Wie geht ihr mit dem "Aushalten" bei fallenden Kursen um?

  • Das erzähl mal einen Mitte 30 Jährige/m der gerade erst angefangen hat in ETFs zu investieren und der gerade mal noch 20-25 Jahre Arbeiten möchte um dann in Rente gehen zu können, mit einem geplanten Vermögen von 500K und mehr.

    Zum einen würde ich mir an Deiner Stelle mal überlegen, was ein "geplantes Vermögen" von "500K" in 20-25 Jahren real (sprich in Kaufkraft) dann noch wert ist ... ?! Und zum anderen mal überlegen, wie man damit einen "vorzeitigen Ruhestand" (nebst späterer Rente) mit bereits 60 oder 55 Jahren finanziell darstellt ... ?!



    PS: Oder planst Du dann Deinen Lebensmittelpunkt in Länder wie (nach jetzigem Stand) Argentinien, Vietnam, Ägypten, Bulgarien, Türkei etc. zu verlegen ... ?

  • Und dann komme ich und sage "Don't play games and stick with your long term plan".


    Rückgänge von 20% sind keine Crashes sondern normale Schwankungen.


    Wer jetzt schon in Panik verfällt der sollte bei dem "Anlagehorizont/Anlageziel", "persönliche Risikotragfähigkeit/Asset Allokation" und "Mindset" arbeiten.

  • PS: Oder planst Du dann Deinen Lebensmittelpunkt in Länder wie (nach jetzigem Stand) Argentinien, Vietnam, Ägypten, Bulgarien, Türkei etc. zu verlegen ... ?

    Nach Ungarn, ja. Die Preise sind jetzt schon gehobener, aber ich denke, dass man sich Häuser in spätestens 25 Jahren immer noch leisten kann. Den Rest lasse ich auf dem Broker oder teile ich mir als Taschengeld ein z.B. 1700-2000 Euro mtl.

    Ich werde doch immer älter. Wenn ich 60 in Rente gehe, wie lange reicht denn wahrscheinlich die 1/4 Mio noch? Ich werde es überleben. Die normale Rente kommt ja auch noch hinzu.



    Wegen der Sache warum ich nicht früher eingestiegen bin: Weil ich ganz ehrlich, die Medien nicht verfolgt habe zu dem Thema. Von Bitcoin hab ich natürlich was gehört, war mir aber zu kompliziert diese zu kaufen. Bei Solana wollte ich auch einsteigen als der Kurs noch unter 70$ war... Jetzt kann man es nicht mehr ändern.

  • Ich sehe mich auch als "Neuling" und kann die vielen neuen Threadersteller total verstehen.


    Ich würde nicht pauschal dazu raten, seinen Aktienantiel zu verringern, wenn man jetzt einmal in Panik geraten ist.

    Das richtige Mindsetting für Aktieninvestitionen ist nicht jedem in die Wiege gelegt.

    Ich z.B. würde mich auch eher zu den "panischen" Leuten zählen.

    Ihr 'Neulinge' solltet darum beten, dass es einen großen Crash gibt und dieser dann auch einige Jahre anhält!

    Warum? Weil so ein Crash ein wahrer Renditebooster für Euer Depot ist.

    Warum junge Anleger für den Crash beten sollten
    Wir zeigen, dass passive Anleger in der Vermögensaufbauphase von einem Aktien-Crash finanziell profitieren.
    gerd-kommer.de


    Und selbst wenn so ein Crash nach 10 Jahren passiert, ist das gut für Euer Vermögen!

    Einfach mal hier die Geschichte der 3 Freundinnen lesen:

    Timing beim Investieren in Aktien-ETFs – so geht es! | Finanzgeschichten.com


    Ja, man muss nur eines tun: Stur durchhalten und den Weg zu Ende gehen.


    Und nun muss ich die Euphorie leider dämpfen. Das was gerade passiert ist kein Crash! Wir sind noch nicht mal in einem Bärenmarkt angekommen. Das ist das ganz normale 'Rauschen' der Börse die immer versucht ist alle verfügbaren Informationen in die Kurse einzupreisen.

  • 2008 Crash der Finanzmärkte sagt mir zwar was, aber wenn jemand das nochmal hautnah nacherzählt, dann hilft das einem Neuling wie mir ungemein weiter.

    Meist geht einem Crash eine Boomphase voraus. Wer also einen langjährigen Sparplan durchzieht, sitzt in der Regel auf einem ordentlichen Batzen Kursgewinne. Wenn also die Kurse einbrechen, empfehle ich einen etwas gröberen Blick, indem man mit Kursen von vor einem oder zwei Jahren vergleicht. Manchmal ist man nach einem 20 % Einbruch verglichen damit sogar noch über Wasser. Also erst mal versuchen einen nüchternen Blick auf die Realität zu werfen, wäre mein Tipp.


    Krisen haben oft eine eigene Dynamik, plötzlich denkt man die Welt bricht zusammen. Bei der Weltfinanzkrise 2007/2008 war der Auslöser, dass Banken vermeintlich intelligente Produkte entwickelt haben, die Sicherheit vorgetäuscht haben. Eigentlich riskante bis hoch riskante Produkte wurden zu Paketen geschnürt. Dadurch hat sich das Rating verbessert und man hat die Produkte oft auch in Form von Zertifikaten als lukrative und dennoch sichere Anlagen unters Volk gebracht. Damit meine ich wirklich auch Kleinanleger in Sparkassen aber auch die Stadtkämmerer von Gemeinden haben es nicht durchschaut und investiert. Irgendwann begannen Zweifel an diesen Produkten aufzukommen und immer mehr Leute versuchten ihr Geld schnell abzuziehen. Die Dynamik so einer Panik ist enorm. Alle Medien berichten, die ersten Banken kommen ins Wanken. Noch hofft man auf Einzelfälle aber dann erwischt es Lehman Brothers, eines der größten US-Institute damals. Unglaublich, dass die in kurzer Zeit platt waren. Jetzt hat jeder den großen Domino Effekt befürchtet mit einem Zusammenbruch aller Finanzsysteme. Welche Bank ist die nächste und können sich die Währungen halten?


    Ich für mich bin damals verstärkt in Sachwerte, sprich Aktien gegangen, auch wenn die sich im Abwärtsstrudel befanden. Aber frage nicht nach der Gemütslage. Es folgten noch ein paar weitere kleinere und mittelgroße Banken, die allerdings zunächst verstaatlicht wurden, um einen Bankenrun zu vermeiden. Die Fed hat Geld in den Markt geschüttet, dass es nur so gerauscht hat. Stichwort Helikoptergeld. Ben Bernanke der Kopf der Fed zur damaligen Zeit war nahezu täglich in den Medien. Die Zinsen wurden künstlich niedrig gehalten, um weitere Insolvenzen zu vermeiden. Merkel und Steinbrück haben gemeinschaftlich erklärt, dass die Spareinlagen sicher seien. Nicht umsonst, denn die Leute begannen bereits Bargeld unter dem Kopfkissen zu horten. Die Staatsverschuldung ist praktisch weltweit enorm gestiegen. In Europa folgte dann noch die Eurokrise, weil man befürchten musste, dass Griechenland sich in Schieflage befindet. Zum Glück konnte das abgewendet werden. Aber in dem Moment wo man in der Krise drinsteckt, hat man große Probleme, die Realitäten unverzerrt wahrzunehmen. Es ist gut in solchen Situationen einen Plan zu haben.

  • Vielleicht mal etwas selbst recherchieren? Hier wäre ein Ausgangspunkt: https://de.wikipedia.org/wiki/…nzkrise_2007%E2%80%932008

    Darum ging es mir nicht. Schon klar, was da passiert ist.


    Es ging mir dabei um persönliche Erzählungen, wie es einem damals mit dem temporären Abrauschen des Depots erging. Die eigene Gefühlslage dabei etc.

    Das haben mehrere Foristen bereits ausführlich beschrieben und das finde ich persönlich sehr hilfreich um einen möglichen Crash (was auch immer das sein mag) zu überstehen (und langfristig weiterhin investiert zu bleiben)



    monstermania

    Crash ist aktuell nicht das richtige Wort, das stimmt.

    Danke für die Links+Tipps! :)

  • Mir haben z.B. die persönlichen Erzählungen von einigen Leuten hier sehr geholfen,

    die von ihren ersten Börsencrashs erzählt haben.

    "Erzählungen" sind das eine - Live-Erlebnisse das andere.


    Die Jahre 2000 ff und 2008 ff beispielsweise sind mir noch gut bis bestens in Erinnerung. Ebenso das Verhalten der "Herde" samt vieler bis der meisten Medien.



    Wenn an einem Sonntag die Bundeskanzlerin mit dem Bundesfinanzminister gemeinsam im TV auftreten muß (nach meiner Erinnerung am 5. Oktober 2008), um die Spareinlagen der Deutschen zu garantieren (im Hintergrund war ein stiller Bank-Run längst am laufen) - entfaltet das einen ganz "eigenen Charme" insbesondere bei allen eher Unbedarften und auch ansonsten Gutgläubigen ...


    Vergleichbar mit einem Notenbank-Präsident Mario Draghi, der die eigene Währung (Euro) mit einem "Whatever it takes" (also was immer es braucht sprich koste es, was es wolle) "preserve" also "bewahren" und "erhalten" sprich retten muß (nach meiner Erinnerung am 26. Juli 2012).

  • Die Nervosität ist mir vielleicht auch etwas in die Wiege gelegt... Ich habe auch in den Aktienmarkt investiert weil ich zum einen ein Stück weit neugierig bin ob man wirklich große Rendite mit Aktien einfahren kann, aber gleichzeitig suchte ich auch nach einem Weg halbwegs "sicher" in Aktien investieren zu können - maßgeblich dafür waren Erinnerungen aus meiner Kindheit weil mein Vater damals in der Finanzkrise 2008 sehr viel Geld in Aktien und z.T. auch Derivate gesteckt hatte und er aus der Krise mit 50.000 Euro Schulden ging... Man bekommt das als Kind natürlich auch aus der Distanz mit wenn man sich z.B. einen Gameboy gewünscht hat um dazu zu gehören und dir gesagt wird das Papa es sich nicht leisten kann 200 Euro für einen Nintendo Gameboy auszugeben... Dazu noch die ganzen Streitereien wegen Geldsorgen zwischen meinen Eltern... Sowas schreckt ab. Nichts desto trotz bin ich trotzdem noch neugierig geblieben was der Aktienmarkt so für mich parat hält, ich investiere nur eben nicht in Einzelaktien oder hantiere mit Hebeln oder Derivaten rum.

  • Jetzt setze doch mal die Kurse von Microsoft, Amazon, Meta mal einfach ein Drittel runter.

    Und NVIDIA halbierst du einfach.

    Dann hat sich an der Weltwirtschaft überhaupt nichts geändert.

    Das hat mit einem Crash gar nichts zu tun.


    Pipi in den Augen gibt es da nur für Leute, die jeden Tag auf ihre ETF schauen, die extrem US lastig sind. Wenn dann einige Jahre gar nichts mehr nach oben geht, resignieren Sie irgendwann.

    Dann verkaufen sie, und ärgern sich zehn Jahre später…

  • Nach Ungarn, ja.

    Eine solche Destination hatte ich schon vermutet .. (siehe meinen Beitrag Nr. 40 im PS)

    Die Preise sind jetzt schon gehobener, aber ich denke, dass man sich Häuser in spätestens 25 Jahren immer noch leisten kann.

    Mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtiger. Nach Eurostat beispielsweise (Housing Price Statistic/Houseprice Index) sind die Immobilienpreise in Ungarn die letzten 10 Jahre um durchschnittlich 100% gestiegen (in gefragten Gegenden (Beispiel: Balaton) eher noch mehr). Mein Vertrauen in Eurostat ist mittelprächtig - die Erhebung deckt sich aber mit den Aussagen in meinem weiteren Umfeld (identischer Tenor in den Fällen: Gut, daß wir schon vor XX Jahren gekauft hatten ...).


    So unbeliebt Victor Orban bei vielen sein mag (insbesondere aus Sicht der EU): Nicht ganz wenige zieht es da hin (im wahrsten Sinne des Wortes).


    Siehe hier an anderer Stelle:

    Dazu gab es erst jüngst einen TV-Bericht über Deutsche (Auswanderer), die es zunehmend aus verschiedenen Gründen nach Ungarn zieht. Wahrscheinlich in irgendeiner Mediathek noch auffindbar.

    In dem Kontext:

    Wenn ich 60 in Rente gehe, wie lange reicht denn wahrscheinlich die 1/4 Mio noch? Ich werde es überleben. Die normale Rente kommt ja auch noch hinzu.

    Nach Deinem Beitrag Nr. 31 denkst Du aber über einen Ruhestand ggf. schon ab 55 Jahren nach. Zum anderen sollte dann berücksichtigt werden, daß die Rente auch (noch geringer als ohnehin schon) ausfällt, wenn immerhin 7 bis 12 Jahre weniger Beiträge eingezahlt werden.


    Will keine "Löcher in Deine Pläne" schießen (Pläne finde ich generell gut) sondern nur versuchen einen möglichst guten Realitätsbezug herzustellen.

  • Nichts desto trotz bin ich trotzdem noch neugierig geblieben was der Aktienmarkt so für mich parat hält, ich investiere nur eben nicht in Einzelaktien oder hantiere mit Hebeln oder Derivaten rum.

    Neugierig und Geduldig bleiben und der Gier keine Chance lassen und einem ausreichend großen Bestandteil deines Geldes liquide Bleiben. Dann könnte es mit der langfristigen Anlage in Renditestarken Anlageklassen was werden.



    Viel Erfolg bei deinen Finanzentscheidungen.

  • ... das verunsichert mich natürlich schon etwas wenn ich den ganzen Tag dabei zusehen kann wie mein Geld dahin schmilzt... Ich habe jetzt quasi als alternatives Investement noch Bitcoin dazu gekauft, das steigt ja momentan zum Glück auch ganz schön, dennoch bin ich natürlich etwas verunsichert was mit meinen Etfs noch passieren wird... Wie geht ihr damit um? ...

    Wie ich es mache?!


    1.) Aushalten!

    2.) Nicht noch zusätzlich in Bitcoin investieren, wenn ich ohnehin schon Pipi im Hemd habe.

  • Nichts desto trotz bin ich trotzdem noch neugierig geblieben was der Aktienmarkt so für mich parat hält, ich investiere nur eben nicht in Einzelaktien oder hantiere mit Hebeln oder Derivaten rum.

    Das ist eine weise Entscheidung!


    "Sicherer" als marktbreite Welt-ETFs wird es nicht, wenn man in Aktien investieren will.


    Und wenn Du jetzt erst 26 Jahre alt bist, hast Du bis Rentenbeginn noch gut 40 (!!!) Jahre, und danach mit Glück noch weitere 20-30 Jahre. Das ist eine sehr lange Zeit, um Dein Geld im Aktienmarkt arbeiten zu lassen.


    Wenn die Kurse in den ersten Jahren runtergehen, sei froh darüber. Zum einen bedeutet das, Du kannst günstig kaufen. Zum anderen ist das investierte Vermögen noch nicht allzu hoch. Ich weiß nicht, wieviel Geld Du bisher investiert hast und wie hoch Dein Sparplan ist. Ich vermute aber, in Deinem Alter stehst Du eher noch am Anfang Deines Berufs- und Geldanlegerlebens. Du wirst ggf. später mit steigendem Gehalt die monatliche Sparrate steigern können. Und selbst wenn nicht wirst Du in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch so viel Geld investieren können, dass der bisher in ein paar Monaten investierte Betrag dagegen kaum ins Gewicht fallen wird.


    Beispiel: Wenn Du vor ein vier Monaten mit 5.000 EUR Einmalinvest und 500 EUR Sparrate angefangen hast, hast Du bisher 7.000 EUR investiert. Selbst wenn die Kurse um 50% abstürzen, "verlierst" Du gerade mal 3.500 EUR (und wirklich verloren sind die ja nicht, solange Du nicht im Tief verkaufst). Gleichzeitig wirst Du in den nächsten 40 Jahren bis zur Rente weitere 240.000 EUR (500 EUR x 12 Monate x 40 Jahre) investieren. Und das ist nur der investierte Betrag, ohne jegliche Rendite. Dagegen ist der bisher angelegte Betrag verschwindend gering.

  • Nur der guten Ordnung halber in dem Kontext

    In Europa folgte dann noch die Eurokrise, weil man befürchten musste, dass Griechenland sich in Schieflage befindet.

    Das war keine "Befürchtung" sondern (leider) eine Tatsache.

    ... konnte das abgewendet werden.

    Durch einen Schuldenschnitt (2011) sowohl bei den privaten Gläubigern zu deren Lasten als auch durch einen Schuldenschnitt der öffentlich-rechtlichen Gläubigern (zu deren Lasten sprich zu Lasten der Steuerzahler) sowie durch Hilfen, Rettungsschirme, Bürgschaften und Schuldenerleichterungen mit einem Gesamt-Volumen von ca. 300 Milliarden Euro zuzüglich Anleihekäufe der EZB. Dabei wurde eine der entscheidenden vertraglichen Säulen auf denen der Euro als Währung beruhen sollte (Art. 125 AEUV "Nichtbeistandsklausel" - sprich jedes Land haftet für seine Schulden selbst) über Bord geworfen. Zudem ist es gem. Art. 123 AEUV ("Verbot der monetären Staatsfinanzierung") der EZB vertraglich untersagt via Anleihekäufe die Schuldentragfähigkeit einzelner Länder (in dem Fall Greece) zu sichern bzw. zu finanzieren.

    Zum Glück ...

    Ob das ein "Glück" war dürfte die Zukunft erst noch zeigen (Stichworte: Anreize vs Fehlanreize, Moral Hazard, Tragik der Allmende, Glaubwürdigkeit der EU-Verträge, Rechtsstaatlichkeit bzw. pacta sunt servanda, Aufgabe der vertraglichen Säulen auf denen der Euro beruhen sollte).


    Vielleicht schafft es die EU ja noch parallel zur einheitlichen und zentralisierten Geldpolitik (EZB) auch eine einheitliche und zentralisierte Fiskalpolitik zu implementieren (Europäischer Finanzminister). Nach meinem Dafürhalten sind da jedenfalls gewisse Zweifel angebracht.