Was machen mit größerer Einmalzahlung

  • Hi zusammen,

    ich bespare seit dem 01.10. diesen Jahres (also bisher 3 Sparplanausführungen) einen monatlichen ETF-Sparplan mit 1.500 €, aufgeteilt auf die 4 folgende ETFS mit den Verteilungen:

    • Nordamerika: 51,7 %
    • Europa: 25,8 %
    • Asien: 19,0 %
    • Rest der Welt (Pazifik, Lateinamerika, Afrika, Osteuropa): 3,5 %

    Jetzt ist es so, dass ich eine einmalige Zahlung in Höhe von 300.000 € bekommen habe.

    Kurz zu mir: 30 Jahre alt, abbezahlte Wohnung in Form einer 3-Zimmer Wohnung die vermietet wird bereits vorhanden. Kein Kauf eines Hauses, größerer Wohnung etc. geplant. Ansonsten habe ich einen Notgroschen in Höhe von 15.000 € und das Depot mit 4.5000 €.

    Was würdet ihr empfehlen mit den 300.000 € zu machen? Eine weitere Wohnung als Kapitalanlage zu kaufen halte ich vom Bauchgefühl her nicht für wirklich sinnvoll, zumal die bereits vorhandene Wohnung bereits nur eine magere Rendite abwirft und mein Vermögen bisher ja fast ausschließlich in der Immobilie steckt. Falls die Antwortet lautet, es in die 4 ETFs zu investieren: Würdet ihr alles auf einmal reinpacken? Oder SChrittweise?

  • Ich würde es in ETF anlegen. Meine Präferenz wäre da vielleicht eine andere ETF-Auswahl als deine; beispielsweise würde ich mir eher einen MSCI ACWI anschauen statt auf vier Produkte aufzuteilen, aber das sind Nuancen.

    Von der Logik her ist eine Einmalanlage des Gesamtbetrags oft sinnvoller. Jedenfalls dann wenns rein nach der Mathematik und dem Erwartungswert geht. Allerdings bin ich mir bewusst, dass das oftmals psychologisch schwierig ist, wenns dann zunächst vielleicht ein gutes Stück runter geht. Daher kann ich mir auch vorstellen, dass du einfach mehrere Tranchen anlegst, vielleicht 6 mal je 50.000€ oder wie du halt magst.

  • Ich würde erst einmal den Notgroschen um 20.000 erhöhen, denn bei einer vermieteten Wohnung kann jederzeit was reparaturbedürftig werden, und selbst wenn es ein Versicherungsschaden ist, zieht sich die Versicherungszahlung womöglich hin.

    Kann es sein, dass die 300.000 noch versteuert werden müssen? Oder Erbschaft als Kind => unter Freibetrag?

    Nehmen wir mal an, die Sache ist steuerfrei und es bleiben nach Notgroschenaufstockung 280.000 übrig. Dann ist es Temperamentssache, ob Du alles auf einmal anlegst oder häppchenweise, auch wenn es immer am besten sein soll, alles auf einmal anzulegen. Ich würde vermutlich im Zweiwochenrhythmus jeweils 70.000 anlegen, aber wie gesagt: Temperamentssache.

  • Was würdet ihr empfehlen mit den 300.000 € zu machen? Eine weitere Wohnung als Kapitalanlage zu kaufen halte ich vom Bauchgefühl her nicht für wirklich sinnvoll, zumal die bereits vorhandene Wohnung bereits nur eine magere Rendite abwirft und mein Vermögen bisher ja fast ausschließlich in der Immobilie steckt. Falls die Antwortet lautet, es in die 4 ETFs zu investieren: Würdet ihr alles auf einmal reinpacken? Oder SChrittweise?

    Eine weitere Wohnung wäre ein klares Klumpenrisiko. So etwas kann man machen, wenn Du eine besondere Expertise hast in dem Bereich oder sich eine außergewöhnliche Gelegenheit bietet. Wenn nicht, würde ich zur Diversifikation tendieren.

    Was genau ist Dein Anlageziel und hast Du Dir grundsätzlich schon Gedanken dazu gemacht, wie Du Dein liquides Vermögen aufteilen willst? Gerade in jungen Jahren sind 100 % Aktien nicht verkehrt, wenn es um den langfristigen Vermögensaufbau geht. Dafür musst Du Dir klar darüber sein, welches Risiko Du bereit bist einzugehen. Stichworte sind Risikobereitschaft aber auch Risikotragfähigkeit. Falls beides vorhanden ist und das Ziel einer langfristigen Anlage, kannst Du das Geld schlicht in das Depot stecken. Ob nun in einen einzigen Fonds oder in Deine Wunschaufteilung ist ziemlich egal.

    Natürlich kannst Du Pech haben mit dem Investitionszeitpunkt, dennoch ist es im Schnitt günstiger sofort und alles zu investieren als häppchenweise. Wenn es Dir leichter fällt, es schrittweise zu tun, dann mach das. Wichtig ist, dass das Geld nicht lange auf niedrigverzinslichen Konten rumdümpelt. Mach Dir einen Plan und setz ihn um.

  • Einmalanlage ist statistisch betrachtet in den meisten Fällen die bessere Wahl, und wird daher - zumal in deinem Alter bei einem langen Anlagehorizont - üblicherweise empfohlen. Es kann aber auch anders kommen, fix ist nix.

    Einstieg in den Aktien­markt: Einmal­anlage oder Phasen­investment?
    Sollte man eine größere Geldsumme komplett auf einmal in den Aktienmarkt investieren oder doch besser in mehreren Tranchen verteilt einsteigen?
    gerd-kommer.de


    Die Auswahl der ETFS kann für Sparpläne und Einmalanlagen denselben Überlegungen folgen - was für das eine gut ist ist, fürs andere recht. Und umgekehrt, was fürs eine Quatsch ist ist fürs andere Unsinn.

  • Ich würde erst einmal den Notgroschen um 20.000 erhöhen, denn bei einer vermieteten Wohnung kann jederzeit was reparaturbedürftig werden, und selbst wenn es ein Versicherungsschaden ist, zieht sich die Versicherungszahlung womöglich hin.

    Rechne Dir mal aus, was ein groß dimensionierter Notgroschen über lange Zeiträume kostet. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je bei einer meiner Eigentumswohnungen mehr als 15.000 Euro gebraucht hätte für irgendwelche Reparaturen etc. Bei einem Mieterwechsel könnte das natürlich etwas anders ausschauen. Üblicherweise ziehen die aber nicht von heute auf morgen aus und dann kann man immer noch die monatlichen Sparraten bis zur Neuvermietung nutzen.

    Sollte es wirklich eklatante Schäden in dem Objekt geben (Stichwort Mietnomade), kann man notfalls immer noch ein paar ETF Anteile verkaufen. Bevor ich über viele Jahrzehnte das Geld unterhalb der Inflation verzinst irgendwo liegen lasse, kann man auch das Risiko gehen, im sehr seltenen Bedarfsfall aus dem Aktiendepot aufzustocken. Aber dann hat das Geld bis zu diesem Zeitpunkt gearbeitet.

  • Eine weitere Wohnung wäre ein klares Klumpenrisiko. So etwas kann man machen, wenn Du eine besondere Expertise hast in dem Bereich oder sich eine außergewöhnliche Gelegenheit bietet. Wenn nicht, würde ich zur Diversifikation tendieren.

    Was genau ist Dein Anlageziel und hast Du Dir grundsätzlich schon Gedanken dazu gemacht, wie Du Dein liquides Vermögen aufteilen willst? Gerade in jungen Jahren sind 100 % Aktien nicht verkehrt, wenn es um den langfristigen Vermögensaufbau geht. Dafür musst Du Dir klar darüber sein, welches Risiko Du bereit bist einzugehen. Stichworte sind Risikobereitschaft aber auch Risikotragfähigkeit. Falls beides vorhanden ist und das Ziel einer langfristigen Anlage, kannst Du das Geld schlicht in das Depot stecken. Ob nun in einen einzigen Fonds oder in Deine Wunschaufteilung ist ziemlich egal.

    Natürlich kannst Du Pech haben mit dem Investitionszeitpunkt, dennoch ist es im Schnitt günstiger sofort und alles zu investieren als häppchenweise. Wenn es Dir leichter fällt, es schrittweise zu tun, dann mach das. Wichtig ist, dass das Geld nicht lange auf niedrigverzinslichen Konten rumdümpelt. Mach Dir einen Plan und setz ihn um.

    Genau so. Ich würde gerne noch Senf dazugeben, ich finde aber keinen.

  • Ich bespare seit dem 01.10. diesen Jahres (also bisher 3 Sparplanausführungen) einen monatlichen ETF-Sparplan mit 1.500 €, aufgeteilt auf die 4 folgende ETFS mit den Verteilungen:

    • Nordamerika: 51,7 %
    • Europa: 25,8 %
    • Asien: 19,0 %
    • Rest der Welt (Pazifik, Lateinamerika, Afrika, Osteuropa): 3,5 %

    Das heißt: Du bist ganz neu dabei mit der Anlage an der Börse.

    Jetzt ist es so, dass ich eine einmalige Zahlung in Höhe von 300.000 € bekommen habe.

    Kurz zu mir: 30 Jahre alt, abbezahlte Wohnung in Form einer 3-Zimmer Wohnung, die vermietet wird, bereits vorhanden. Kein Kauf eines Hauses, größerer Wohnung etc. geplant. Ansonsten habe ich einen Notgroschen in Höhe von 15.000 € und das Depot mit 4.500 €

    Ich habe mal den Depotwert korrigiert. Da war eine 0 zuviel.

    Du hast eine Eigentumswohnung, die Du vermietest. Die könnte 300 T€ wert sein. Allerdngs ist sie nicht liquide. Dein bisheriges Aktiendepot ist demgegenüber unbedeutend. Dein Notgroschen scheint mir angemessen. Ich nehme an, Deine bisherigen Sparbemühungen dienten zur Entschuldung der Wohnung, so daß Du sonst keine weiteren Anlagen hast.

    Aktuell ist Dein Vermögen aus der Balance, sprich: Du hast mit der Wohnung einen Klumpen. Ich sage bewußt nicht: Ein Klumpenrisiko.

    Bei der Anlage an der Börse geht es immer um Risikotoleranz und Risikotragfähigkeit. Risikotragfähigkeit sehe ich bei Dir gegeben. Der theoretisch schlimmste Fall mit einem Aktiendepot ist, daß es völlig wertlos wird, das Geld also weg ist. Dazu müßte in Deinem Fall die gesamte Weltwirtschaft gleichzeitig pleite sein, was eher unwahrscheinlich ist. Aber möglich ist das. Wäre das der Fall, müßtest Du dennoch nicht auf der Straße schlafen. Risikotragfähigkeit ist also gegeben.

    Die totale Wertlosigkeit halte ich für praktisch ausgeschlossen. Aber auf zwei Drittel oder die Hälfte kann Dein Depot fallen. Das dürfte zwar vorübergehend sein, aber das weißt Du in dem Moment nicht. Verstandesmäßig könnte man sagen: Wenn aus 300 T€, die Du hast, aber nicht brauchst, 150 T€ werden, die Du dann immer noch hast, steht die Not nicht vor der Tür. Wie Du darauf dann emotional reagierst, ist aber nicht gesagt. Einen Börsensturm hast Du noch nicht erlebt, noch nicht einmal ein Gewitter wie im Frühjahr mit den Trumpschen Zöllen. Hast Du Dir diesbezüglich schon einmal Gedanken gemacht?

    Rechnerisch ist es am günstigsten, das Geld gleich komplett zu investieren. Viele Leute können das nicht und investieren lieber in Etappen.

    Wie Du das machst, mußt Du letztlich selbst entscheiden.

    Pläne entstehen oft schrittweise, vermutlich auch dieser. Verschiedene Leute haben sich hier bereits geäußert. Ich könnte mir vorstellen, daß es Dir selbst beim Gedankensortieren hilft, wenn Du darauf antwortest. Wenn man seine Gedanken aufschreibt, müssen sie zwangsläufig konkret werden, muß aus der Wolke im eigenen Kopf ein klarer Plan werden. Wenn ich einer Entscheidung unsicher bin, hilft mir das, wenn ich meine Gedanken für mich oder andere aufschreibe.

    :)

  • ...Falls die Antwortet lautet, es in die 4 ETFs zu investieren: Würdet ihr alles auf einmal reinpacken? Oder SChrittweise?

    Auf jeden Fall sollte das, was ohnehin investiert werden soll, sofort investiert werden. E gibt keinen rund auf irgendetwas zu warten.

    Zuvor sollte allerdings eine Asset-Allocation hergestellt werden, also die Gewichtung zwischen sicher und riskant. Das scheint mir bisher noch nicht geschehen zu sein.

  • Hallo zusammen,

    wenn man 30 ist, würde ich die 300.000 Euro möglichst einfach und breit gestreut anlegen. Nach dem, was Finanztip empfiehlt, macht es am meisten Sinn, das Geld in einen einzigen globalen Aktien-ETF zu stecken – von MSCI bis IMI, idealerweise in der thesaurierenden Variante. Damit hat man mit nur einem Produkt weltweite Streuung und geringe Kosten.

    Mit 30 hat man einen sehr langen Anlagehorizont, deshalb würde ich persönlich den Aktienanteil sehr hoch wählen, also 90 Prozent. Größere Kursschwankungen können zwar jederzeit auftreten, aber über Jahrzehnte spielt das kaum eine Rolle. Wenn man trotzdem Bauchschmerzen mit einer sofortigen Komplettanlage hat, könnte man das Geld über einige Monate gestaffelt investieren. Langfristig ist die Einmalanlage aber meist die bessere Wahl.

    Ich würde also die 300.000 Euro vollständig oder nahezu vollständig in einen Welt-ETF investieren und das Ganze als ruhiges Buy-and-Hold-Investment laufen lassen. Ein kleiner Sicherheitspuffer auf Tages- oder Festgeldbasis wäre optional.

    LG

  • Was soll das denn, Menschen, die einen Anlagetipp suchen, irgendwelche gutmenschelnden Ratschläge zu geben?! Finde ich sehr übergriffig.

    Ruhig Blut, guter Mann, war nicht 100% Ernst gemeint.
    Wer meinen Kommentar allerdings gleich als "sehr übergriffig" empfindet, ist meiner Ansicht nach schon etwas zart besaitet. Sollte das auf Sie zutreffen und ich Ihre empfindsame Seele sehr verletzt haben, bitte ich natürlich um Entschuldigung.

  • Bei deinem Anlagehorizont inkl. abbezahlter Wohnung, würde ich deutlich mehr Risiko gehen:

    20 %: 2-fach gehebelter Welt-ETF – FR0014010HV4

    70 %: All-World-ETF – IE00BK5BQT80

    10 %: Bitcoin – als weitere Assetklasse (ggf. durch Gold tauschen oder splitten: 5 % Gold + 5 % Bitcoin)

    Viel Erfolg.

    Das wertvollste Produkt, das man sich mit Geld kaufen kann, ist ein leerer Kalender.

  • Nach dem, was Finanztip empfiehlt, macht es am meisten Sinn, das Geld in einen einzigen globalen Aktien-ETF zu stecken – von MSCI bis IMI, idealerweise in der thesaurierenden Variante.

    Ich würde also die 300.000 Euro vollständig oder nahezu vollständig in einen Welt-ETF investieren

    Das halte ich für einen schlechten und gefährlichen Ratschlag.

    Lieber Adrian, diese Kritik verstehe ich als konstruktiv.
    Du kannst ohne gesamtheitliche Analyse nicht einfach so was raten.

  • Ich finde den Vorschlag eigentlich sogar ganz geeignet. adrianberg führt ja schon aus, was alles dafür sprechen könnte so verfahren. Langer Anlagehorizont, kaum laufende Verbindlichkeiten, sofort verfügbares Geld vorhanden. Da kann man die Aktienquote durchaus hoch ansetzen. Und Anlage in einen Welt-ETF ist ja hier die kanonischste Form der Anlageempfehlung. Würde ich mit konform gehen. Sogar eher als ein selfmade ETF-Mix powered by Bauchgefühl.

    Was spricht denn dagegen, sowas mal in den Raum zu stellen?

  • Vielen Dank euch allen für die tollen Antworten. Ich werde es jetzt wie folgt machen: Monatlich 10.000 € via Sparplan einzahlen, aufgeteilt über 30 Monate. Und den Rest so lange auf ein möglichst gut verzinstes Tagesgeld. Auch wenn es sicherlich sinnvoller wäre, es sofort einzuzahlen, fühle ich mich vom Bauchgefühl her irgendwie wohler, wenn es auf fast 3 Jahre verteilt stattfindet.

    Zu meiner Aufteilung mit den ETFS, ist das soweit sinnvoll wie ich das bisher gemacht habe? Oder ist da wirklich ein einziger ETF genau so sinnvoll? Man muss bedenken, dass es schon eine ordentliche SUmme ist und der monatliche Sparplan mit 1.500 ja auch weiterläuft. Sprich das Depot ist sehr schnell in einem hohen Bereich, da erscheint mir ein einziger ETF ggf fast schon zu simpel.... Wenn ich dort monatlich "nur" 100 € einzahlen würde, hätte ich gar nicht nachgedacht und einfach einen ETF genommen.

  • Zu meiner Aufteilung mit den ETFS, ist das soweit sinnvoll wie ich das bisher gemacht habe? Oder ist da wirklich ein einziger ETF genau so sinnvoll? Man muss bedenken, dass es schon eine ordentliche SUmme ist und der monatliche Sparplan mit 1.500 ja auch weiterläuft. Sprich das Depot ist sehr schnell in einem hohen Bereich, da erscheint mir ein einziger ETF ggf fast schon zu simpel.... Wenn ich dort monatlich "nur" 100 € einzahlen würde, hätte ich gar nicht nachgedacht und einfach einen ETF genommen.

    Wenn dein Motiv hinter der Frage „zusätzliche Absicherung“ ist, dann erreichst du diese in der Regel nicht dadurch, dass du einfach mehrere ETFs kaufst. Unterschiedliche ETFs, die letztlich denselben Markt oder stark überlappende Regionen abbilden, erhöhen selten die Sicherheit, sondern machen das Ganze nur komplexer. Echte zusätzliche Absicherung entsteht eher durch andere Anlageklassen wie Immobilien, Cash-Reserven, Anleihen, Rohstoffe oder eben Bitcoin – je nach Risikoprofil. Da du bereits in Immobilien und Aktien investiert bist, belässt du es eben dabei oder schaust nach links und rechts.

    Das wertvollste Produkt, das man sich mit Geld kaufen kann, ist ein leerer Kalender.