Neuerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung

  • Also ich kenne es so:
    Bescheinigung oder Nachweis, dass man chronisch krank ist, braucht man und dann:
    Zuerst mal 1 Jahr über 2% des Jahreseinkommens an Zuzahlungen (Medis, Krankenhaus, Physio,...) kommen. (Das Finanzamt akzeptiert viel mehr als die Krankenkasse.)
    Danach gilt die Grenze 1% des Jahreseinkommens als maximale Grenze.

    Ab jetzt kann man alle Belege sammeln und nachträglich, also im Folgejahr, die "Überzahlung" von der Krankenkasse zurück holen, oder
    für das neue Jahr pauschal 1% im Voraus an die Krankenkasse zahlen um damit einen 1-jährigen Befreiungsausweis für die Zuzahlungen zu erhalten.

    Es wird wohl noch andere Befreiungsmöglichkeiten geben, die kenne ich aber nicht.

  • Zuerst mal 1 Jahr über 2% des Jahreseinkommens an Zuzahlungen (Medis, Krankenhaus, Physio,...) kommen. (Das Finanzamt akzeptiert viel mehr als die Krankenkasse.)
    Danach gilt die Grenze 1% des Jahreseinkommens als maximale Grenze.

    Bei chronisch kranken gilt immer, auch im ersten Jahr, 1% (und die gelten dann für den Haushalt), für alle anderen 2%

  • Chronisch Kranke werden in den meisten Fällen mindestens einmal pro Quartal eine Verschreibung brauchen.

    In meiner Familie gibt es einen Fall von Epilepsie. Da wird von den benötigten Medikamenten immer die N3 verschrieben, die reicht dann für 4-5 Monate.

    Ob das alleine reicht, weiß ich nicht, aber ich rate jedem für den dies auch nur möglicherweise in Frage kommt, den Arzt nach der Bescheinigung für chronisch Kranke zu fragen. In dem Fall, den ich kenne, bekommt die Person seit Jahren regelmäßige Verschreibungen, war aber bestimmt nicht in jedem Quartal in weiterer Behandlung für die die Krankheit. Trotzdem hat der Arzt bei Nachfrage sofort die Bescheinigung ausgestellt.

    Den Tipp werde ich auf jeden Fall weiter geben.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • .. und dann sollte man durchaus konsequent wechseln. Die Hauptbestandteile einer Krankenversicherung sind ja immer gleich.

    Das ist richtig, aber was sich erheblich unterscheidet sind Kulanz und Abrechnungsmodalitäten.

    Zwei Beispiele: bei einer damals sehr günstigen BKK mussten wir eine U-Untersuching selbst bezahlen, weil es da wohl irgendeine Vorgabe der BKK hinsichtlich der Kartenlesegeräte gab und der Kinderarzt sich kein zweites kaufen wollte.

    Zweites Beispiel: Die beste Ehefrau der Welt ist allergisch auf Hausstaubmilben. Bei der Barmer gab es nur encasings für den Versicherten, obwohl der Hautarzt ausdrücklich die Notwendigkeit einer Partnerausstattung bescheinigt hat.

    Mittlerweile ist es die AOK, etwas teurer, dafür gibt es solche Dinge dort nicht

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    Grover Norquist

  • Hallo,

    FB1907, Danke für den Link. Mehr oder weniger so erzählt das Herr Baas seit Jahren. Ergebnis, Null. Und einen konkreten Änderungsvorschlag erkenne ich auch nicht. Selbst wenn die PKV morgen abgeschafft würde (unwahrscheinlich), würde es einen jahrzehntelangen Übergangsprozess geben müssen. Die ungleiche Ärzteverteilung muss aber morgen gelöst werden.

    Eine kleine Hoffnung machen mir die Berichte, dass viele junge Ärzte keine Niederlassung mehr anstreben, sondern lieber angestellt arbeiten möchten. Mir fallen da als Lösung die medizinischen Versorgungszentren ein. Nicht von renditeorientierten Medizinkonzernen, sondern z.B. von der Kassenärztlichen Vereinigung oder den Kommunen betrieben.

    So richtig erkenne ich aber nirgendwo den Willen, etwas zu ändern.

    Gruß Pumphut

  • Danke für den Link. Mehr oder weniger so erzählt das Herr Baas seit Jahren. Ergebnis, Null. Und einen konkreten Änderungsvorschlag erkenne ich auch nicht. Selbst wenn die PKV morgen abgeschafft würde (unwahrscheinlich), würde es einen jahrzehntelangen Übergangsprozess geben müssen. Die ungleiche Ärzteverteilung muss aber morgen gelöst werden.

    Eine kleine Hoffnung machen mir die Berichte, dass viele junge Ärzte keine Niederlassung mehr anstreben, sondern lieber angestellt arbeiten möchten.

    Das macht mir keine Hoffnung, weil "viele junge Ärzte" primär ihre Work-Life-Balance im Blick haben, sprich: Gleich von Anfang an eine Teilzeitstelle ins Auge fassen. Rein schon von der Kopfzahl her werden in den nächsten Jahren mehr Ärzte aufhören als neu anfangen. Auch für die Ärzte gilt schließlich die Demographie. Wenn die Nachkommenden dann nicht die gleiche Stundenzahl arbeiten, sondern weniger, verschärft sich das Problem.

    Mir fallen da als Lösung die medizinischen Versorgungszentren ein. Nicht von renditeorientierten Medizinkonzernen, sondern z.B. von der Kassenärztlichen Vereinigung oder den Kommunen betrieben.

    Hast Du diesbezüglich so etwas wie Polikliniken im Blick? Eigene Erfahrung mit einem solchen System hast Du ausweislich Deines Namens sicherlich.

    Glaubst Du wirklich, daß damit irgendetwas besser würde?

  • Eine kleine Hoffnung machen mir die Berichte, dass viele junge Ärzte keine Niederlassung mehr anstreben, sondern lieber angestellt arbeiten möchten. Mir fallen da als Lösung die medizinischen Versorgungszentren ein. Nicht von renditeorientierten Medizinkonzernen, sondern z.B. von der Kassenärztlichen Vereinigung oder den Kommunen betrieben.

    Vermutlich wird es so kommen, spätestens dann, wenn das Geld endgültig zur Neige geht. Dann wird Deutschland auch auf dem Gebiet des Gesundheitsversorgung in die 2. oder 3. Liga abgestiegen sein. In der Poliklinik, die hier dann MVZ heißt, gibt es dann eine Versorgung auf niedrigem Niveau. Wer es sich leisten kann, lässt sich in einer Privatpraxis oder -klinik behandeln. Besser wird es auf jeden Fall nicht werden.

  • Chef der Techniker Krankenkasse: „Man muss die Systemfrage stellen“

    Auch wenn es Bild-TV ist, ein Interview mit sehr interessanten Ansätzen: TK-Chef bei BILD: „Wir haben ein Gerechtigkeitsproblem“ | Politik | BILD.de

    Eine Runde Bedauern für den Chef der TK, dass er als Privatpatient nicht in die TK wechseln kann.Aber er ist schon so geschickt, nicht direkt die Bürgerversicherung zu fordern. Aber indirekt doch.

    Und natürlich hat er eine ganz tolle Idee, bei Pharma noch mehr zu sparen. Bei den Generika gibt es ja 95% Rabatt. Sowas möchte er gerne auch für patentgeschützte Medikamente haben. Den Zusammenhang mit der langen Liste nicht bzw. schlecht lieferbarer Medikamente erwähnt er nicht. Die sind bei den Niedrigpreisen in D bzw. Europa eben nicht mehr zu produzieren. Und wenn die einzige Produktionsanlage für ein bestimmtes Antibiotikum in Indien ausfällt, dann fehlt das eben in deutschen Apotheken.

  • Hallo Achim Weiss,

    wer als junger Mediziner ambulant arbeiten möchte und dazu noch die Work-Life-Balance im Blick haben will, dem bleibt fast nur das MVZ. Als selbständig niedergelassener Arzt arbeitet man wie jeder Freiberufler selbst und ständig. Und die Anstellung bei so einem niedergelassenen Arzt geht nicht lange gut, bis man sich in die Haare kommt. Ich habe da ein paar Beispiele in meinem Umfeld.

    Aus meiner Patientensicht sind drei 2/3- Hausärzte besser als keiner.

    Weil dezidiert nachgefragt, meine Erfahrungen mit der Poliklinik; wie immer im Leben Licht und Schatten.

    Licht

    Mehrere Hausärzte und Kinderärzte im Schichtdienst, d.h. lange und durchgehende Sprechzeiten.

    Alle Fachärzte, die man ambulant so braucht unter einem Dach mit kurzen Wegen inclusive Röntgen, Labor; Physiotherapie, Apotheke. Wenn der Hausarzt eben meinte, Vorstellung beim z.B. Internisten ist nötig, wurde man im Regelfall am selben Tag beim Internisten behandelt.

    Manchmal direkte organisatorische und örtliche Anbindung an ein Krankenhaus mit Zugriff auf dessen Ressourcen.

    Schatten

    Im ländlichen Gebiet für die Patienten lange Anfahrtswege.

    Durch den Schichtdienst beim Haus-/Kinderarzt konnte es passieren, man war immer bei einem anderen Arzt. Ein Arzt- Patienten- Verhältnis konnte sich so nicht aufbauen. Wurde zwar versucht abzumildern, dass bei Wiederholungsvorstellung der Termin in die eigene Schicht gelegt wurde. Musste aber nicht klappen.

    Effektiver als das heutige System war es auf jeden Fall. Ob für alle Beteiligten besser?

    Gruß Pumphut

  • Mir fallen da als Lösung die medizinischen Versorgungszentren ein.

    Die können aber auch umgekehrt ein Nachteil sein.

    Wir hatten bis vor zwei Jahren ein MVZ für Neurologie und Radiologie. Dort arbeiteten drei Neurologen. Dazu gab es noch zwei niedergelassene Neurologen.

    Das MVZ wurde von einer Kette aufgekauft, woraufhin zwei Neurologen die Flucht ergriffen und sich niedergelassen haben. Der dritte hielt die Stellung, allerdings war der Zweig Neurologie wohl nicht lukrativ genug. Dieser letzte Neurologe wurde zum 01.11. gekündigt, was er im Anschluss macht, ist nicht bekannt. Ich halte es aufgrund des fortgeschrittenen Alters aber nicht für unwahrscheinlich, dass er in Ruhestand geht.

    Langjährigen Patienten wurde dann übrigens über Nacht, sprich: Bei der Folgerezeptbestellung, gesagt, man würde sie nicht mehr betreuen, man solle sich an einen der beiden Neurologen wenden, die das MVZ verlassen haben.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist