Cashreserve / Notgroschen zu groß!?!

  • Hallo zusammen,


    Ich habe das „Problem“, dass unser Notgroschen bzw. Die Liquititätsreserve inzwischen eine Höhe erreicht hat, bei der ich mir nicht mehr sicher bin, ob es sinnvoll ist.


    Wir besparen monatlich unser Portfolio mit €600.- (mehr oder weniger klassisches 70/30 ETF Portfolio), welches z.Z. ca. €130.000 wert ist.

    Dazu ist die Cashreserve auf inzwischen knapp €43.000.- angewachsen. Es ist eventuell zu erwähnen, dass es kein klassischer Notgroschen ist, eher landet alles, was am Monatsende übrig ist auf dem Tagesgeld. Absolute unvorhersehbare Notfälle mal ausgenommen, stehen auch mittelfristig keine größeren (vorhersehbaren) Ausgaben an.


    Nun stellt sich mir die Frage nach einer sinnvollen Alternative, um etwa die Hälfte der Cashreserve anzulegen.


    Auf die Schnelle fallen mir folgende Möglichkeiten ein:


    1) Nichts tun und die derzeit 3% Zinsen aufs Tagesgeld mitnehmen (die 3% werden wohl aber eher weniger werden, dafür kein Risiko)

    2) Das Geld einfach ins Portfolio einzahlen (höhere Renditeerwartung, dafür keine/geringere Diversifizierung über verschiedene Anlageklassen)

    3) Sondertilgen (Immobilienkredit nur mit 1,8% verzinst, Laufzeit der Zinsbindung noch 7 Jahre bei dann relativ geringer Restschuld, daher eher keine Option)


    Oder gibt es ein sinnvolle Option 4, die im Sinne der Risikostreuung sinnvoller wäre und irgendwo im Bezug auf Risiko und Ertrag zwischen ETF & Tagesgeld wäre?


    Vielen Dank für eure Einschätzung!

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Witzig, die Situation und die Zahlen des ETF Depots und des Tagesgeldkontos meiner Frau sehen fast identisch aus, auch der Immozins,


    Ich habe ihr gesagt: du brauchst doch keine 40000 € in den nächsten Jahren (-> Zustimmung).

    Die Maßnahme ist ein 3000 € monatlicher Sparplan über die nächsten Monate, um das Tagesgeld auf einen sinnvolleren Wert zu reduzieren (schneller wollte sie nicht).

  • Das ist doch eine gute Level-1-Allokation von 75 zu 25, kann man durchaus so lassen, finde ich. Ihr müsstet nur den „Notgroschen“ in „risikoarmer Portfolioteil“ umbenennen.

    Vielleicht einen Teil (das, was den tatsächlich benötigten Notgroschen übersteigt) in einen Geldmarktfonds umziehen und auch ins Depot legen. Also eine Mischung aus 1) und 2).

  • Lass das einfach so laufen. Läuft doch prima und mit den 3 % seid ihr gerade gut bedient.

    Dann könnt ihr auch die deutlichen Rückgänge, die insgesamt von vielen gerade zu herbeigeredet werden, entspannter aussitzen

  • Das ist doch eine gute Level-1-Allokation von 75 zu 25, kann man durchaus so lassen, finde ich. Ihr müsstet nur den „Notgroschen“ in „risikoarmer Portfolioteil“ umbenennen.

    Vielleicht einen Teil (das, was den tatsächlich benötigten Notgroschen übersteigt) in einen Geldmarktfonds umziehen und auch ins Depot legen. Also eine Mischung aus 1) und 2).

    Sehr wichtiger Punkt.

    Ich selber habe eine Asset Allokation von 65:35 (Risiko:Risikoarm)


    Meine Meinung nach macht Frostexxx alles richtig.

  • Würde es auch einfach so belassen. Wenn du weniger Cash anhäufen willst, kannst du ja die Sparrate in ETFs in die Höhe schrauben, sodass am Ende des Monats nix mehr übrig bleibt, das ins TG fließt.

  • Zunächst mal gibt es kein generelles richtig oder falsch. Richtig ist das mit dem Ihr Euch wohlfühlt auch wenn die Aktienmärkte mal Achterbahn fahren (und das wird irgendwann wieder passieren!).


    Ich verfolge die Strategie des 'Safe-Assets-Floor', die Gerd Kommer hier beschrieben hat:

    "Safe Asset Floor Rebalancing": Ein alternativer Rebalancing-Ansatz – Gerd Kommer
    In diesem Beitrag stellen wir eine alternative Rebalancing-Methode für passive Anleger vor.
    gerd-kommer.de

    Aktuell macht mein 'sicherer' Vermögensanteil knapp 30% aus. Vor 3 Jahren lag er noch bei über 40%.

    Wichtig ist mir aber nicht der Prozentsatz sondern die konkrete Summe. Und die ist auch bei knapp 30% Anteil heute höher als die bei >40% von vor 3 Jahren.

    Meine langfristige Sparrate fließt zu 85% ins ETF-Depot und zu 15% in den 'sicheren' Vermögensteil. Das funktioniert für mich aktuell sehr gut.


    Bei dem Ansatz mit einem fixen Prozentsatz besteht für mich immer die Frage bzw. Herausforderung, ob man es dann mental auch schafft bei einem Aktiencrash auch umzuschichten um die gewünschte Allokation wieder herzustellen. :/

    Ich habe gemerkt, dass ich das eher nicht schaffe bzw. nicht zeitnah schaffe.

  • Wir haben keine feste Vermögensallokation im Sinne von 70% Aktien / 30% Tagesgeld, sondern einen absoluten Geldbetrag, den wir möglichst als Reserve auf dem Tagesgeld liegen haben wollen. Da wir nicht zwischen Notgroschen und allgemeiner Liquiditätsreserve unterscheiden, schwankt der Betrag auch mal deutlich (z.B. wenn ein Urlaub bezahlt wurde), wir schauen aber, dass eine gewisse betragsmäßige Untergrenze nicht unterschritten wird.


    Diese Grenze haben wir nicht mit irgendwelchen Daumenregeln (x Monatsgehälter) bestimmt, sondern eher mit der Überlegung, wieviel Geld wir im Monat zwingend zum Leben brauchen (wir geben ja derzeit auch nicht unser gesamtes Einkommen aus, sondern haben eine erhebliche Sparrate und einiges an Konsum, der zumindest zeitweise runtergefahren werden könnte bei Bedarf), und wieviel Geld auch im "worst case" voraussichtlich anderweitig reinkommen sollte. Bei Arbeitslosigkeit / längerer Krankheit fällt das Einkommen ja nicht direkt auf null. Das heißt auch in so einem Fall bräuchte man nur die Differenz zwischen Arbeitslosengeld und zwingend erforderlichen Lebenshaltungskosten (zumindest bei Angestellten). Und im absoluten Notfall könnten wir ja auch immer noch Teile des ETF-Depots verkaufen. Das ist nicht der Plan, aber grundsätzlich liquide und jederzeit verfügbar ist das Anlagevermögen ja schon.


    Letztlich hängt das immer von der persönlichen Situation ab. Ein Alleinverdiener-Selbständiger mit drei Kindern hat da ggf. einen höheren Bedarf an Reserve für eine ausreichende Absicherung, als ein Beamten-Ehepaar ohne Kindern.

  • Ich gehöre auch zu denen, die mit den Prozenten nicht viel anfangen können.


    Je nach Gehalt/Vermögen sind das dann Beträge, mit denen man locker ein neues, High-End-Auto kaufen kann oder schon bei Geschirrspüler+Waschmaschine ein Problem bekommt.


    Ich habe mir überlegt, was die teuersten Dinge sind, die ich relativ spontan bräuchte, im Falle eines Falles. Als Mieter wären das bei mir das Auto und Elektrogeräte. Bei einem Hausbesitzer könnte z.B. eine neue Heizung eine Relevanz haben.

    Das alles addiert ist dann der gesuchte Betrag.


    (So entfällt dann auch das Rebalancing. Übrigens noch was, was sich mir nicht erschließt: Auto + Waschmaschine kosten immer z.B. 30.000 €, unabhängig davon, ob gerade ein Börsencrash ist oder nicht.)

  • 2) Das Geld einfach ins Portfolio einzahlen (höhere Renditeerwartung, dafür keine/geringere Diversifizierung über verschiedene Anlageklassen)

    Als Ergänzung:

    Ich würde Euch empfehlen mal Eure gesamte Vermögensallokation in Excel zu erfassen.

    Also neben dem Depot und dem Tagesgeld auch mal Eure Immobilie und Eure Renten/Pensionsansprüche monetär zu erfassen.

    Ihr werdet dann überrascht sein, wie niedrig Euer ETF-Anteil im Verhältnis zum Gesamtvermögen ausfällt.


    In dem Zuge lege ich Euch das Büchlein 'Ihre Finanzen fest im Griff' von Prof. Hartmut Walz ans Herz.

  • Prof. Walz hat einem die Arbeit zu Erstellung der Excel zum Glück schon abgenommen. :)

    Tabelle Privatbilanz - Prof. Dr. Hartmut Walz

  • Wie geht das?

    Gibt es ein Rechenformel?

    Das Thema wurde vor kurzem gerade hier behandelt:


    Ich rechne dazu einfach meine zu erwartenden Rentenansprüche auf 25 Jahre erhoffte Rentenbezugszeit hoch.

    Reicht mir um festzustellen, dass allein meine Rentenansprüche einen Vermögenswert von > 500.000€ ausmachen (ohne zukünftige Rentenerhöhungen).

    Das relativiert dann den Depotwert schon etwas.

  • Vielen Dank für den ganzen Input. Ich denke, ich werde erstmal kurzfristig die Sparrate für das Portfolio erhöhen um das Tagesgeld in etwa auf dem jetzigen Stand zu halten.