Eine Lektion (beinah) gelernt zum Thema "timing the market"

  • Moin Liebe Community,

    Ich wollte nur mal eine kleine Lektion die ich in den letzten Tagen beinahe schmerzhaft gelernt gäbe es nicht Ressourcen wie Finanztip die mir gute Gewohnheiten eingeprägt hätten.

    Es gab diesen Monat Zuschläge und normalerweise erhöhe ich dann einfach meine Sparrate und lasse sonst alles beim alten.

    Allerdings gabs das Gehalt schon am 28. und gerade ging der Markt ordentlich nach oben und ich dachte mir ... besser jetzt kaufen und nicht bis zum 4. warten wenn der Preis noch viel höher ist! Jetzt wo der Trade deal durch ist und alles muss es ja steil bergauf gehen!

    Ich hatte schon den Sparplan runtergeschraubt auf das Minimum für Trade Republic Safeback und war kurz vor der Ausführung als mir auffiel, was ich da tat. Ich versuchte den Markt zu timen anstatt auf Konsistenz zu setzen und siehe da plötzlich sackt der Preis heute wieder ab.

    Auch wenn es kein großer Verlust gewesen wäre und über die nächsten 30 Jahre null Einfluss hätte, hat es mir mal wieder gezeigt das ich keinen Dunst hab was die Finanzmärkte machen und zu Versuchen den Markt zu timen für mich als 0815 Investor absolut idiotisch wäre.

  • Du hast also ein Beispiel von market timing genutzt, um zu unterstreichen, dass man das nicht machen sollte. Nice.


    Genau zu dem Beispiel Ausführtag ist gestern ein Artikel im Newsletter von Finanztip erschienen. Ich kopiere das mal hier rein.

    Sparplan-Ausführung: Oft kannst Du den Tag frei wählen

    Monatsanfang oder -ende: Unterschied für Deine Rendite?

    Fast gar nicht: Die Auswirkungen sind minimal

    Mit einem ETF-Sparplan investierst Du regelmäßig einen festen Betrag in einen oder mehrere ETFs. Und zwar je nach Broker zu unterschiedlichen Zeitpunkten: Während die Ausführung Anfang des Monats am häufigsten ist, kannst Du bei manchen Brokern auch andere Tage auswählen.

    Aber hat der Tag, an dem der Sparplan jeden Monat ausgeführt wird, auch Einfluss auf Deine Rendite? Diese Frage erreicht uns aus der Finanztip Community immer wieder. Deshalb haben wir das mal analysiert.

    So haben wir gerechnet

    Wir haben den MSCI World in Euro seit 2001 untersucht. Dabei haben wir für jeden Tag im Monat einen Sparplan über fünf Jahre simuliert und geschaut, wie viele Anteile man, je nach Tag, im Schnitt für 100 € gekauft hätte.

    Wir haben diesen Zeitraum dann über mehrere Jahre hinweg verschoben, also z. B. zuerst von 2001 bis 2006, dann von 2002 bis 2007 und so weiter. Das Ergebnis haben wir in einer Heatmap zusammengetragen. Je grüner, desto besser. Hier ein Auszug:

    Wie Du die Heatmap liest

    Jede Spalte steht für ein Startjahr für den 5-Jahres-Sparplan, und jede Zeile zeigt die Tage im Monat. Der Wert und die Farbe in jeder Zelle stellen dar, wie viele fiktive Anteile Du durchschnittlich an diesem Tag des Monats im jeweiligen 5-Jahres-Zeitraum für 100 € kaufen konntest.

    Beispiel: Wenn Du beispielsweise ab Januar 2007 fünf Jahre lang immer am sechsten des Monats investiert hättest, hättest Du im Schnitt 0,9398 Anteile des ETFs für 100 € erworben. Hättest Du im Gegenzug immer am 20. des Monats investiert, hättest Du im Schnitt 0,9483 Anteile für 100 € erworben. Mit einem Sparplan am 20. des Monats wärst Du also minimal besser gefahren als mit einem am sechsten des Monats.

    Wichtig: Die Zahlen in einer Zeile sind nicht miteinander vergleichbar, sondern nur innerhalb der Spalte. Das bedeutet, dass der Wert von 0,9398 Anteilen im Jahr 2007 nicht direkt mit den 0,6792 Anteilen im Jahr 2011 verglichen werden kann. Ein niedrigerer Wert in einer anderen Spalte (z. B. 2011) bedeutet nicht, dass Du „Verlust“ gemacht hast, sondern spiegelt einfach die unterschiedliche Marktentwicklung wider.

    Unterschiede im Ausführungstag

    Unten in der Tabelle siehst Du die Differenz – also den Unterschied zwischen dem besten und dem schlechtesten Kaufzeitpunkt im Monat. In unserem Heatmap-Auszug oben liegt er zwischen 0,81 % (Startjahr 2008) und 1,25 % (2009/2012). Den größten Unterschied in der gesamten Analyse gab es aber 2004 mit 1,3 %, den kleinsten 2003 mit 0,54 %.

    Heißt: Der Unterschied zwischen dem besten und dem schlechtesten Ausführungstag im Monat in einem Zeitraum von fünf Jahren beträgt maximal 1,3 %, aber nicht mehr. Achtung: nicht jährlich, sondern über den gesamten Zeitraum von fünf Jahren.

    Wie viel das in Euro ausmacht?

    Hättest Du von 2004 bis 2008 jeden Monat am im Schnitt schlechtesten Tag 100 € investiert (insgesamt also 6.000 €), wären nach den fünf Jahren 4.306 € übrig geblieben. Mit dem besten Tag wären es 4.362 € gewesen, also gerade einmal 56 € bzw. 1,3 % mehr. Das insgesamt hohe Minus in beiden Fällen liegt an der Finanzkrise in diesem Zeitraum.

    Disclaimer: Es geht hier um den Index, ETF-Kosten sind also nicht berücksichtigt, sodass das Ergebnis in der Praxis leicht abweichen kann.

    In der Zeile über der Differenz haben wir zusammengetragen, welcher Tag des Monats der beste Ausführungstag war. Wie Du in der Heatmap sehen kannst, war 2007 im Schnitt der 20. des Monats der beste Ausführungstag. So war es auch in den drei Jahren davor. 2009 und 2010 war dagegen der erste des Monats im Schnitt der beste Tag.

    Wann könnte das Timing doch relevant sein?

    Auf der Heatmap kannst Du außerdem sehen, dass bis 2008 tatsächlich das Monatsende etwas besser war als der Monatsanfang. Danach hat sich das gedreht und in den letzten Jahren war der Monatsanfang besser.

    In beiden Zeiträumen (bis 2008 und ab 2008) gibt’s aber auch Ausreißer in die andere Richtung: Mal weichen der Monatsanfang und mal das Monatsende ungewöhnlich stark in eine Richtung ab. Das bestätigt, dass der Kaufzeitpunkt doch einen gewissen, aber kleinen Einfluss haben kann. Im Voraus wissen kannst Du das aber nicht.

    Aber wie sieht es langfristiger aus? Dafür haben wir zusätzlich noch einen längeren Sparplan als die 5-Jahres-Zeiträume simuliert: 2001 bis heute, 2002 bis heute usw. Das Ergebnis: Je länger Dein Sparplan läuft, desto geringer werden tendenziell auch die Unterschiede zwischen den Ausführungstagen. Von 2001 bis heute liegt der Unterschied zwischen dem besten und dem schlechtesten Tag bei 0,58 % – und das ist über fast 25 Jahre quasi nichts.

    Fazit: Der Tag spielt kaum eine Rolle

    Einen bestimmten Tag, der immer besser wäre als andere Tage, konnten wir nicht ermitteln. Und selbst wenn Du immer den langfristig besten Tag im Monat erwischt hättest, hättest Du nur einen minimal höheren Depotwert erzielt. Das Timing bringt langfristig also kaum einen Vorteil. Außerdem kannst Du sowieso nicht vorhersagen, welcher Tag der beste im Monat sein wird.

  • Ich verstehe den Sinn des Threads nicht... genau so könnte man auch vom Gegenteil berichten, falls es denn kurstechnisch passen sollte.

    Der Sinn ist, dass die meisten normalen ETF Investoren zu denen ich mich zähle keinen Dunst haben was der Markt machen wird.

    Ich habe mich beinahe dazu hinreißen lassen statt einfach meine passive Strategie zu verfolgen aktiv einzugreifen.

    Der Markt hat mir in diesem Fall nur klar gemacht, dass ich keine Ahnung hab was mit ihm passiert und ich daher gar nicht erst damit anfangen sollte aktiv zu investieren.

  • Der Markt hat mir in diesem Fall nur klar gemacht, dass ich keine Ahnung hab was mit ihm passiert und ich daher gar nicht erst damit anfangen sollte aktiv zu investieren.

    Das war eigentlich ein sehr gutes Beispiel.

    Es ist absolut wichtig bei einem Sparplan dem KISS- Prinzip zu folgen.

    Wenn du dich zum Beispiel entscheidest, monatlich 400 € zu investieren, dann ist das eben so und fertig.
    Wenn du bei Trade Republic wöchentlich sparst, geht der Betrag zum Beispiel am Montag in den ETF hinein.

    Änderst du überhaupt nichts an der Höhe. Emotionslos und stur.

    Wenn du zum Beispiel irgendwann einen größeren Betrag als einmal Investitionen machen möchtest, kaufst du eben für ein Euro Gebühr diese ETF ein.

    Dann hast du eine klare Struktur.

  • ähnliches wurde auch hier diskutiert:

    Mattes1989
    8. Juni 2025 um 22:20

    Wie sieht's eigentlich mit der Uhrzeit für die Order aus? Irgendwo stand, dass besser ein Zeitpunkt zu wählen ist, wo möglichst "viele" Börsen (unter Berücksichtigung ihres Handelsvolumens), die das betreffende Wertpapier handeln, geöffnet haben.

    Und interessanter finde ich: werden die Kaufpreise für die ETF Anteile der Kunden eines Brokers über den Tag gemittelt? Oder werden sie individuell abgerechnet? Wenn der Broker morgens um 09:00 MEZ loslegt: bin ich dann mit den Preisen am frühen Morgen dabei, wenn mein Nachname mit A anfängt oder ich eine kleine Kundennummer habe?

  • Ich schon. Das Verhalten kommt nur auf, wenn man den Zock-doch-du-Dödely-Broker für seinen Sparplan verwendet.

    Wieso? Ich bin bei der ING, da kostet mich der Stop eines Sparplans auch nur einen Klick.

    Fairerweise muss man aber sagen: Die ING hat mit ihren Sparplanausführungen gestern auch wieder perfekt demonstriert, wie market timing falschrum aussieht ;)

    Das wollte ich auch gerade schreiben. 😂 Es ist schon beeindruckend, wie häufig am Monatsersten um 9 die Kurse höher sind als später am Tag oder einige Tage später. Vielleicht bilde ich es mir auch ein und merke mir nur, wenn es so war, ich habe es noch nie genauer überwacht.

    So oder so, auf lange Sicht machen solche keinen Schwankungen keinen relevanten Unterschied.

    Auch wenn es kein großer Verlust gewesen wäre und über die nächsten 30 Jahre null Einfluss hätte, hat es mir mal wieder gezeigt das ich keinen Dunst hab was die Finanzmärkte machen und zu Versuchen den Markt zu timen für mich als 0815 Investor absolut idiotisch wäre.

    Du machst das genau richtig! Einfach Monat für Monat stur den Sparplan laufen lassen und Geld dann investieren, wenn es zur Verfügung steht, ohne Markttiming.

  • Ja großer Dank, ist nicht das erste Mal. Doofe Uhrzeit. TR erwischt es meist besser. Aber wie hier beschrieben steht "wegschauen und durchhalten"

    Die Uhrzeit ist richtig dämlich. Vielleicht kann man das auch der ING mal spiegeln.

    Eine generell gute Ausführungszeit wäre z.B. 16 Uhr. Es geht…das demonstriert Trade Republic.

    Im Rennen zwischen Kommer-ETF und MSCI büßte die Rate vom 01.August gleich mal 1,7 % bzw. 2,1 Prozent ein.

  • Dann macht Finanzen.net.Zero da also "richtiger" 8)
    Die kaufen für Sparpläne Nachmittags:

    Richtig. Das ist eine vernünftige Zeit, weil dann die Kursbildung des ETF logischerweise viel näher dran an der amerikanischen Börse ist.
    Ich gehe davon aus, dass zum Beispiel bei der ING der Kauf von Welt ETF um 9:00 Uhr oder kurz danach IMMER zu zu hohen Kursen abgewickelt wird.

    Warum?
    Ganz einfach: wenn man zum Beispiel um 9:00 Uhr oder 10:00 Uhr vormittags eine Microsoft oder eine andere große amerikanische Aktie kaufen will, ist das im Regel Fall eine ziemlich dumme Idee.

    Der Broker oder die Börse taxiert nämlich zur Vorsicht die Kurse etwas höher.

    Man will nämlich kein Risiko eingehen, dass man bei einem eventuellen Anstieg nach Börsenöffnung in den USA ein minus in der eigenen Kasse hat.

  • Auch wenn es nicht das Ziel war trotzdem interessant die Punkte zur Ausführung. Mein Problem dazu ist nur, dass nach allem was ich gehört hab die Zeit im Markt immer noch das wichtigste Kriterium ist.

    Wenn ich also jetzt anfange erst am 20. zu investieren dann.liegt mein Gehalt erst mal jeden Monat 20-25 Tage im Monat brach (bzw. mit 2% verzinst). Wie spielt das mit rein?

    Und nicht zuletzt der rein psychologische Effekt das mein invest Geld und mein normales Geld für fast einen Monat irgendwie vermischt sind

  • Wenn ich also jetzt anfange erst am 20. zu investieren dann.liegt mein Gehalt erst mal jeden Monat 20-25 Tage im Monat brach (bzw. mit 2% verzinst). Wie spielt das mit rein?

    Wie meinst Du das? Was soll da wie "reinspielen"?

    Je später Du im Markt bist desto geringer die zu erwartende Rendite. Das gilt jedenfalls dann wenn man langfristig von tendenziell steigenden Kursen ausgeht.

    ...Und nicht zuletzt der rein psychologische Effekt das mein invest Geld und mein normales Geld für fast einen Monat irgendwie vermischt sind

    Du hast mehrere Gelder, die sich vermischen?

    Geht mir auch so. Auf meinem Konto liegt das Geld für Essen, Kleidung, Miete, Freizeit, Benzin, Geschenke und neue Schnürsenkel. Und alles ist vermischt. Gruselig, sag` ich Dir!

  • Allerdings gabs das Gehalt schon am 28. und gerade ging der Markt ordentlich nach oben und ich dachte mir ... besser jetzt kaufen und nicht bis zum 4. warten wenn der Preis noch viel höher ist!

    Du hast einen Sparplan bei Trade Republic laufen, offenbar mindestens monatlich. Das geht bei denen zum Anfang des Monats und Mitte des Monats.

    Zweimal im Monat geht auch.

    Wöchentlich geht auch. (Mein Fun-Favorit in volatilen Donald-Zeiten).

    Wenn ich also jetzt anfange erst am 20. zu investieren dann.liegt mein Gehalt erst mal jeden Monat 20-25 Tage im Monat brach (bzw. mit 2% verzinst). Wie spielt das mit rein?


    Anfangen ??? Wie ? Was ? Warum ?

  • Wöchentlich geht auch. (Mein Fun-Favorit in volatilen Donald-Zeiten).

    Das mag ja ganz am Anfang oder bei extremen Verhältnis von Sparrate/Depotwert ganz witzig sein. Bei mir liegt die monatliche Sparrate inzwischen bei deutlich < 1% des Depotwerts. Da wäre mir so ein 'rumgespiele' ehrlicherweise zu blöd. Zumal ich ja auch die Käufe in Excel eintragen müsste...
    Bei täglichen Schwankungen von 1% merkt man zuweilen nicht mal mehr dass der Sparplan überhaupt ausgeführt wurde. :/

  • Das mag ja ganz am Anfang oder bei extremen Verhältnis von Sparrate/Depotwert ganz witzig sein. Bei mir liegt die monatliche Sparrate inzwischen bei deutlich < 1% des Depotwerts. Da wäre mir so ein 'rumgespiele' ehrlicherweise zu blöd. Zumal ich ja auch die Käufe in Excel eintragen müsste...
    Bei täglichen Schwankungen von 1% merkt man zuweilen nicht mal mehr dass der Sparplan überhaupt ausgeführt wurde. :/

    Richtig. Wenn Donaldo jetzt die Inder richtig bearbeitet und das Öl-Chaos beginnt, gibts beim spielerischen eben nächste Woche einen günstigeren Kurs.

  • Richtig. Wenn Donaldo jetzt die Inder richtig bearbeitet und das Öl-Chaos beginnt, gibts beim spielerischen eben nächste Woche einen günstigeren Kurs.

    Oder auch nicht! Wenn ich wüsste, dass ich nächste Woche günstiger einkaufen würde, würde ich nächste Woche kaufen. Aber nicht mit 25% der möglichen Kaufsumme, sondern mit 100%!:/
    Und da statistisch gesehen die Kurse an 2/3 der Tage steigen...

    Aber egal. Spiel doch weiter, wenn es Dir Spaß macht.;)