Reform private Altersvorsorge

  • Weiß jemand von euch, was der Entwurf zum Umzug in ein Land außerhalb der EU im Ruhestand sagt? Bisher musste man bei Riester dann die Förderung zurückzahlen.

    Dazu weiß ich leider nix. Wie mir ein Bekannter sagte, stehe dazu auch nichts im Entwurf. Keine Ahnung, ob dem so ist.

    In dem Kontext wäre es auch interessant zu erfahren, was aus der sog. "Europarente" der EU geworden ist ? Lief damals unter "PEPP" als "Pan-European Personal Pension Product" (als eine europäische Standard Privatrente). Wurde immerhin schon um 2019/2020 offiziell verkündet und eingeführt. Ursprungsidee war nach meiner Erinnerung auch, daß man das also PEPP überall abschließen und damit dann auch länderübergreifend in der EU mobil sein kann bzw. sich niederlassen kann ohne weitere Einschränkungen (wie Rückzahlung der Förderung).

    Wird (angeblich) aber kaum bis so gut wie gar nicht angeboten (in Deutschland und auch anderen EU-Ländern) und soll zudem von einem echten Sparprodukt zwecks Vermögensaufbau zu einem eher nur Versicherungsprodukt mutiert sein ... ?

  • Nein. Stand ja auch schon lang und breit in den bisherigen Meldungen der letzten Monate.

    An sich sind ich 80% gar nicht so doof. In den üblichen defensiven Allokationen sind die recht einfach zu erreichen, auch wenn der Zins nahe Null liegt. So kommt der Kunde immerhin an ein bisschen Aktienquote. Auf der anderen Seite...wer bereit ist, auf 20% des eingezahlten Kapitals zu verzichten, kann die Rechenübung einer Garantie auch gleich weglassen und beliebige Aktienquoten fahren.

  • Falls es so etwas wie eine Zwangsverrentung geben sollte:

    Wem gehören bei dieser Förderung von "privater" Altersvorsorge eigentlich die ETF Anteile die man in diesen Rahmen erwirbt? Offensichtlich kann man dann ja nicht völlig frei darüber verfügen(?!) Man kann dann die Entnahmephase nicht selbst frei gestalten und z.B. nach eigenem Ermessen und der Situation am Markt entsprechend umschichten? D.h. z.B., wenn eine konstante Entnahme in der Entnahmephase erfolgt und man erwischt dabei eine schlechte Phase am Aktienmarkt, dann muss man zusehen, wie die ETF-Anteile "wegschmelzen"?

  • Falls es so etwas wie eine Zwangsverrentung geben sollte:

    Wem gehören bei dieser Förderung von "privater" Altersvorsorge eigentlich die ETF Anteile die man in diesen Rahmen erwirbt? Offensichtlich kann man dann ja nicht völlig frei darüber verfügen(?!) Man kann dann die Entnahmephase nicht selbst frei gestalten und z.B. nach eigenem Ermessen und der Situation am Markt entsprechend umschichten? D.h. z.B., wenn eine konstante Entnahme in der Entnahmephase erfolgt und man erwischt dabei eine schlechte Phase am Aktienmarkt, dann muss man zusehen, wie die ETF-Anteile "wegschmelzen"?

    Du kannst die Anteile jederzeit veräußern, musst dann allerdings die Förderung zurückzahlen. Umschichtungen sollen unschädlich möglich sein. Zudem kannst du 30% der Anteile zu Beginn der Auszahlungsphase unschädlich, aber natürlich versteuerbar veräußern.

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  • Du kannst die Anteile jederzeit veräußern, musst dann allerdings die Förderung zurückzahlen. Umschichtungen sollen unschädlich möglich sein. Zudem kannst du 30% der Anteile zu Beginn der Auszahlungsphase unschädlich, aber natürlich versteuerbar veräußern.

    D.h. man sollte die 600 Euro Förderung für die max 3000 Euro Anlage lieber separat anlegen, damit man nur damit den Beschränkungen unterliegt?

  • Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass im Altervorsorgedepot in ETF, Fonds usw. bis maximal Risikoklasse 5 investiert werden darf.

    Wie stellt sich die Sachen dann dar, wenn sich die Risikoklasse eines weltweiten ETF durch einen Crash auf z.b. Stufe 6 verschlechtert.

    Wenn das dazu führt, dass die Anteile am ETF dann nicht mehr förderfähig sind und verkauft werden müssen, wäre das katastrophal. Die damit fehlende Möglichkeit in einem Kurstief zuzukaufen käme noch dazu.

    Gibt es hierzu schon Einschätzungen?

  • Der Leidensdruck der Leute scheint ganz erheblich zu sein.

    Die rege Debatte über ungelegte Eier zeigt das.

    Es kann aber auch nicht schaden, sich bereits jetzt mit angekündigten Vorhaben gedanklich auseinanderzusetzten, auch wenn noch nicht alle Details bekannt und festgezurrt sind. Das ist besser, als wenn man dann später völlig unvorbereitet in irgendetwas reinläuft. Der eine oder andere Gedanke hierzu wird hilfreich bleiben. Und selbst wenn manches andere sich am Ende als nicht anwendbar herausstellen sollte, wird es interessant bleiben, warum dieser oder jener Aspekt bzw. diese oder jene Option dann nicht im Angebot mit dabei ist.

  • Im aktuellen Newsletter von Hartmut Walz gibt es zwei ganz interessante Links.

    Zum einen eine übersichtliche Zusammenfassung: https://www.haufe.de/steuern/gesetz…168_633336.html

    Zum anderen eine kritische Einschätzung aus Verbrauchersicht: https://www.capital.de/geld-versicher…--35113010.html

    Den Gedanken, dass es zwar für Selbstentscheider durchaus Verbesserungen bringt (wenn es denn so kommt, was wir alle noch bezweifeln), aber vor allem, dass es vermutlich das grundsätzliche Problem nicht lösen dürfte, dass Menschen, die "Beratung" benötigen, immer noch in die Fänge vieler Verkäufer laufen dürften.

    Wenn das Gesetz so kommen sollte wie es ist, mit keinen wesentlichen Verschlechterungen für Verbraucher, dann finde ich es gut, dann kann man sich es genauer anschauen was für Produkte kommen. Aber ich hoffe in irgendeiner Art und Weise, dass an das Problem "Finanzprodukteverkäufer" mehr ran gegangen wird und da fände ich ein solches Standardprodukt interessant. Eventuell ließe sich das auch mit der ebenfalls notwendigen Reform der zweiten Säule, der bAV, realisieren. Meinetwegen ein Opt-Out-Konstrukt.

    Der Leidensdruck der Leute scheint ganz erheblich zu sein.

    Die rege Debatte über ungelegte Eier zeigt das.

    Hach ja, du hast schon recht. Ich persönlich finde es interessant, dass sich etwas in die richtige Richtung bewegen könnte. Darüber diskutieren ist doch in Ordnung, immerhin ist es jetzt ein konkreterer Entwurf. Zu viel sollte man sich aber eben nicht erhoffen und auch nicht zu viel Hirnschmalz jetzt schon reinstecken. Für Selbstentscheider könnte es ganz nett als Zusatz werden, aber davon abhängig ist man wohl nicht. Ob es Menschen außerhalb dieser "Bubble" erreichen wird, wird sich zeigen.

  • Es kann aber auch nicht schaden, sich bereits jetzt mit angekündigten Vorhaben gedanklich auseinanderzusetzten, auch wenn noch nicht alle Details bekannt und festgezurrt sind.

    Was wäre ein Stammtisch ohne Thema?

    Das ist besser, als wenn man dann später völlig unvorbereitet in irgendetwas reinläuft. Der eine oder andere Gedanke hierzu wird hilfreich bleiben.

    Ich glaube nicht, daß die Berliner Finanzstrategen das Rad neu erfinden werden. Eher schon, daß sie wieder ein Bürokratiemonstrum à la Riester/Rürup aushecken - und wenn ich dann nicht dabei bin, ist es nicht schlimm.

  • Für mich ist der Zug jetzt eh abgefahren, allerdings verfolge ich die Pläne und Diskussionen schon interessiert. Entscheidend wird für den Großteil der Menschen sein, die bereits irgendwo einen Riester haben, wie geht es damit weiter. Dort sehe ich das Hauptproblem, lässt sich die Finanzindustrie die sicheren Einnahmen einfach so wegnehmen, ich glaube es einfach nicht. Alles was neu kommt (kommen soll) klingt erst einmal gut, vermute aber die Hindernisse liegen dann im Detail. Warten wir’s einfach mal ab.

  • Für mich ist der Zug jetzt eh abgefahren, allerdings verfolge ich die Pläne und Diskussionen schon interessiert. Entscheidend wird für den Großteil der Menschen sein, die bereits irgendwo einen Riester haben, wie geht es damit weiter.

    Pacta sunt servanda :)

    Es wäre Illusion zu glauben, daß Riester-Sparer aus ihren Verträgen herauskämen, weil es in Zukunft neben Riester-Renten und Rürup-Renten auch eine Lindner-Rente gibt.

    Im übrigen bin ich der Auffassung, daß die Zeit bis zur nächsten Bundestagswahl nicht reichen wird, die jetzt herumschwirrenden Gedanken zu einem konkreten Produkt (oder einer konkreten Produktklasse) zu kondensieren, und daß nach der kommenden Bundestagswahl der Bundesfinanzminister nicht mehr Lindner heißen wird.

    Alles was neu kommt (kommen soll) klingt erst einmal gut, vermute aber die Hindernisse liegen dann im Detail. Warten wir’s einfach mal ab.

    Klar. Es wäre schließlich denkbar, daß demnächst Wasser nicht mehr naß ist, nicht mehr bei 0° gefriert und (auf Meereshöhe) bei 100° siedet. Auch die Erkenntnisse von Adam Riese müssen ja nicht auf ewig in Stein gemeißelt sein!

  • Im übrigen bin ich der Auffassung, daß die Zeit bis zur nächsten Bundestagswahl nicht reichen wird, die jetzt herumschwirrenden Gedanken zu einem konkreten Produkt (oder einer konkreten Produktklasse) zu kondensieren, und daß nach der kommenden Bundestagswahl der Bundesfinanzminister nicht mehr Lindner heißen wird.

    Vermutlich nicht, allerdings ist der vermutlich nächste Kanzler ein Mitstreiter der Finanzindustrie, ob es da für Otto Normalverbraucher besser wird, bleibt abzuwarten.

    Dann mach mal den Adam nicht größer als er ist, ist nur ein Ries und kein Riese :D

  • Pacta sunt servanda :)

    Es wäre Illusion zu glauben, daß Riester-Sparer aus ihren Verträgen herauskämen, weil es in Zukunft neben Riester-Renten und Rürup-Renten auch eine Lindner-Rente gibt.

    Im übrigen bin ich der Auffassung, daß die Zeit bis zur nächsten Bundestagswahl nicht reichen wird, die jetzt herumschwirrenden Gedanken zu einem konkreten Produkt (oder einer konkreten Produktklasse) zu kondensieren, und daß nach der kommenden Bundestagswahl der Bundesfinanzminister nicht mehr Lindner heißen wird.

    Klar. Es wäre schließlich denkbar, daß demnächst Wasser nicht mehr naß ist, nicht mehr bei 0° gefriert und (auf Meereshöhe) bei 100° siedet. Auch die Erkenntnisse von Adam Riese müssen ja nicht auf ewig in Stein gemeißelt sein!

    Wenn man am Druck ändert, dann bekommt man das hin: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Tripelpunkt. Wie Du mit "auf Meereshöhe" bereits angedeutet hast.

    Vielleicht üben unsere Diskussionen hier ja metaphorischen Druck aus, damit es in die richtige Richtung läuft ;)

  • Falls es so etwas wie eine Zwangsverrentung geben sollte:

    Wem gehören bei dieser Förderung von "privater" Altersvorsorge eigentlich die ETF Anteile die man in diesen Rahmen erwirbt? Offensichtlich kann man dann ja nicht völlig frei darüber verfügen(?!) Man kann dann die Entnahmephase nicht selbst frei gestalten und z.B. nach eigenem Ermessen und der Situation am Markt entsprechend umschichten? D.h. z.B., wenn eine konstante Entnahme in der Entnahmephase erfolgt und man erwischt dabei eine schlechte Phase am Aktienmarkt, dann muss man zusehen, wie die ETF-Anteile "wegschmelzen"?

    Die Deutschen lieben es, wenn sie Verantwortung und Verfügungsgewalt an Dritte abgeben können. Der Politiker goutiert dieses Verhalten.

  • Der Leidensdruck der Leute scheint ganz erheblich zu sein.

    Die rege Debatte über ungelegte Eier zeigt das.

    Durchaus. Der Riester ist ja nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern war als Kompensation für geringere Steigerungen bei der GRV gedacht. Jetzt ist die Kompensation in der Praxis ein Totalausfall, von den ganz frühen Verträgen mit hohem Garantiezins mal abgesehen. Aber wer wie ich ab Anfang der 2010er ins Berufsleben gestartet ist, konnte quasi nicht von Riester profitieren.

  • Durchaus. Der Riester ist ja nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern war als Kompensation für geringere Steigerungen bei der GRV gedacht. Jetzt ist die Kompensation in der Praxis ein Totalausfall, von den ganz frühen Verträgen mit hohem Garantiezins mal abgesehen. Aber wer wie ich ab Anfang der 2010er ins Berufsleben gestartet ist, konnte quasi nicht von Riester profitieren.

    Ist nach den derzeutigen Plänen eigentlich vorgesehen, nur alte Riester-Verträge "ummünzen" zu können? Was ist mit Direktversicherungen mit geringem oder keinem Garantiezins?

    In Relation zu den Rendite-Prognosen bei ETFs ist man mit denen ja auch eher nicht auf der Gewinnerseite. In der nächsten Niedrigzinsphase werden die auch wieder schlecht aussehen.