Anteil sicher/unsicher

  • Guten Morgen!

    Aktuell schaue ich mir mal wieder meine Altersvorsorge an. Und denke darüber nach, wie groß der "sichere" Teil (GRV, Pension, Riester) und wie groß der unsichere Teil (mehrheitlich etfs) sein soll.

    GRV und Pension haben der Charme, dass sie im Alter unkompliziert sind und grob mit der Lohnentwicklung steigen. Und, genauso wie der Riester, eine Langlebigkeitsabsicherung bieten.

    Mein etf Portfolio rentiert natürlich wesentlich besser, aber ob man sich da im späten Alter noch drum kümmern mag? Und weiterhin so gelassen bei Schwankungen ist?

    Wie teilt Ihr das auf? Nach welchen Kriterien?

  • Die Frage ist recht theoretisch. In der Praxis stellt sich der GRV-Anteil von alleine auf, das bisherige System vorausgesetzt. Du hast ja keinen großen Einfluss darauf, ob du zukünftig 1.500 oder 3.000 € GRV erhältst. Das ist determiniert durch dein Einkommen und die Länge der Versicherungsdauer. Die entstehende Rentenlücke solltest du anders füllen. Für viele hier im Forum sind dazu ETFs eines der Werkzeuge.

  • Die Frage ist recht theoretisch. In der Praxis stellt sich der GRV-Anteil von alleine auf, das bisherige System vorausgesetzt. Du hast ja keinen großen Einfluss darauf, ob du zukünftig 1.500 oder 3.000 € GRV erhältst. Das ist determiniert durch dein Einkommen und die Länge der Versicherungsdauer. Die entstehende Rentenlücke solltest du anders füllen. Für viele hier im Forum sind dazu ETFs eines der Werkzeuge.

    Wenn ich über den Daumen peile und sage "Reicht!", dann kann ich auch auf halbtags gehen. Frei von Einfluss ist man da jetzt nicht.

  • Ich leiste derzeit freiwillige Beiträge in die GRV um die Teilzeitlücken in der Pension auszugleichen. Habe da also durchaus Spielraum, diesen Anteil großer oder kleiner zu halten. Gleiches gilt für Riester und Co.

    Mir ist bewusst, dass die Antwort für jeden anders aussehen muss. Aber gerade das interessiert mich. Die Beweggründe für die jeweils gewählte Aufteilung.

  • Wie teilt Ihr das auf? Nach welchen Kriterien?

    Bei ist eher das Thema, wie ich überhaupt eine signifikante Aktienquote erreiche.

    "Sicherer" Teil:

    • Rente

      Rente ist gesetzt, da wird jeden Monat der Beitrag eingezahlt, der eben anfällt. Bisher eingezahlt habe ich da irgendwas um die 250.000 EUR. Mit welchem Wert ich diese Rentenanwartschaft sinnvollerweise ansetzen könnte, keine Ahnung.

      Denn wieviel ich am Ende rausbekomme, insbesondere wie hoch die Rente am Ende ausfallen wird, ist ungewiss (nach aktuellen Vorhersagen deutlich höher als die maximale gesetzliche Rente, aber ich habe auch noch einige Jahrzehnte vor mir, auch die Versorgungswerke haben ihre Mühe mit der Demographie und den immer noch niedrigen Zinsen, und die jährlichen Rentensteigerungen lagen die letzten Jahre eher bei 1% bis 3%, also nicht wirklich mit der Inflation).


    • Selbstbewohnte Immobilie

      Dann gibt es noch eine selbstbewohnte Immobilie. Konservativ geschätzter Wert abzüglich offener Kredite liegt im mittleren sechsstelligen Bereich. Ist das ein "sicherer" Vermögensbestandteil? Je nachdem wen man fragt bekommt man da unterschiedliche Antworten.


    • Festgeld

      Das gibt es nur, um in ca. 10 Jahren bei Ende der Zinsbindung den dann noch offenen Immobilienkredit abzulösen (Zinsdifferenzgeschäft dank sehr niedriger Immobilienkreditzinsen aus der Niedrigzinsphase und reduzierbarer Rate)


    • Tagesgeldreserve / "Notgroschen"

      Eher überschaubar, einige Monatsgehälter.

    Ich habe sonst keine Finanzprodukte. Keine Riester- oder sonstige Rentenversicherung, keine Lebensversicherung, keinen Bausparvertrag.

    "Unsicherer" Teil:

    • ETF-Depot

      Das ist im Wesentlichen ein Depot mit Aktien-ETFs. Inzwischen zwar sechsstellig, aber in Relation zur Gesamtheit der "sicheren" Bestandteile nur ein Bruchteil des Gesamtvermögens.

    Selbst wenn ich den Wert der Rente nur mit dem eingezahlten Betrag beziffere und bei der selbstbewohnten Immobilie beim Wert konservativ rechne, liegt der Aktienanteil gerade mal in der Größenordnung von ca. 20%.

    Und der "sichere" Teil wird aufgrund der monatlichen Rentenbeiträge und der fortlaufenden Tilgung des Immobilienkredits ja automatisch auch die nächsten Jahre weiter ansteigen.

    Daran kann / will ich auch nicht wirklich was ändern (Rentenbeiträge fallen nunmal an, die Immobilie steht auch nicht zur Debatte). Das heißt, die Stellschrauben, an der Verteilung etwas grundlegend in Richtung "höhere Aktienquote" zu verändern, sind ohnehin begrenzt.

    Für mich heißt das, dass meine gesamte monatliche Sparrate und alles, was sonst übrig ist (Jahresbonus etc.) in Aktien fließt. Denn der "sichere" Anteil ist so schon extrem hoch. Wenn die Immobilie abbezahlt ist, wird sich die ETF-Sparrate noch einmal signifikant erhöhen. Erst dann wird sich vermutlich nach und nach der Aktienanteil ganz allmählich etwas erhöhen (denn die Rentenbeiträge fließen ja auch weiterhin in den "sicheren" Teil).

    Ich glaube, so geht es vielen Leuten, und vielen ist gar nicht klar, wie groß ihr "sicherer" Anteil an Vermögen ohnehin schon ist, selbst wenn die gesamte freie Sparrate in Aktien fließt.

    Mein etf Portfolio rentiert natürlich wesentlich besser, aber ob man sich da im späten Alter noch drum kümmern mag? Und weiterhin so gelassen bei Schwankungen ist?

    Mit diesen Fragen befasse ich mich, wenn die Rente bevorsteht. Wieviel man sich kümmern will und muss, welche (ggf. wenig aufwändigen) Entnahmemöglichkeiten es bis dahin gibt, ob es jemanden gibt, der unterstützt (Partner/in, Kind/er etc.) muss man dann schauen. Und wie gelassen man bei Schwankungen ist, ist zum einen Typsache (keine Altersfrage) und zum anderen vermutlich davon abhängig, wie dringend man auf das Geld angewiesen ist und ob man auch noch genug zum Leben hat, wenn die Kurse um 50% runtergehen. Das kann ich wahrscheinlich besser abschätzen, wenn die Rente näher rückt. Denn je näher ich am Renteneintritt bin, umso eher lässt sich sagen, wie hoch voraussichtlich die Rente sein wird, wie sich das Depot entwickelt hat usw...

    Was soll ich mir da jetzt schon den Kopf drüber zerbrechen? Es gibt so viele Variablen, dass ich unmöglich eine sinnvolle Vorhersage treffen kann.

  • Du mußt dich mit deiner Aufteilung wohlfühlen!

    Ich bin Rentner und mit ca. 50% in ETF und Aktien investiert. Ich beschäftige mich aber auch ganz gerne mit Geldanlage-Themen. Ich besitze auch eine Eigentumswohnung.

    Du knauserst etwas mit Angaben: Alter, konkrete Summen bzw. prozentuale Aufteilung, Familienstand...

  • Ich habe aktuell so circa:

    Sicherunsicher
    57% GRV8% Aktien
    14% EFH4% Rest
    16% Tagesgeld, Bausparen usw.


    Meine Projektion im Jahr 2057 sähe, wenn alles so weiter läuft, vermutlich so circa aus:

    Sicherunsicher
    57% GRV17% Aktien
    21% EFH
    4% Tagesgeld, Riester usw.


    Das sind bei mir/uns aber noch ca. 35 Jahre.... Und ob die Werte für die GRV und EFH stimmen, ist auch schwer zu sagen, da ist halt viel Rechnerei mit diversen Faktoren drin

    GRV aktuell habe ich die Rentenpunkte * aktueller Wert eines Punkts * 250 gerechnet.

    GRV Projektion habe ich meine Durchschnittlichen Punkte pro Jahr zu den aktuellen addiert * den vermutlichen Wert eines Rentenpunkts in der Zukunft * 250 gerechnet

    Haus aktuell nehme ich den damaligen Kaufpreis und steigere den mit 2% Inflation bis jetzt

    Haus Projektion den Kaufpreis mit 2% Inflation bis in die Zukunft

    Wie gesagt, da ist viel hätte, könnte, vielleicht drin, ist aber vielleicht ein Anhaltspunkt für dich

  • Wie teilt Ihr das auf? Nach welchen Kriterien?

    Aktuell (ca. 9 Jahre vor dem geplanten Unruhestand), sieht die Planung so aus, dass ich mit einem Cashpuffer von min. 5 Jahresbedarfen in den Unruhestand starten will.
    Der Großteil dieses Geldes kommt voraussichtlich aus einer alten KLV und einer (stillgelegten) bAV.

    Zumindest bis 2031 geben ich jetzt erstmal weiter Gas. D.H. 85% meiner langfristigen Sparrate fließen in meinen Risikoteil (ETF-Depot, minimal P2P). 15% füttern weiter meine alte KLV.
    Und dann schaue ich mal, wie sich die Situation bis dahin darstellt (politische Entscheidungen zur GRV, Entwicklung meines Depots, usw.).
    Nachkauf von Rentenpunkten ist aktuell nicht vorgesehen. Diese Option behalte ich mir aber vor, wenn sich z.B. das Depot in den nächsten Jahren deutlich überdurchschnittlich stark entwickelt.

  • Vielen Dank für Eure Rückmeldungen!

    Du knauserst etwas mit Angaben: Alter, konkrete Summen bzw. prozentuale Aufteilung, Familienstand...

    Durchaus absichtlich, ich wollte ganz allgemein hören, welche Ansätze Ihr fahrt, nicht nur auf meinen finanziellen Zustand gemünzt.

    Bei mir sieht es ähnlich aus wie bei 12345 und Evelknevel, der Aktienanteil ist trotz ordentlichem etf Portfolio erschreckend klein, da Immo, GRV, Pension fix sind.

    Ich erlebe aber im Umfeld, dass es im Alter deutlich schwieriger wird, all die Kapitalanlagen zu pflegen. Und nicht immer Nachfahren da sind, die sich drum kümmern können. Möchte daher zum einen eine Langlebigkeitsabsicherung inkl. Inflationsschutz, zum anderen die Möglichkeit, in der Rente die Komplexität zu reduzieren.

    Ursprünglich hatte ich auch vor, das vor ein paar Jahren Aufgesetzte einfach bis zur Rente laufen zu lassen (habe noch 18 Jahre) und mich dann drum zu kümmern, merke aber, dass das nicht funktioniert. So hat sich z.B. meine steuerliche Situation inzwischen so entwickelt, dass vor ein paar Jahren getroffene Entscheidungen nicht mehr sinnvoll sind. Da ist Anpassung nötig.

  • Durchaus absichtlich, ich wollte ganz allgemein hören, welche Ansätze Ihr fahrt, nicht nur auf meinen finanziellen Zustand gemünzt.

    Das kann man doch allgemein gar nicht sagen. Bei einem Vermögen von 100.000 Euro fällt die Verteilung in der Regel sicher anders aus als bei einem Vermögen von 1.000.000 Euro. Und das auch je nach Alter – bei 100.000 Euro kurz vor der Rente würde man wohl eher nicht 80% in Aktien halten.

  • Hallo zusammen,

    mit einem Welt-ETF ist die Geldanlage in der Anspar- wie auch in der Entnahmephase grundsätzlich einfach und effektiv.
    Durch die breite Streuung, etwa von MSCI bis zum IMI, ist man bestens aufgestellt, ohne sich ständig um die einzelnen Positionen kümmern zu müssen. Das Portfolio ist so gut diversifiziert, dass es kaum Pflege benötigt – vor allem, wenn man einen klaren Entnahmeplan verfolgt.

    Eine gängige Empfehlung ist, jährlich 3 % des angelegten Kapitals zu entnehmen. Diese Entnahmestrate hat sich als sehr nachhaltig erwiesen und sorgt dafür, dass das Vermögen auch über einen längeren Zeitraum stabil bleibt. Um diese Strategie optimal umzusetzen, ist es hilfreich, einen Entnahmeplan zu erstellen, den man mit Tools wie dem Rechner von Finanztip leicht kalkulieren kann. Das ePaper, das dort zur Verfügung steht, hilft dabei, den Plan zu überprüfen und anzupassen, sodass man auch langfristig mit der Entnahme gut zurechtkommt.

    So bleibt die Vermögensverwaltung im Rentenalter überschaubar und sicher, ohne dass man viel Aufwand betreiben muss. Die Mischung aus einer einfachen, soliden Anlagestrategie und einem strukturierten Auszahlungsplan macht diese Methode besonders attraktiv für diejenigen, die auch in der Entnahmephase ein hohes Maß an Flexibilität und Kontrolle behalten möchten.

    LG

  • Ach so, das E Papier habe ich schon gelesen, da sind eigentlich nur Binsen drin. Hat mich nicht wirklich überzeugt.

    In etf bin ich seit Jahren investiert, das ist alles schon ausgeexcelt, und eine MC Simulation kann ich auch drüber laufen lassen. Aber das ist die Theorie, mich hat interessiert, wie ändere es in der Praxis lösen.

    Den Auszahlplan werde ich mir allerdings mal anschauen, wobei das ein Thema ist, dass ich tatsächlich erst kurz vor Rentenbeginn angehen werde.

    (Das einzig Schwierige an dem Thema ist, zu bestimmen, wieviel man im Alter überhaupt benötigt. Irgendwelche prozentualen Anteile vom Gehalt sind da nicht hilfreich, wenn man heute nur die Hälfte ausgibt. Aber im Alter vielleicht mehr ausgeben will.)

    Mit "Grundbedarf aus sicherem Anteil, alles drüber in etf" werde ich sicher nicht darben müssen. Aber optimal ist es halt nicht, ich verschenke dann Geld, welches ich sonst an meine Kinder oder Enkel vererben könnte.

  • Ich erlebe aber im Umfeld, dass es im Alter deutlich schwieriger wird, all die Kapitalanlagen zu pflegen. Und nicht immer Nachfahren da sind, die sich drum kümmern können. Möchte daher zum einen eine Langlebigkeitsabsicherung inkl. Inflationsschutz, zum anderen die Möglichkeit, in der Rente die Komplexität zu reduzieren.

    Ich muss zwar meinen Garten pflegen, und das wird mit zunehmenden Alter tatsächlich schwieriger. Aber Kapitalanlagen? Die Rente kommt jeden Monat automatisch und Depot und Konten müssen ja nicht "gepflegt" werden. Und normalerweise ist daran auch nichts komplex.

    Klar, es gibt Leute, die alle 6 Monate ihr Tagesgeld zu einer anderen Bank, gerne auch im Ausland verschieben, um möglichst noch das letzte Zehntelprozent herauszuquetschen. Nur um bei der Nachricht, dass Frankreichs Rating nach unten korrigiert wurde, in diesem Forum panisch nachzufragen, ob ihr Geld bei der Credit Agricole noch sicher sei. Oder die dauernd ihre Positionen zwischen verschiedenen Depots verschieben, um Steuern später zu zahlen. Wie groß der Nutzen solcher Aktionen, die tatsächlich die Komplexität erhöhen, ist, sei mal dahingestellt. Daneben gibt es auch noch Leute, die Immobilien vermieten. Diese Art der Geldanlage bietet ein hohes Potential für Ärger und auch finanzielle Verluste. Dinge, die man im Alter garantiert nicht gebrauchen kann.

    Also das ganze einfach halten:

    - selbst genutzte Immobilie
    - Rente/Pension/bAV
    - 1 Depot
    - 1 Tagesgeld- und/oder Festgeldkonto
    - ggf. Schließfach für Wertgegenstände

    Und wenn du im Alter dein Depot in Richtung "risikoarm" verändern möchtest, verkaufe einfach einen Teil der Aktien-ETF und investiere den Erlös in Anleihe- oder Geldmarkt-ETF. Das sind genau 2 Transaktionen und von der Komplexität auch noch für Rentner geeignet.:)

  • Mit "Grundbedarf aus sicherem Anteil, alles drüber in etf" werde ich sicher nicht darben müssen. Aber optimal ist es halt nicht, ich verschenke dann Geld, welches ich sonst an meine Kinder oder Enkel vererben könnte.

    Verstehe ich nicht. Wo verschenkst du damit Geld? Alles was am Ende von deinen ETFs übrig bleibt, kannst du doch verreben.

    Verlieren kann man eigentlich nur Rentenansprüche, nämlich durch zu frühes Verlassen unseres schönen Planeten.