Gut gespart bis 63. Und nun?

  • Herzlichen Dank, insbesondere auch für den verlinkten Artikel. In der Tat eine überdenkenswerte Relativierung zum hiesigen "goldkritischen Mainstream" (ist gar nicht despektierlich gemeint; ich bin ja gerade hier, um möglichst viele verschiedene Meinungen und Argumente zu erfahren und daraus zu lernen).

  • Bei den ganzen Goldgeschichten bitte auch nicht die Dollar-Problematik vergessen.


    Seit November hat der Dollar fast um 10 % aufgewertet, der Goldpreis ist auch kräftig gestiegen.

    Bei dieser Konstellation darf man auch mal die ordentlichen Gewinne steuerfrei mitnehmen.

    Das ist doch ein Traumland.

  • Die Preiszyklen bei Gold sind sehr lange. Es könnte nach dem Aufschwung also auch mal ziemlich lange abwärts oder seitwärts gehen. In einem Anlegerleben kann man so etwas aussitzen, in der Entnahmephase lieber nicht. Jedenfalls nicht mit mehr als 40 % des Vermögens. Daher scheint mir eine Reduzierung des Goldanteils sinnvoll. Halbierung wäre so mein intuitives Gefühl was natürlich nicht maßgeblich ist. Das muss man auch nicht auf einen Schlag machen, sondern kann die Umschichtung auf ein paar Jahre verteilen und auch mit den Entnahmen kombinieren. Renditeerwartung und Vermögenszusammenstellung müssen zusammenpassen.


    Von der Formel 100 - Lebensalter halte ich wenig. Die wurde erfunden als Leute mit 80 und weniger in der Regel tot waren. Zweiter Grund sind die seit einigen Jahrzehnten sehr niedrigen Realrenditen im Anleihenbereich. Mit 60 % Anleihen wird es schwierig, die erforderliche Rendite zu generieren.


    Entsparen ist deutlich komplizierter als Ansparen und ich empfehle, sich wirklich damit zu beschäftigen. Keiner kann vorhersagen, ob die nächsten zehn oder zwanzig Jahre günstig für Anleger sein werden oder ungünstig. Entsprechend kann sich das Vermögen in dreißig Jahren trotz Entnahme noch vervielfältigen oder relativ zügig ausbluten. Eine der wichtigsten Maßnahmen dagegen ist eine dynamische Entnahme, die frühzeitig gegensteuert bei Bedarf. Die verhindert nicht nur zu hohe sondern auch zu niedrige Entnahmen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Begrenzung der Volatilität insbesondere in der Anfangsphase der Entnahme. Wenn englisch kein Hinderungsgrund ist, dann kann ich auch noch folgende Seite empfehlen

    Early Retirement Now
    You can't afford not to retire early!
    earlyretirementnow.com


    Der Rechner von Finanztip ist mir zu einfach konstruiert. Die fehlende Möglichkeit, eine Dynamisierung vorzusehen ist nur einer der Konstruktionsfehler. Die dynamische Anpassung der Entnahmehöhe ist ein weiterer Punkt. Ich vermute außerdem, dass das SORR (Sequence of Returns Risk) zu deutsch Renditereihenfolgerisiko nicht abgebildet wird und genau dieses Risiko ist der Elefant im Raum bei der Entnahme.

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    Was die Entnahmehöhe angeht bin ich gar nicht so pessimistisch wie andere hier, sofern das Depot ausgewogen/renditeorientiert umgebaut wird (gerne auch mit 20 - 25 % Gold) und man bereit ist, die Entnahmen an die Wertentwicklung des Depots anzupassen. Dann kann man mit 4 % starten, denn es soll ja nichts vererbt werden. Ich persönlich würde lieber mit 3,6 % starten und für 35 Jahre planen. Was zur Vorsicht mahnt, sind die aktuellen Höchststände am Aktienmarkt, meist sind in den Jahrzehnten danach die erzielbaren Entnahmen bescheidener.


    Wie viel Geld man in der Entnahmephase verbraucht, wird oft mit einem Lächeln (Smile) verglichen. Zu Beginn hat man hohe Ausgaben durch Reisen und andere Hobbies solange man unternehmenslustig ist. Dann sinkt der Bedarf, wenn man zunehmend zu Hause bleibt und steigt wieder wenn man mehr Hilfe benötigt. Aber das ist mehr der Schnitt über alle und im Einzelfall kann es auch ganz anders kommen.

  • Gute Zusammenfassung. Vielen Dank.


    Ich empfehle zur Routine die konsequente monatliche Entnahme von 0,3 % beim Entsparen. Ausschüttungen und Dividenden zählen dann natürlich zu den Entnahmen.

  • Deshalb sind meine Frau und ich schon seit Jahren Mitglied bei der DGHS, um bestmöglich informiert zu sein was wann geht.

    Danke für den Tipp! Lese ich mich mal ein, mich bringt das auch regelmäßig auf die Palme, dass man hier nicht selbst entscheiden darf! Und man liest immer wieder, dass sich Ärzte über vorhandene Patientenverfügungen hinwegsetzen!

  • Ich wollte noch das Thema Degression bei der Entnahme detaillieren.

    Bei mir sieht das so aus (1000k€ Start, 250k€ Rest nach 25 Jahren, 3% Zuwachs/Jahr)

    Und nein, man ist mit 85 nicht zwingend debil in Todesnähe - man braucht einfach sehr sehr wenig Geld im Vergleich zu einem 65jährigen (ich habe da, inkl. eigener Eltern in der Vergangenheit incl. Heim etc., eine Menge im Umfeld als Anschauungsmaterial).

    Und mit 250k€ Rest, was auch immer die dann noch wert sind, kann ich auch ein Bad umbauen oderwasauchimmer.


    PS: der ultimate Rechner dafür ist wohl der hier

  • Und nein, man ist mit 85 nicht zwingend debil in Todesnähe - man braucht einfach sehr sehr wenig Geld im Vergleich zu einem 65jährigen (ich habe da, inkl. eigener Eltern in der Vergangenheit incl. Heim etc., eine Menge im Umfeld als Anschauungsmaterial).

    Du vernachlässigst die Inflation. 2.421 EUR sind bei 2% Inflation 25 Jahre später nur noch 1.460 EUR wert. Und das vor Steuer. Das ist selbst bei geringen Anforderungen nicht allzu üppig zum Leben.


    Und die 5.028 EUR Entnahme zu Beginn entsprechen einer Entnahmerate von 6%. Hast Du Dich mit Entnahmestrategien und dem Sequence-of-Return-Risk befasst? Oder liegt die ganze Million in festverzinslichen Anlagen? Da kann man sich auf lange Sicht aber nicht sicher sein, dass immer 3% Zinsen drin sein werden.

  • Wir haben bei Finanztip übrigens auch einen Entnahmerechner für genau solche Fälle.

    Leider gibt es dort keine Dynamik. Selbst eine schlechte PRV/BAV liefert 1% Dynamik im Jahr, bei persönlicher Entnahme würde ich mind. die erwartete Inflation bei der Entnahme ausgleichen wollen.


    An so Dinge wie Steuer, u.U. sogar unter Einbeziegung des Gewinnanteils im Entnahmevermögen, muss man bei einer realen Entnahme auch noch denken.

    PS: der ultimate Rechner dafür ist wohl der hier

    Auch der Rechner ist für Deutschland leider unvollständig, falls man nicht zu Beginn der Entnahme alles umschichtet und damit aus Sicht der Steuer bei einem gewinnlosen Depot anfängt.

  • Ich wollte noch das Thema Degression bei der Entnahme detaillieren.

    Bei mir sieht das so aus (1000k€ Start, 250k€ Rest nach 25 Jahren, 3% Zuwachs/Jahr)

    Mach es doch viel einfacher. Wegen der Inflation (2% - 3%) hast du bei stetiger Entnahme eines festen Betrages automatisch weniger Kaufkraft. Und dann ist es ja auch noch soo, dass die Gewinnanteile der Entnahmen weiterhin steigen und damit auch noch das Netto der Auszahlung reduzieren. Da brauchst du keinen Degressionsrechner, ds geht ganz alleine. :whistling:

  • Und man liest immer wieder, dass sich Ärzte über vorhandene Patientenverfügungen hinwegsetzen

    die DGHS bietet übrigens auch eine eigene Patientenverfügung, plus Service diese zu hinterlegen und mittels eines Notfallausweises diese auch für Dritte (zB Krankenhaus etc) abrufbar zu machen.

    Ist jetzt alles keine Garantie, dass es immer rund läuft, aber vermutlich besser, als selber zusammengestückelte Verfügungen.


    Trotzdem aber ein schönes langes Leben! 🤩