Hier wird einiges viel zu eng gesehen, gerade der Blick auf Deutschland, hier leben um die 80 Millionen Menschen, klingt auf den ersten Blick viel, weltweit sind es 8 Milliarden ups. Wenn man sich an alle Regeln hält und in weltweite ETFs anlegt spielen die paar Leute, von denen die wenigsten an der Börse unterwegs sind, die demnächst in Deutschland in Rente gehen und ein paar Anteile verkaufen werden, keine Rolle. Zumal es nur in den seltensten Fällen vorkommen wird, dass einer am Tag des Renteneintritts sein gesamtes Depot verkauft.
Verständnisfrage - ETF und Demografie
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Cheeky_guy -
27. Juni 2024 um 18:24 -
Erledigt
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Danke auch für den Hinweis auf die Boomer-Generation der US-Amerikaner. Man vergisst manchmal doch, dass nicht alle so ein deutsches Rentensystem haben. Wenn ETFs diese Menge an Leuten verkraftet, was Zugriffe/Verkäufe von Anteilen betrifft, waren meine Gedanken wirklich unberechtigt/übertrieben.
Ich denke nicht, dass US-Amerikaner nennenswert in UCITS-ETFs (= nach EU Regeln) investieren, die nehmen lieber ihre eigenen Fonds. Müssen sie aber zum Glück auch nicht. Der Hinweis von 12345 zum Creation-Redemption Prozess ist sehr gut geeignet zu erklären, wieso ein ETF auch bei stark schwankender Nachfrage handelbar bleibt, solange die Basiswerte des Index gehandelt werden.
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Ich denke nicht, dass US-Amerikaner nennenswert in UCITS-ETFs (= nach EU Regeln) investieren, die nehmen lieber ihre eigenen Fonds. Müssen sie aber zum Glück auch nicht. Der Hinweis von 12345 zum Creation-Redemption Prozess ist sehr gut geeignet zu erklären, wieso ein ETF auch bei stark schwankender Nachfrage handelbar bleibt, solange die Basiswerte des Index gehandelt werden.
Frage: Hat das in dem Zusammenhang überhaupt eine Relevanz? Meine Vermutung: Wenn die US-Amerikaner den S&P500 kaufen und wir den MSCI-World, dann kaufen wir zu über 70% das selbe! 😉
Fraglich ist doch, wie sich globale demographische Entwicklungen auf die globalen Finanzmärkte auswirken. Ich würde vermuten, dass demographische Krisen sich mit sonstigen (Finanzmarkt-)Krisen bzw. Auslösern überlagern dürften und dann auseinanderzuklamüsern welcher Faktor einer Krise welchen Anteil hatte, wird schwierig. Faktisch haben wir das ja noch nicht mal nach 2007/8 rückblickend geschafft, geschweige denn in der Vorausschau! Warum sollte das dann beim Einflussfaktor Demographie klappen, den wir ja global auch auf Grund fehlender Daten zur Vermögensverteilung praktisch kaum einschätzen können? 🤔
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Umlagefinanzierte Systeme profitieren ebenso von Automatisierung. Denn die bedeutet ja letztlich nur, dass ein Arbeiter mehr Wert schöpfen kann. Dieser Mehrwert kann nun entweder durch Unternehmensgewinne oder aber durch höhere Löhne ausgeschüttet werden. Höhere Löhne würden das Umlagesystem stützen.
Wer garantiert dir, dass das passiert? Und woher nimmst du die Gewissheit, dass die notwendigen Erhöhungen ausreichen werden?
Du sitzt hier einem Trugschluss auf:
Und rate mal, wer am längeren Hebel sitzt, wenn Arbeitskräfte knapp werden?
Zum einen brauchst du in einer automatisierten Produktion kaum noch Menschen. Und im Zweifelsfall kann man das ins Ausland verlagern. Man nimmt ein paar der Hochqualifizierten mit oder lässt diese Remote arbeiten. Und die übrigen einfachen Jobs sind dank Maschinen noch einfacher zu verlagern. Knappe Arbeitskräfte sind erst recht ein Anreiz, in mehr Maschinen zu investieren und ggf. zu verlagern.
Hm, sind steigende Zuschüsse aus Steuermitteln also ein Instrument zur Entkopplung der Rentenversicherung vom Arbeitsmarkt? Quasi ein Nachhaltigkeitsbooster?
So habe ich das bisher nicht bewusst wahrgenommen.
Steigende Steuerzuschüsse sind ein Beleg dafür, dass man dem Wähler gegenüber nicht ehrlich sein will. Gerechtfertigt wären Steuerzuschüsse nur für versicherungsfremde Leistungen, nicht zum stopfen von demographischen Lücken. Steuerzuschüsse sind explizit kein Instrument zur Beteiligung des Kapital. Ausländische Firmen sind hier nur in geringem Maß steuerpflichtig, falls überhaupt. Und als internationaler Großkonzern ist es auch für heimische Firmen kein Problem, Steuern zu reduzieren. Die Gewinne für die Aktionäre versucht man dagegen immer zu maximieren.
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Steigende Steuerzuschüsse sind ein Beleg dafür, dass man dem Wähler gegenüber nicht ehrlich sein will. Gerechtfertigt wären Steuerzuschüsse nur für versicherungsfremde Leistungen, nicht zum stopfen von demographischen Lücken. Steuerzuschüsse sind explizit kein Instrument zur Beteiligung des Kapital. Ausländische Firmen sind hier nur in geringem Maß steuerpflichtig, falls überhaupt. Und als internationaler Großkonzern ist es auch für heimische Firmen kein Problem, Steuern zu reduzieren. Die Gewinne für die Aktionäre versucht man dagegen immer zu maximieren.
Hmm, jeder weiß dass das momentane Rentensystem nur mit zusätzlichen Steuern aufrecht erhalten werden kann. Diese werden steigen, es sei denn es gibt in Zukunft ein Rentenpaket welches Verluste durch immer mehr Rentner und weniger Einzahler ausgleicht, wie auch immer das aussehen mag. Wenn man jetzt die Steuern weglässt kann man den Gegenwert der Punkte nicht mehr ausgleichen, wie willst du das einem Rentner erklären? Rein rechtlich geht das sowieso nicht, Zusatzleistungen werden auch immer gezahlt werden müssen, Rehamaßnahmen zB sind sehr kostenintensiv. Wer nun berechtigt ist etwas zu bekommen oder nicht ist noch einmal ein anderes Thema, allerdings wenn nicht aus dem Rententopf dann direkt aus Steuergeldern. Was an dem ganzen jetzt mit nicht ehrlich zu tun hat erschließt sich mir nicht, ein Blick in den Rechenschaftsbericht reicht aus.
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Wer garantiert dir, dass das passiert? Und woher nimmst du die Gewissheit, dass die notwendigen Erhöhungen ausreichen werden
Und wer garantiert dir als Aktionär, dass die wegfallenden Arbeitskräfte durch ausreichende Produktivitätssteigerung wegen Automatisierung ausgeglichen werden können?
Wer garantiert dir, dass nicht ein Großteil der Produktivitätssteigerung durch höhere Löhne an die knappen Arbeiter geht, da sie aufgrund ihrer Knappheit am längeren Hebel sitzen, während Kapital bei den Ruheständlern in Massen vorhanden und damit nicht knapp ist?
Man darf nicht der Idee aufsitzen, dass das Kapital alleine Werte produziert. Es tut dies nur in Zusammenarbeit mit Menschen.
Je weniger Menschen, desto weniger Werte können geschaffen werden.
Und wer diese knapperen geschaffenen Werte dann bekommt (die Kapitalseite oder die Arbeiterseite) ist Verhandlungssache.
Bei Mangel an Arbeitskraft geht die eh schon knappe Wertschöpfung dann wohl tendenziell eher an die Arbeitskraft.
Du willst im Alter ja nicht deine Aktien essen, sondern ein Teil der dann erzeugten Waren verkonsumieren.
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Man darf nicht der Idee aufsitzen, dass das Kapital alleine Werte produziert. Es tut dies nur in Zusammenarbeit mit Menschen.
Man darf nicht der Idee aufsitzen, daß allein deutsche Werktätige Werte produzieren. Selbst "deutsche" Unternehmen erzielen einen Gutteil ihrer Wertschöpfung im Ausland mit ausländischen Werktätigen, und von denen gibt es auf meine Lebenszeit gesehen mehr als genug.
Hier in Deutschland werden die Arbeitskräfte in etlichen Branchen knapp (und teuer) werden. In der Gastronomie ist das bereits erkennbar, aber auch im Gesundheitswesen (und nicht nur in der Pflege!) und im Handwerk. Auf den Aktienmarkt hingegen dürfte das wenig Auswirkungen haben, selbst wenn jemand (was ungeschickt wäre) sich nur auf den deutschen Aktienmarkt konzentriert.
Habe ich Dir das nicht schon weiter oben geschrieben?
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Das Argument ist valide, wie ich ebenfalls weiter oben bereits geschrieben habe.
Das ist aber kein Argument dagegen, dass nicht nur die Umlagesystemen, sondern auch Aktien bei Kippen der Demographie in Schieflage geraten.
Man hat aber natürlich den sehr großen Vorteil, das Problem besser global ausgleichen zu können.
Vor dem Hintergrund sollte man aber die verstärkte Blockbildung und Deglobalisierung als Gefahr betrachten.
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Hmm, jeder weiß dass das momentane Rentensystem nur mit zusätzlichen Steuern aufrecht erhalten werden kann. Diese werden steigen, es sei denn es gibt in Zukunft ein Rentenpaket welches Verluste durch immer mehr Rentner und weniger Einzahler ausgleicht, wie auch immer das aussehen mag.
Und genau das meine ich. Die Lebenserwartung steigt seit Jahren und damit werden die Renten immer länger bezogen. Selbst wenn sich das Verhältnis von Beitragszahlern und -empfängern hier nicht ändern würde, müsste man durch ein höheres Rentenalter gegensteuern. Jede Partei weiß es, aber es ist politisch unpopulär. Man mag von ihm persönlich halten, was man mag, aber Schröder war der letzte Politiker, der versucht hat, gegen die offensichtliche Schieflage der Sozialsysteme zu reformieren. Als Ergebnis wurde er abgewählt und seine Partei ist ein Schatten ihrer Vergangenheit. Und die nachfolgenden Regierungen haben es ihm gedankt, indem sie den mühsam gewonnenen Spielraum mit abschlagsfreier Frührente u.ä. verprasst haben.
Jetzt spielt man hintenrum und stopft die Lücken mit Steuerzuschüssen. Aktuell funktioniert das gerade noch so. Zumindest wenn man sich nicht daran stört, dass der Bundeshaushalt faktisch eine bessere Durchreiche in die Sozialsysteme ist und für die Kernaufgaben des Staates ständig neue Sonderschulden braucht. Schreibt man die aktuelle Entwicklung fort, werden absehbar sämtliche Einnahmen des Bundes als Steuerzuschuss für die Sozialsysteme benötigt.
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Ich frage mich, ob unser politisches System diese Herausforderung überhaupt lösen kann.
Läßt man eine Wählerschaft, die zum großen Teil aus Rentnern besteht, über die Frage abstimmen, ob man die Renten erhöhen soll, ist das Ergebnis dieser Abstimmung nicht schwer zu prognostizieren.
Das wird immer so gehen, aber es ist halt kein Weg in die Zukunft.
Ich sehe eine unheilvolle Entwicklung bei den Staatsfinanzen: Der normale Haushalt wird in Sozialausgaben gesteckt, die fraglos auch notwendigen Investitionen in Sonderhaushalte: "Für Investitionen kann man ja wohl auch Schulden machen!" Schulden für Investitionen sind in der Tat weniger schlimm als Schulden für Konsumzwecken, aber eigentlich sollte der Bundeshaushalt für Konsum und Investitionen reichen.
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Steigende Steuerzuschüsse sind ein Beleg dafür, dass man dem Wähler gegenüber nicht ehrlich sein will.
Hm, "Beleg" sehe ich kritisch. (Vielleicht im Rahmen eines Zirkelschlusses.) "Indiz" würde ich gelten lassen.
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Ich frage mich, ob unser politisches System diese Herausforderung überhaupt lösen kann.
Läßt man eine Wählerschaft, die zum großen Teil aus Rentnern besteht, über die Frage abstimmen, ob man die Renten erhöhen soll, ist das Ergebnis dieser Abstimmung nicht schwer zu prognostizieren.
Das wird immer so gehen, aber es ist halt kein Weg in die Zukunft.
Ich sehe eine unheilvolle Entwicklung bei den Staatsfinanzen: Der normale Haushalt wird in Sozialausgaben gesteckt, die fraglos auch notwendigen Investitionen in Sonderhaushalte: "Für Investitionen kann man ja wohl auch Schulden machen!" Schulden für Investitionen sind in der Tat weniger schlimm als Schulden für Konsumzwecken, aber eigentlich sollte der Bundeshaushalt für Konsum und Investitionen reichen.
Es ist so fatal, dass sich Deutschland in Folge der Finanzkrise eine Schuldenbremse verordnet hat. Die Finanzkrise wurde nicht vom Staat sondern von der privaten Bankwirtschaft verursacht. Trotzdem verdonnert man (der Staat) sich eine Schuldenbremse, die jetzt gerade sämtliche Investitionen in die Infrastruktur, Bildung, Energiewende und Stützung der Wirtschaft verhindert. Da die Schuldenbremse nur durch die Änderung der Verfassung geändert oder abgeschafft werden kann, muss, wenn die Ampel dies als Ziel hätte auch noch die Union mitmachen um die nötige Mehrheit dafür zu haben.
Das wird sie mit Sicherheit nicht tun, da sie sich einen möglichen Wahlsieg nicht durch eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik der Ampel verbauen möchte. Also wird im schlimmsten Fall die Union die Schuldenbremse auf Dauer als "Faustpfand" beibehalten. Die Leidtragenden sind die nächsten Generationen, die sich herzlich dafür bedanken, dass zu wenig in deren Zukunft investiert wurde. Geil!
Staatsschulden zum Zwecke der Infrastrukturmodernisierung- und Ausbau sind sehr gute Schulden! Sie bringen einen Mehrwert der in der Folge mehr Steuern und Abgaben generieren als sie gekostet haben.
Naja, uns wird diese Schuldenbremse so dermaßen um die Ohren fliegen..... wobei, das tut es ja schon.
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Was hat das mit dem Thema zu tun?
Obwohl, indirekt schon.
Es ist nämlich so, dass die Wirtschaft aktuell Arbeitskräftemäßig auf Anschlag läuft. Es sind einfach nicht genug Leute da (oder bereit dazu), die Arbeit zu erledigen.
Wenn der Staat jetzt massiv Geld aus Schulden in diese Wirtschaft pumpt, kann sie nicht plötzlich mehr erzeugen. Dieses zusätzliche Geld treibt dann einfach nur die Kosten hoch - es entsteht Inflation.
Wenn man die Ressourcen Richtung Infrastrukturinvestitionen lenken will, wann muss man sie schon woanders wegnehmen.
Mit anderen Worten: woanders sparen (dazu würde auch zählen, Leute nicht fürs Nichtstun zu belohnen).
Diese Idee, dass Geld Ressourcen erzeugt, scheint ein immer wieder vorkommendes Missverständnis zu sein.
Geld erzeugt nichts - Geld steuert die Ressourcen, die da sind. Wenn Geld knapp ist, dann steuert es sie da hin, wo sie den größten Nutzen haben (und somit Produktivität und Wohlstand mehren).
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Wenn der Staat jetzt massiv Geld aus Schulden in diese Wirtschaft pumpt, kann sie nicht plötzlich mehr erzeugen. Dieses zusätzliche Geld treibt dann einfach nur die Kosten hoch - es entsteht Inflation.
Wenn man die Ressourcen Richtung Infrastrukturinvestitionen lenken will, wann muss man sie schon woanders wegnehmen.
Mit anderen Worten: woanders sparen (dazu würde auch zählen, Leute nicht fürs Nichtstun zu belohnen).
Diese Idee, dass Geld Ressourcen erzeugt, scheint ein immer wieder vorkommendes Missverständnis zu sein.
Geld erzeugt nichts - Geld steuert die Ressourcen, die da sind. Wenn Geld knapp ist, dann steuert es sie da hin, wo sie den größten Nutzen haben (und somit Produktivität und Wohlstand mehren).
NÖ, man muss nicht für die Infrastrukturmaßnahmen an anderen Stellen sparen, sondern schlichtweg Schulden aufnehmen!
Deutschland kann es sich leisten und muss es sich leisten. Es schöpft ja nicht mal die von der EU-Erlaubten 3% aus. Das ist der helle Wahnsinn. Viele Wirtschaftsexperten kritisieren diese Schuldenbremse zurecht, denn sie hemmt die Möglichkeit auf Krisenzeiten reagieren zu können.
In den letzten Jahren hat sich der Staat dumm und dusselig verdient, jetzt ist die Zeit zu investieren. Das geschieht, wenn kein Geld übrig ist, für gewöhnlich mit Schulden.
Wie das mit den Staatsschulden so funktioniert brauche ich dir hoffentlich nicht erklären oder? Die sind, wie ich oben schon angedeutet habe nicht mit Privatschulden 1 zu 1 gleichzusetzen. Ein Staat (oder in dem Fall Deutschland) bekommt mühelos alles Geld hinterher geworfen... das kann man durchaus auch nehmen. Die Zinszahlungen sind vergleichsweise überschaubar. Der Mehrwert aus diesen Krediten ist deutlich höher. Nur damit wir uns verstehen: Keine Konsumkredite, sondern Investitionskredite! Kleiner aber feiner Unterschied! Die bringen einen Mehrwert und am Ende folglich auch höhere Staatseinnahmen.
Du willst mir jetzt nicht wirklich sagen, dass die Investition in Bildung, Infrastruktur und Wirtschaft nicht mindestens die Kosten wieder reinholt? Ja dann könnten wir den Bumms ja gleich sein lassen... Alleine der Bildungssektor ist ein exremer Multiplikator. Noch ein banales Beispiel: Investition in Kinderbetreuung. Findet sie statt? Nicht wirklich. Ist sie nötig? Ja. Viele Familien stehen vor dem Dilemma, dass (gerne) beide Elternteile arbeiten gehen möchten, aber wegen fehlender Kinderbetreuung nur ein Elternteil dies tun kann. Somit fällt schon mal ein Steuerzahler aus, der pro Monat viele Hundert Euro dem Staat einbringen könnte. Da ist jeder eingesetzte Euro das mehrfache Wert. Dumm nur, daß man als Staat die Früchte nicht innerhalb einer Legislaturperiode ernten kann..... sonst wäre da schon längst was passiert.
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Wie das mit den Staatsschulden so funktioniert brauche ich dir hoffentlich nicht erklären oder?
Vielleicht erklärst du deine Begeisterung für Staatsschulden besser woanders. Der Thread hat ein anderes Thema.
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Ich frage mich, ob unser politisches System diese Herausforderung überhaupt lösen kann.
Erst wenn der große Knall kommt und der Bundeshaushalt tatsächlich keinerlei Spielraum mehr bietet. Eventuell wird man dann noch den Umweg über höhere Verschuldung gehen und die weginflationieren. Nicht weil es dazu einen großen Plan gibt, sondern weil es sich politisch sehr viel leichter umsetzen lässt. Auf jeden Fall, und damit kommen wir wieder zur ursprünglichen Frage zurück, dürfte es sinnvoll sein, wenn man sich nicht wegen krummen Demographie-Argumenten von der Börse fernhält und alle Eier in den Korb der GRV legt.
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Um mit der im Kontext des Strangtitels wichtigsten Frage zu beginnen
Auf jeden Fall, und damit kommen wir wieder zur ursprünglichen Frage zurück, dürfte es sinnvoll sein, wenn man sich nicht wegen krummen Demographie-Argumenten von der Börse fernhält und alle Eier in den Korb der GRV legt.
Dem stimme ich vollumfänglich zu, denn international bis global gesehen gibt es immer Länder mit guten und/oder bessere Standort-Bedingungen (als ausgerechnet in Deutschland) für Produktionsfaktoren wie "Arbeit", "Boden" aber auch "Kapital" (auch im Sinne von Produktionsmitteln). Das gilt insbesondere auch beim wichtigen Thema "Demographie" ... !
Nur am Rande und nur meine ganz persönliche Sicht: Eine Aktienquote (wie auch immer abgebildet also über (aktive) Direktanalage oder (passive) weltweite ETFs) sollte daher - in der Regel - mindestens 30-40% auf das Gesamtvermögen (errechnet auf Basis aller Assets samt bestehender weiterer Ansprüche (Renten, auch Private, Pensionen, KLVs usw.)) betragen, um langfristig einen spürbaren Impact auf das Vermögen/die Vermögensentwicklung zu entfalten. Wenn denn die objektive aber auch subjektive Risikotragfähigkeit (subjektive Risikotoleranz) dafür gegeben sind. Dann natürlich gerne auch mehr.
Apropos und nur am Rande
... und alle Eier in den Korb der GRV legt.
Vor dem Hintergrund des Zustandes der GRV samt Ausblick würde ich (ganz persönlich) dies ohnehin nicht empfehlen (Stichworte: Demographie, Verhältnis Erwerbstätige vs Rentenbezieher, Entwicklung Rentenbezugszeiten bzw. Lebenserwartung usw.).
Erst wenn der große Knall kommt und der Bundeshaushalt tatsächlich keinerlei Spielraum mehr bietet.
Bei sachlich-nüchterner Betrachtung (Stichwort: Implizite Staatsverschuldung - um nur ein Beispiel zu nennen; weitere wären die Demographie und eine in weiten Teilen (ungesteuerte) eher "unqualifizierte" denn (gesteuerte) "qualifizierte" Zuwanderung aber auch schwaches Wachstum generell und die Produktivität betreffend im Speziellen) könnte man das ganze Thema heute schon etwas kritisch sehen.
Eventuell wird man dann noch den Umweg über höhere Verschuldung gehen und die weginflationieren.
Eventuell ?
Die Monetisierung von Staatschulden ist beim Blick in die Finanzgeschichte das mit am häufigsten verwandte "Procedere" ...
Nicht weil es dazu einen großen Plan gibt, sondern weil es sich politisch sehr viel leichter umsetzen lässt.
Was ja auch eine Art "Plan" sein kann ...
Das dürfte daher der entscheidende Grund für die Häufigkeit dieser "Methode" beim Blick in die Finanzgeschichte sein.
Das Ganze (mehr oder weniger schnelle Erosion des Geldwertes) erscheint dann - für die breite Masse - eher als Gottgegebenheit, eine Art "Naturkatastrophe", eine unglückliche bis tragische Entwicklung etc. - oder es sind halt die "schuld", die ständig höhere Preise verlangen.
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NÖ, man muss nicht für die Infrastrukturmaßnahmen an anderen Stellen sparen, sondern schlichtweg Schulden aufnehmen!
Ist das wirklich so ?
Deutschland hat - nach früheren vielen Jahren in denen ein Steuer-Einnahmerekord den nächsten jagte ... - kein Einnahme- sondern ein Ausgabeproblem (inkl. der Thematik Priorisierungen - eigentlich die entscheidende originäre Aufgabe einer vernünftigen und zielgerichteten Politik). Noch dazu hatte sich schon lange das Verhältnis "konsumtive" versus "investive" Ausgaben immer weiter zu den konsumtiven verschoben.
Deutschland kann es sich leisten und muss es sich leisten
Das kann man in Sachen einer immer weiteren Verschuldung (samt weiteren ausgelagerten Schuldentöpfen - nennt man gerne auch Sonder-"Vermögen" ...) auch anders sehen. Zumal Schulden erfahrungsgemäß die Steuern von morgen sind und Deutschland schon heute zu den Ländern mit der höchsten Steuer- und Abgabenquote zählt und übrigens auch im Bereich der Unternehmensbesteuerung - international gesehen - eher (sehr) ungünstig aufgestellt ist (in einer der letzten mir bekannten Studien zum Thema Wettbewerbsfähigkeit unter 67 untersuchten Ländern landet Deutschland beim Thema "Steuern und Abgaben" irgendwo auf Platz 63 oder 64; und ist auch in der Gesamtwertung in den letzten 10 Jahren vom einem der Top-Plätze auf nunmehr Platz Nr. 24 regelrecht abgestürzt).
Eine ganz andere Frage wäre, wie sich die Kapitalmärkte - in the long run - bezüglich immer höher verschuldeter Staaten generell verhalten werden (Zinsniveau). Irgendwann könnte da jedenfalls perspektivisch und generell (Zinsniveau) höhere "Risikoprämien" eingefordert werden.
Es schöpft ja nicht mal die von der EU-Erlaubten 3% aus.
Vielleicht, weil das Maastricht-Kriterium der max. staatlichen Gesamtverschuldung vom BIP (60%) schon mehr als "ausgeschöpft" präziser gerissen ist ... ?
Wenn man schon auf das eine Maastricht-Kriterium (max. jährliches Defizit im Staatshaushalt von 3%) schaut, sollte man ein in dem Vertrag normiertes weiteres Maastricht-Kriterium (siehe oben) nicht komplett ausblenden bzw. ignorieren. Da liegt Deutschland seit einigen Jahren darüber (derzeit m. W. bei ca. 63% - müßte ich aber genau nachsehen).
Natürlich kann man argumentieren, daß der Vertrag von Maastricht samt der Maastricht-Kriterien ohnehin in praxi zu einer "Farce" geworden ist, da die Maastricht-Kriterien hundertfach gebrochen wurden und sehr viele Länder der Eurozone weder die 60% noch die 3% einhalten (aktuell diverse Länder auch beide Kriterien nicht bzw. diese meilenweit verfehlen).
Das ist der helle Wahnsinn.
Wer - wenn nicht insbesondere Deutschland - sollte noch für die Bonität und Solvenz der Eurozone stehen und diese auch halbwegs glaubwürdig repräsentieren ?
Um zur Veranschaulichung mal zu spinnen. Kannst Du für einen Moment folgende Vorstellung nur als Gedanken-Experiment zulassen: Deutschland erklärt an einem Sonntag den Austritt aus dem Euro. Was würde am Montag als nächstem Börsentag wohl mit der Einheitswährung passieren ? Und zwar selbst dann, wenn Deutschland erklären würde, sämtliche diesbezügliche Verbindlichkeiten (Anteil an der EZB-Bilanz, Bürgschaften, Anteil an den Rettungsschirmen usw.) noch glattzustellen sowie auch auf sämtliche Forderungen (wie Target2-Salden) zu verzichten.
Aus meiner Sicht wäre es daher der "helle Wahnsinn" (nur um Deine Formulierung zu verwenden), wenn ausgerechnet Deutschland einen ähnlichen Weg bezüglich des Maastricht-Vertrags samt der Maastricht-Kriterien einschlagen würde, wie schon diverse Länder der Eurozone. Von dem negativen Beispiel ganz zu schweigen.
Die Maastricht-Kriterien werden übrigens auch Konvergenz-Kriterien genannt, weil diese den Weg zu einer zunehmenden Konvergenz der Länder garantieren sollten - da diese Konvergenz nicht ansatzweise vor Einführung der Einheitswährung vorlag (was meines Erachtens eine Conditio sine qua non für den Euro gewesen wäre).
Eine - auch spieltheoretisch - interessante Frage ist die nach der Sinnhaftigkeit der Vertragstreue, wenn sich (viele) andere Teilnehmer nicht an Verträge halten - aber man für diese mithaftet und/oder über die gemeinsame Währung von den Problemen mit betroffen ist (Stichworte: Moral Hazard, Tragik der Allmende). Sowie die Frage, was mit dem Euro passiert, wenn man als Deutschland auch die vertraglichen diesbezüglichen Regeln als nur noch auf dem Papier bestehend ansieht. Das wäre aber ein anderes Themenfeld.
Nur meine persönliche Meinung basierend (leider) auf langjährigen Erfahrungen.
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Du willst mir jetzt nicht wirklich sagen, dass die Investition in Bildung, Infrastruktur und Wirtschaft nicht mindestens die Kosten wieder reinholt? Ja dann könnten wir den Bumms ja gleich sein lassen... Alleine der Bildungssektor ist ein exremer Multiplikator. Noch ein banales Beispiel: Investition in Kinderbetreuung. Findet sie statt? Nicht wirklich. Ist sie nötig?
Bei Infrastruktur fällt mir immer die Bahn ein, zumal über die am meisten gejammert wird. Selbst wenn es Geld über die DB regnen würde, die Bahn bekäme das nicht projektiert. Es fehlt schlichtweg an allem, an Planern, Arbeitern, Bauüberwacher, Techniker und wenn alles fertig wäre kommt die Industrie mit ihren Zügen nicht hinterher. Abgesehen davon, dass unsere Bürokratie und Mitbestimmung Bauvorhaben jahrelang blockiert wie beim Brennerbasistunnel.
Was Erziehung und Bildung angeht. Es gibt kein Personal für die Kitas, Lehrer mag heutzutage auch fast keiner mehr sein. Früher wurden die als Faulenzer der Nation geschimpft (Ferien=Nichtstun), jetzt dank Homeoffice und Forderung einer 4-Tage-Woche will den Job mit schwer handelbaren Kindern und überkritischen Eltern keiner mehr geschenkt.
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Nur am Rande und nur meine ganz persönliche Sicht: Eine Aktienquote (wie auch immer abgebildet also über (aktive) Direktanalage oder (passive) weltweite ETFs) sollte daher - in der Regel - mindestens 30-40% auf das Gesamtvermögen (errechnet auf Basis aller Assets samt bestehender weiterer Ansprüche (Renten, auch Private, Pensionen, KLVs usw.)) betragen, um langfristig einen spürbaren Impact auf das Vermögen/die Vermögensentwicklung zu entfalten. Wenn denn die objektive aber auch subjektive Risikotragfähigkeit (subjektive Risikotoleranz) dafür gegeben sind. Dann natürlich gerne auch mehr.
Ja, die Globalisierung stellt schon den besten Schutz gegen die Demographie dar.
Auch wenn er durch den Trend zur Deglobalisierung und die auch in vielen anderen Industriestaaten eher maue Demographie nicht perfekt ist.
Würde daher auch nicht vor der Rente zu stark in "sicheres" Cash umschichten.
Damit geht dieser Schutz großteils Verloren, was sich durch Weginflationierung unschön bemerkbar machen könnte.
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