Welt-ETF, die christliche Ethik der Geldanlage

  • Ich halte TOLERANZ für eine gute Tugend.

    Daher habe ich mit vorliegender Fragestellung kein Problem.

    Das Problem ist, dass Christen diesen Begriff ihrer Lehre zuschreiben. Als wenn die 70% der Nicht-Christen auf diesem Planeten dieses Wort nicht kennen würden. Tatsache ist, dass je monotheistischer ein Land geprägt ist, desto intoleranter ist es. Dass ausgerechnet das Christentum sich diese ,,Tugend" auf die Fahne schreibt, ist an Tatsachenverkennung kaum zu überbieten.

    Noch bis vor wenigen Jahren hättest du keine evangelische Freundin in ein katholisches Elternhaus mitbringen können, ohne dass das halbe Dorf die Mistgabeln geschärft hätte. Und das war nur die Toleranz innerhalb des Christentums. Einfach mal überlegen was passiert wäre, wenn die Freundin fünf Mal am Tag den Teppich Richtung Qibla zum Beten ausgerollt hätte...

    Toleranz. :D

  • q. e. d.


    Wie auch immer … man muss eigentlich gar kein großer Anhänger des Christentums sein, um dessen prägende Kraft erkennen zu können - man darf nur eben auch kein fanatischer und Argumenten unzugänglicher Gegner sein. Dabei geht es übrigens gar nicht darum, Fehler der Kirche der Vergangenheit zu negieren, sondern nur um eine objektive Bestandsaufnahme. Dazu sind manche aber entweder nicht willens oder in der Lage.

  • Toleranz. :D

    ?

    Zum Realitätsbezug (ggf. ist Dir dieser abhandengekommen oder war auch nie vorhanden):

    Die Toleranz (um Deine Begrifflichkeit zu verwenden) kann präziser muß auch bei bestimmten anderen Religionen mit der Lupe gesucht werden.

    Der Islam beispielsweise beruft sich in Deutschland gerne und oft auf die Religionsfreiheit (mit guten Gründen; siehe das Grundgesetz; nach meiner Erinnerung Art. 4 Abs 1 und 2).). Die Frage bleibt nur, wie es denn mit dieser Toleranz bestellt ist, wenn ein Ausländer in einem islamischen Staat eine andere Religionsgemeinschaft als die islamische gründen würde und eine Kirche dafür vor Ort bauen wollte ...

    Der Islam ist die (oder zumindest die führende) Religion in knapp 60 islamischen Ländern (57 ?). In lediglich drei dieser Länder werden Frauen so behandelt, wie es sich gehört. Oder man versucht es zumindest (Türkei, Indonesien, Irak). In allen anderen dieser islamischen Länder (54 ?) werden die Menschenrechte mit Füßen getreten. Es gibt teilweise Körperstrafen, die Todesstrafe, die Sharia regiert, Frauen haben eher wenig bis fast nichts zu sagen, im Iran wurden (werden ?) Ehebrecherinnen gesteinigt usw. Bis 2017 durften Frauen beispielsweise in Saudi-Arabien meines Wissens nicht mal einen Führerschein machen ...

    Eher so, als wäre man irgendwie bei einer Zeitreise im finstersten Mittelalter gelandet ...

  • Jetzt trinkst du vier Halbe, gehst rüber zum nächsten Königreichssaal und fragst den ersten Zeugen Jehovas, der den Kopf aus der Tür streckt, genau dieselbe Frage. Ich garantiere dir: Das wird ein grandioser Sonntag.

    Die kommen dir auch entgegen, wie man so liest:

    Reach Mallorca: Beten am Ballermann
    Gott kann man bekanntlich überall finden. Jetzt auch vorm Bierkönig. Junge Evangelikale fliegen nach Mallorca, um andere vom Glauben zu überzeugen. Um Himmels…
    www.zeit.de
  • Kirchenbashing ist völlig ok. Muss der Laden aushalten. Glaubensbashing ist aber bis auf bestimmte Grenzen nicht ok.

    Selbstverständlich ist Kirchenkritik legitim.

    Im vorliegenden Fall geht mir allerdings dieses aggressive Bashing auf die Nerven. Ich erinnere an den Glaubenskrieg um Dividendentitel vs Thesaurierer. Unser Forenfreund McProfit hat ja bedauerlicherweise wohl aus diesem Grund kapituliert.

  • Hallo zusammen,

    das funktioniert, weil Geld heute nicht mehr durch Goldreserven gedeckt ist, sondern „nur“ durch Vertrauen (Glaube) in das System die Basis ist. Wenn ein Kredit vergeben wird z.B. schreibt die Bank den Betrag einfach dem Konto des Kreditnehmers gut. Dieses Geld ist nicht aus dem Tresor genommen, sondern wurde durch einen Buchungssatz neu geschaffen.

    LG

  • ... ach was?! Hast Du wirklich gedacht, dass die hier Schreibenden denken, dass die Bank einen Tresor öffnet und dem Kreditnehmer das Geld aushändigt?

    Es ist fast wie im richtigen Leben, deswegen heißt das hier auch Erde und nicht Paradies.

  • Hallo zusammen,

    ja, eine Bank kann mehr Geld verleihen, als sie tatsächlich an Einlagen besitzt. Das liegt am Prinzip der Geldschöpfung durch Kreditvergabe, genauer: der Buchgeldschöpfung.

    Wie funktioniert das?

    Wenn du 1.000 € auf dein Konto bei einer Bank einzahlst, ist das zunächst ganz normales Guthaben für dich. Aus Sicht der Bank ist es eine Verbindlichkeit – sie schuldet dir das Geld. Gleichzeitig kann sie mit diesem Geld arbeiten.

    Das Entscheidende:
    Die Bank muss nur einen kleinen Teil dieses Geldes tatsächlich als Reserve halten – also physisch oder als Guthaben bei der Zentralbank vorhalten. Der Rest darf verliehen werden. In der Eurozone liegt diese Mindestreserve aktuell bei nur 1 %.

    Also:
    Du zahlst 1.000 € ein → Bank muss 10 € als Reserve behalten → 990 € dürfen theoretisch weiterverliehen werden. Der Kreditnehmer bekommt 990 €, zahlt sie vielleicht wieder bei einer anderen Bank ein – und das Spiel beginnt von vorn. So entsteht durch diesen Kreislauf neues Buchgeld, das es vorher nicht gab.

    Aber wie kann das sein?

    Das funktioniert, weil Geld heute nicht mehr durch Goldreserven gedeckt ist, sondern Vertrauen in das System die Basis ist. Wenn ein Kredit vergeben wird, schreibt die Bank den Betrag einfach dem Konto des Kreditnehmers gut. Dieses Geld ist nicht aus dem Tresor genommen, sondern wurde durch einen Buchungssatz neu geschaffen.

    Buchgeld = Geld, das nur digital existiert.
    Es entsteht durch Kreditvergabe, verschwindet aber auch wieder, wenn der Kredit zurückgezahlt wird.

    Was bedeutet das für dein Geld?

    • Dein Geld ist sicher – solange das System funktioniert.
      Das Vertrauen in die Bank und ins Finanzsystem ist entscheidend. Wenn zu viele Leute gleichzeitig ihr Geld abheben wollen (Bank Run), kann es eng werden. Deshalb gibt es Einlagensicherung: In Deutschland sind 100.000 € pro Person und Bank gesetzlich geschützt.
    • Geld ist nicht gleich Geld.
      Bargeld ist Zentralbankgeld. Dein Kontoguthaben ist Buchgeld – also eine Forderung gegen deine Bank. Im Alltag macht das keinen Unterschied, im Krisenfall aber schon.
    • Inflation und Geldmenge hängen zusammen.
      Wenn Banken viel Geld schöpfen und zu viele Kredite vergeben, kann das die Geldmenge stark erhöhen – was langfristig zu Inflation führen kann.
    • Geld entsteht durch Schulden.
      Jeder Euro, der als Kredit geschaffen wird, ist mit einer Schuld verbunden. Solange Schulden gemacht werden, wächst die Geldmenge – wenn Kredite zurückgezahlt werden, schrumpft sie.

    Also:

    • Banken schaffen Geld durch Kredite – mehr als sie „haben“.
    • Dein Guthaben ist nur sicher, weil es rechtlich abgesichert ist – nicht, weil es irgendwo liegt.
    • In einer Krise zählt Vertrauen mehr als Zahlen auf dem Kontoauszug.

      LG
  • Welchen Einfluss hat - bzw. welche Freiheitsgrade bietet - denn dabei der Faktor "Zeit"?

    Wenn eine Bank diesen Monat (z.B.) durch Kreditschöpfung Buchgeld von X Euro geschaffen hat: kann sie dann im nächsten Monat mit X/100 (1%) weitere X Euro Buchgeld generieren, ohne weitere Kunden-Kredite auszugeben?

  • Hallo zusammen,
    sehr spannende Frage. Da steigen Sie tief in das Verständnis unseres Systems ein.

    Der Faktor "Zeit" spielt in der Tat eine wichtige Rolle in der Geldschöpfung, insbesondere im Kontext der Kreditschöpfung durch Banken. Wenn eine Bank durch Kreditvergabe neues Buchgeld schafft, basiert dieses auf den Einlagen und der Kreditvergabe innerhalb des Bankensystems. Doch inwieweit kann die Bank die Geldmenge weiter erhöhen, ohne neue Kredite zu vergeben? Das hängt von mehreren Faktoren ab, die mit der Funktionsweise des Bankensystems und der Geldpolitik zusammenhängen.

    Möglichkeit der Geldvermehrung:
    Eine Bank kann durch die Kreditvergabe tatsächlich Buchgeld schaffen, da sie nicht die gesamten Einlagen in Form von Reserven halten muss, sondern nur einen bestimmten Teil davon als Reserve aufbewahren muss (die sogenannte Mindestreserve). Das heißt, wenn ein Kredit vergeben wird, wird neues Geld geschaffen, das dann aufdem Konto des Kreditnehmers erscheint. Dieses Geld kann wiederum von anderen Banken als Reserve genutzt werden, um weiteres Geld zu schaffen, wodurch

    eine Kettenreaktion ausgelöst wird, die die Geldmenge im System erhöht.

    Einfluss des Faktors "Zeit":
    Der Zeitfaktor kommt ins Spiel, weil es bei der Geldschöpfung durch Kredite ein gewisses Verhältnis gibt, das die Bank und das Bankensystem insgesamt beachten müssen. Wenn eine Bank im ersten Monat eine bestimmte Summe an Krediten vergibt, hat sie im darauffolgenden Monat nicht automatisch "frei" die Möglichkeit, mit nur einem Bruchteil der ursprünglichen Summe (z. B. 1%) zusätzliches Geld zu schaffen. Die Höhe der neu geschaffenen Geldmenge ist von den Kreditvergaben, den Einlagen und der Reserveanforderung abhängig.

    Möglichkeiten ohne neue Kredite:
    Die Bank könnte in der Theorie versuchen, die Geldmenge zu erhöhen, ohne neue Kredite zu vergeben, indem sie etwa die bestehende Kreditvergabe erneut nutzt oder das Geld anderweitig bewegt (z. B. durch Wertpapierkäufe oder „Handelsaktivitäten“). Aber eine direkte, einfache Möglichkeit, ohne weitere Kredite die Geldmenge auf diese Weise zu steigern, gibt es nicht direkt im klassischen System. Denn die Schaffung von Geld ist unmittelbar an den Prozess der Kreditvergabe gebunden. Ohne neue Kredite wird die Geldmenge in der Regel nicht signifikant weiter wachsen.

    Zusätzlich spielt die Zentralbank eine Rolle, da sie durch geldpolitische Instrumente (wie etwa den Leitzins) die Fähigkeit der Banken zur Geldschöpfung beeinflusst. Wenn die Zentralbank die Zinsen senkt, können Banken günstiger Kredite vergeben, was in der Folge die Geldmenge ansteigen lässt.


    Die Bank kann ohne neue Kredite kiene unbeschränkte Menge an zusätzlichem Geld schaffen.
    Der Geldschöpfungsprozess ist auf die Kreditvergabe angewiesen, und die Schaffung von zusätzlichem Geld über bereits bestehende Kredite hinaus ist innerhalb der normalen Funktionsweise des Systems nicht direkt möglich. Zeit als Faktor beeinflusst eher die Dynamik der Geldschöpfung, etwa wie schnell die Kredite vergeben werden, welche Rückzahlungen ausstehen und wie sich das System insgesamt entwickelt.

    LG

  • Bedeutet das, dass Banken ein Interesse daran haben könnten, Kredite auch ohne besondere Prüfung von Kreditwürdigkeit zu vergeben, damit das Spiel weiter läuft und sie bei einem Hebel von 1 : 100 nebenher auch ganz andere Geschäfte tätigen können? Und das selbst das Abschreiben dieser Kredite für die Banken dann kein wirkliches Problem darstellt?

  • Hallo zusammen,

    sie machen es wirklich deutlich. Bringen wir es auf den Punkt und zeigen die Dimension auf - ich versuche es jedenfalls.

    Das Zitat von Bertolt Brecht

    „Was ist die Gründung einer Bank gegenüber einem Bankraub?“

    lässt sich im Kontext der Geldschöpfung und der Funktionsweise von Banken sehr gut verstehen.

    Brecht stellt hier die moralische und gesellschaftliche Dimension des Bankwesens in Frage und drückt eine kritische Haltung gegenüber den Mechanismen aus, die im Finanzsystem wirken.

    Wenn man es mit dem Konzept der Geldschöpfung durch Kredite verbindet, wird deutlich, dass beide, sowohl die Gründung einer Bank als auch der Bankraub, auf ihre eigene Weise mit dme Umgang von Geld und Macht zu tun haben – jedoch auf sehr unterschiedliche Art und Weise:

    1. Die Gründung einer Bank ist oft eng mit der Möglichkeit verbunden, Geld aus dem Nichts zu schaffen, indem Kredite vergeben werden. Banken sind in der Lage, durch die Schaffung von Buchgeld enorme Gewinne zu erzielen. Die Schaffung von Geld erfolgt dabei nicht durch reale Werte oder Produktionsprozesse, sondern durch

      ein System von Vertrauen und Verschuldung.

      Man könnte sagen, Banken haben durch ihre Struktur die Fähigkeit, „neues Geld“ zu erschaffen, das nicht durch tatsächliche Werte gedeckt ist. Die Schaffung von Geld wird oft als eine Art von „rechtmäßigem Bankraub“ kritisiert, da sie im Kern auf einem Hebel von Schulden und zukünftigen Rückzahlungen basiert, die letztlich von der gesamten Gesellschaft getragen werden müssen.

    2. Ein Bankraub ist eine illegale Handlung, bei der jemand direkt von einer Bank Vermögenswerte entnimmt, die dort deponiert sind. Im Gegensatz zur Geldschöpfung ist dies ein unmittelbarer, direkter Diebstahl. Aber auch hier könnte man die Frage aufwerfen: Warum ist der „Diebstahl“ durch den Bankraub verwerflicher als die „legale“ Geldschöpfung durch die Bank, bei der im Prinzip ebenfalls „Geld entnommen“ wird, allerdings auf eine weniger greifbare, abstrakte Weise?

    Brecht zielt mit diesem Zitat auf die scheinbare Doppelmoral der Gesellschaft und der Wirtschaftssysteme ab: Das System der Geldschöpfung und der Bankengewinne ist auf den ersten Blick legal, aber nicht unbedingt gerecht. Die Frage, die Brecht hier aufwirft, geht über die bloße Unterscheidung zwischen legal und illegal hinaus und beleuchtet die systemische Ungerechtigkeit, die er im Kapitalismus sah.

    Es geht ihm darum, den Widerspruch zwischen den „legitimen“ Mitteln, mit denen Banken durch Kredite und Zinserträge Reichtum generieren, und der offen zutage liegenden, gewaltsamen Natur eines Bankraubs hervorzuheben. Beides nutzt das gleiche Prinzip: Die Aneignung von Vermögenswerten, aber auf unterschiedliche, kulturell akzeptierte Weisen.

    Kurz gesagt: Brecht wollte damit auf die grundlegende Kritik hinweisen, dass das, was im Finanzsystem als legitim gilt, aus einer ethischen Perspektive nicht unbedingt als gerecht angesehen werden kann. Es geht um die Frage, wie Macht und Geld in einem System umverteilt werden, das weitgehend von den „normalen“ Menschen im System getragen wird, während die Gewinne Gewinne von anderen erzielt werden.

    Ich hoffe, dass es nicht zu weit ging.
    LG

  • Es hilft vielleicht, um den Film "The Big Short" besser zu verstehen.