Wie Rentenendspurt planen?

  • Ok, danke für die ausführliche Antwort.

    Ich bin halt etwas unsicher wegen der oft erwähnten Rentenlücke. Wenn ich meine derzeitigen Ausgaben mit den künftigen Einnahmen vergleiche, habe ich keine.

    Aber meine Ausgaben werden sich mit Rentenbeginn stark erhöhen, weil mein AG momentan einige Kosten trägt, die ich künftig dann selbst zahlen muss. Auto, Handy.....

    In meinem Riester Vertrag befinden sich derzeit knapp 20.000 Euro, von denen ich ca. 5.400 Euro selbst eingezahlt habe, Zulagen waren knapp über 10.000 Euro. Voraussichtliche Rente etwas über 90,00 Euro. Rentenbeginn mit 60.

    Also wenn ich den kündige oder nicht abgeschlossen hätte, hätte ich nur 5.400 Euro unterm Kopfkissen liegen, bei einer monatlichen Entnahme von 90 Euro würde das Geld 5 Jahre, also bis zum 66. Lebensjahr reichen.

    Ich habe aber keinen Schimmer, ob es besser ist, das alles so laufen zu lassen und die 90 Euro im Monat zu nehmen, auch wenn die nach und nach weniger wert sein werden oder ob ich mir zu Beginn der Rente 30 % auszahlen lassen soll, um zumindest die fast 7000 Euro ertragsreicher anzulegen.

    Aber bei einem so kleinen Baustein spielt das auch keine große Rolle.

    Vielen Dank für die vielen Hinweise.

  • Ich bin halt etwas unsicher wegen der oft erwähnten Rentenlücke. Wenn ich meine derzeitigen Ausgaben mit den künftigen Einnahmen vergleiche, habe ich keine.

    Wissen ist Macht. Du mußt es für Dich klären, dann weißt Du, wie es ist. Es kann schon sein, daß Du keine Rentenlücke hast. Ich werde auch keine haben. Gerade wenn man spart, ist es nicht sinnvoll, das aktuelle Nettoeinkommen mit der Rentenerwartung zu vergleichen. Wenn man vom Nettoeinkommen jeden Monat 500 € wegspart, muß man als Basis natürlich das verfügbare Nettoeinkommen rechnen, also die Sparrate herausrechnen. Damit sieht die Situation für einen Sparer meist schon deutlich günstiger aus.

    Aber meine Ausgaben werden sich mit Rentenbeginn stark erhöhen, weil mein AG momentan einige Kosten trägt, die ich künftig dann selbst zahlen muss. Auto, Handy.....

    Auch das muß man mit Verstand ansehen:

    Ein Auto kostet heftig Geld, wenngleich es dabei eine erhebliche Spanne gibt. Der größte Kostenblock ist hier der Wertverlust, aber ein Gebrauchtwagen bringt Dich in vergleichbarer Weise von A nach B wie der Firmenwagen, der vordringlich Statussymbol und somit in vielen Fällen bewußt teuer ist.

    Ein Handy kostet gegenüber einem Auto Peanuts.

    In meinem Riester Vertrag befinden sich derzeit knapp 20.000 Euro, von denen ich ca. 5.400 Euro selbst eingezahlt habe, Zulagen waren knapp über 10.000 Euro. Voraussichtliche Rente etwas über 90,00 Euro. Rentenbeginn mit 60.

    Also wenn ich den kündige oder nicht abgeschlossen hätte, hätte ich nur 5.400 Euro unterm Kopfkissen liegen, bei einer monatlichen Entnahme von 90 Euro würde das Geld 5 Jahre, also bis zum 66. Lebensjahr reichen.

    Ich habe aber keinen Schimmer, ob es besser ist, das alles so laufen zu lassen und die 90 Euro im Monat zu nehmen, auch wenn die nach und nach weniger wert sein werden oder ob ich mir zu Beginn der Rente 30 % auszahlen lassen soll, um zumindest die fast 7000 Euro ertragreicher anzulegen.

    Aber bei einem so kleinen Baustein spielt das auch keine große Rolle.

    Grundsätzlich sind Riesterverträge schlechte Anlagen. Es gibt einige wenige gute darunter, namentlich solche, die in Aktien angelegt haben. Es gibt aber Konstellationen, bei denen satte staatliche Zuschüsse einen miserablen Vertrag unterm Strich dennoch tolerabel erscheinen lassen, speziell Kinderzuschüsse bringen da eine ganze Menge. Kann schon sein, daß das für Dich gilt.

    Gemessen an Deinen sonstigen Anlagen sind 90 € im Monat (die zu versteuern und zu verbeitragen sind ...) in der Tat nicht viel.

    7000 € wirst Du im Endeffekt nicht anlegen können, denn auch von der Teilauszahlung wollen Fiskus und Krankenkasse etwas abhaben. Ich bin allerdings überfragt, ob die Krankenkasse auch dann Beitrag von der Teilauszahlung (und von der Riesterrente) will, wenn Du ohnehin schon Maximalbeitrag zahlst. Es ginge ja bald los mit der Auszahlung, aber Du arbeitest ja noch ein Weilchen.

    Wie gesagt: Tu Dich um, werde Dir Deiner Situation bewußt. Dann weißt Du, wo Du stehst und triffst Deine Entscheidungen informierter und gelassener.

    Das kriegst Du hin!

  • Die Kosten für das Handy werden wohl kaum ins Gewicht fallen. ;)

    Das Auto macht da schon eher den Unterschied.

    Es gibt Rentner, die über nicht einmal halb so hohe Alterseinkünfte verfügen, wie Du sie zu erwarten hast, zur Miete wohnen und dennoch über die Runden kommen.

  • Es gibt Rentner, die über nicht einmal halb so hohe Alterseinkünfte verfügen, wie Du sie zu erwarten hast, zur Miete wohnen und dennoch über die Runden kommen.

    Was hierzulande fraglos den Tatsachen entsprechen dürfte. Einerseits.

    Was aber jemand, der lange gut verdient hat, einen entsprechenden Lebensstil pflegt und diesen im Alter verständlicherweise beibehalten will keine einzigen Schritt weiterhilft. Andererseits.

  • Danke schön, ein Blick in die Zukunft ist halt nicht so einfach.

    Oder anders: Das Wissen, das man für die Macht braucht, ist schwer zu erlangen.

    Morgen werde ich mich bei der Versicherung um meine Rüruprente kümmern, dann könnte ich dem Wissen schon etwas näher kommen.

    Danke Euch

  • Danke schön, ein Blick in die Zukunft ist halt nicht so einfach.

    :) Wie wahr!

    Oder anders: Das Wissen, das man für die Macht braucht, ist schwer zu erlangen.

    Das glaube ich nicht. Nach meinem Dafürhalten bist Du auf einem guten Weg. Du machst Dir Gedanken über Deine Zukunft im Ruhestand und hast auch noch einige Jahre, in denen Du was machen kannst. Du bist sicher gut beraten, wenn Du das Thema verfolgst, aber Hektik ist dafür nicht angesagt.

    Morgen werde ich mich bei der Versicherung um meine Rüruprente kümmern, dann könnte ich dem Wissen schon etwas näher kommen.

    Du wirst Dir das notwendige Wissen Schritt für Schritt aneignen. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. Wenn Du wieder was auf dem Herzen hast, frag einfach.

    Du kriegst das hin!

  • Danke dir, schön, dass jemand an einem glaubt, wenn man kurz vor der Kapitulation steht. :)

    Das sehe ich nicht so, ganz und garnicht. Ich sehe Dich nicht vor der Kapitulation. In meinen Augen stehst Du ganz ordentlich da. Das habe ich oben ja auch schon so geschrieben. Jetzt kommt freilich einiges auf Dich zu, aber Du mußt das ja nicht alles schon morgen in trockenen Tüchern haben. Das gehst Du an mit gelassener Konsequenz, und selbstverständlich bekommst Du das auch hin. :)

  • Hallo liebe Community,

    ich bin nun 59 Jahre alt und das Rentenalter rückt näher.

    Es ist nun 15 Monate her, dass ich mich erstmals an Euch gewendet und nach Ratschlägen und Tipps bezüglch des Rentenendspurts zu fragen.

    In dieser Zeit hat sich nun einiges geändert, so dass ich die Frage noch einmal stellen möchte.

    Aufgrund eines mittlerweile erteilten Schwerbehindertenausweisen kann ich nun mit 62 Jahren und 10,8 % Abschlag in Rente gehen. Wenn ich tatsächlich nicht mehr arbeiten kann, ist das natürlich besser, als erst mit 63 und mit 14,4% gehen zu müssen.

    Schade wäre es, aber aufgrund der Anfang des Jahres gekauften Rentenpunkte auch kein Drama.

    Wie seht ihr das?

    Soll ich noch einmal mit der Rentenversicherung sprechen und mich beraten lassen?

    Wenn man nicht mehr arbeiten kann, stellt sich die Frage ja eh nicht, dann muss man in den Apfel beißen, egal wie sauer er auch sein mag.

    Aber wenn ich in 15 Monaten noch etwas Spielraum habe, wäre es dann aus finanzieller Sicht lohnender eine frühzeitige Rente oder eine abschlagsfreie Rente in Anspruch zu nehmen wenn man in beiden Fällen weiter arbeiten würde?

    Momentan zahle ich jeden extra Euro ins Depot, auch die mittlerweile gezahlte monatliche Rürup-Rente und im nächsten Jahr werde ich die 30 % Einmalauszahlung aus dem Riester auch da einzahlen.

    Das Depot wird bei einem vorzeitigen Rentenbeginn natürlich nicht das Volumen haben, dass es in 6 Jahren hätte haben können, aber es ist trotzdem ein gutes Gefühl, etwas in der Hinterhand zu haben.

    Meine 3 Kinder haben jetzt auch alle ihre Ausbildungen (Mint-Studienfächer) abgeschlossen und stehen im Berufsleben, so dass da keine Unterstützung von unserer Seite mehr nötig sein wird. Sie werden auch nicht auf ein Erbe von mir angewiesen sein, so dass ich etwas freier mit meinem Geld umgehen kann.

    Alles in allem nicht so schlecht, wenn auch anders als geplant.

    Also würdet ihr frühzeitig mit Abschlägen gehen oder 3 Jahre später abschlagsfrei?

    Vielen Dank

    Yosemite

  • Also würdet ihr frühzeitig mit Abschlägen gehen oder 3 Jahre später abschlagsfrei?

    Es liegt nach deinen Schilderungen doch vollkommen bei dir, welchen Kapitalbedarf du monatlich für dein Leben hast.

    Hängt natürlich von der Art der Arbeit und deren Umfang ab.

    Ist denn die Arbeit belastend oder ist es sogar so, dass du wegen der Sozialkontakte gerne zur Arbeit gehst?
    Ist die Arbeit erfüllend und macht Freude?
    gibt es eventuell die Möglichkeit, die Arbeitszeit jetzt schon zu reduzieren und dafür weiter zu arbeiten?

  • Den Beratungstermin würde ich definitiv in Anspruch nehmen. Welche Möglichkeiten Du als Schwerbehinderte(r) hast, ist nicht ganz trivial. Vielleicht macht es Sinn, die letzten Arbeitsjahre in Teilzeit zu absolvieren und dann abschlagsfrei in Rente zum frühestmöglichen Zeitpunkt? Dann würde Dein Teilzeitlohn praktisch die Rente mit Abschlag ersetzen und Du hast danach höhere Bezüge wenn auch nicht ganz so hoch als ob Du bis zum Ende Vollzeit arbeitest.

    Desto schlechter es Dir geht, desto eher schlägt das Pendel um in eine vorgezogene Rente mit Abschlag. Das sind aber Fragen, die wir aus der Ferne nicht abschätzen können.

    Gerade wenn Du befürchtest, dass Deine Lebenserwartung nicht so hoch sein wird, solltest Du Dir Dein Leben so gut als möglich einrichten. Deine Kinder sind flügge und brauchen keine finanzielle Unterstützung mehr. Du musst nur noch für Dich selbst planen. Vielleicht hast Du noch ein paar Träume, die Du gerne umsetzen möchtest - dann mach das!

    Freiwillige Zahlungen in die GRV lohnen sich nur, wenn Du lange genug lebst. Frag Dich daher, wo Du Deine realistische Lebenserwartung siehst. Bei unter zehn Jahren würde ich freies Geld risikoarm investieren und mir daraus später einen Entnahmeplan basteln. Wenn Du meinst ganz so schlimm wird es nicht, dann spricht nichts gegen eine Investition in ein ausgewogenes Depot aus dem Du mit Rentenbeginn Geld entnehmen kannst.

  • Beratungstermin ist wie schon geschrieben, empfehlenswert. Da gibts auch Tips, was bei individuellen veränderten Bedingungen zu beachten wäre. War bei der örtlichen Beratungsstelle und später habe ich auch telefonisch in der Zentrale eine sehr gute Beratung bekommen.

  • Aber wenn ich in 15 Monaten noch etwas Spielraum habe, wäre es dann aus finanzieller Sicht lohnender eine frühzeitige Rente oder eine abschlagsfreie Rente in Anspruch zu nehmen wenn man in beiden Fällen weiter arbeiten würde?

    Das wird Dir vermutlich die Rentenberatung auch vorrechnen. Aber auf 2-3 Jahre sollte es kein Problem sein, das selber auszurechen.

    Also würdet ihr frühzeitig mit Abschlägen gehen oder 3 Jahre später abschlagsfrei?

    Was Du finanziell benötigst, musst Du wohl selber wissen/ausrechnen.

    Ich gehe definitiv frühestmöglich in Rente. Mich hindern daran weder die 14,4% Brutto-Abschlag der DRV noch die 19,2% bei der BAV (wieder Brutto, das hört sich auch wegen der vollen Beiträge zur GKV/PV schlimmer an als es am Ende im Netto sein wird). Ich bin auch nicht auf das zusätzliche Geld, welches ich im weiteren Vollzeitjob erhalten könnte (im Vergleich zu der jetzt gewählten Lösung vor Renteneintritt), angewiesen.

    Mir ist die Freizeit, sowohl vor der Rente wie auch ab Rentenbeginn (hoffentlich noch mit 63) bedeutend wichtiger und mehr wert wie das zusätzliche Geld, für dessen Ausgabe mir dann aber 7-11 Jahre weniger Zeit bliebe. Soviel Spaß kann mir persönlich (nicht nur heutzutage) kein Angestellten-Job machen.

    Ich kenne aber auch eine Verwandte, die ihre ATZ so geplant hat, dass diese erst mit 67 endet, weil sie sonst befürchtet, dass die Rente + sonstige Absicherungen/Rücklagen nicht für den Lebensstil genügen, den sie sich im der Rente vorstellt.

    Wenn ich mir die Zahlen aus dem Ausgangsposting ansehe, dann wäre mir persönlich schon nicht klar, woher die finanzielle Angst fürs Alter stammt. Nur am fehlenden Inflationsausgleich für die Rürup-Rente sollte das nicht liegen. Der (von mir vermutete) ETF-Stand mit 62 (oder 63) gleicht das für mich mehr wie aus.
    Aber natürlich kennst nur Du Deinen Finanzbedarf im Alter.