Bitte um Hilfe bei Auswertung der Standmitteilung einer Altersvorsorge

  • Hallo,


    ich habe seit 2021 eine fondsgebundene Altersvorsorge. Vor Kurzem hat der Versicherer mir eine Sachstandmitteilung geschickt.

    Ich fasse mal kurz die Zahlen zusammen, hänge aber auch die relevanten Auszüge aus der Mitteilung mal für euch hier mit an.


    7797,53€ eingezahlt.

    6229,77€ aktuelles Fondsvermögen

    100% meines Beitrages gehen ins Fondsvermögen.

    0% gehen ins Garantievermögen.

    Die Kosten von Abschluss und Vertrieb, Verwaltung des Vertrags und Kosten der Fondsgesellschaften belaufen sich, soweit ich sehe, auf 889,63€.


    Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube dass die Abschluss- und Vertriebskosten nach 60 Monaten wieder in den Vertrag eingezahlt werden, war nur bei Riester so?


    So oder so: wenn ich die Kosten auf das Fondsvermögen addiere, bleibt immer noch ein Minus von 678,12€. Dabei habe ich ja jetzt nur meine Einzahlungen und die Kosten berücksichtigt. Nicht jedoch die Renditen der 4 Aktienfonds, die allein im letzten Jahr alle im Kurs gestiegen sind. Demnach ist das Minus in meiner Rechnung sogar um eine Unbekannte höher.


    Der Vertriebler, den ich darauf angesprochen habe, versuchte das natürlich schön zu reden mit völlig beliebig erdachten Zahlen, dass der Vertrag total gut, mit ca. 12%, im Plus sei und dass es ja die Aufteilung in die drei Töpfe der Kosten, Garantie und Fonds gäbe. Hier ist ja im Vertrag aber eindeutig aufgelistet, welche Kosten entstanden sind und dass 0% meiner Beiträge in den Garantietopf gehen.


    Ich bitte daher mal um eure Einschätzung. Vielleicht seht ihr ja direkt wo mein Denkfehler ist. :)


    Die beiden Ausschnitte der Sachstandmitteilung sind hochgeladen. Falls ihr mehr braucht, sagt gerne Bescheid.


    Liebe Grüße

  • Wenn die Abschluss- und Vertriebskosten gleichmäßig über 5 Jahre verteilt werden und man dir für das abgelaufene Versicherungsjahr:


    461,16 € Abschluss und Vertriebskosten sowie

    +367,62 € Verwaltungsgebühren

    --------------------------

    828,78 €


    berechnet hat, wird man dir vermutlich für das erste und zweite Versicherungsjahr ebenfalls diesen Betrag berechnet haben. D.h. 3 x 828,78 € = 2486,34 €


    Die Fondkosten von 60,85 € sind bereits "enthalten" und somit brauchst du die nicht noch auf die 828,78 € drauf rechnen.


    7797,53 €

    -2486,34 €

    ----------

    5311,19 €


    Die Differenz zu 6229,77 € dürfte dann dem Zuwachs der Fonds entsprechen. Etwa 17,3% in 3 Jahren bzw. 5,5% pro Jahr.

  • 889,62 Kosten. Herzlichen Glückwunsch zu diesem preisgünstigen Vertrag. =O


    Bei 231,53 € monatlichen Beitrag hast du fast 4 Monatsbeiträge an deine Versicherung bezahlt.


    Sieh zu das du aus dem Ding wieder rauskommst. Das wird mit den Fonds im Gepäck auch nicht besser und drei Jahre Abschlusskosten hast du noch zu bezahlen und die könntest du selber besser und preisgünstiger Anlegen.

  • Hier gilt wieder mein alter Grundsatz seit Jahrzehnten:


    Nicht die Versicherung kaufen, sondern die Versicherung kaufen.


    Verstanden?

    Wer seit 20 Jahren statt so einen Mist abzuschließen in Allianz investiert hat, profitiert sehr gut von diesem System.

    Das gilt eigentlich für jede Versicherung mit Ausnahme der englischen.

  • Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Danke für diese Anregung.^^

  • 889,62 Kosten. Herzlichen Glückwunsch zu diesem preisgünstigen Vertrag. =O


    Bei 231,53 € monatlichen Beitrag hast du fast 4 Monatsbeiträge an deine Versicherung bezahlt.


    Sieh zu das du aus dem Ding wieder rauskommst. Das wird mit den Fonds im Gepäck auch nicht besser und drei Jahre Abschlusskosten hast du noch zu bezahlen und die könntest du selber besser und preisgünstiger Anlegen.

    Wenn ich jetzt kündige, schmeiße ich knapp 2000€ weg.

    Wenn ich den Vertrag beitragsfrei stelle, zahle ich ja trotzdem die Abschluss- und Vertriebskosten die nächsten drei Jahre und eigentlich auch alle weiteren Kosten, oder?

    In 3 Jahren würden sich die laufenden Kosten auf 370€ reduzieren.

    Ich fühle mich ein bisschen in der Zwickmühle. Jetzt kündigen und 2000€ Lehrgeld zahlen, oder später beitragsfrei stellen und hoffen, dass die Renditen die Kosten decken?

    Ganz lieben Dank für diese Analyse. Ich hatte nicht bedacht, dass die Abschluss- und Vertriebskosten nur für das vergangene Jahr aufgelistet wurden.

  • Ich fühle mich ein bisschen in der Zwickmühle. Jetzt kündigen und 2000€ Lehrgeld zahlen, oder später beitragsfrei stellen und hoffen, dass die Renditen die Kosten decken?

    Warum sollten sie das tun? Bzw. ist das Ziel einer Geldanlage nicht, dass es eine signifikante reale Rendite NACH Kosten gibt, und nicht, dass die Rendite gerade mal die Kosten deckt?


    Ich kenne mich mit dieser Art von Versicherung null aus. Aber ich habe hier in diesem Forum, glaube ich, noch nie erlebt, dass jemand mit einer Riesterrente oder ähnlichem Produkt gepostet hat, nachgerechnet hat und letztlich zufrieden damit war. Hier häufen sich in schöner Regelmäßigkeit die Posts mit der Frage "Kündigen oder Beiträge freistellen?", und bei den Leuten, wo die Verträge schon seit 10 oder 15 oder 20 Jahren laufen, sieht die Rendite regelmäßig nicht besser aus. Das Fazit ist meistens "hätte ich mal früher die Reißleine gezogen".


    Von den Kosten ganz abgesehen sind solche Verträge auch deutlich unflexibler als sein selbst gemanagtes ETF-Depot (ggf. irgendwann Umschichtung in "sichere" Anlageformen ohne Rendite, kein flexibles Entsparen, Verrentung bzw. Einmalzahlung nur mit hohen Abschlägen, häufig nicht vererbbar usw...). Ich weiß nicht, was davon auf Deinen Vertrag zutrifft.


    Gutes Geld schlechtem Geld hinterherwerfen ist meistens keine gute Idee. Du bist noch relativ früh in Deinem Vertrag. Ich persönlich (!) würde kündigen und mein Geld selbst anlegen.

  • Naja, selbst wenn die Rendite die Kosten deckt, frisst ja die Inflation trotzdem.


    Oder anders: der geringere Betrag, den Du jetzt zurück bekommt, kann sich schneller vermehren.

    Mal angenommen Du hast 4000 Eur nominell drin und würdest jetzt nur 2000 rausbekommen.

    Dann hast Du bei Stillegung am Ende sichere 4000 Eur (+ Rendite - Kosten).

    Wenn Du die 2000 jetzt nimmst und in einen weltweiten ETF anlegst, verdoppelt der sich ganz grob alle 10 Jahre (aber eben ohne Garantie und Sicherheit).


    Bei Renteneintritt in unter 10 Jahren kann das stilllegen sinnvoll sein, aber da Du '21 erst abgeschlossen hast, vermute ich eher Du hast noch 30-40 Jahre.


    Dann stehen den sicheren 4.000 Eur (oder mehr) zum Renteneintritt schon (unsichere) 16.000-32.000 entgegen.

    Also um so länger Du Zeit hast, um so mehr spricht es für mich dafür die Versicherung zu kündigen. (Alle Werte ohne Steuer, Inflation etc.)

    Ein weiterer Punkt für Auflösen, den ich nicht unterschätzen würde, ist die Vereinfachung und die Übersichtlichkeit Deiner Anlagen. Du bekommst sonst jedes Jahr Post, musst Dich ummelden, wenn Du umziehst, Dich mit gesetzlichen Änderungen des Produkts beschäftigen...

  • Die 2000€ hastdu schon bei Unterschrift verloren und die kommen auch nicht zurück wenn du jetzt weiter teuer in dein Produkt sparst.


    Höre auf zu graben wenn du aus dem Loch willst.


    Steige von deinem Pferd wenn du merkst das es tot ist.


    Armer Anleger – Überteuerte Anlage- und Vorsorgevehikel - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Sind die von den Finanzstrukturvertrieben vermittelten langfristigen Vorsorge- und Versicherungsverträge wirklich so schlecht?
    hartmutwalz.de

  • Jedes mal, wenn ich sowas sehe, geht mir der Puls! Solche Dinger liegen millionenfach in deutschen Haushalten...


    Aber mal eine Frage:

    Wer hat sich die Assetallokation ausgedacht? Das ist ja ein wilder Fonds-Mix. Also Zocken im Versicherungsmantel? Hat der Verkäufer diese empfohlen?


    Naja, weg damit und selbst anlegen... Und dann freuen, dass Dir jetzt ein Licht aufgegangen ist und nicht erst 2056 das böse Erwachen kam.


    Viel Erfolg!