Wärmepumpe kaufen, wenn keine Photovoltaik möglich ist?

  • Die Leute machen das, weil sie es können, weil Autos und deren Treibstoff preiswert zur Verfügung stehen und es passende Verkehrswege gibt. Vor 100 Jahren wäre es undenkbar gewesen, 50 km weiter weg zu bauen und dennoch den Arbeitsplatz zu behalten.

    Das ist richtig. Den Ausschlag gegeben hat für mich aber die Möglichkeit aus dem Home Office zu arbeiten. 2019 mit jeden Tag ins Büro wäre der Umzug für mich nicht akzeptabel gewesen.

    Es ist Dein Leben und Deine Entscheidung. Es steht mir fern, anderen Leuten Vorgaben zu machen. Aber es steht mir frei, mir meine eigenen Gedanken dazu zu machen, mich beispielsweise in anderer Leute Situation hineinzudenken und sie mit meinem Leben zu vergleichen.

    Home office ist eins. Die Freizeitgestaltung ist etwas anderes. Ich gehe gern zu Vorträgen, ins Konzert oder Theater oder besuche Freunde. Das ist hier alles ganz easy erreichbar. Du setzt Dich ins Auto und fährst. Deine Frau fährt weit (und lange) zu ihrem Arbeitsplatz. Dein Kind wird ab dem ersten Schultag zur Schule fahren.

    Man kann das alles machen, aber eben nur, weil Verkehrsmittel billig zur Verfügung stehen.

    Wobei man an der Stelle auch sagen muss...bei ehrlicher Rechnung ist Sprit der kleinere Teil am Auto, es dominiert fast immer der Wertverlust. Selbst bei meinem im November 12 Jahre alten Tschechen mit 220tkm liegt der Wertverlust über die Gesamtlaufzeit immer noch über den aktuellen Spritkosten. Insofern sehe ich auch nicht den Aufschrei mit entsprechender Wirkung.

    Mein Reden: Sprit ist billig, immer noch. Aber die Leute wollen was zum Aufregen haben, also zetern sie wegen 10 ct/l Aufpreis, als ob die Welt unterginge. In eine ähnliche Schublade gehört das Gerede von der Energiearmut.

    Dass das Verbrennerverbot gekippt wird, ist mittlerweile plausibel. Aber es ist letztendlich nicht mehr wirklich relevant. Auch ohne Verbrennerverbot sehe ich Elektroautos mittlerweile bei >80% Marktanteil in den 2030ern. Die Schere bei den Preisen schließt sich und die Infrastruktur wird besser. Moderne Elektroautos sind bezüglich Reichweite, etc. schon recht gut geworden und die nächsten Jahre wird sich noch was tun.

    Wir werden es sehen. Bis zu den 2030er sind es gerade mal 5 Jahre. :)

    Aber hier gings ja um Heizung und da ist der Kipppunkt langsam auch erreicht. Alleine die Tatsache, dass kein Kaminkehrer mehr das Haus verdreckt...

    Das macht er ohnehin nicht. Bei einer Gasheizung kehrt der Kaminfeger nicht.

    Für Neubauten wird ein solcher Dämmstandard verlangt, daß sich Wärmepumpen schon von der Wärmeleistung her anbieten. Bei Bestandsbauten ist das anders. Dort stellt sich auch die Frage, ob man die vorhandene funktionierende Heizung vor ihrer Zeit aus prinzipiellen Gründen wegwirft oder deswegen, weil man unbedingt die staatliche Förderung mitnehmen will. Als Strukturkonservativer bin ich dagegen. :)

    Dass absehbar wieder Pipeline-Gas (LNG kaufen wir ja fleißig) aus Russland kommt, ist nicht sehr wahrscheinlich. Der Konflikt ist militärisch immer noch festgefahren und es übt auch keiner mehr Druck auf die Ukraine aus, um jeden Preis Frieden zu schließen.

    Dieser Krieg wird nicht ewig gehen. Rußland hat viel Gas, und die Menschheit wird alles Erdgas verbrennen, dessen sie habhaft wird. Willst Du Dich darauf festlegen, daß in 10 oder 20 Jahren die Russen immer noch kein Pipeline-Erdgas an uns verkaufen? Ich will das nicht. Dazu kommt ein indirekter Effekt: Wenn die Erdgas- und Erdöl-Großverbraucher Gas und Öl nicht auf dem Weltmarkt kaufen, sondern aus Rußland, hat das Auswirkungen auf das Welt-Preisniveau, weil die beiden Großverbraucher auf dem Weltmarkt als Abnehmer fehlen.

    Unser stiller TE fragt: Lohnt es sich, in einem Haus von 1994 eine Wärmepumpe zu installieren, wenn keine PV geplant ist?

    Darauf antworte ich: Zuviele Fragen in einem Satz, zuwenig Info, um die Sachlage zu beurteilen. Ich halte es grundsätzlich für unwirtschaftlich, eine funktionierende Heizung vor dem Ende ihrer Lebensdauer auszumustern.

  • Home office ist eins. Die Freizeitgestaltung ist etwas anderes. Ich gehe gern zu Vorträgen, ins Konzert oder Theater oder besuche Freunde. Das ist hier alles ganz easy erreichbar. Du setzt Dich ins Auto und fährst. Deine Frau fährt weit (und lange) zu ihrem Arbeitsplatz. Dein Kind wird ab dem ersten Schultag zur Schule fahren.

    Das ist richtig. Und auch wieder nicht. Zum einen ist der Arbeitsweg die Fahrt, die man jeden Tag macht und fast immer zyklisch, d.h. man steht meist im Stau. Das zermürbt. Und zum anderen finde ich es einen riesigen Unterschied, ob man eine halbe Stunde im Auto sitzt, um in die Firma zu kommen oder um etwas zu tun, was einem wirklich Spaß macht. Meine Freundin hat in der Hinsicht den großen Vorteil, dass sie als Lehrerin ohnehin ein Drittel des Jahres Ferien hat und dazu auch nur 2 Tage die Woche arbeitet. Und lustigerweise war sie damals einer von den wenigen antizyklischen Pendlern, da sie in Konstanz gewohnt, aber außerhalb gearbeitet hat.

    In Städten ist auch nicht automatisch alles nah. Früher hat beispielsweise der Weg zur Sauna 15 Minuten mit dem Rad gedauert, jetzt sind es 20 Minuten mit dem Auto. Teurer, aber vom Zeitaufwand halb so wild. Und was einem die Stadt in der Freizeit bietet, hängt doch sehr von der Frage ab, wie groß die Stadt ist und was man machen will. Für Konzerte bin ich früher quasi monatlich nach Stuttgart hochgefahren...in Konstanz spielt einfach nichts interessantes. Aber grundsätzlich stimme ich dir schon zu...wer in die Pampa zieht, weil er nur die niedrigeren Wohnkosten sieht, wird mit den Mobilitätskosten und dem Zeitaufwand auf die Nase fallen.


    Zitat

    Dieser Krieg wird nicht ewig gehen. Rußland hat viel Gas, und die Menschheit wird alles Erdgas verbrennen, dessen sie habhaft wird. Willst Du Dich darauf festlegen, daß in 10 oder 20 Jahren die Russen immer noch kein Pipeline-Erdgas an uns verkaufen?

    Die Welt mag das Gas und Öl verbrennen, aber ob das bei uns passiert...

    Ich sehe das ganz pragmatisch und unideologisch. Kipppunkte gibt es an vielen Ecken und Enden. Netzwerkeffekte sind extrem mächtig und Technologie auch. Wärmepumpen und Elektroautos werden immer besser während die fossilen Varianten technisch ausgereizt sind. Zu Teilen auch ausgereizt...wenn aus einem 1l Benziner mit 3 Zylindern dann jenseits von 150PS geholt werden...da bin ich bezüglich der Lebensdauer sehr viel skeptischer als bei Akkus. Da hilft es auch nicht, dass viele Leute ein Fahrprofil haben, das dem Verbrennungsmotor nicht besonders zuträglich ist und auch nicht gerade dem Verbrauch. Ich bewege mein Auto für 4,5l Diesel, aber bei Kurzstrecke und Stadtverkehr klappt das nicht. Wie wir ja schon festgestellt haben, Spritkosten sind in der Wahrnehmung sehr viel präsenter als sie es in der Vollkostenrechnung sind und ein Elektroauto schlägt bei den Verbrauchskosten einen Benziner fast immer. Und selbst wer keine Lademöglichkeit zu Hause hat, findet die mittlerweile häufig beim Arbeitgeber, Supermarkt und so weiter. Insofern wird sich die Sache erledigen, sobald die Kaufpreise nah genug beeinander sind.

    Das Thema Heizung ist nicht ganz so cool und präsent, aber auch da arbeiten Netzwerkeffekte auf beiden Seite für die Wärmepumpe. Einen Installateur mit Erfahrung zu finden, ist heute sehr viel einfacher als vor 10 Jahren und die WP sind deutlich besser geworden. Auf der anderen Seite werden die Netzkosten für Gas mit jeder ausgetauschten Heizung und jeder umgestellten Industrieanlage auf weniger Kunden umgelegt. Anfangs langsam und unmerklich, dann immer schneller. Und da stellt sich relativ schnell die Frage, ob man nicht wie in Mannheim einen fixen Endtermin für alle festlegt.

    Und ja, nicht jedes Haus ist dafür geeignet, dass man einfach eine Wärmepumpe einbaut. Aber nach ein paar Jahrzehnten sind die Fenster ohnehin für einen Austausch fällig und sowohl Kellerdecke als auch OG-Decke lassen sich relativ einfach in Eigenleistung dämmen. Und dann ist jedes Haus der letzten 30 Jahre schonmal reif für eine WP.

  • Ich sehe das ganz pragmatisch und unideologisch. Kipppunkte gibt es an vielen Ecken und Enden. Netzwerkeffekte sind extrem mächtig und Technologie auch.

    Wärmepumpen und Elektroautos werden immer besser, während die fossilen Varianten technisch ausgereizt sind.

    Wie wir ja schon festgestellt haben, Spritkosten sind in der Wahrnehmung sehr viel präsenter als sie es in der Vollkostenrechnung sind und ein Elektroauto schlägt bei den Verbrauchskosten einen Benziner fast immer.

    Und selbst wer keine Lademöglichkeit zu Hause hat, findet die mittlerweile häufig beim Arbeitgeber, Supermarkt und so weiter. Insofern wird sich die Sache erledigen, sobald die Kaufpreise nah genug beeinander sind.

    Unbenommen. In den kommenden 5 oder 10 Jahren kann sich da noch einigen ändern (oder aber halt nicht). Die Häuser hier in der Gegend sind nicht so richtig preisgünstig, haben sogar (ganz fortschrittlich!) Garagen im Untergeschoß. Leider paßt ein Stadtpanzer neuerer Provenienz nicht hinein. Ein Nachbar hat sich eine Wallbox in den Vorgarten gesetzt, mit dem er seinen Stadtpanzer lädt. Das Auto steht während des Ladevorgangs auf dem Radweg und blockiert ihn. Das sind Probleme im Bestand.

    Das Thema Heizung ist nicht ganz so cool und präsent, aber auch da arbeiten Netzwerkeffekte auf beiden Seite für die Wärmepumpe. Einen Installateur mit Erfahrung zu finden, ist heute sehr viel einfacher als vor 10 Jahren und die WP sind deutlich besser geworden. Auf der anderen Seite werden die Netzkosten für Gas mit jeder ausgetauschten Heizung und jeder umgestellten Industrieanlage auf weniger Kunden umgelegt. Anfangs langsam und unmerklich, dann immer schneller. Und da stellt sich relativ schnell die Frage, ob man nicht wie in Mannheim einen fixen Endtermin für alle festlegt.

    In Mannheim ist das Gasnetz noch nicht abgeschaltet. Die grüne Stadtregierung hätte das zwar gern (und hat das auch beschlossen). Ich bin gespannt, was daraus wird.

    Ich bezweifle ja nicht, daß Wärmepumpen auf breiter Front kommen werden. Ich bezweifle den Zeitplan.

    Soweit ich das bisher begreife, braucht man für Wärmepumpen Strom, und der kommt bekanntlich aus der Steckdose. Gegen neue Stromtrassen wird fleißig geklagt. Jeder weiß, daß sie für die vielen Wärmepumpen notwendig sind, aber doch bitte not in my back yard!

    Ich warte gelassen ab und bin (wie in manchem anderen) late adopter, lasse also andere Leute sich mit den Kinderkrankheiten herumschlagen.

    Just das rate ich dem TE auch.

  • Soweit ich das bisher begreife, braucht man für Wärmepumpen Strom, und der kommt bekanntlich aus der Steckdose. Gegen neue Stromtrassen wird fleißig geklagt. Jeder weiß, daß sie für die vielen Wärmepumpen notwendig sind, aber doch bitte not in my back yard!

    ... oder von PV-Anlagen. Aber gegen das Einspeisen wehren sich die Netzbetreiber mit diversen Gängelungsgesetzen, weil es die Verteilnetze genauso überlastet wie der Strombezug der WP.

    Wenn man die Stromspeicherung vernünftig in den Griff bekommen würde, wäre beiden Seiten geholfen. Und da kommt die Speicherfähigkeit von E-Autos wie gerufen. Nur gibts davon noch zu wenige, um effektiv Strom in die Dunkelflaute zu verschieben. Aber man arbeitet immerhin daran.

  • In Mannheim ist das Gasnetz noch nicht abgeschaltet. Die grüne Stadtregierung hätte das zwar gern (und hat das auch beschlossen). Ich bin gespannt, was daraus wird.

    das ist diese Polemik, die ich in Internetforen und Kommentarspalten immer so liebe.... Das Gasnetz abzuschalten, hat der Energieversorger MVV - eine Aktiengesellschaft - beschlossen. Seit 2023 hat Mannheim einen Oberbürgermeister von der CDU und auch von dessen Vorgängern war nie einer von den Grünen. Die Grünen haben im Mannheimer Stadtrat 10 von 48 Sitzen - also ganz klar die absolute Mehrheit und können damit alles alleine entscheiden... (Ironie aus...).

    Sorry, das musste jetzt mal raus, auch wenn ich die meisten von Achims Beiträgen hier sehr schätze....

    Patrick

  • Das südliche Baden-Württemberg wird beliebt bleiben, dort wird sogar ein kleiner Zuwachs erwartet.

    Hier stimme ich zu! Sowohl was den schwäbischen als auch den badischen Landesteil betrifft.

    Das nordbadische bzw. kurpfälzische Mannheim wird allerdings mitnichten grün regiert. Wie bereits zutreffend erwähnt, gehört der Mannheimer OB der CDU an.

  • In Mannheim ist das Gasnetz noch nicht abgeschaltet. Die grüne Stadtregierung hätte das zwar gern (und hat das auch beschlossen). Ich bin gespannt, was daraus wird.

    Das Gasnetz abzuschalten, hat der Energieversorger MVV - eine Aktiengesellschaft - beschlossen. Seit 2023 hat Mannheim einen Oberbürgermeister von der CDU und auch von dessen Vorgängern war nie einer von den Grünen.

    Mir ist völlig egal, wer das im Detail beschlossen hat. Ich habe davon flüchtig gelesen, mehr nicht.

    Man sollte keine Bosheit unterstellen, wenn Recherche-Faulheit zur Erklärung ausreicht. Ich habe einfach nicht recherchiert, wer genau hinter dieser Ankündigung steckt. Mannheim ist weit weg von hier, ich bin persönlich nicht betroffen. Irgendwelche Stadtoberen oder Versorger-Oberen werden das schon beschlossen haben.

    Was daraus wird, ist momentan unklar (und darauf kommt es an!). Ich höre derzeit viel von derlei markigen Ankündigungen. Ob die dann tatsächlich eintreffen, wird man sehen. Das Verbrennerverbot sehe ich beispielsweise in der gleichen Schublade. Das glaube ich auch erst dann, wenn es tatsächlich da ist.

  • Soweit ich das bisher begreife, braucht man für Wärmepumpen Strom, und der kommt bekanntlich aus der Steckdose. Gegen neue Stromtrassen wird fleißig geklagt. Jeder weiß, daß sie für die vielen Wärmepumpen notwendig sind, aber doch bitte not in my back yard!

    Das Problem hast du immer. Ist aber auch nachvollziehbar, denn wer will schon in der Nähe einer Höchstspannungstrasse wohnen? Die sind übrigens weniger für Wärmepumpen und Elektroautos nötig, sondern hauptsächlich, weil man zusätzlich zur Elektrifizierung des ganzen Lebens auch noch die Stromerzeugung einmal umkrempeln will. Für WP und BEV sind eher die kleinen Leitungen der Verteilnetze ein Problem, die Leitungen sind aber ohnehin meist schon unter der Straße.

    Es hilft bei den Höchstspannungsleitungen natürlich auch nicht, dass man erst zur Befriedung der Angelegenheit von Freileitungen auf Erdverkabelung geht und jetzt aus Kostengründen wieder auf Freileitungen umschwenken will. Da sind die Anwohner zurecht sauer. Und die bereits durchgeführten Planungen großteils hinfällig

  • Meine Eltern stehen derzeit vor der gleichen Frage in ihrem Wohnhaus Bj. 1984 mit 180qm wo bisher nichts Energetisch saniert wurde.

    Photovoltaik möchten Sie nicht auf dem Dach haben

    Die erste Frage ist wohl ob es sinnvoll ist eine WP im Haus zu nutzen, oder man doch lieber Pellets, oder doch wieder Öl btw. Gas verwendet.

  • Wenn der Energiebedarf über 100 W/m² und Jahr liegt und die Vorlauftemperatur über 50°C, wirds ein Faß ohne Boden. Wobei man die Vorlauftemperatur auch beim Brenner durchaus testweise absenken kann. Aber natürlich nicht jetzt, wo der Heizbedarf eher gering ist.