Finanzberater. Warum ist das legal?

  • Hallo.

    Ich habe da mal eine Frage:

    Ich bin (wie ich schon in einem anderen Thread schrub) vor ein paar Jahren unverhofft in die Position gekommen einen nicht vollkommen irrelevanten Geldbetrag verwalten zu müssen.

    Und damals war ich finanziell vollkommen unbedarft. Der Finanzberater meiner Bank () hat sich in dieser Situation angeboten, mich dabei zu unterstützen.

    Als ich dann mit den Jahren meinen Finanzwissen sukzessive steigerte ist mir aufgefallen welch WIRKLICH WIRKLICH schlimme Produkte mir angedreht worden sind:

    • offene Immobilienfonds, deren Ertrag nach Kosten negativ war
    • "Gemanagte Fonds"mit einer Zusammensetzung die der eines Standard passiven ETFs verblüffend ähnlich war, aber 2,5 % TER kostete
    • Eine Privat Rentenversichung bei der ich 95 werden müsste im überhaupt 1 cent gewinn zu machen
    • ein aktiv gemanagtes Aktien Portfolio, mit unfassbar hohen Kosten, aber Erträgen deutlich unter dem DAX

    und noch einige andere "merkwürdige" Produkte

    Jetzt weiss ich: diese ganzen Anlagen hatten nur einen Sinn, die Provisionen der Vermittlers zu maximieren.

    Ich habe damit jetzt emotional (fast) abgeschlossen und ärge mich nicht mehr (so oft) drüber - die Frage die ich mir jetzt aber doch stelle:

    Wie können derartige OFFENSICHTLICH nicht im Kundeninteresse stehenden Praktken komplett legal sein?

    Jedem ist doch klar, dass hier eine Notlage, bzw Unwissen schamlos ausgenutzt wird, wie kann es hier keine rechtliche Regelung geben?
    Warum wird diesen unlauteren Witwenschüttlern nicht das Handwerk gelegt oder zumindest erschwert?

    Habt Ihr da eine Erklärung?

  • Hallo Elmex.

    Wie können derartige OFFENSICHTLICH nicht im Kundeninteresse stehenden Praktken komplett legal sein?

    Jedem ist doch klar, dass hier eine Notlage, bzw Unwissen schamlos ausgenutzt wird, wie kann es hier keine rechtliche Regelung geben?
    Warum wird diesen unlauteren Witwenschüttlern nicht das Handwerk gelegt oder zumindest erschwert?

    Habt Ihr da eine Erklärung?

    Weil unsere freie Marktwirtschaft den mündigen und umfassend informierten Verbraucher voraussetzt und nicht den Nanny- Staat. Das Vorgehen des Finanz „beraters“ ist genauso legal wie die des Autoverkäufers, der Ihnen in Kaufabsicht eine Familienkutsche zu kaufen, einen Sportwagen aufschwatzt.

    Gruß Pumphut

  • Das Weste Problem ist dass der Beruf eines Beraters nicht geschützt ist. Jeder kann diesen Begriff verwenden.

    Dementsprechend haben im Bereich der Banken die Leute eher bankkaufrau/Mann in der Regel mit Schulungen für den Verkauf.

    Desweiteren haben die meisten solcher Verkäufer nur ein eingeschränktes Portfolio...

  • Der Finanzberater meiner Bank () hat sich in dieser Situation angeboten, mich dabei zu unterstützen.

    Offensichtlich verstehst du unter dem Begriff "Finanzberater", dass dich eine Person "neutral" in deinem Sinne berät, den besten Ertrag für dich bei den niedrigsten Kosten für dich rausholt.

    Dann musst du einen unabhängigen Berater aufsuchen, der für die Beratung ein entsprechendes Honorar nimmt und darfst dich nicht an einen "Verkäufer" in einem Geldhaus wenden.
    Wie es Pumphut in seinem Beitrag geschrieben hat, kann es dir genau so passieren, wenn du in ein Autohaus gehst oder du in ein anderes Geschäft besuchst, dass du mit Produkten das jeweilige Haus wieder verlässt und du erst im Nachhinein merkst, dass das jeweilige Produkt gar nicht zu dir passt oder es einfach zu teuer ist.
    Gehst du zur "XYZ Bank", dann verkauft der "Berater" die Produkte dieser Bank und nicht Produkte eines anderen Hauses, die vielleicht besser oder günstiger für dich sind.

  • Hallo Elmex.

    Weil unsere freie Marktwirtschaft den mündigen und umfassend informierten Verbraucher voraussetzt und nicht den Nanny- Staat. Das Vorgehen des Finanz „beraters“ ist genauso legal wie die des Autoverkäufers, der Ihnen in Kaufabsicht eine Familienkutsche zu kaufen, einen Sportwagen aufschwatzt.

    Gruß Pumphut

    Hmmmmm Ich weiss gar nicht...

    Da wo es wirklich wichtig bzw zu sein scheint (Mediziner, Rechtsanwälte) ist, haben wir durchaus strenge Regeln, ich finde es gibt schon einen gewaltigen gap zwischen "nanny - staat" und rudimentärem Verbraucherschutz bei so existentiellen Dingen wie Finanzprodukten...

  • Offensichtlich verstehst du unter dem Begriff "Finanzberater", dass dich eine Person "neutral" in deinem Sinne berät, den besten Ertrag für dich bei den niedrigsten Kosten für dich rausholt.

    Dann musst du einen unabhängigen Berater aufsuchen, der für die Beratung ein entsprechendes Honorar nimmt und darfst dich nicht an einen "Verkäufer" in einem Geldhaus wenden.
    Wie es Pumphut in seinem Beitrag geschrieben hat, kann es dir genau so passieren, wenn du in ein Autohaus gehst oder du in ein anderes Geschäft besuchst, dass du mit Produkten das jeweilige Haus wieder verlässt und du erst im Nachhinein merkst, dass das jeweilige Produkt gar nicht zu dir passt oder es einfach zu teuer ist.
    Gehst du zur "XYZ Bank", dann verkauft der "Berater" die Produkte dieser Bank und nicht Produkte eines anderen Hauses, die vielleicht besser oder günstiger für dich sind.

    Naja, wenn mir ein Autoverkäufer ein falsches Auto verkauft habe ich ein falsches Auto.

    Blöd, aber reversibel.

    Wenn mir ein Finanzberater ein vollkommen überteuertes und offensichtlich schlechtes Produkt verkauft kann im schlimmsten Fall meine Altersvorsorge dahin sein.

    Ich finde da gibt es durchaus graduelle Unterschiede.

  • Bei Geldanlage und Versicherungen haben viel zu viele Menschen kein Interesse, sich selbst zu informieren. Hat was mit Zahlen und Mathe zu tun, mit Unwissenheit in dem Bereich wird gerne auch in den Medien kokettiert, scheint vielen daher leider normal und gesellschaftlich akzeptiert. Ein Mangel an Allgemeinwissen oder sprachlichen Fähigkeiten wird deutlich kritischer gesehen.

    Dazu noch ein grenzenloses, unkritisches Vertrauen in die "Berater": Die sind vom Fach, die wissen was ich brauche und was das beste für mich ist. Keiner stellt sich die Frage, wer die vermeintlich kostenlose "Beratung" bezahlt, womit die Bank/Versicherung Geld verdient.

    Das führt in Summe dazu, dass für den Kauf eines Kühlschranks oder Autos, das Buchen des nächsten Urlaubs mehr eigene Recherche betrieben wird als für Geldanlage, Versicherungen usw. Und das obwohl es bei der Geldanlage um deutlich größere Summen geht.

  • Leider ist die Finanzlobby in Deutschland sehr finanzstark und politisch extrem gut vernetzt. Man schaue sich einmal an, wer die großen Parteispender in Deutschland sind.:/

    Immer wenn es um größeren 'Verbraucherschutz' in Sachen Finanzen in Europa geht, ist Deutschland ein großer Bremsklotz (z.B. Provisionsverbot beim Vertrieb von Finanzprodukten).
    Der sog. 'graue Kapitalmarkt' ist auch so eine typische Spezialität Deutschlands. Hier dürfen Anlageprodukte an Endkunden verkauft werden, deren Vertrieb im Ausland nur an institutionelle Anleger erlaubt sind. :/

  • Lobbyismus.

  • Ich habe damit jetzt emotional (fast) abgeschlossen und ärge mich nicht mehr (so oft) drüber - die Frage die ich mir jetzt aber doch stelle:

    Wie können derartige OFFENSICHTLICH nicht im Kundeninteresse stehenden Praktken komplett legal sein?

    Gegenfrage: Warum sollte es verboten sein, teure Produkte ohne Mehrwert gegenüber den günstigen Produkten anzubieten? Das gibt es in allen Bereichen. Es fängt beim Waschmittel an, geht über den Autokauf und hört bei Kleidung auf.

    Und natürlich handeln Verkäufer nicht im Kundeninteresse. Täten sie das, dann könnten sie wohl ihre Familien nicht ernähren.

    Es gibt Berater, die im Kundeninteresse handeln. Aber die muss man bezahlen. Für Luft und Liebe arbeiten die auch nicht.

  • Also wenn ich sehe was für Nachweise du im einfachen Handwerk schon vorlegen musst nur um eine poplige Steckdose oder ein Wasserhahn anschliessen zu dürfen oder gar eine Leiter hoch steigen zu dürfen, dann frag ich mich warum in wichtigen Berufen die mit weitreichenden Entscheidungen zu tun haben null Ausbildung und Schulung erforderlich ist. Neben den Finanzprodukteverkäufern fallen mir da vor allem Politiker oder Geschäftsführer von Familienunternehmen ein, die nur Kraft ihrer Herkunft zu dem Job gekommen sind. Alle diese Leute haben grosse Verantwortung und leider oft Null Ausbildung (die auch nicht verlangt wird). Da gäbe es mal viel zu tun.

  • Warum sollte ein Firmeninhaber oder Gründer eine Ausbildung haben?


    Die Bezeichnung des Beraters ist in Deutschland nicht geschützt. Jeder kann sich so nennen.


    Politiker kommen vom Volk, und werden von Volk gewählt, warum sollte es hier eine Hürde geben?

    In vielen berufen gibt es quereinsteiger, auch im Handwerk, die haben keine langwierige teure und bürokratische Ausbildung hinter sich und machen ihren Job teils sogar besser als die studierten und ausgebildeten.

  • Wenn mir ein Finanzberater ein vollkommen überteuertes und offensichtlich schlechtes Produkt verkauft kann im schlimmsten Fall meine Altersvorsorge dahin sein.

    Ich finde da gibt es durchaus graduelle Unterschiede.

    Wenn du bei einem "Finanzproduktefachverkäufer" ein Produkt kaufst, dann bekommst du vorweg einen Haufen Papier. In diesen Unterlagen steht ziemlich genau drin, was du für das Produkt zu bezahlen hast. Das sollte man vor Unterschrift etwas genauer studieren - vielleicht erst mit nach Hause nehmen und einen neuen Termin vereinbaren.

    Leider, und das trifft nicht nur auf dich zu, werden diese Unterlagen im besten Fall nach einer "schnellen" Unterschrift einfach so "abgeheftet" und das wars...

    Ich habe mal so "just for fun" eine fondsgebundene Rentenversicherung bei einem großen Versicherer für meine Tochter berechnen lassen. Dort habe ich dann unter dem Punkt Kosten eine Summe in fünfstelliger Höhe (ca. € 15.000,00) für den Versicherungsverlauf gefunden.

    Gut, dass ich das nicht unterschrieben habe, sondern ich habe eine andere Lösung gefunden....

  • ... allem Politiker ...

    Politiker werden gewählt.:rolleyes:
    Zunächst durch die Gremien innerhalb der eigenen Partei, die dann die Kandidaten aufstellen, die anschließend dann durch den Wähler in die entsprechenden Parlamente, Kreistage, usw. gewählt werden können.
    Insofern sei die Frage erlaubt, wieso die Parteien d.E. 'unfähige' Kandidaten aufstellen und diese dann anschließend durch den Wähler überhaupt gewählt werden? :/

    JEDEM Bürger steht es im Übrigen frei sich selbst politisch zu engagieren und sich zur Wahl zu stellen und es dann besser zu machen als die ganzen 'unfähigen' Politiker.

  • ....
    JEDEM Bürger steht es im Übrigen frei sich selbst politisch zu engagieren und sich zur Wahl zu stellen und es dann besser zu machen als die ganzen 'unfähigen' Politiker.

    So die Theorie, leider wirst du nicht durch Leistung und Fleiss Politiker, sondern durch Netzwerke, Bücklingshaltung bei den entsprechenden Leuten und etwas kriminelle Energie kann auch nicht schaden. Jedenfalls nix was sich ein ehrbarer Bürger antun würde.

    Deshalb fordere ich ja auch ein transparente Ausbildung für Politiker. Ebenso sollten Politiker für jeden Bürger sichtbar ihre Erwerbsbiografie offen legen und Immunität gehört sofort abgeschafft. Wenn das alles erfüllt wird könnte ich mir einen Weg als Berufspolitiker vorstellen.

  • ...dann frag ich mich warum in wichtigen Berufen die mit weitreichenden Entscheidungen zu tun haben null Ausbildung und Schulung erforderlich ist. Neben den Finanzprodukteverkäufern fallen mir da vor allem Politiker oder Geschäftsführer von Familienunternehmen ein...

    Finanzprodukteverkäufer haben eine gute Ausbildung und auch gute Schulungen. Die dient aber nicht dazu, die Kunden reich zu machen.

    Wie Du Dir die Ausbildung für Politiker vorstellst, weiß ich nicht.

    Wie stet es denn mit der Kindererziehung?! Dafür müsste es doch dann erst recht eine Ausbildung geben. Von Kinderzeugen will ich lieber gar nicht erst reden. Das darf ja auch jeder ohne Ausbildung.

  • Insofern sei die Frage erlaubt, wieso die Parteien d.E. 'unfähige' Kandidaten aufstellen und diese dann anschließend durch den Wähler überhaupt gewählt werden? :/.

    Das ist doch ganz klar! Weil die Wähler gar nicht richtig wählen können. Die haben für ihre verantwortungsvolle Aufgabe nämlich auch keine Ausbildung.

    Ich bin aber gern bereit dafür Schulungen anzubieten. Bei mir kann man lernen, wo die Kreuze gemacht werden müssen.8)

  • Notlage,

    Einen Haufen Geld zu verwalten bezeichne ich jetzt nicht als Notlage.

    Wem du die Schuld gibst dem gibst du die Macht.

    vor ein paar Jahren unverhofft in die Position gekommen einen nicht vollkommen irrelevanten Geldbetrag verwalten zu müssen.

    Was hättest du gemacht wenn es kein Geld sondern Immobilien gewesen wären?

    Du hast leider den Falschen Personen vertraut, nur können diese Personen nicht dafür das sie nur teure Finanzprodukte im Angebot haben.

    Angebote vergleichen hilft in solchen Fällen, ist bei Finanzprodukten aber etwas schwieriger und diese schwierige Aufgabe sollte der Finanzprodukteverkäufer dir abnehmen.

    Hat leider nicht geklappt, da du einem Verkäufer vertraut hast und keinem Berater.

    Ärgern hilft aber nicht. Unter Lehrgeld abbuchen und besser machen.

  • Wenn du bei einem "Finanzproduktefachverkäufer" ein Produkt kaufst, dann bekommst du vorweg einen Haufen Papier. In diesen Unterlagen steht ziemlich genau drin, was du für das Produkt zu bezahlen hast. Das sollte man vor Unterschrift etwas genauer studieren - vielleicht erst mit nach Hause nehmen und einen neuen Termin vereinbaren.

    Leider, und das trifft nicht nur auf dich zu, werden diese Unterlagen im besten Fall nach einer "schnellen" Unterschrift einfach so "abgeheftet" und das wars...

    Viele unterschreiben direkt vor Ort (bloß schnell weg mit diesem lästigen Thema), ohne auch nur eine Nacht drüber zu schlafen oder sich über Vor- und Nachteile uns Alternativen zu informieren.

    Mit etwas Glück kommen sie ein paar Wochen später hier im Forum vorbei um zu fragen, ob das so richtig war:rolleyes:.

    Negativbeispiel ein Familienvater der sich drei Rentenversicherungen hat andrehen lassen, auch eine fürs Kleinkind. Auch als alle Kommentatoren mit den Augen gerollt haben nur Unverständnis und ein geschmolltes "dann geh ich zur Verbraucherzentrale". Keine offene Diskussion, kein Ziel dazuzulernen und es besser zu machen.