Sondertilgung oder Anlegen

  • Hi zusammen,


    kennt jemand einen Rechner, bei dem man vergleichen kann, ob sich eine Sondertilgung oder eine sichere Anlage in Tages oder Festgeld eher lohnen würde?


    Einen reinen Zinsvergleich (Darlehen 1,88 Prozent, Tagesgeld 3,65 Prozent) zu machen wäre falsch, da es beim Kredit ja auf die gesamte Restschuld ankommt.

  • ich würde den Mittelweg gehen. Sondertilgungen sind je nach Vertrag bis Jahresende möglich und "verfallen" dann.


    Darum würde ich den Betrag der Sondertilgung zum Jahresende trotzdem bezahlen und über das Jahr die Zinsdifferenz mitnehmen. Werden Guthabenzinsen wieder schlechter kann man ggf. wieder Anfang des Jahres die Sondertilgung durchführen.


    Es kommt auch darauf an, ob man den Freistellungsauftrag schon durch seine Anlagen ausgeschöpft hat. Ist das der Fall, wären höhere Regeltilgungen ggf. sogar lukrativ weil keine Steuern auf die Zinsersparnis anfallen.

  • Die Sache würde ich jetzt nicht zu wissenschaftlich angehen.


    Es fühlt sich gut an, Schulden nicht mehr an der Backe zu haben. Dies kann ich aber schwer in monetären Größen ausdrücken.


    Auch Tagesgeld mit 3,65% führt zumindest derzeit zu Kaufkraftverlust.


    Wenn das Tagesgeld variable Zinsen hat, wird die Rechnung über die Restlaufzeit des Kredites zur Schätzung. (Steuern nicht vergessen.)


    Wenn man doch rechnen will, könnte man sich den Rechner für die Sondertilgung mit Excel selbst erstellen oder bei Youtube nach "Sondertilgungen" suchen und schauen, ob da jemand etwas verlinkt hat.

  • Danke für die Antworten, mir ist klar, dass sich der Tagesgeldzins auch wieder negativ verändern kann. Aber einfach mal für den Fall von einem gleichbleibenden Zins: Es muss doch irgendwo einen Vergleichsrechner geben oder? Ich finde leider nichts dazu, erhoffe mir aber in diesem Forum jemanden zu finden, der solch eine Rechnung schonmal durchgeführt hat. Mir würde auch eine Formel ausreichen. Danke euch

  • Anders als Vorschreiber würde ich das ziemlich sehr exakt wissenschaftlich sehen. Denn letztlich sind es nackte Zahlen, die man vergleichen muss und die in die eine oder die andere Richtung ausschlagen. Ob man dabei gute Gefühle hat oder nicht, mag bei der persönlichen Bewertung am Ende eine subjektive Rolle spielen, aber eine objektive Bestandsaufnahme wäre meine Grundlage.


    Jedenfalls, einen „fertigen“ Rechner kenne ich auch nicht. Ich habe das selbst gerechnet mit Papier, Stift, Taschenrechner und Excel.

  • Hi zusammen,


    kennt jemand einen Rechner, bei dem man vergleichen kann, ob sich eine Sondertilgung oder eine sichere Anlage in Tages oder Festgeld eher lohnen würde?


    Einen reinen Zinsvergleich (Darlehen 1,88 Prozent, Tagesgeld 3,65 Prozent) zu machen wäre falsch, da es beim Kredit ja auf die gesamte Restschuld ankommt.

    Da reicht ein ganz normaler Taschenrechner, meist sogar der Überschlag im Kopf. Eine Sondertilgung hat eine Ersparnis in Höhe des Zinssatzes, in deinem Fall 1,88%. Zinsgewinne müssen versteuert werden, zu 25% plus Soli. Im Überschlag bringt dir dein Tagesgeld also 3,6%*0,75=2,7% nach Steuern. Kannst du die Rendite bis zur Anschlussfinanzierung/Volltilgung erzielen, würde sich die Sondertilgung eher nicht lohnen

  • Da reicht ein ganz normaler Taschenrechner, meist sogar der Überschlag im Kopf. Eine Sondertilgung hat eine Ersparnis in Höhe des Zinssatzes, in deinem Fall 1,88%. Zinsgewinne müssen versteuert werden, zu 25% plus Soli. Im Überschlag bringt dir dein Tagesgeld also 3,6%*0,75=2,7% nach Steuern. Kannst du die Rendite bis zur Anschlussfinanzierung/Volltilgung erzielen, würde sich die Sondertilgung eher nicht lohnen

    +1

    Nescool: genauso kannst du das ausrechnen und du kannst jedes Jahr, je nach Höhe des aktuellen TG-Zinssatzes, wieder neu entscheiden.

  • +1

    Nescool: genauso kannst du das ausrechnen und du kannst jedes Jahr, je nach Höhe des aktuellen TG-Zinssatzes, wieder neu entscheiden.

    Das ist etwas schlicht gedacht. Jede Sondertilgung reduziert die Restlaufzeit und Kosten des Kredits, schafft früher Freiheitsgrade für die Zeit nach der Tilgung.

    Zeitreihen sich in Excel zu erstellen bedarf ja nur des Formelwissens von Addieren, Multiplizieren, Referenzieren auf Zellen und Summieren.

    Sondertilgungen einzubauen, mit der Höhe zwischen 0 und Max zu spielen und sich die Veränderung der Gesamtkosten anzuschauen, kann sehr erhellend sein.

  • Das ist etwas schlicht gedacht. Jede Sondertilgung reduziert die Restlaufzeit und Kosten des Kredits, schafft früher Freiheitsgrade für die Zeit nach der Tilgung.

    Zeitreihen sich in Excel zu erstellen bedarf ja nur des Formelwissens von Addieren, Multiplizieren, Referenzieren auf Zellen und Summieren.

    Sondertilgungen einzubauen, mit der Höhe zwischen 0 und Max zu spielen und sich die Veränderung der Gesamtkosten anzuschauen, kann sehr erhellend sein.

    Das ist richtig. Die Sondertilgungen sorgen eventuell für einen sofort sichtbaren psychologischen Vorteil.


    Die Anlage in eine alternative Geldanlage sorgt dann für mehr Geld unter der Annahme, dass diese eine höhere Rendite erwirtschaftet.


    Wichtig wäre nur beide Formen am Ende verbinden zu können. So kann man zum Beispiel im Falle einer Anschlussfinanzierung auch alle "Sondertilgungen" + ausgelaufenen Zinsen aus den alternativen Geldanlagen zur Reduzierung der Restschuld nutzen.


    Damit sinkt das Risiko, dass die Rate bei gestiegenen Zinsen nicht mehr bedienbar ist, weiter ab.


    Mit der Nutzung einer alternativen Geldanlage an Stelle der Sondertilgung muss man eben beide Varianten summiert betrachten und der Variante Sondertilgung gegenüberstellen. Dann kann dort ebenfalls ein psychologischer Vorteil ausgemacht werden.

  • Kennt jemand einen Rechner, bei dem man vergleichen kann, ob sich eine Sondertilgung oder eine sichere Anlage in Tages oder Festgeld eher lohnen würde?

    Excel kann das, für eine grobe Einschätzung genügt (wie schon erwähnt) ein Überschlag.

    Einen reinen Zinsvergleich (Darlehen 1,88 Prozent, Tagesgeld 3,65 Prozent) zu machen wäre falsch, da es beim Kredit ja auf die gesamte Restschuld ankommt.

    Das ist so nicht richtig.


    Wenn Du über eine Sondertilgung nachdenkst, stellt sich folgende Überlegung:


    Du hast z.B. 5000 €, die Du entweder als Sondertilgung in den Kredit stecken oder als Tagesgeld anlegen könntest. Im ersten Fall ist hinterher die Restschuld des Kredits um 5000 € geringer. Du sparst also die Zinsen dieser 5000 €, der Rest des Kredits ist unerheblich. Im zweiten Fall kassierst Du Tagesgeldzinsen für die 5000 € (die Du versteuerst!), hast aber 5000 € mehr Restschuld, zahlst also für 5000 € mehr Darlehenszinsen.


    Rein wirtschaftlich ist es bei den gegebenen Daten wirtschaftlich günstiger, das "überschüssige Geld" zu höherem Zins nach Steuern anzulegen, statt es in den Kredit zu stecken. Dafür ist es von der Verwaltung her etwas aufwendiger, denn der genannte Tagesgeldzins ist ja eine Werbeaktion. Um einen Zins ähnlicher Höhe zu halten, wirst Du alle 6 Monate das Konto wechseln müssen. Etwas einfacher ist es, ein Festgeld passender Länge abzuschließen, das zum Zeitpunkt der Prolongation des Kredits fällig wird. Die aktuellen 1,68% Kreditzins wirst Du aus heutiger Sicht bei der Prolongation des Kredits nicht bekommen. Du wirst somit aus heutiger Sicht gut beraten sein, zusätzlich vorhandenes Geld dann als Tilgung in den Kredit zu stecken.


    Wenn Du aus psychologischen Gründen eine Verringerung der Restschuld bevorzugst, ist möglicherweise das maximal erlaubte Volumen der Sondertilgung ein Thema, wenngleich sich in der aktuellen Zinssituation kaum eine Bank gegen eine höhere Sondertilgung als die vereinbarte sträuben dürfte.

  • Jede Sondertilgung reduziert die Restlaufzeit und Kosten des Kredits

    Richtig, aber

    schafft früher Freiheitsgrade für die Zeit nach der Tilgung.

    der Schluss ist falsch. Das Geld ist ja noch da und kann nach belieben ausgegeben werden. Der kürzeren Restlaufzeit des Kredits und dem niedrigeren Zinsanteil steht eine Anlage mit Rendite gegenüber.

    Man könnte zum Beispiel mit angesparten 20k die Rate des letzten Jahres begleichen. Das ist äquivalent zu früherer Volltilgung. Da man zu einer höheren Rendite angelegt hat, ist sogar mehr Geld da.

    Ob ein Zahlungsstrom früher endet oder ob man mehr Vermögen hat und daraus diesen Zahlungsstrom generieren kann, ist vollkommen egal. Das ist nur linke und rechte Tasche und lediglich psychologisch relevant.

  • Etwas einfacher ist es, ein Festgeld passender Länge abzuschließen, das zum Zeitpunkt der Prolongation des Kredits fällig wird.

    Es ist nicht nur einfacher, sondern auch bedeutend risikoärmer. M.E. hast du bei Festgeld quasi kein Risiko, während du bei Tagesgeld davon abhängig bist, dass der Zins nicht zu sehr fällt. Natürlich hast du auch die "Chance", dass wenn der (Tagesgeld)Zinssatz steigt, dein Zinsdifferenzgeschäft sich noch mehr auszahlt, aber halt auch das Risiko, dass wenn der (Tagesgeld)Zinssatz (u.U. unter den Kreditzinssatz) fällt, der Gewinn geringer oder sogar zum Verlust wird.

    Denn m.E. ist es bei Sondertilgungs-Vereinbarungen meistens so, dass du diese nur innerhalb des Jahres machen kannst. Es ist meistens nicht möglich z.B. nach 3 Jahren zu sagen "ich hab jetzt 3 Jahre nicht Sondergetilgt, deshalb hole ich es nach und mache dieses Jahr die (maximale) Sondertilgung 3 mal". Fällt also der Tagegeld-Zinssatz so kannst du das ("alte") Geld nicht plötzlich wieder in den Kredit stecken und vermutlich bekommst du dann auf Festgeld auch nicht mehr so viel Zins.

    Für mich persönlich käme daher nur Sondertilgung vs. Festgeld in Betracht. Sondertilgung vs. Tagesgeld macht m.E. nur Sinn, wenn du auf steigende Zinsen spekulierst und dir das Risiko bewusst ist.

  • Ich persönlich mache es … nach sorgfältiger Betrachtung, welche Risiken ich für mich eingehen will … übrigens so, wie ich es keinem Dritten raten würde: Das von der Bank sehr sehr billig geliehene Geld wird nicht in höherem Maße als ursprünglich vereinbart zurückbezahlt, und vorhandene Überschüsse werden im FTSE All-World investiert. Mal schauen, ob die Wette in 13 Jahren aufgegangen sein wird. ?

  • Ich persönlich mache es … nach sorgfältiger Betrachtung, welche Risiken ich für mich eingehen will … übrigens so, wie ich es keinem Dritten raten würde: Das von der Bank sehr sehr billig geliehene Geld wird nicht in höherem Maße als ursprünglich vereinbart zurückbezahlt, und vorhandene Überschüsse werden im FTSE All-World investiert. Mal schauen, ob die Wette in 13 Jahren aufgegangen sein wird. ?

    Da besteht auch die Möglichkeit, wenn es gut läuft, zwischendurch vom Gewinn etwas zu tilgen. Ich hätte sicherlich nicht den Mut bis zum letzten Tag die Sache auszureizen, da hatte ich in meinem Börsenleben zu viele Rücksetzer.

  • Bei Sondertilgungs-Vereinbarungen [ist es] meistens so, dass du diese nur innerhalb des Jahres machen kannst. Es ist meistens nicht möglich z.B. nach 3 Jahren zu sagen "ich hab jetzt 3 Jahre nicht sondergetilgt, deshalb hole ich es nach und mache dieses Jahr die (maximale) Sondertilgung 3 mal".

    Unser Beispieldarlehensnehmer zahlt 1,78% für den Kredit. Für eine festverzinsliche Anlage bekommt er mittlerweile an die 4%. Da liegt das Zinsdifferenzgeschäft in der Luft.


    Kommt dieser Darlehensnehmer zu seiner Bank und will sondertilgen, so fällt ihm der Bankangestellte um den Hals und sagt: "Herzlich gern dürfen Sie Geld zurückbringen, das wir Ihnen für 1,78% ausgeliehen haben." Bei sich denkt er weiter: "Wir nehmen es in beliebiger Höhe und vergeben es für 4,5% an einen anderen Häuslebauer."


    Er wird ihm in der aktuellen Zinssituation mit Sicherheit keine Steine in den Weg legen und auf die vereinbarte Obergrenze der Sondertilgung pochen.

  • Er wird ihm in der aktuellen Zinssituation mit Sicherheit keine Steine in den Weg legen und auf die vereinbarte Obergrenze der Sondertilgung pochen.

    Das mag sein. Mein Hinweis bezog sich aber auf den potenziell möglich Fall dass die Zinsen (bei Tagesgeld) in Zukunft fallen können. Denn nur in diesem Fall wäre es für den Beispieldarlehensnehmern mathematisch sinnvoll sonderzutilgen. Und ich würde mich nicht darauf verlassen wollen, dass die Bank in der dann geänderten Zinssituation dabei mitspielt.

  • Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich mich schon ziemlich am Ende der Laufzeit befinde.

    Kurz die Rahmendaten:


    Restschuld am 01.01.24 ca. 30.000€

    Jährliche Ratenzahlungen 8.150€

    Sondertilgungen jährlich möglich mit 6.750€


    Die potentiellen Sondertilgungen für 2024 + 2025 sind bereits über den Notgroschen hinaus verfügbar. Wenn ich beide Jahre die Soti anwende, würde das Darlehen im Laufe des Jahres 2025 komplett getilgt sein.


    Psychologie möchte ich komplett raus halten und nur die nackten Zahlen betrachten, sprich: Ich hätte kein Problem damit das Darlehen noch länger laufen zu lassen, wenn ich unterm Strich damit günstiger komme.

    Festgeldzinstreppe von 12 oder 24 Monaten wäre auch denkbar, dann kann man direkt vergleichen zwischen 1,88 Prozent Zins auf die Darlehensrestschuld und 4 Prozent Rendite auf dem Tages/Festgeld.


    Die Frage ist nur, wie genau rechnet man das?

    Ich kann ja nicht einfach nur den Zins vergleichen, da unterschiedliche Werte (Zins wird ja von der gesamten Restschuld berechnet) vorliegen.

  • Die Frage ist nur, wie genau rechnet man das?

    Ich kann ja nicht einfach nur den Zins vergleichen, da unterschiedliche Werte (Zins wird ja von der gesamten Restschuld berechnet) vorliegen.

    Doch, genau das kannst Du.


    Beispiel: Du hast Stand jetzt noch 35.000 EUR Restschuld.


    Wenn Du statt Sondertilgung jetzt 5.000 EUR parallel als Tages- oder Festgeld anlegst, erwirtschaftest Du mit eben diesem Geld 4% vor Steuern (2,945% nach Steuern, wenn Freibetrag schon anderweitig ausgereizt und nicht in der Kirche). Gleichzeitig zahlst Du auf 35.000 EUR Darlehen weiter die 1,88%.


    Eine Sondertilgung sorgt dafür, dass Du in Höhe der Sondertilgung keinen weiteren Darlehenszins von 1,88% mehr zahlen musst - für das restliche Darlehen von 30.000 EUR aber schon.


    Die positive Zinsdifferenz wirkt sich also nur im Hinblick auf die 5.000 EUR aus. Die restlichen 30.000 EUR bleiben in beiden Szenarien gleich.


    Wie lange geht denn Deine Zinsbindung noch? Ich würde Festgeld passgenau bis zum Auslaufen der Zinsbindung anlegen und dann ablösen.


    Ich mache das übrigens genauso (nur habe ich zusätzlich auch noch die Rate auf das Minimum runtergesetzt, ging bei dem Kredit standardmäßig). Wenn die Zinsen bis 2035 (solange läuft meine Zinsbindung noch) weiter auf dem Level wie jetzt bleiben, wird das Zinsdifferenzgeschäft ein Plus in der Größenordnung von 40.000 - 50.000 EUR bringen...