Geldanlege im Alter

  • Hallo.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, dann habt Ihr 200K zur Verfügung, demnächst kommen 500K dazu und Ihr habt eine Immobilie, die theoretisch irgendwann verkauft werden könnte.

    Ohne die Immobilie könntet Ihr 30 Jahre lang monatlich knapp 2.000 EUR entnehmen und hättet immer noch Euer Haus.

    In Abhängigkeit davon, wie gross die Lücke heute bzw. ab Deinem Rentenbeginn ist, dürfte man die Lage als recht stabil ansehen.

    Falls Ihr zunächst nur das Tagesgeld verlebt, so dürfte das ein paar Jahre halten, bevor Ihr an das Depot gehen müsstet. Daher kannst Du deutlich entspannter auf den ETF schauen, als Du es jetzt tust.

  • Ja stimme dir soweit zu, aber dazu muss ich erstmal die noch kommenden 500.000 anlegen! Aber wie?

    Grösstenteils ETf, ein eher kleinerer Teil schwankungsärmer: Tagesgeld, Festgeld, Geldmarktfonds, ...

    Alles in ETF könntet Ihr Euch wahrscheinlich auch erlauben (je nach Entnahmerate), aber wahrscheinlich würdet Ihr Euch damit nicht wohlfühlen und damit wäre das nichts.

  • Ja stimme dir soweit zu, aber dazu muss ich erstmal die noch kommenden 500.000 anlegen! Aber wie?

    Ich würde erstmal den zusätzlichen Kapitalbedarf bestimmen, den ihr in Ergänzung zum Haushaltseinkommen habt. Und diesen vielleicht einigermaßen großzügig berechnen, um Spielraum zu haben.

    Und von diesem Ausgangspunkt würde ich mir überlegen, wie ich die Gewichtung zwischen "sicheren" kurzfristig zur Verfügung stehenden Anlageformen (Tagesgeld/Geldmarktfonds) und Rendite versprechenden längerfristigen Anlageformen (global diversifizierter ETF) vornehme.

    Gleichzeitig sind bei euch ja auch potentiell Kosten für Sanierungen/Reparaturen am Haus einzuplanen.

    Addendum:

    Und ob es in der Entnahmephase sinnvoll ist, weiter die Anlagen zu besparen, würde ich mal infrage stellen. Das könnte man sich dann tatsächlich "sparen" und weniger entnehmen.

  • Ja stimme dir soweit zu, aber dazu muss ich erstmal die noch kommenden 500.000 anlegen! Aber wie?

    Also ich mach es jetzt mal ganz konkret:

    Ihr definiert eure Rentenlücke bzw. den jährlichen Liquiditätsbedarf den ihr aus dem Vermögen decken möchtet. Dieser Betrag sollte möglichst nicht höher als 3-4% des gesamten liquiden Vermögens sein. Dies um sicherzustellen, dass ihr nicht vor eurem Ableben Pleite geht. Angenommen das sind jährlich 24.000 EUR bzw. monatlich 2000 EUR. Diesen Betrag multipliziert ihr mit 60 (5 Jahre X 12 Monate), ergibt 120.000 EUR. Einen Teil von diesen 120.000 EUR stellt ihr aufs Girokonto und den Rest davon investiert ihr in einen sicheren und liquiden Geldmarktfonds oder Tagesgeld-ETF oder Staatsanleihen-Kurzläufer ETF. Kann auch eine Kombination von zwei davon sein. Beispiele wären DBX0AN, DBX0T8 oder A0F426.

    Wenn ihr euch mit dem Bedarf von 5 Jahren bzw. 120.000 EUR in sicheren Anlagen unwohl fühlt, macht eben 6, 8 oder 10 Jahre draus. 5 Jahre sind aber ein guter Wert, sofern man keine schlaflosen Nächte bekommt wenn es an der Börse mal rumpelt. Die Aktienquote sollte im Ergebnis dieser Berechnung aber nicht unter 50% liegen. Sonst lasst ihr zu viel an Renditepotential liegen.

    Den Rest des liquiden Vermögens investiert ihr in ein weltweit diversifiziertes Aktien-Portfolio. Die Frage welche Aktien-ETF ihr nehmt ist dabei wirklich nicht so wichtig, das wird völlig überbewertet. Vorausgesetzt es ist wirklich weltweit breit diversifiziert. Die einfachste Variante ist ein One-World ETF wie bspw. SPDR MSCI ACWI IMI IE00B3YLTY66. Wenn ihr das USA und Hightech Klumpenrisiko abmildern wollt, gibt es diverse Varianten wie man das tun kann. Bspw. ein Xtrackers MSCI World ex USA IE0006WW1TQ4 und ein iShares Core MSCI EM IMI IE00BKM4GZ66 zusätzlich. Diese drei etwa im Verhältnis ca. 70/20/10. Damit reduziert ihr den USA Anteil auf ca. 45%. Komplizierter würde ich es nicht machen, erst Recht nicht mit zunehmendem Alter ;)

    1 x im Jahr zieht ihr dann Bilanz:

    Bei positiver Börsenentwicklung entnehmt ihr durch Verkäufe aus dem Aktiendepot.

    Bei negativer Börsenentwicklung schont ihr das Aktiendepot und verkauft aus der Reserve. In den Folgejahren baut ihr die Reserve in guten Börsenzeiten wieder auf die oben definierten 5 (oder ggf. mehr) Jahresbedarfe auf. Auf diesem Weg könnt ihr immer mindestens 5 schlechte Börsenjahre in Folge überstehen

    Einfach und gut :)

  • Wenn ihr das USA und Hightech Klumpenrisiko abmildern wollt, gibt es diverse Varianten wie man das tun kann. Bspw. ein Xtrackers MSCI World ex USA IE0006WW1TQ4 und ein iShares Core MSCI EM IMI IE00BKM4GZ66 zusätzlich. Diese drei etwa im Verhältnis ca. 70/20/10. Damit reduziert ihr den USA Anteil auf ca. 45%. Komplizierter würde ich es nicht machen, erst Recht nicht mit zunehmendem Alter

    „Komplizierter“? Das ist meiner Meinung nach schon viel zu kompliziert, und nicht erst im Alter. Vor allem wenn man sich mit derart grundsätzlichen Fragen an andere wendet. Komplizierter als der von dir vorgeschlagene SPDR MSCI ACWI IMI IE00B3YLTY66 muss es nicht sein.

  • „Komplizierter“? Das ist meiner Meinung nach schon viel zu kompliziert, und nicht erst im Alter. Vor allem wenn man sich mit derart grundsätzlichen Fragen an andere wendet. Komplizierter als der von dir vorgeschlagene SPDR MSCI ACWI IMI IE00B3YLTY66 muss es nicht sein.

    Recht hast du. Mich musst du auch nicht katholisch machen ^^ Aber abgesehen von der Frage nach der ein- oder mehr-ETF Lösung gehts viel einfacher nunmal nicht. Es sei denn man ist altersbedingt selbst zu der 1x jährlichen einfachen Arithmetik und anschliessendem Verkauf der jeweiligen ETF nicht (mehr) in der Lage :/

  • Der Weg von Saarländer ist gut und so hätte ich das vorgeschlagen.

    Wichtig ist aber auch: anfangen und zwar jetzt, mit einer überschaubaren realen Summe zum Üben, sagen wir 50k. Man muss das Lernen was das mit einem macht wenn es mal 20% rauf/runter geht. Vielleicht hast Du „Glück“ und es kommt heuer noch zu einem Rücksetzer…ich merk das an mir selber. Früher hab ich bei 20k im Depot immer live in der App mitgeschaut, jetzt bei 300k lässt mich das kalt, im Gegenteil, ich freu mich wenn ich billiger nachkaufen kann. In mittlerer Zukunft wird das Depot 7stellig sein wegen Immoverkäufen, man muss sich da rantasten und lernen am realen Objekt.

  • Wie üblich sollte man einen Rechner zur Hand nehmen und sich in aller Ruhe zusammensetzen. Wenn der monatliche Bedarf geklärt ist, kann man handeln. Die ersten Jahre in der Rente sind im Normalfall die mit dem höchsten Bedarf, in der Regel ist man dann noch fit und kann Dinge machen die man schon immer vor hatte, Traumurlaub, Hobbys oder was weiß ich. Weiterhin muss man beachten, dass man jedes Jahr 2% mehr einrechnen muss, da das in etwa die Inflation sein wird. Ich habe das für mich so berechnet und zusätzlich noch einen Puffer für unvorhergesehene Ausgaben, auch dieser ist bei jedem anders. Diese Summe liegt in einem Geldmarkt ETF und Tagesgeld, ebenso mein Bedarf für 5 Jahre, alles andere im normalen weltweiten ETF, bei für mich guten Stand werden davon Anteile verkauft und der sicherere Teil aufgefüllt. Nun kann man natürlich auch mehr Jahre mit sichereren Anlagen vorsehen, diese Entscheidung muss aber jeder für sich selber treffen.

  • Wir haben darüber hinaus noch ca. 200.000€ auf Tagesgeldkonten und ein abbezahltes Haus.

    Wie würdet ihr das Geld anlegen? Ich möchte natürlich, dass das Geld noch eine gewisse Rendite einbringt und wir unsere Rentenlücke damit schließen. Hälfte Welt etf und Hälfte Tagesgeld oder staataanleihen etf?

    Auf dem Tagesgeld sind schon 200k und jetzt willst du nochmal 250k dazu packen?

    Ein Tagesgeld Konto ist für Summen geeignet, auf die man flexibel zugreifen können muss. In welchem Szenario benötigt ihr flexibel sofortigen Zugang zu über 500k Euro?

    Ich würde mir bei der Summe mit auszahlenden breit gestreuten Aktien-ETFs sowie auszahlenden endfälligen Anleihen-ETFs oder einzelnen Staatsanleihen ein Depot bauen, das zusammen mit der Rente meinen monatlichen Bedarf weitestgehend deckt und auf dem Tagesgeld ein ordentlichen Puffer für unvorhergesehene Ereignisse halten.

    Sehe absolut keinen Grund einen solchen Haufen Geld unnötig der Inflation auszusetzen.

  • Länger nicht benötigen heißt aber mindestens 15 Jahre oder?

    Nein. Das ist seeeehr pessimistisch ausgelegt und stimmt auch dann nur, wenn man die ganze Summe benötigen würde (z.b. wenn man absehbar ein Haus kaufen will).

    Wir reden aber vom decken einer Rentenlücke. Da besteht ja nicht plötzlich von heute auf morgen ein Bedarf an 750k Euro Liquidität, sondern wir wollen die Differenz zwischen Rente und monatlichen Bedarf decken.

  • Kommer ETF wäre die 1 ETF Lösung gegen Klumpen. Mit 2 ETF und billiger, gehts mit 50% ACWI (IMI wer mag) und 50% MSCI World equal weight. Dann ists egal wo gerade ein Klumpen entsteht oder zerbröselt.

    Ja, der Kommer geht immer ^^ Ist nur etwas teuer. Ich würde von dem gesparten Geld im Ruhestand lieber einmal im Monat zum Italiener um die Ecke gehen. Aber kann man trotzdem machen.

    In den ersten Jahren des Ruhestands tut man gut daran, unnötige Risiken zu reduzieren. Stichwort Renditereihenfolgerisiko. Das ist insbesondere eine eventuell zu hohe Aktienquote die es zu vermeiden gilt. Es kann aber zusätzlich bspw. ein zu hohes Gewicht einer Region (aktuell USA), eines Sektors (aktuell Tech) oder einer Fremdwährung (aktuell USD) im Portfolio sein. Diese Risiken kann man dann zusätzlich reduzieren. Aber die Betonung liegt auf kann. Man muss nicht. Denn da kommt man schnell vom Hölzchen aufs Stöckchen. Und ich denke auch, dass wir die TE mit dieser Diskussion eher zusätzlich versunsichern. Daher bin ich ein Freund davon, als Kern des Aktienportfolios einfach einen möglichst breit diversifizierten Welt-ETF zu nehmen. Und das ist bspw. der genannte SPDR ACWI IMI. Und den Fokus der Überlegung auf die Höhe dessen zu legen. Entweder hat dieser Kern dann eben sonst nix drum herum. Oder man ergänzt diesen auf der Aktienseite noch mit irgendwas, das weniger USA und mehr Heimatwährung enthält. Das würde die TE auch hinreichend mit dem bereits bestehenden STOXX Europe 600 ETF als Ergänzung erreichen.

  • Wenn man am Tag x für sein Haus viel Geld für Sanierung braucht, Tag x könnte morgen sein, oder erst in zehn Jahren etc.. neue Heizung neues Dach etc... Wie sollte man da wieviel Geld wo drauf legen oder anlegen? Alles auf etf World zu riskant denke ich oder?

  • Wie sollte man da wieviel Geld wo drauf legen oder anlegen? Alles auf etf World zu riskant denke ich oder?

    Das ist letztlich sehr individuell unterschiedlich, aber prinzipiell sollte man als Immobilien-Besitzer liquide Rücklagen für unvorhergesehene Ausgaben haben. Ob das nun eher 20k oder eher 50k sind, hängt von Details ab. Bei 500k isses dann aber schon ne eher ungewöhnliche Immobilie ;).

    Letztlich ist ja auch das Geld was in ETFs steckt nicht unerreichbar. Es besteht halt die Gefahr unter Umständen ein wenig mit Verlust verkaufen zu müssen. Das muss man aber dem Risiko der Entwertung durch Inflation Gegenüber stellen.

    Hier ist so viel Kapital verfügbar, dass von Dividenden/Anleihen Auszahlungen + Rente leben zumindest ne Option sein könnte. Muss man mal durchrechnen.

    Im Idealfall gibt es dann keinen Kapitalverzehr, man muss sich ums langlebigkeitsrisiko keine Gedanken machen und hat auch noch ne hübsche Summe zum vererben.

  • Wenn man am Tag x für sein Haus viel Geld für Sanierung braucht, Tag x könnte morgen sein, oder erst in zehn Jahren etc.. neue Heizung neues Dach etc... Wie sollte man da wieviel Geld wo drauf legen oder anlegen? Alles auf etf World zu riskant denke ich oder?

    Du nimmst einen Kapitalpuffer für die Entnahme für die nächsten fünf Jahre, dann ergänzt Du eine Rücklage für die Immobilie und eine Rücklage für allgemeines Pech. Dann hast Du da z. B. 200K für diese drei Töpfe und kannst den Rest des Geldes so richtig arbeiten lassen.

    Varianten sind natürlich auch möglich.

  • Für Leute, die noch nie am Aktienmarkt angelegt haben, würde ich so psychologisch rechnen:

    700.000 Euro liegen plötzlich rum.,,,

    500.000 Euro auf die tödlich langweilige Seite.

    Geldmarkt-ETF, Termingeld, Festgeldtreppe, Anleihentreppe mit Anleihedirektkäufen.

    Ich kenne jemand, der dich seine Anleihetreppe 2029 - 2044 mittels Neobrocker für jeweils 1 Euro „gebaut“ hat und dann alles von der ING online rüberholen ließ.

    Mit den Zinsen und den Geldern der zurückgezahlten Anleihen lässt sich problemlos jede Rentenlücke stopfen.

    Von den restlichen 200.000 Euro die Hälfte in den Vanguard Lifestrategy 60 % . Ein Multi-Asset ETF für den @John Bogle Spezialist ist.

    Ausschüttende Variante. 40 % Anleihen.

    IE00BMVB5Q68

    100.000 Euro über einige Monate in maximal 2 ETF fließen lassen. Ein Welt-ETF von Finanztip und eventuell zur Absenkung des US-Anteils ein ETF auf den Stoxx Euro 600 ausschüttend mit geringen Kosten. Zum Beispiel

    Xtrackers STOXX Europe 600 UCITS ETF (Dist) | LU2581375156 | DBX0TR
    Alle wichtigen Informationen und Vergleiche zum Xtrackers STOXX Europe 600 UCITS ETF (Dist) (LU2581375156 | DBX0TR) – extraETF – Das ETF Portal
    extraetf.com


    Wenn es dann an den Weltbörsen mal gewaltig rappelt, ist der Ruhestand überhaupt nicht finanziell bedroht.