Das hat für den Anleger den Vorteil, daß er im Notfall an sein Geld kommt (wenn vielleicht auch mit Abschlag). Ein Sparkassenbrief oder ein Festgeld hat angeblich keinen Kurs mit dem Nachteil für den Kunden, daß er zwingend bis zur Fälligkeit warten muß, bis Geld zurückkommt.

    Festgeld hat ein sehr ähnliches Risikoprofil, wie eine Anleihe. Aber oft eine schlechtere Rendite und ist in jedem Fall völlig illiquide! Wenn Du Anleihen verstanden hast, ist es m.E. oft das bessere Produkt für einen Finanzen-macht-man-selber-Typ.

    So sehe ich das auch.


    Bei einer normalen Zinsstrukturkurve bieten Anleihen dazu eine strukturelle Möglichkeit des zusätzlichen Kursgewinns.


    Rechenbeispiel: Angenommen, Tagesgeld bringe 2%; je Jahr Laufzeit steige um 0,5%. 1jährige Papiere rentierten also mit 2,5%, 2jährige Papiere mit 3%, 4jährige mit 4% und 6jährige mit 5%.


    Ein Anleger will sein Geld 2 Jahre lang anlegen (3%), er kauft ein 2jähriges Papier, hält das bis zur Fälligkeit, bekommt zweimal 3% Zins.


    Ein anderer Anleger rechnet mit unveränderten Zinsen. Auch er will sein Geld eigentlich 2 Jahr lang anlegen, kauft aber ein 4jähriges Papier zu 4%. Er bekommt in den ersten 2 Jahren nicht 3%, sondern 4% Zins (Vorteil für ihn). Nach 2 Jahren will er sein Geld zurück. Das Papier, das er hält, rentiert aber nicht mit 3% (wie ein 2jähriges Papier), sondern mit 4%. Wenn er das Papier verkauft, hat er einen weiteren Vorteil: Das Papier steht bei 102%, er hat also 2% Kursgewinn. Wenn er das auf seine Haltezeit verteilt, hat er nicht 3%/a bekommen (üblicher Zins für ein 2jähriges Papier), sondern letztlich 5%/a. Oder er hält das Papier weitere 2 Jahre, in denen er auch jeweils 1 Prozentpunkt mehr Zins erhält als bei einem neugekauften 2jährigen Papier.


    Aktuell klappt das Verfahren bei inverser Zinskurve nicht, aber bei normaler Zinskurve bringt dieses Verfahren einen sicheren Zusatzertrag.

  • Eine Frage an der Stelle, ohne jetzt grundsätzlich ein Fan oder Gegner von Anleihen (-ETFs) zu sein: sollte es denn eigentlich überhaupt eine Rolle spielen, ob man den Zeitraum vor oder nach der Zinswende betrachtet, wenn es im den privaten, passiven, langfristigen, breit gestreuten (usw.) Anleger geht? Sollte eine Anlagestrategie nicht eigentlich über mehrere Jahrzehnte funktionieren, unabhängig davon was für Wenden kommen?

    Jein, es wurden ja schon viele gute Punkte dazu geschrieben: Der Anleihemarkt hat für Privatanleger nun mal ein unteres Limit. Wenn der Zins in den negativen Bereich dreht und man nicht wie eine Versicherung oder aus aufsichtsrechlichen Gründen Anleihen halten muss, dann wäre selbst ein Geldparken auf dem Giro-Konto (Kopfkissen?) sinnvoller, als das Halten von Anleihen oder Anleihe-ETF mit negativem Nominalzins.

    So ähnlich sehe ich das auch, für die von Finanztip empfohlene Vorgehensweise, anlegen und liegenlassen, nicht ständig nachschauen, passen Anleihen nicht wirklich. Dann schon eher Geldmarkt ETFs, da hilft der gelegentliche Blick auf die Zinsen weiter.

    Den Punkt verstehe ich unter dem genannten Aspekt nicht. Wo ist der Unterschied zwischen einem Geldmarkt-ETF und einem (kurzlaufenden) Staatsanleihe-ETF? Die sind praktisch identisch und oben genanntes Problem hast du auch bei den Geldmarkt-ETF: Sobald der Zins wieder in den negativen Bereich dreht, solltest du aussteigen und auf TG/FG/Girokonto setzen.


    Interessant ist natürlich mal wieder, wie zyklisch alle den Trends hinterherlaufen: Anleihe-ETF und Geldmarkt-ETF waren vor drei Jahren vielen unbekannt. Jetzt stürzen sich viele dank der inversten Zinsstrukturkurve drauf (hohe Zinsen! :)). Wenn die Strukturkurve dann wieder dreht, finden vermutlich viele die länger laufenden Anleihe-ETFs wieder ganz toll (mehr Rendite! ;)), bis dann das Zinsniveau wieder steigt und sie auf die Nase fallen.


    Mein Vorgehen daher: Aktuell und mittelfristig werden Geldmarkt-ETF und 1-3 Jahre laufende relativ sichere Staatsanleihe-ETF Bestandteil des Protfolios sein. Aktuell zu sehr geringem Anteil, mit zunehmendem Alter anteilig dann zunehmend mehr. Das neben 70-80% Aktien-ETF und 10% Gold und immer mit der Option im Hinterkopf, den Anleihe-Anteil zur Not in TG/FG umzuschichten, falls wir wieder in ein negatives Zins-Szenario kommen sollten. Im Gegensatz zu Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten, lässt sich das ja relativ gut antizipieren und erkennen und eben dann zu passender Zeit darauf reagieren. Bis dahin spare ich mir den Stress mit dem Zins-Hopping und beziehe die Anleihe-ETF ganz easy ins Re-Balancing mit ein, alles relativ günstig und übersichtlich in einem Depot.


    Ansonsten bricht mir bei einer negativen realen (!) Verzinsung eines EUR-Staatsanleihe-ETF für einen gewissen Zeitraum auch kein Zacken aus der Krone. Die reale Verzinsung (Rendite nach Abzug der Inflation) von sicheren Anlagen ist nun mal historisch gesehen sehr niedrig, nahe und teilweise auch unter Null. So what? Selbst bei Null hätte man zumindest einen Inflationsausgleich und ansonsten ist das eben der Preis bzw. die Versicherungsprämie, die man für die höhere Sicherheit (geringere Gesamtvolatilität und breitere Streuung) des Porfolios zahlt.

  • Jein, es wurden ja schon viele gute Punkte dazu geschrieben: Der Anleihemarkt hat für Privatanleger nun mal ein unteres Limit. Wenn der Zins in den negativen Bereich dreht und man nicht wie eine Versicherung oder aus aufsichtsrechlichen Gründen Anleihen halten muss, dann wäre selbst ein Geldparken auf dem Giro-Konto (Kopfkissen?) sinnvoller, als das Halten von Anleihen oder Anleihe-ETF mit negativem Nominalzins.

    Ok klar, das verstehe ich bzw. ist/war mir schon klar. Ich hab auch mit meinem Geldmarkt-ETF (übrigens auch aus meiner Sicht nichts anderes als ein ETF auf sehr kurzlaufende Staatsanleihen) die Strategie, dass ich wenn es mal wieder in eine Nullzinsphase geht bzw. eine Negativphase was solche Fonds angeht, auf Tagesgeld umschwenke - soweit es da dann keine Negativzinsen gibt. Das würde ich tatsächlich als Teil der Strategie bezeichnen. Auch wenn es am Ende im Grunde auch eine Optimierung sein dürfte. Wenn es der Sicherheitsbaustein innerhalb des Portfolios ist, würde ich davon ausgehen, dass die, vermutlich deutlich höher gewichteten, Aktien die Rendite machen - gerade in einer Niedrigzinsphase. Und ob man dann -0,25% mit einem Teil des Portfolios (also mit dem Geldmarkt) hat, ist dann eher nachrangig wenn man ehrlich ist. Wer sich auch in diesen Zeiten nicht so sehr mit seinen Finanzen aktiver auseinandersetzen will, der bleibt einfach investiert. Das ist dann eben der Preis für den Komfort.


    Aber bei langlaufenden Anleihen (-Fonds), die einen Ausgleich zum Aktienteil des Portfolios darstellen, sollte die Strategie doch sein solche Phasen auszusitzen - oder nicht?

  • Wenn es der Sicherheitsbaustein innerhalb des Portfolios ist, würde ich davon ausgehen, dass die, vermutlich deutlich höher gewichteten, Aktien die Rendite machen [...]

    Wenn sie (die Aktien) das auf lange Sicht nicht machen, dürften alle unsere Konzepte hier, die auf Aktien setzen, nicht mehr funktionieren...

    Aber bei langlaufenden Anleihen (-Fonds), die einen Ausgleich zum Aktienteil des Portfolios darstellen, sollte die Strategie doch sein solche Phasen auszusitzen - oder nicht?

    Ich sehe hier keinen großen Unterschied zwischen Geldmarkt-ETF und (kurzlaufenden) Staatsanleihe-ETF. Entweder es ist Teil der Strategie, dabei zu bleiben ("buy-and-hold"), dann bleibt man auch dabei und macht - je nach eigenen Regeln dazu - sein re-balancing. Oder man versucht mit aktivem Handeln erfolgreich zu sein. Aussitzen macht wie weiter oben geschrieben aktuell m.E. gerade bei länger laufenden Anleihe-ETF Sinn, da die Inflation auf dem Rückweg und bei fast 2% annähernd am Ziel ist. Eine mittelfristige Leitzinssenkung scheint mir (und dem gesamten Rest des Marktes, siehe: Inverse Zinsstruktur) aktuell sehr viel wahrscheinlicher als eine Leitzinsanhebung auf mittlere Frist. Und in dem Maße, wie die Kurse der länger laufenden Anleihe-ETF bei den Zinsanstiegen gefallen sind, würden sie dann eben auch wieder steigen. Das wie geschrieben plus die perspektivisch höheren Kuponzahlungen, was in meinen Augen ein gutes Erholungspotenzial bietet bzw. ein gutes Argument pro "Aussitzen" darstellt...

  • Wenn sie das auf lange Sicht nicht machen, dürften alle unsere Konzepte hier, die auf Aktien setzen, nicht mehr funktionieren...

    Absolut!



    Ich sehe hier keinen großen Unterschied zwischen Geldmarkt-ETF und (kurzlaufenden) Staatsanleihe-ETF. Entweder es ist Teil der Strategie, dabei zu bleiben ("buy-and-hold"), dann bleibt man auch dabei und macht - je nach eigenen Regeln dazu - sein re-balancing. Oder man versucht mit aktivem Handeln erfolgreich zu sein.

    Ok, die Idee dahinter verstehe ich. Einzige Einschränkung würde ich hier nennen, dass man Geldmarkt-ETF und Tagesgeld quasi als eine Klasse sieht und eben zwischen den beiden dann wechselt wenn es sinnvoll erscheint. Das würde buy-and-hold streng genommen aushebeln, praktisch aber nicht wirklich, wenn man Geldmarkt-ETFs als Tagesgeldersatz sieht, oder umgekehrt.

    Aussitzen macht wie weiter oben geschrieben m.E. gerade bei länger laufenden Anleihe-ETF zu aktuellem Zeitpunkt Sinn, da die Inflation auf dem Rückweg und bei fast 2% annähernd am Ziel ist. Eine Leitzinssenkung scheint mir da sehr viel wahrscheinlicher als eine Leitzinsanhebung auf mittlere Frist. Und in dem maße, wie die Kurse der länger laufenden Anleihe-ETF bei den Zinsanstiegen gefallen sind, würden sie dann eben auch wieder steigen. Das wie geschrieben plus die perspektivisch höheren Kuponzahlungen, was in meinen Augen ein gutes Erholungspotenzial (bzw. Argument pro "Aussitzen") darstellt...

    Okay, das ist aber ja das was ich meinte, denke ich zumindest :thumbup:

    Hier gilt jedenfalls erst recht: wenn man buy-and-hold betreibt, dann sollte man auch dabei bleiben, unabhängig von der Markt-/Zinssituation.