Was mache ich mit einer großen Einzelposition im Depot?

  • Hallo zusammen!

    Ich investiere seit Jahren vorbildlich in ETFs, ignoriere Kursschwankungen und seh das langfristig. So weit, so gut eigentlich. Jetzt ist es so, dass ich seit Jahren auch subventionierte Aktien von meinem Arbeitgeber kaufe, jeden Monat, immer schön mit Zuschuss. Die habe ich auch immer einfach laufen lassen und da liegt mittlerweile eine ganz passable Menge von im Depot. Ich sehe aber auch, dass sich mein gesamtes Depot sehr stark in Richtung dieser Einzelposition verschiebt. Dank momentan noch Kurssteigerungen zum Positiven.

    In Zahlen sind es grob 60k in allen ETFs und 60k in der Einzelposition.

    Jetzt überlege ich: was mache ich damit? Lasse ich das einfach so weiterlaufen, und es verschiebt sich noch weiter? Stichwort Klumpenrisiko. Verkaufen und in ETFs reinvestieren erscheint auch unattraktiv, dank der Gewinne zahl ich ja relativ viel Kapitalertragssteuer. Ich weiß von Kollegen, die das jeden Monat direkt wieder verkaufen, aber das wäre nur eine Lösung für die Zukunft.

    Gibt es da irgendwelche Best Practices? Erfahrungswerte?

    Danke für eure Antworten.

  • Referat Janders 12. September 2025 um 11:42

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Verkaufen und in ETFs reinvestieren erscheint auch unattraktiv, dank der Gewinne zahl ich ja relativ viel Kapitalertragssteuer.

    Ich mache jetzt mal ein konkretes Beispiel, damit du siehst, dass es eigentlich sehr einfach für dich ist.

    Stell dir vor, du bist Angestellter bei der Münchner Rückversicherung und hast inzwischen Aktien im Wert von 60.000 € In gleicher Höhe hast du einen normalen Welt-ETF angespart.

    Ich hab jetzt die Münchner Rückversicherung als eines der solides Unternehmen genommen. Ich weiß ja gar nicht, welche Aktiengesellschaft dein Arbeitgeber ist. Da gibt es ja auch ganz seltsame.

    50 % der Anlage Summe in einem einzigen Titel? Das ist völlig gegen die Regeln der Kunst. Denn eine Diversifizierung ist das überhaupt nicht. Freu dich doch, wenn du hier ordentliche Gewinne gemacht hast.


    Denn wenn du etwas zu versteuern hast, hast du auch gewonnen.

  • Ich investiere seit Jahren vorbildlich in ETFs, ignoriere Kursschwankungen und sehe das langfristig. So weit, so gut eigentlich. Seit Jahren [kaufe ich] auch subventionierte Aktien von meinem Arbeitgeber kaufe, jeden Monat, immer schön mit Zuschuss. Die habe ich auch immer einfach laufen lassen und da liegt mittlerweile eine ganz passable Menge von im Depot. Ich sehe aber auch, dass sich mein gesamtes Depot sehr stark in Richtung dieser Einzelposition verschiebt. Dank momentan noch Kurssteigerungen zum Positiven.

    In Zahlen sind es grob 60k in allen ETFs und 60k in der Einzelposition.

    Jetzt überlege ich: was mache ich damit? Lasse ich das einfach so weiterlaufen, und es verschiebt sich noch weiter? Stichwort Klumpenrisiko.

    Doppeltes Klumpenrisiko. Du hängst mit Deinem Arbeitsplatz am Arbeitgeber (Hier ist Diversifikation für die meisten Leute unrealistisch), und Du hast noch einen nennenswerten Posten Aktien Deines Arbeitgebers.

    60 T€ ist noch nicht so richtig viel (gemessen beispielsweise an Deinem Jahresgehalt). Ich würde von der Tendenz dennoch daran denken, diese Position zu reduzieren.

    Verkaufen und in ETFs reinvestieren erscheint auch unattraktiv, dank der Gewinne zahle ich ja relativ viel Kapitalertragssteuer.

    Ich bin kein begeisterter Steuerzahler, aber ich zahle lieber auf Gewinne Steuern als auf Verluste keine Steuer.

    Irgendwann verkaufst Du die Dinger, irgendwann mußt Du die Steuer ohnehin bezahlen.

    Du tust recht geheimnisvoll und verrätst Deinen Arbeitgeber nicht. Der Name des Arbeitgebers spielt bezüglich des Haltens seiner Aktien aber schon eine Rolle.

  • Du kannst auch dein eingesetztes Kapital rausziehen und den Rest laufen lassen.

    Zahlt das Unternehmen jährlich Dividenden? Vielleicht ist das Geld auf diesem Weg zürückgeflossen. Dann behalt die Aktien.

    Ich gehöre nicht dem Männerchor an, darum behalte ich meine Belegschaftsaktien.

  • Danke erstmal für die Einblicke.

    Namen habe ich nicht absichtlich zurückgehalten, es geht um SAP. Und ja, da kommt entsprechend auch jedes Jahr Dividende rein (wird immer in neue Aktien umgerubelt, ist glaub ich Teil des Deals).

    Stimmt auch, irgendwann muss ich die Steuern eh zahlen. Dann kann ich das auch jetzt machen.

    hanseatin sprich rausklamüsern, was ich selbst gezahlt habe, und die Menge rausziehen. Was dann noch im Depot liegt, hat ja der AG gesponsert, das dann liegen lassen?

    Danke nochmal

  • Namen habe ich nicht absichtlich zurückgehalten, es geht um SAP.

    Das absichtliche Zurückhalten von Informationen (weil man als Frager etwa glaubt, daß man die nicht braucht) ist meist unzweckmäßig. Ich habe den Eindruck, das gilt auch hier.

    Und ja, da kommt entsprechend auch jedes Jahr Dividende rein (wird immer in neue Aktien umgerubelt, ist glaub ich Teil des Deals).

    Stimmt auch, irgendwann muss ich die Steuern eh zahlen. Dann kann ich das auch jetzt machen.

    Finanzplanung muß ganzheitlich sein. Wenn man zu wenige Informationen hat, werden Ratschläge schlechter bis schlecht.

    SAP zahlt gut, 60 T€ Jahresgehalt ist dort nicht viel. Du hast nichts über Dein Alter erzählt, was zur Beurteilung hilfreich wäre. Du hast vermutlich nicht besonders viel gespart, was ein relativ geringes Lebensalter vermuten läßt: Ich überschlage mal: weniger als ein Jahresgehalt in ETF und weniger als ein Jahresgehalt in SAP. Man könnte sagen, Du habest mit den SAP-Aktien ein Klumpenrisiko. Man kann auch sagen: Du hast nicht viel gespart, da macht es auch nicht so viel aus, wenn vom relativ wenig Gesparten die Hälfte in SAP steckt.

    Zu Deiner Vermögensbilanz gehört Dein Humankapital (also das, was Du in Deinem Leben noch verdienen wirst) und auch die bisher erwirtschafteten Rentenansprüche. Verglichen mit diesen großen Zahlen ist Dein Gespartes noch nicht so hoch.

    Wohlgemerkt: Du mußt die notwendigen Informationen nicht öffentlich machen und auch mir nicht auf die Nase binden, wie alt Du bist (womit dann klar ist, wo etwa Du auf der Karriereleiter Du stehst). Dennoch ist diese Info zur Beurteilung der Lage notwendig, also berücksichtige wenigstens selbst diesen Parameter bei der Beurteilung.

    Von dem, was ich weiß, bleibe ich der Überzeugung, daß Du den Einzelwert reduzieren solltest, zumal dieser die Aktie Deines Arbeitgebers ist.

    Es gibt dabei auch mehr als alles oder nichts. Du könntest ja beispielsweise damit anfangen, 10 T€ SAP-Aktien zu verkaufen und in den ETF zu stecken. Ich weiß nicht, ob es dabei irgendwelche Haltefristen gibt oder sonstige Einschränkungen. Wenn nicht, solltest Du die neuesten verkaufen, weil die den wenigsten Gewinn enthalten und somit am wenigsten Steuer fällig wird. Suche hierzu hier im Forum mal nach Threads mit dem Begriff "LIFO".

  • Danke erstmal für die Einblicke.

    Namen habe ich nicht absichtlich zurückgehalten, es geht um SAP. Und ja, da kommt entsprechend auch jedes Jahr Dividende rein (wird immer in neue Aktien umgerubelt, ist glaub ich Teil des Deals).

    Stimmt auch, irgendwann muss ich die Steuern eh zahlen. Dann kann ich das auch jetzt machen.

    hanseatin sprich rausklamüsern, was ich selbst gezahlt habe, und die Menge rausziehen. Was dann noch im Depot liegt, hat ja der AG gesponsert, das dann liegen lassen?

    Danke nochmal

    Wie viel Verlust kannst du ertragen? Hat SAP noch zukunftsträchtige Projekte in der Pipeline? Wie sicher ist die Betriebsrente? Was passiert mit deiner Firma, wenn die US Unternehmen nicht mehr als Kunden in Frage kommen?

    Solche Fragen musst du dir stellen.

    Ja, du kannst dein eingesetztes Kapital abziehen, dann erleidest du keinen so großen Verlust, wenn irgend ein Horrorszenario eintritt.

  • Kommen denn bei den Aktien kontinuierlich welche dazu? Wie verhält sich diese Steigerung zu deiner sonstigen Sparrate in ETFs? Bei z.B. 100 EUR monatlich in die Einzelaktie und 1.000 EUR monatlich in den ETF-Sparplan dürfte langfristig der ETF dominieren. Ist das Verhältnis umgekehrt, wird das Klumpenrisiko immer größer.

    Ich würde auch sämtliche oder zumindest einen Großteil der Einzelaktien des Arbeitgebers verkaufen. Wie Achim Weiss schon gesagt hat, doppeltes Klumpenrisiko.

  • Grundsätzlich ist das ein häufiges Problem im Zusammenhang mit Mitarbeiteraktien. Wenn das Unternehmen in Schwierigkeiten kommen sollte, hängst Du nicht nur mit Deinem Job drin sondern auch noch mit Deinen Ersparnissen. Ganz generell kann man daher nur raten, das Risiko möglichst frühzeitig zu begrenzen.

    Gibt es Auflagen, wie lange die Aktien mindestens gehalten werden müssen? Googeln sagt mir drei Jahre, aber das solltest Du genau wissen. Wo liegen die Aktien? Bei der Bank bitte prüfen, ob man den Automatismus mit der Reinvestition der Dividende abstellen kann. Bei welcher Bank bist Du?

    Schade, dass Du den Sparerpauschbetrag nicht regelmäßig genutzt hast für Verkäufe. Falls Du verheiratet bist und sonst kein Vermögen besteht, kann man vielleicht noch in kleinem Umfang Anteile steuerneutral umschichten.

    Idealerweise nutzt Du für den Verkauf mehrere (Unter)Depots, in denen Du die älteren von den jüngeren Anteilen trennst. Das funktioniert nach dem sogenannten FIFO Prinzip, bei dem die zuerst gekauften Aktien als erstes verkauft/verschoben würden von den Banken. Wenn man statt dessen die jüngeren Aktien verkaufen will mit weniger Gewinnen, dann kann man die alten von den neueren Anteilen dadurch trennen, dass man sie in ein anderes Depot überträgt.

    Beispiel für den Verkauf von 200 Aktien:
    Du hast insgesamt rund 1500 SAP Aktien, wovon beispielsweise 1000 älter als drei Jahre sind.
    Schritt 1: Du legst neben dem normalen Depot zwei Unterdepots (1+2) bei Deiner Bank an (oder einer anderen Bank, falls Deine das nicht anbietet).
    Schritt 2: Du überträgst alle zum Verkauf freie Aktien, im Beispiel 1000 Aktien, in Depot1
    Schritt 3: Übertrage von Depot 1 die zu verkaufende Anzahl, beispielsweise 200 Aktien in Depot 2
    Schritt 4: Verkauf der 200 Aktien aus Depot 2 (das wären dann die jüngsten Aktien, die mindestens 3 Jahre alt sind)
    Schritt 5: Im Folgejahr überträgst Du die frei werdenden Aktien vom Hauptdepot ins Depot 2 und verkaufst sie dort
    Nach der Methode würdest du die 800 ältesten Aktien längerfristig behalten, weil bei denen hohe Gewinne aufgelaufen sind. Zusätzlich sind immer die gebundenen Aktien (im Beispiel 500) im Depot. Die Position wird aber anzahlmäßig nicht mehr größer.

    Wie sieht es aus mit Kindern und Kinderdepots? Statt einen Sparplan für die Kids zu bedienen, kann es Sinn machen einmal im Jahr ein paar Anteile SAP zu verschieben. Im Kinderdepot kann man diese dann steuerfrei in ETF Anteile umtauschen. Das bietet sich vor allem für die ältesten Anteile an. Im Beispiel wären das Anteile aus Depot 1.

  • ...Wohlgemerkt: Du mußt die notwendigen Informationen nicht öffentlich machen und auch mir nicht auf die Nase binden, wie alt Du bist (womit dann klar ist, wo etwa Du auf der Karriereleiter Du stehst). Dennoch ist diese Info zur Beurteilung der Lage notwendig, also berücksichtige wenigstens selbst diesen Parameter bei der Beurteilung.

    Keine weitere Information ist notwendig. Die Einzelaktien gehören verkauft.