MSCI World/FTSE ALL-World nicht ideal?

  • Ist es wirklich erstrebenswert sich nicht um eine bessere Alternative zu kümmern, weil man ohnehin nicht die beste Alternative erwischen wird?

    Kommt darauf an, wie sehr man sich damit befassen will bzw. wie viel Energie man darauf verwenden will.


    Wenn ich nach 35 Jahren Sparerei genug habe, dann ist das doch erstrebenswert, oder nicht?


    Wenn ich mit einer anderen Form der Sparerei bereits nach 32 Jahren genug habe, dann ist das ggf. erstrebenswerter als Variante 1, aber vielleicht auch nicht. Es kommt darauf an.


    Und das mit "besser oder nicht?" weiss man ohnehin erst hinterher.

  • Und das mit "besser oder nicht?" weiss man ohnehin erst hinterher.

    Ja. Und Stand heute sind Fonds mit anderen Ansätzen als Marktkapitalisierung teurer. Die Mehrkosten (wie z.B. beim Kommer-ETF) hat man sicher, ob es auch eine Mehrrendite gibt, und zwar nach den höheren Kosten, weiß man nicht und garantiert einem auch keiner.

  • Es ist ja nicht nur eine Frage der Übersichtlichkeit. Wenn über 10, 15 Jahre z.B. der MSCI World Jahr für Jahr den Emerging Markets davonläuft, wird der durchschnittliche Privatanleger wirklich Jahr für Jahr den gutgelaufenen ETF verkaufen, Gewinne realisieren, Steuern zahlen und den verbleibenden Rest in den schlechter gelaufenen ETF stecken, der seit Jahren rumdümpelt? Hier im Forum kommen regelmäßig die Fragen, ob man nicht „umschichten“ soll in einen besser laufenden ETF, wenn der ausgewählte ETF mal in sechs Monaten fünf Prozent runtergeht.

    Ich denke es geht in dem Video eher darum, dass man in den letzten Jahren neues Geld in den Emerging Markets und Europa hätte investieren sollen. Ab jetzt würde neues Geld in einen USA-ETF fließen. Du hast aber recht: In der Praxis tun sich viele Privatanleger schwer mit antizyklischem Investieren. Ich kenne auch viele, die in den letzten Jahren vom MSCI World auf den S&P500 umgestiegen sind. ,,Ist ja ohnehin der beste Markt", ,,Europa ist doch krank"...usw.


    Ich denke aber, dass einige ,,alte Hasen" hier im Forum die nötige emotionale Reife und know-how haben, um sowas durchziehen zu können. Einige scheinen es ja auch in der einen oder anderen Form so zu machen.


    Falls es dann noch eine Lösung über nur ein oder zwei Produkt(e) wäre, könnte man doch von einer Alternative sprechen, oder?

  • Ja. Und Stand heute sind Fonds mit anderen Ansätzen als Marktkapitalisierung teurer. Die Mehrkosten (wie z.B. beim Kommer-ETF) hat man sicher, ob es auch eine Mehrrendite gibt, und zwar nach den höheren Kosten, weiß man nicht und garantiert einem auch keiner.

    Das Argument finde ich nicht so gut. Diese Mehrkosten wurden ja bisher (50-60 Jahre und kleineren Zeiträumen) mehr als verdient. Klar, man kann immer sagen ,,keiner weiß wie es in der Zukunft ist". Aber ist das nicht selektiv? Bei der Anlage in Aktien (FTSE All-World, MSCI World) lässt man das Argument ja nicht gelten. Da beruft man sich auf die Vergangenheit und geht davon aus, dass auch in Zukunft eine Mehrrendite erwirtschaftet wird.

  • Ich denke es geht in dem Video eher darum, dass man in den letzten Jahren neues Geld in den Emerging Markets und Europa hätte investieren sollen. Ab jetzt würde neues Geld in einen USA-ETF fließen

    Und passiert das? Du siehst es doch hier in den „nachgewürzten“ Depots. Die betreffenden Nutzer reduzieren ihren US-Anteil. Und das sind häufig „alte Hasen“.

  • Und passiert das? Du siehst es doch hier in den „nachgewürzten“ Depots. Die betreffenden Nutzer reduzieren ihren US-Anteil. Und das sind häufig „alte Hasen“.

    Genau, auf lange Sicht hat die Einfachheit und der "Automatismus" eines marktkapitalisierten Welt ETF einfach enorme Vorteile. Optimierung der Performance hin oder her. Nicht jeder kann (oder will) sich über Jahre oder Jahrzehnte mit Rebalancing beschäftigen. Und gerade in massiven Marktverwerfungen wie bspw. seinerzeit in der Finanzkrise ist es deutlich einfacher als ein Depot mit 5, 10 oder gar noch mehr ETFs. Wenn das Portfolio mal 50% unter Wasser ist (habe ich live erlebt) ist es schon eine psychologische Meisterleistung einfach nichts zu tun. Dann auch noch antizyklisch zu rebalancen schaffen die meisten Privatanleger kaum. Und spätestens wenn ein solches Portfolio mal von jemanden der es als eine Art Hobby betrieben hat an weniger finanzaffine Erben übergeht, spielt ein One-World-ETF wie der FTSE All-World oder der SPDR MSCI ACWI IMI seine Stärken aus ;)

  • Und: Ist es wirklich ein Rückschaufehler, wenn man alle verfügbaren Daten hernimmt und zu einem sehr eindeutigen Ergebnis kommt?

    Dieses Ergebnis ist für die Zukunft ohne Bedeutung und somit kommt es in die Kategorie " Alte Lottozahlen" . Ja, dieselben Lottozahlen können auch nächstes Wochenende gezogen werden oder aber auch andere.


    Mit einem Langweiligen prognosefreien Ansatz in Aktien zu investieren und Gleichzeitig jedes Wochenende einen Lottoschein als Risikokapital auszufüllen hätte bei 6 Richtigen mit Zusatzzahl sicherlich jeden Ansatz geschlagen der dort Verglichen worden ist.


    Aber ohne Lottoschein hat der durchschnittliche Anleger mehr als der durchschnittliche Lottospielende, da der Spieler weniger Kapital der Aktienmarktrendite aussetzen kann weil die Kosten der Lottoscheine renditelos entfleucht.


    Alles kann passieren sogar das Gegenteil.

  • Ja. Und Stand heute sind Fonds mit anderen Ansätzen als Marktkapitalisierung teurer. Die Mehrkosten (wie z.B. beim Kommer-ETF) hat man sicher, ob es auch eine Mehrrendite gibt, und zwar nach den höheren Kosten, weiß man nicht und garantiert einem auch keiner.

    Das mit den Mehrkosten ist für mich ein Scheinargument. Der Kommer (TER 0,5%) performt nicht viel schlechter oder sogar besser als ACWI (IMI), FTSE All-World und World-ETFs (TERs ab 0,17%). Oder welche Kosten meinst du?

  • Und passiert das? Du siehst es doch hier in den „nachgewürzten“ Depots. Die betreffenden Nutzer reduzieren ihren US-Anteil. Und das sind häufig „alte Hasen“.

    Richtig: es ist doch wie immer in solchen Fällen. Wie Professor Hartmut Walz es klar gesagt hat: seien Sie breit, aufgestellt und Prognose-frei. Und breit aufgestellt heißt eben nicht 25 Prozent in 7 Titeln.

    Und wem jetzt in seinem MSCI-World die ehemals 7 M-Titel unterm Hintern weg schmelzen, hat noch gar nicht verstanden, dass der restliche S&P 500 bisher noch gar nicht betroffen ist.

  • Das mit den Mehrkosten ist für mich ein Scheinargument. Der Kommer (TER 0,5%) performt nicht viel schlechter oder sogar besser als ACWI (IMI), FTSE All-World und World-ETFs (TERs ab 0,17%). Oder welche Kosten meinst du?

    Die Mehrkosten in Form einer höheren TER sind natürlich real. Nur denke ich, dass es ein unfairer Vergleich ist. Der Gerd-Kommer-ETF ist deutlich breiter (und anders) aufgestellt und hat sogar small caps aus den EM. Sowas mit einem MSCI World oder FTSE All-World zu vergleichen ist nicht fair.


    Außerdem sollte man sich dann halt für ein Argument entscheiden. Wenn man die steuerlichen Nachteile und den Pflegeaufwand eines ,,ausgewogeneren" Ansatzes mit mehreren ETFs kritisiert ist das nachvollziehbar. Wenn es aber nun einen ETF gibt, der diese Probleme löst, kann man dann wirklich die minimal höheren Kosten kritisieren? Also entweder oder. Manchmal habe ich das Gefühl es werden Probleme gesucht, damit die eigene Asset-Allokation besser dasteht.

  • Wenn es aber nun einen ETF gibt, der diese Probleme löst, kann man dann wirklich die minimal höheren Kosten kritisieren?

    Kann man. Bis zu dreifach höhere Kosten sind ein Argument, das in jedem Fall zählt. Ob der Kommer-ETF die Probleme wirklich 'gelöst' hat, sehen wir in 30 bis 50 Jahren, eben auch nur als Rückschau.

  • Kann man. Bis zu dreifach höhere Kosten sind ein Argument, das in jedem Fall zählt. Ob der Kommer-ETF die Probleme wirklich 'gelöst' hat, sehen wir in 30 bis 50 Jahren, eben auch nur als Rückschau.

    Da frage ich aber ernsthaft, was dann aus dem „Kommer-ETF“ wird, wenn der Gerd 93 bzw. 113 Jahre alt ist….

  • Da frage ich aber ernsthaft, was dann aus dem „Kommer-ETF“ wird, wenn der Gerd 93 bzw. 113 Jahre alt ist….

    Als Carl Benz 1929 gestorben ist, wurden auf jeden Fall alle Mercedes verschrottet und bis heute fährt nix mehr von der Marke. ;)



    Kann man. Bis zu dreifach höhere Kosten sind ein Argument, das in jedem Fall zählt. Ob der Kommer-ETF die Probleme wirklich 'gelöst' hat, sehen wir in 30 bis 50 Jahren, eben auch nur als Rückschau.

    Again: Auch du verwendest Argumente selektiv. Wenn es um ,,Aktien als Anlageklasse mit den höchsten Renditen" geht, nimmst du die Vergangenheit als Maßstab und baust darauf eine Anlagestrategie auf. Wenn es aber um andere Daten aus der Vergangenheit geht (hat ein breiterer Ansatz oder Faktoren nach Kosten market cap geschlagen) heißt es ,,kann auch wieder anders sein". Das kann man so nicht machen. Entweder die Daten aus der Vergangenheit sind relevant oder sie sind es nicht.

  • Auch du verwendest Argumente selektiv. Wenn es um ,,Aktien als Anlageklasse mit den höchsten Renditen" geht, nimmst du die Vergangenheit als Maßstab und baust darauf eine Anlagestrategie auf.

    Was du so weißt. Als Älterer habe ich auf Anlagetaktik umgestellt, weil ich keine Lust habe, ein oder mehrere Trump-Regierungen abzuwarten. Von daher habe ich jetzt alle Möglichkeiten der Veränderung, auch in ganz andere Assets.

    Zur Grundsatzdiskussion, die du zu führen versuchst, mach einfach.

  • Wie im Video erwähnt, geht es nicht darum das Portfolio jedes Jahr auf den Euro genau zu rebalancen, sondern neues Geld gezielt in die Regionen zu investieren, die schlechter gelaufen sind (Grund: Regression zur Mitte, fast gleiche langfristige Renditen der Regionen,...).

    Auch da klappt es nicht, mit den Sparraten, das Depot zu rebalancen. Wenn die Monatsraten mal deutlich unter der täglichen Schwankung sind, klappt das einfach nicht mehr.


    Ich denke auch nicht, dass es für die meisten Privatanleger zutrifft, dass sie ihr gesamtes Leben nur aus ihrem Gehalt in gleichen Beträgen in ETFs investieren.

    Doch das ist so. Zu erben gibt es für die meisten Leute relativ wenig und das in der Regel ziemlich spät im Leben. Wenn du mit 60 dann 50 000€ erbst, kannst du das natürlich nutzen. Aber die entscheidenden Weichen werden deutlich früher gestellt. Immobilie und Depot können sich die meisten nicht leisten und Abfindungen...das Geld braucht man in der Regel zur Finanzierung der Arbeitslosigkeit. Und selten gibt es hier riesige Beträge.

  • In der zweiten Hälfte dieses Videos wird ein marktkapitalisierender Ansatz mit anderen Ansätzen verglichen und das Ergebnis ist nicht so berauschend (für den marktkapitailsierenden Ansatz). In der Deutlichkeit habe ich das noch nie gesehen. Mich verwundert, dass dies nicht von anderen behandelt wird oder darauf hingewiesen wird. Woher kommt eigentlich die Meinung, dass ein MSCI World oder FTSE All-World so gut sind? Ist das einfach nur, weil sie günstig und einfach sind?

    Die Meinung kommt daher, weil er günstig ist und seinen Index gut nachbildet.

    Der Ansatz Markkapitalisierung führt natürlich gerade nicht zu den besten Ergebnissen, sondern repräsentiert die durchschnittliche Aktienmarktrendite (jedenfalls annähernd). Es ist selbsterklärend, dass es immer auch bessere Dinge geben muss als der Durchschnitt. Wenn man vorher weiß, was das sein wird, ist man der King. Dann ergibt Investieren nach Marktkapitalisierung natürlich keinen Sinn. Das ist ein Ansatz für Leute, die nicht in die Zukunft sehen können.