Geldmarktfonds - Zinsentwicklung überwachen - wann aussteigen?

  • Hallo zusammen,


    wenn ich mein Geld vom Tagesgeldkonto auf einen Geldmarktfonds umschichten sollte, worauf muss ich dann achten, damit der Geldmarktfonds profitabel bleibt?


    So würde ich im Falle eine Niedrigzinsphase zum Beispiel wieder auf ein Tagesgeldkonto wechseln, aber so richtig verstanden habe ich noch nicht, wieso? Welches "Signal" sagt mir: "so Pizzameister, jetzt besser wieder raus da" ?


    Danke für Anmerkungen und viele Grüße!

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  • So würde ich im Falle eine Niedrigzinsphase zum Beispiel wieder auf ein Tagesgeldkonto wechseln, aber so richtig verstanden habe ich noch nicht, wieso? Welches "Signal" sagt mir: "so Pizzameister, jetzt besser wieder raus da" ?

    Die Entwicklung eines Geldmarktfonds ist so lange positiv, wie der Einlagenzins der EZB oberhalb der TER des Geldmarktfonds liegt.

    M.E. sollte man sich spätestens, wenn der EZB-Einlagezins unter 0,25% p.a. fällt nach etwas anderem umsehen.

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    Hier mal ein konkretes Beispiel zum recht beliebten "Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF 1C" (ISIN: LU0290358497):


    Die Zinsen berechnen sich laut Xtrackers folgendermaßen:

    "Der Solactive €STR +8.5 Daily Total Return Index spiegelt die Wertentwicklung einer Einlage wider, die zum kurzfristigen Euro-Zinssatz (€STR) verzinst wird, wobei die Zinsen täglich in die Einlage reinvestiert werden, zuzüglich einer Anpassung um 8,5 Basispunkte."

    Die TER beträgt 0,1%.


    Konkret bedeutet das:

    Die €STR liegt aktuell bei 3,663, da muss man die 8,5 Basispunkte drauf addieren und dann die TER abziehen.

    3,663 + 0,085 - 0,1 = 3,648


    Die aktuelle Rendite dieses Fonds liegt also bei 3,648%. Sobald dieser Wert negativ wird solltest du aktiv werden (oder kurz davor, die EZB kündigt die Zinsschritte ja vorher an).


    Hier kann man den €STR tagesaktuell nachschlagen: https://www.ecb.europa.eu/stat…m_rate/html/index.en.html


  • So würde ich im Falle eine Niedrigzinsphase zum Beispiel wieder auf ein Tagesgeldkonto wechseln, aber so richtig verstanden habe ich noch nicht, wieso? Welches "Signal" sagt mir: "so Pizzameister, jetzt besser wieder raus da" ?

    Knapp gesagt: Wenn das Tagesgeld-Konto zu dem Du wechseln willst (auch) keine Zinsen mehr gibt.


    Die Tagesgeldzinsen orientieren sich ja ebenfalls an Leitzins (bei TR sieht man das gerade besonders deutlich, die passen fast tagesgenau an). Manchmal senken die Banken den Tagesgeldzins auch erst ein paar Wochen später, liegen aber auch vorher schon (deutlich) unterm ESTR.

    Also wenn Du den Geldmarktfond verkaufst, gibt es auch keine anderen (sichern) Anlagen wo Du Zinsen bekommst. Siehe vor 5 Jahren.

    Aber die Banken tun sich schwerer mit Negativzinsen, daher sollte man von Geldmarktfond zu Tagesgeld wechseln.

    Und normal senkt die EZB ja in kleinen Schritten, also könnte man bei 0,25% und trend nach unten mal langsam nach Tagesgeldkonten gucken.

    So ganz sicher bin ich mir aber nicht ob das in Zukunft noch so ist. Wir wissen ja inzwischen alle die Bank unter "Verwahrentgeld" versteht und ich könnte mir vorstellen, dass sie nächstes Mal wenn der ESTR negativ wird schneller eingeführt wird...

  • Wie wir aus der letzten Nullzinsphase gelernt haben, mögen Aktienmärkte offenbar niedrige Zinsen. Wie sieht die hier versammelte Expertise das Risiko in der womöglich nächsten Nullzinsphase in einen MSCI World Aktien-ETF zu wechseln im Vergleich zu "normalen" Zeiten?


    Mir ist klar das keiner eine Glaskugel hat und garantieren kann dass das nicht auch dann einen heftigen drawdown geben kann. Es geht mir nur um eine unverbindliche Einschätzung / Meinung ob das Risiko evtl. geringer eingeschätzt wird oder ob man sich davon nicht verleiten lassen sollte z.B. mit einem Teil aus dem Geldmarktfonds eben nicht ins Tagesgeld zu gehen sondern in einen breiten Aktien ETF.

  • Hallo

    Bin auch unerfahren mit Geldmarkt etf,

    Momentan besteht, also bei dem derzeitigen Stand, noch kein Handlungsbedarf, bezüglich aussteigen.

    Liege ich da richtig, bei Zins über 3 %.

    Weil ja gegebenenfalls die Zinsen in Zukunft bei anderen Anlagen auch nach unten gehen können (werden)


    Danke

  • Wie wir aus der letzten Nullzinsphase gelernt haben, mögen Aktienmärkte offenbar niedrige Zinsen. Wie sieht die hier versammelte Expertise das Risiko in der womöglich nächsten Nullzinsphase

    Ich sehe das etwas differenzierter.

    Ja, niedrige Zinsen erlauben es Unternehmen, sich einfacher zu refinanzieren. Das ist also erstmal gut für die Unternehmen und damit für die Aktienkurse.

    Aber auf der anderen Seite senken die Notenbanken die Zinsen ja nicht zum Spaß auf Null. Das machen sie, weil es der Wirtschaft schlecht geht und sie diese ankurbeln wollen. Und schlecht laufende Wirtschaft ist für die Aktienkurse eher nicht so gut.

  • Die aktuelle Rendite dieses Fonds liegt also bei 3,648%. Sobald dieser Wert negativ wird solltest du aktiv werden (oder kurz davor, die EZB kündigt die Zinsschritte ja vorher an).


    Hier kann man den €STR tagesaktuell nachschlagen: https://www.ecb.europa.eu/stat…m_rate/html/index.en.html

    Ich hatte damit gerechnet, dass die letzte Leitzinssenkung der EZB direkten Einfluss auf den €STR hat. Aber der steht auf dem Niveau seit Juni (Quelle Deutsche Bundesbank).
    Kann das jemand erklären? Oder gibt es da einen kleinen zeitlichen Versatz?

  • Wie wir aus der letzten Nullzinsphase gelernt haben, mögen Aktienmärkte offenbar niedrige Zinsen. Wie sieht die hier versammelte Expertise das Risiko in der womöglich nächsten Nullzinsphase in einen MSCI World Aktien-ETF zu wechseln im Vergleich zu "normalen" Zeiten?


    Mir ist klar das keiner eine Glaskugel hat und garantieren kann dass das nicht auch dann einen heftigen drawdown geben kann. Es geht mir nur um eine unverbindliche Einschätzung / Meinung ob das Risiko evtl. geringer eingeschätzt wird oder ob man sich davon nicht verleiten lassen sollte z.B. mit einem Teil aus dem Geldmarktfonds eben nicht ins Tagesgeld zu gehen sondern in einen breiten Aktien ETF.

    Keine Ahnung. Einfach prognosefrei investieren per buy and hold. Kein Markettiming und den Markt (egal ob Aktienmarkt oder Zinsmarkt) so nehmen wie er kommt. Die Rendite kommt von den Aktien. Tagesgeld dient als Sicherheitsbaustein und die paar Euro Zinsen sollen den Inflationsschaden ein wenig mildern. Alles andere kann man nicht wirklich planen denn es kommt so wieso immer anders. Markettiming funktioniert nicht. Ich weiß nicht was der Markt macht. Ich kenne auch niemanden der das weiß oder kenne jemanden der jemanden kennt der das weiß.


    Mach dir keinen Kopf auch wenn ich verstehe dass dich das interessiert.


    Man hat die Segel (Investitionsplan) gesetzt. Dann sollte man auch den Kurs halten und die Wellen reiten wie sie kommen. Andere ich jedesmal den Kurs so würde ich nicht ankommen.


    Deswegen kann ich dir die Frage nicht beantworten. Sie wäre auch nur eine unbedeutende Meinung. Ich würde einfach so viel in Geldvermögen (Tagesgeld, Festgeld etc) halten wie ich es für meine persönliche Risikotragfähigkeit

    halten möchte und dann die Zinsen so nebenbei mit abfischen.


    Von daher: Don't play games with trying to beat the market.

  • So sehe ich das auch, alles was auf Rendite ausgerichtet ist, liegt in einem weltweiten Aktien ETF, der sichere Anteil kann vielleicht gerade so die Inflation ausgleichen meistens leider nicht. Sicherlich wird es im Alter bei der Entnahme Verschiebungen geben, bei mir von 90/10 auf 80/20 aber an meinem System ändert das nichts. Minuszinsen sollte man natürlich schon vermeiden.

  • Ich sehe das etwas differenzierter.

    Ja, niedrige Zinsen erlauben es Unternehmen, sich einfacher zu refinanzieren. Das ist also erstmal gut für die Unternehmen und damit für die Aktienkurse.

    Aber auf der anderen Seite senken die Notenbanken die Zinsen ja nicht zum Spaß auf Null. Das machen sie, weil es der Wirtschaft schlecht geht und sie diese ankurbeln wollen. Und schlecht laufende Wirtschaft ist für die Aktienkurse eher nicht so gut.

    OK, also ignorieren oder zocken. Von tendenziell weniger Risiko sollte man nicht ausgehen.


    Die Börsenreporter kommentieren das immer so, als würde es bei sinkenden Zinsen fast schon zwangsläufig zu steigenden Kursen kommen (deshalb reagiert die Börse entsprechend bei Ankündigungen der FED - Zinserwartungen sind eingepreist und wenn die nicht kommen, reagiert die Börse entsprechend). Das klingt nach weniger Risiko wenn man bei (stark) sinkenden Zinsen (gen 0%) vom Geldmarkt auf den Aktienmarkt wechselt statt auf das Tagesgeld (= Kopfkissen).

  • Ich denke das liegt daran dass die Änderungen erst am 18. in Kraft treten:

    Ob es dafür eine feste Regelung gibt, weiß ich nicht. Aber im konkreten Fall hat die EZB die Zinsänderungen am 12.9. für den 18.9. angekündigt.

    Danke euch für die Erklärungen. Den Termin hatte ich nicht gelesen.

  • Tatsächlich habe ich noch eine Frage:


    Kann man irgendwie herausfinden, ob man tendenziell mit einem Geldmarktfonds die Inflation schlagen würde?


    Vielleicht kann man halbwegs Pauschale Aussagen treffen, wie z.B.


    "Mit einem Geldmarktfonds wirst du dich, historisch betrachtet, immer leicht oberhalb der Inflationsrate bewegen"


    Danke!