MSCI World/FTSE ALL-World nicht ideal?

  • Ich zumindest finde es sehr interessant, dass z.B. ein Ansatz nach BIP selbst nach Kosten eine leicht bessere Rendite als ein marktkapitalisierender Ansatz gebracht hat. Und zwar bei geringeren Risiken und über sehr lange Zeiträume. Ich hätte das nicht gedacht.

    Es gibt viele Dinge, die in der Vergangenheit besser waren als der marktkapitalisierende Ansatz. Apple und Amazon zum Beispiel. Was daran so erstaunlich ist, weiß ich nicht.

    Im Rückblick weiß man immer, was besser war.

    Mit der Marktkapitalisierung hat man halt den Durschnitt sicher. Das ist alles!

  • durchschnittliche Aktienmarktrendite

    Mit der Marktkapitalisierung hat man halt den Durschnitt sicher

    Du gehst hier fest davon aus, dass Marktkapitalisierung der einzige Weg sei, einen Durchschnitt zu berechnen. Ein gleichgewichteter Index ist auch einer.

    Dass man Marktkapitalisierung nimmt, hat vor allem mit praktischen Erwägungen zu tun. Nach einer überschaubaren Anzahl an Titeln ändert sich das Ergebnis kaum noch und für Indizes, die nur einen Teil des Marktes abbilden (also praktisch alle bekannten), hat man ein einfaches Kriterium, was dazu gehört und was nicht. Ein gleichgewichteter Index der größten X Firmen wäre doch etwas paradox

  • ich sehe ein problem im Equal Weight ansatz.

    davon ab dass zumindest mir nur 2 etfs darauf bekannt sind, besteht die replikation dieser aus einem sampling verfahren, und investiert daher nicht so wie ihr das erwartet.

  • Du gehst hier fest davon aus, dass Marktkapitalisierung der einzige Weg sei, einen Durchschnitt zu berechnen. Ein gleichgewichteter Index ist auch einer.

    Nein! Gleichgewichtung bildet einfach nicht die durchschnittliche Aktienmarktrendite ab.

    Es gibt auch keinen vernünftigen Grund dafür, Sixt genau dieselbe Bedeutung beizumessen wie Apple.

  • Es gibt auch keinen vernünftigen Grund dafür, Sixt genau dieselbe Bedeutung beizumessen wie Apple.

    Warum nicht? Bei Wahlen zählt auch jede Stimme gleich und wird nicht mit Vermögen/Einkommenssteuer/... gewichtet. Und in den USA sieht man auch gerade, warum das eine gute Idee ist. Dass wir Marktkapitalisierung für den Durchschnitt verwenden, hat vor allem praktische Gründe. Der Long Tail aus tausenden Aktien verschwindet bei Marktkapitalisierung im Rundungsfehler. Beim Equal Weight ist das nicht der Fall, der ist deutlich sensibler gegenüber dem Kleinvieh und entsprechend aufwändiger zu berechnen

  • ...

    Der Long Tail aus tausenden Aktien verschwindet bei Marktkapitalisierung im Rundungsfehler. Beim Equal Weight ist das nicht der Fall, der ist deutlich sensibler gegenüber dem Kleinvieh und entsprechend aufwändiger zu berechnen

    Warum sollte das aufwändiger sein? Die Formel wird einmal erstellt und ab da macht es der Computer automatisch.

  • Warum sollte das aufwändiger sein? Die Formel wird einmal erstellt und ab da macht es der Computer automatisch.

    Die reine Berechnung ist der einfache Teil. Wobei auch der in der Anfangszeit nicht trivial war, der S&P 500 wird beispielsweise seit den frühen 50ern berechnet.

    Der schwierige Teil kommt vorher. Alle Unternehmen ausfindig machen, zum Beispiel. Entscheiden, ob die Unternehmen die Kriterien für den Index erfüllen. Bei einem Delisting, Übernahme oder Spin-Off den Index entsprechend anpassen...

  • ...Und in den USA sieht man auch gerade, warum das eine gute Idee ist. Dass wir Marktkapitalisierung für den Durchschnitt verwenden, hat vor allem praktische Gründe....

    Wir verwenden Marktkapitalisierung als Durchschnitt, weil eben das der durchschnittlichen Aktienmarktrendite am nächsten kommt. Wer nach Marktkapitalisierung kauft, der bekommt von jedem börsennotierten Unternehmen den gleichen Anteil bezogen auf die Unternehmensgröße. Man hat also von Apple genau so viel wie von Sixt. Der Unterschied in Deinem Depot kommt lediglich dadurch zustande, dass die Anteile an Apple deutlich teurer sind.


    Warum nicht? Bei Wahlen zählt auch jede Stimme gleich und wird nicht mit Vermögen/Einkommenssteuer/... gewichtet. ...

    Ja, der Wähler (Anleger) hat aber bestimmt, dass Apple wertvoller ist. Das ist das Ergebnis des demokratischen Prozesses. Wer gleichgewichtet anlegen will, der akzeptiert dieses Ergebnis gerade nicht.

    Wer das nicht versteht, kann den Rest natürlich auch nicht verstehen. ;(

  • In der zweiten Hälfte dieses Videos wird ein marktkapitalisierender Ansatz mit anderen Ansätzen verglichen und das Ergebnis ist nicht so berauschend (für den marktkapitailsierenden Ansatz). In der Deutlichkeit habe ich das noch nie gesehen. Mich verwundert, dass dies nicht von anderen behandelt wird oder darauf hingewiesen wird. Woher kommt eigentlich die Meinung, dass ein MSCI World oder FTSE All-World so gut sind? Ist das einfach nur, weil sie günstig und einfach sind?

    Viele Finanzexperten rund um Dr. Andreas Beck sehen das ja auch so und behandeln das Thema Marktkapitalisierung in ihrem Paper "Erfolgreich wissenschaftlich investieren" so:


    Der zweite Effekt ist, dass die Gewinne der Weltwirtschaft handlungsleitend für die

    Portfolio-Struktur sein sollten und nicht die Marktkapitalisierung. Man orientiert sich

    fundamental an der Rentabilität und dämpft damit das Risiko, in bestimmten

    Regionen oder Branchen zu heftig in Spekulationsblasen zu laufen. Beherzigt man

    dieses Vorgehen, so entsteht ein Aktienportfolio, welches langfristig vom

    Zinseszinseffekt der Unternehmensgewinne an Stelle von kurzfristigen

    Kursschwankungen dominiert wird.


    Ebenfalls Gerd Kommer behandelt das Thema in ähnlicher Weise auf seinem Blog. Zwar nicht signifikant mehr Rendite bei BIP Gewichtung, aber weniger Risiko, da weniger Blasen entstehen.


    Gewichtung nach Marktkapitalisierung mit der 1-ETF Lösung ist halt die einfachste Variante, daher wird es oft empfohlen.

  • Warum nicht? Bei Wahlen zählt auch jede Stimme gleich und wird nicht mit Vermögen/Einkommenssteuer/... gewichtet.

    Stimmt. Aber es würde niemand auf die Idee kommen, zu sagen, wir ignorieren, welche Partei wieviel Prozent bei der Wahl gewonnen hat, wir gewichten alle gleich, und die Tierschutzpartei mit 0,2% der Stimmen bekommt genauso viele Sitze im Bundestag wie die CDU oder die SPD.

  • Wir verwenden Marktkapitalisierung als Durchschnitt, weil eben das der durchschnittlichen Aktienmarktrendite am nächsten kommt.

    Ein Zirkelschluss. X impliziert X.


    Wer nach Marktkapitalisierung kauft, der bekommt von jedem börsennotierten Unternehmen den gleichen Anteil bezogen auf die Unternehmensgröße. Man hat also von Apple genau so viel wie von Sixt. Der Unterschied in Deinem Depot kommt lediglich dadurch zustande, dass die Anteile an Apple deutlich teurer sind.

    Zum einen ist das nicht ganz so einfach, Stichwort Free Float Adjustment.

    Und zum anderen setzt dein Argument wieder voraus, dass wir eine bestimmte Art von Investment als repräsentativ betrachten und eine andere nicht. Mathematisch sind sowohl der gewichtete als auch der ungewichtete/gleichgewichtete Durchschnitt vollkommen legitim. Die Entscheidung für einen bestimmten Durchschnitt ist recht willkürlich

  • Mathematisch sind sowohl der gewichtete als auch der ungewichtete/gleichgewichtete Durchschnitt vollkommen legitim.

    Das ist wahr! Es wäre auch legitim, die durchschnittliche Schuhgröße der Vorstände zu ermitteln. Dann hat man auch einen legitimen Durchschnitt. Nur ist es eben nicht die durchschnittliche Rendite. Und die bekommt man annäherungsweise nur über die Marktkapitalisierung und nicht nach der Gleichgewichtung.

  • Ich habe diese 25%-Gewichtung (je MSCI USA, Europe, Japan, Pacific ex-Japan) wie im Video beschrieben mal in curvo nachgebaut.


    Demnach gab es in den 40 Jahren von 1978-2018 tatsächlich eine geringe Outperformance von ca. 0,3% pro Jahr (ggü. dem MSCI World, jährliches Rebalancing). In den letzten Jahren ist sie aber wieder verschwunden. Klingt für mich nicht nach einer lohnenden Strategie, zeigt mir aber auch, dass es egal war, ob man 25% oder 70% USA hat.

  • Ich habe diese 25%-Gewichtung (je MSCI USA, Europe, Japan, Pacific ex-Japan) wie im Video beschrieben mal in curvo nachgebaut.


    Demnach gab es in den 40 Jahren von 1978-2018 tatsächlich eine geringe Outperformance von ca. 0,3% pro Jahr (ggü. dem MSCI World, jährliches Rebalancing).

    Die Frage wäre, ob die Outperformance nach Zahlung der Kapitalertragssteuer in Deutschland dann auch noch vorhanden ist? :/

  • Die Frage wäre, ob die Outperformance nach Zahlung der Kapitalertragssteuer in Deutschland dann auch noch vorhanden ist? :/

    Ich bin wirklich gespannt, ob in Zukunft irgendwann steuerneutrale Umschichtungen möglich sein werden. Würde ich mir persönlich mangels einer ausreichend "grüngewaschenen" Ein-ETF-Lösung wünschen.

  • Hallo zusammen,

    was ist schon ideal.

    Wenn es

    gut genug ist,

    das reicht mehr als aus.

    Einen der ca.30 Empfehlungen ist

    gut genug.

    Damit bauen Sie langfristig ein Vermögen auf.

    Gut genug ist wenn man(n) es auch einfach halten kann.

    (Weiteres auch im Newsletter und der App, sehr nützlich).

    LG

  • den All World sehe ich aufgrund der Schwellenländer kritisch, weil dort der Diktator je nach Laune mal eben Firmen und Menschen verschwinden lassen kann und dann ist der All World im ---

    Es könnte aber auch sein, dass die Menschen und Firmen den Diktator verschwinden lassen. Und dann gibt es vielleicht eine traumhafte Rendite.

    Es könnte auch sein, dass eine westliche geprägte Industrienation zur Diktatur wird, und dann...


    Es könnte auch sonst eine ganze Menge passieren.