Wie sieht euer ETF-Portfolio aus

  • Gibt es denn realistische Szenarien, in denen eine ETF-Dividenden-Strategie gegenüber der "klassischen" Anlage mit thesaurierenden ETFs langfristig im Vorteil ist?

    Also vom psychologischen Faktor (Motivation etc.) mal abgesehen...

    Zumindest in der Vergangenheit gab es durchaus solche Zeiträume. Das Problem ist aber, dass niemand weiß, ob/wann es zukünftig wieder so eine Phase gibt. :/
    Und so eine Strategie kann eben auch in die Hose gehen, wenn Du genau zum falschen Zeitpunkt investierst.
    Auch spielt es eine Rolle, ob ich einmalig eine größere Summe investiere (z.B. Zahlung einer Lebensversicherung, Erbe, usw.) oder ob ich jeden Monat meinen Sparplan füttere.

    Hier mal im Vergleich 2 Indizes: MSCI ACWI IMI vs. Stoxx Global Select Dividend 100
    Backtesting for the European index investor

    Spiel einfach mal etwas mit den Startzeitpunkten und Einmalzahlung vs. Sparplan.

    PS: Auf beide Indizes gibt es erst seit 2008/2009 investierbare Produkte (ETF). Und genau das ist auch das Dilemma der Finanzindustrie. Produkte kommen dann auf den Markt, wenn die dahinterliegende Strategie in der Vergangenheit gut gelaufen ist.;)
    Nur ist eine gute Rendite in der Vergangenheit eben keine Aussage für die Rendite der Zukunft!
    Ich investiere einfach in einen marktbreiten ETF. Die sind günstig (TER) von vielen Anbietern verfügbar und ich bekomme damit ziemlich genau die durchschnittliche Aktienmarktrendite. Und ich muss mir keine Gedanken darüber machen, ob nun dieses/jenes besser/schlechter läuft. Damit liegt man als Anleger doch ohnehin zumeist daneben.:/

  • Ich habe eine Frage bezüglich des Vanguard FTSE All-World UCITS ETF USD(Thesaurierend/Ausschüttend).

    Wenn ich in Finanzfluss den den auf "MAX" und "Wiederanlage der Ausschüttung" umstelle, dann habe ich einen deutlich höheren Kurswert(151,50€), als bei der thesaurierenden Variante des All-World(Kurswert 134,52€).

    Wäre somit nicht der ausschüttende ETF des All World über die Jahre deutlich im Vorteil?

    Das klingt nach einem Fehler bei Finanzfluss. Eine gute Vergleichsseite ist fondsweb, die Ausschüttungen automatisch als wiederangelegt anzeigen. Dabei werden Steuern und Wiederanlagekosten ignoriert. Je nach individueller Situation (Sparerpauschbetrag, Kaufkosten) kann man dem Thesaurierer noch einen kleinen Bonus geben.

    Vergleichen - fondsweb

  • Also ich kann ehrlicherweise nicht nachvollziehen wie man bei 100k vorhandenem Kapital + 10-15 Nettomonatsgehältern on top einen Immokredit zu 4% - in Worten "vier Prozent" - aufnehmen kann.

  • Wo hast Du das mit den 4% gelesen?:/

    Im Folgepost als danach gefragt wurde.

    Die 10-15 Nettomonatsgehälter sind zusätzlich zur 10%igen (eisernen) Cash-Reserve im Portfolio. Das ist recht viel, ich weiß; evtl. könnte/sollte ich bis zur Rente mehr "Gas geben"... :/

    Dafür würde sprechen: mein Job ('unkündbarer' Angestellter im ÖD). Dagegen: In einem Jahr habe ich vorauss. Sohnemanns Umzug/Studium/Ausbildung wenigstens zum Teil an der Backe. Dazu 3 ältere Autos (EZ 2010, 2015, 2018) im Bestand und das 100k Darlehen.

    Das Darlehen ist 10 Jahre fest seit 2023 mit eff. Zins 4,01% (autsch!) und soll bis Renteneintritt 2033 zurückgezahlt sein. Mir erschien die Sondertilgung (immer direkt Anfang Januar für das ganze Jahr) als der 'sicherere' Weg dorthin...

  • Naja... wie du siehst sind sowohl der Thesauriere als auch der Ausschütter gleichermaßwen auf dem Index. Auch der Anteilspreis ist nahezu identisch. Der Ausschütter gibt jedoch 4x im Jahr eine Dividende zurück, welche den Kurs um genau den Dividendenbetrag verringert.

    Also Ertrag über die gesamte Laufzeit mit Dividende = 336,30% und ohne Dividende (herausgerechnet) = 238,61%

    Sollte die Dividende verkonsumiert werden, statt wieder angelegt, ist das Ergebnis für den Anleger eben der niedrigere Ertrag plus die Dividende in seinem Geldbeutel.

  • Das Problem ist ja nicht die Ausschüttung an sich, die ist völlig ok. Im Chart wird die für gewöhnlich auch einfach wieder drauf gerechnet, damit du vergleichen kannst.

    Das Problem ist, dass du als deutscher Privatanleger die Ausschüttung bereits bei Zufluss versteuern musst. Damit steht dir zur Wiederanlage dauerhaft 18,46% weniger zur Verfügung als bei einem thesaurierenden ETF.

    Ja, am Anfang kannst du damit den Sparerpauschbetrag nutzen, freust dich also über die Ausschüttung. Aber sobald du den einmal überschreitest kostet es dich aktiv Geld.

    Vielleicht ganz interessant: wir sprechen hier ja stets von ETF. Wenn so ein ETF aus den Titeln in seinem Portfolio eine Dividende vereinnahmt, dann legt er den Betrag direkt in neue Holdings an. Denn so ein ETF hat ja viele hundert oder tausend Titel die alle zu verschiedenen Zeiten Dividenden ausschütten. Bis hier ist das für thesaurierende wie auch für ausschüttende ETF völlig identisch. Nur gibts beim distributing-ETF feste Zeiten im Jahr (ein oder mehrfach) wo der ETF dann wiederum eine Zahlung im Höhe der bisher erhaltenen Dividenden auskehrt. Das Fondvolumen verringert sich, und die Zahlung wird an die Anleger weitergegeben. Der thesaureirende Gegenpart hingegen würde einfach garnix machen, damit bleibt das Fondvolumen erhalten.

  • Das Problem ist, dass du als deutscher Privatanleger die Ausschüttung bereits bei Zufluss versteuern musst. Damit steht dir zur Wiederanlage dauerhaft 18,46% weniger zur Verfügung als bei einem thesaurierenden ETF.

    Ja, am Anfang kannst du damit den Sparerpauschbetrag nutzen, freust dich also über die Ausschüttung. Aber sobald du den einmal überschreitest kostet es dich aktiv Geld.

    Das bedeutet also, dass es nur Sinn macht, Dividenden zu verwenden um den Sparerpauschbetrag auszuschöpfen und die restlichen Investments thesaurierend anzulegen. 💡 Das hatte ich mit den Dividenden ohnehin genau so geplant, denn letztlich schmälert jede Entnahme ja das angelegte Kapital und damit die Verzinsung.

  • Das bedeutet also, dass es nur Sinn macht, Dividenden zu verwenden um den Sparerpauschbetrag auszuschöpfen und die restlichen Investments thesaurierend anzulegen.

    Das kann man so pauschal nicht sagen. Wenn Du ohnehin Geld entnehmen willst, kannst Du auch gleich in den ausschüttenden ETF investieren.
    Neulich gab es eine längere Diskussion zum dem Thema, bei der sich herausstellte, dass es durchaus von Vorteil ist, wenn Du größere Summen direkt zum Start der Entnahmephase lieber in die ausschüttende Variante eines ETF investierst (z.B. im Falle einer Auszahlung der Lebensversicherung oder eines Erbes).

  • Gut, danke für den Hinweis.

    Ich denke jedoch, dass wir eher keine größeren Entnahmen machen da unser Ruhegehalt doch ganz auskömmlich ist und wir mit fortschreitendem Alter eher weniger konsumieren als junge Menschen, die sich in ihrem Leben erst noch einrichten müssen. Es wird sowieso sehr spannend sein, zu erleben wie sich die Situation der Fürsorge und Pflege älterer Menschen in der Zukunft darstellt. Vielleicht werden wir dann einen "Hausrobooter" haben, der uns im Alltag unterstützt? Who knows...

  • Naja, wir mögen keine Kreuzfahrten und die max. Flugdauer die wir uns noch zumuten sind 3,5 Stunden (Kreta). Außerdem schmeckt mir meisstens das Essen in den Hotels nicht, Ich kriege von den Hotelbetten Rückenschmerzen (Ich habe mir extra eine orthopädische Matraze anfertigen lassen) und die Badezimmer sind mir auch meisst viel zu eng.

    Also Alles in allem sind wir keine typischen Touristen und Camping kommt sowieso schon gar nicht in Frage:

    Gruselig, Schnaken, Krabbeltiere, 6,5m² Wohnraum, laute Nachbarschaft (Kinder) keine vernünftigen sanitären Anlagen... danke, aber nein danke!

    Nur zum Verständnis: Wir mögen sehr gerne wie sagt man auf Neudeutsch "Chillen" - also Entspannen. Das können wir bei uns Zuhause ganz hervorragend. Unser Haus bietet ausreichend Platz für uns meine handwerklichen Hobbies etc., wir haben einen wundervollen Garten, den meine Frau und ich zu (80% / 20%) bewirtschaften. Eine richtig große Küche in der ich als Hobbykoch leidenschaftlich gerne ausgefeilte Leckereien zubereite, usw. usf. Also so etwas wie Fernweh ist uns fremd.

  • Das Problem ist ja nicht die Ausschüttung an sich, die ist völlig ok. Im Chart wird die für gewöhnlich auch einfach wieder drauf gerechnet, damit du vergleichen kannst.

    Das Problem ist, dass du als deutscher Privatanleger die Ausschüttung bereits bei Zufluss versteuern musst. Damit steht dir zur Wiederanlage dauerhaft 18,46% weniger zur Verfügung als bei einem thesaurierenden ETF.

    Bei Deiner Rechnung hast Du die Steuern auf die Vorabpauschale vergessen. Die ist in positiven Börsenjahren fast genauso hoch wie bei einem Ausschütter. Der Stundungsvorteil ist deutlich kleiner geworden seit 2018 und tritt im wesentlichen nur noch auf, wenn entweder der Basiszins sehr niedrig ist (Nullzinsphase) oder die Börsenentwicklung Tendenz negativ.

  • Bei Deiner Rechnung hast Du die Steuern auf die Vorabpauschale vergessen. Die ist in positiven Börsenjahren fast genauso hoch wie bei einem Ausschütter. [..]

    Ja, in der langjährigen Betrachtung spielt die VAP natürlich rein. Geht man von einem Basiszins in der aktuellen Größenordnung aus (2,29% bzw 2,53% für 2024/2025) dann landet man im Ergebnis bei einer vergleichbaren Ausschüttungsquote von etwa 1,7% p.a. die von der VAP abgedeckt wird. Weiter vorn hatte ich zur Frage von IceTea geschrieben, dass sich das bei den klassischen weltweiten ETF also MSCI World bzw FTSE All-World alles nicht sonderlich viel nimmt, denn die haben alle ihre 1,x% Ausschüttungen. Da ist es natürlich gehopst wie gesprungen. Beim einen zahlt Mans direkt und beim anderen halt am 02. Januar des Folgejahres.

    Anders stellt sich das dar wenn ich in Richtung der Ausschüttungsorientierten ETF schaue, also bspw. High Yield. Da liegt man dann gern bei über 3% Ausschüttungen. Eine gute Übersicht dieser Produkte und ihrer Ausschüttungsquite gibts bspw. beim Portal divvydiary. Die sind halt nix für den optimierten Vermögensaufbau.

    Möchte Mans positiv sehen, darf man sich an dieser Stelle freuen, dass die VAP natürlich auch den Sparerpauschbetrag nutzt, so wie die Ausschüttungen. Man mit dem thesaurierer also auch vom Freibetrag profitieren kann.

  • Das Problem ist, dass du als deutscher Privatanleger die Ausschüttung bereits bei Zufluss versteuern musst. Damit steht dir zur Wiederanlage dauerhaft 18,46% weniger zur Verfügung als bei einem thesaurierenden ETF.

    Bei Deiner Rechnung hast Du die Steuern auf die Vorabpauschale vergessen. Die ist in positiven Börsenjahren fast genauso hoch wie bei einem Ausschütter. Der Stundungsvorteil ist deutlich kleiner geworden seit 2018 und tritt

    Da ist es natürlich gehopst wie gesprungen. Beim einen zahlt Mans direkt und beim anderen halt am 02. Januar des Folgejahres.

    Nur wenn man da renditetechnisch etwas vergleichen will, dann muß man beachten, dass beim Ausschütter die zu zahlende Steuer aus dem ETF kommt und beim Thesaurier die zu zahlende Steuer extern zugezahlt wird, also eigentlich als zusätzliche Sparrate gesehen werden müsste.
    Krasser wird es dann in der Auszahlungsphase bei großen Depots.
    - Beim Ausschütter bekommt man das Geld automatisch um die Steuer weniger ausgezahlt.
    - Beim Thesaurier muss man zusätzlich aus dem Depot entnehmen um seine Steuern zahlen zu können.

  • Die Banken sind verpflichtet die jeweils fällige Kapitalertragssteuer auf die Vorabpauschale mit Valuta 02. Januar auf dem Referenzkonto des Depots zu belasten. Wenn man da oberhalb des Sparerpauschbetrags liegt oder seine Freistellung anderweitig nutzen möchte ist das ein handfestes Problem. Du brauchst nämlich Geld auf dem Konto, da die Bank nicht einfach Anteile deines ETF liquidiert oder sowas.

    Bist du noch im Vermögensaufbau, hast also typischerweise einen Sparplan, dann kannst du einfach ein Teil deiner Spaerate zur Zahlung der Steuer nutzen.

    Blöd sieht es dagegen aus, wenn du vom Depot Leben willst. Dann muss das Geld trotzdem irgendwo her kommen. Eine Möglichkeit wäre es, Anteile zu verkaufen um mit dem Erlös die Steuer auf die VAP zu zahlen.

  • Oder man kauft noch einen Ausschütter dazu, dessen Dividenden für die Vorabpauschalen des Thesaurierers reichen😁

    Ja, so rede ich mir meinen damals aus jugendlicher Unerfahrenheit ins Depot gelegte ausschüttende ETF schön ^^. Der schüttet nämlich jeweils Mitte Dezember aus. Und damit liegt dann automatisch immer ein wenig Geld auf dem Verrechnungskonto. Gibt schlimmeres.

  • Ja, so rede ich mir meinen damals aus jugendlicher Unerfahrenheit ins Depot gelegte ausschüttende ETF schön ^^ . Der schüttet nämlich jeweils Mitte Dezember aus. Und damit liegt dann automatisch immer ein wenig Geld auf dem Verrechnungskonto. Gibt schlimmeres.

    Andererseits werden ja beim Ausschütter die Ausschüttungen voll versteuert, während beim Thesaurierer die Gewinnanteile an den Verkäufen nur zu 70%; bzw. 70% der Geweninne werden voll versteuert ?