Falschen ETF gekauft?

  • Hallo zusammen,

    ich lese schon etwas länger mit, habe mich aber nun auch angemeldet weil ich einmal eure Meinung brauche:

    Im März 2022 ( wo es so richtig teuer war) habe ich 100.000€ je zur Hälfte in 2 ETF investiert:


    ETF Vergleich


    Der SRI- ETF war eine Empfehlung aus dem Fondsfinder der Stiftung Warentest, was ich nicht bedacht habe ist das dieser nur 352 Positionen enthält, der normale MSCI World hingegen 1435.

    Mit dem SRI bin ich 4,44% im Minus, der normale ist 3,12% im Plus. (Seit Kauf)


    Jetzt die frage ich mich ob ich den SRI wieder verkaufen soll wenn der Kurs soweit gestiegen ist das ich mit +-0 da heraus komme und in einen richtigen MSCI World ETF investiere oder ob ich das so weiterlaufen lasse.

    Ich habe etwas bedenken das es mir mit diesem Fond mal so geht wie mit dem Ishare Global Clean Energy.

    Was meint Ihr?

    Danke schonmal und besten Gruß!


    Ach so: das der eine ausschüttend ist und der andere nicht, ist extra so wegen dem Freibetrag.

  • Ist halt die Frage, ob Du damals an den ETF geglaubt hast und heute nicht mehr? Falls ja, dann verkaufen...


    4.44 % Minus ist natürlich gar nichts für einen ETF, wenn Du keine 20 % Minus oder mehr aushältst, dann ist ein ETF vielleicht nicht das Richtige für Dich. Weiterhin ist 1 Jahr Zeithorizont natürlich auch extrem wenig für die Beurteilung eines ETFs. Wenn ich mir mal die längstmögliche Zeitspanne des von Dir verlinkten Vergleichs an sehe, dann kommen beide ETFs auf einen Zeitraum von 5 Jahren auf eine jährliche Rendite von etwa 11.5 % - sehr beträchtlich, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.


    Ich an Deiner Stelle würde die Füße still halten und weiter abwarten (wobei man sagen muss, dass ich von Anfang an diesen Split gar nicht gemacht hätte).

  • Soll vorkommen. Geldanlage ist ein Marathon; Aktien sollte man im Idealfall auf ewig liegen lassen.

    Jetzt die frage ich mich ob ich den SRI wieder verkaufen soll wenn der Kurs soweit gestiegen ist das ich mit +-0 da herauskomme.

    Diese Überlegung ist immer falsch. Der aktuelle Kurs hat mit Deinem Kaufkurs überhaupt nichts zu tun. Ob man eine Anlage sinnvollerweise hält, hängt am Heute, nicht an irgendeiner Vergangenheit.

    Ich habe etwas Bedenken das es mir mit diesem Fond mal so geht wie mit dem Ishare Global Clean Energy. Was meint Ihr?

    Ich bin allgemein kein Freund von Sektorwetten. Aber es ist Dein Geld.

    Du scheinst etwas zittrig zu sein, wenn Du bei 5% Minus schon ins Schwanken kommst. Was machst Du, wenn es 30% abwärts geht?

    Ach so: Dass der eine ausschüttend ist und der andere nicht, ist extra so wegen dem Freibetrag.

    Kann man machen.

    Und doch: Der Sparerfreibetrag und die Steuer verstellen dem Anleger den Blick.

  • Hi, dem würde ich mich anschließen! Zur Bewertung ist der Zeitraum zu kurz. Da mich der Abstand zum "normalen" MSCI-World gewundert hat, habe ich mal den im Prinzip auch von Finanztip empfohlenen SRI-World (ohne PAB) verglichen. Der ist interessanterweise auch in diesem Zeitraum besser gelaufen als der normale MSCI-World:

    https://extraetf.com/de/etf-co…LU1615092217,IE00BK72HH44

    Die Unterschiede der ETFs siehst du ja im Vergleich, beim PAB fehlt z.B. Nvidia, das im SRI drin ist u.s.w. Ich selbst bin ein Fan der regulären SRIs, aber der Performance-Unterschied zwischen den drei genannten ETFs dürfte zukünftig mal zu gunsten des einen, mal zu gunsten des anderen ETF ausfallen, aber mit relativ geringen Unterschieden. Es sind halt schon spürbar weniger Titel im Index/ETF, wenn man den größten Mist rauswirft! ;)

    Ich bleib bei meinem (nicht PAB) SRI, überleg dir einfach, was dir wichtig ist und bleibe dabei, Geduld ist an der Börse einfach notwendig! LG!

  • +1 zu den Vorrednern. Man kann aber schon hinterfragen, was der MSCI World SRI soll. Eigentlich setzt Du beides Mal auf den MSCI World, einmal "ungefiltert" und einmal recht stark gefiltert (was ja an sich "gut" klingt). Du kaufst also einmal im normalen Supermarkt ein und dann im Bio-Supermarkt oder beim Biobauern. Ein diversiviziertes Investment wäre vlt alles im normalen Supermarkt und das Gemüse konsequent beim Biobauern ums Eck oder Möbel bei Ikea. Ja, das hinkt; das klingt aber ein wenig wie "okay, eigentlich MSCI World, prognosefrei und einmal nochmal das Gleiche aber mit Gewissen" (nicht falsch verstehen, ich persönlich habe gar nichts gegen SRI oder ESG - ich habe für meine Kinder z.B. einen ESG-ETF und wenn ich den mit dem ungefilterten Index vergleiche ist der schlechter gelaufen; kein Wunder, wahrscheinlich, weil jetzt wieder mehr in Rüstung usw. investiert wird und green investments langsamer gehen als gedacht, gehofft oder nötig - aber wenn ich die paar % weniger aktuelle Rendite sehe, dann bin ich froh (und denke, dass ist im Sinne meiner Kleinen. Aber das ist sehr persönlich).


    Stehst noch hinter der Idee (Strategie)? Ist das intakt? Wenn ja, dann weiter so. Du glaubst an SRI-Kriterien (langfristig) oder bist bereits dafür in Form von weniger Rendite als der ungefilterte Markt zu "zahlen" bzw. nicht nur Rendite-maximiert zu denken, auch wenn es was kostet? Dann in jedem Fall weitermachen. Niemand kann (und sollte) eine Prognose abgeben, wie es mit ESG oder SRI weiter geht. Es ist auf der einen Seite gewollt (s. EU Taxonomie), auf der anderen Seite glauben andere, das regelt der Markt sowieso von alleine. Ich finde SRI ist was anderes als eine Sektorwette (Global Clean Energy). Der Gedanke "warten bis ich auf 0 bin" ist woh grundsätzlich falsch - wenn Du überzeugt bist bleib und wenn nicht mehr, dann jetzt raus.


    Wenn Deine Strategie sich ändert kannst Du bei Finanzfluss mal berechen, was eine Anpassung kostet. (Steuerliche Aspekte sollten IMO immer zweitrangig rein - s. den Bestseller "Steuern sparen um jedem Preis")


    Sind das Einmalinvestments oder kommt noch laufend was hinzu?

  • Du glaubst an SRI-Kriterien (langfristig) oder bist bereits dafür in Form von weniger Rendite als der ungefilterte Markt zu "zahlen" bzw. nicht nur Rendite-maximiert zu denken, auch wenn es was kostet? Dann in jedem Fall weitermachen.

    Das trifft es m.E. ziemlich gut, also mit dem notwendigen Glauben bzw. der Überzeugung, dass es sinnhaft ist, im SRI-selektierte ETFs zu investieren! Die Bereitschaft, gegebenenfalls eine geringfügig geringere Rendite dafür in Kauf zu nehmen, braucht es wahrscheinlich. Aber es gibt aus meiner Sicht keine logisch zwingenden Gründe für die Annahme, dass SRI-ETFs langfristig schlechter performen als die Ursprungsindizes. Wie du schreibst kann das Pendel (hoffentlich bald nach den Kriegen) auch wieder in die andere Richtung gehen. Ich persönlich würde nicht darauf setzen, dass SRIs besser laufen, aber auch nicht davon ausgehen, dass sie zwangsläufig schlechter laufen! Und wenn, dann würde ich darauf hoffen, dass die Abweichung zum Ursprungsindex relativ gering sein dürfte... :)

  • vlt sollte man noch ergänzen, dass man das entweder macht, weil man überzeugt ist und dazu beitragen will (auch wenn es ein wenig Rendite kostet, mehr/weniger sollte es nicht werden) - oder, dass man sogar hoffen könnte, langfristig eine Überrendite zu erzielen, weil SRI Investments bevorzugt werden (weil z.B. von der EU so gewollt). Man sieht ja, wie reagiert wird, wenn was passiert: Corona-Fonds, Militärausgaben, Umwidmungsproblem Corona zu Klima-fonds... Finde aber nicht, dass einen von SRI abbringen sollte, wenn man überzeugt ist. (was man - nochmal - absolut sein darf (im Gegensatz zu schwer zu verstehenden Sektor-Wetten).


    Aber ich finde, dass ist hier ja nur ein Beispiel und es gibt soviel Literatur und Meinungen zu dem Thema...

  • ... mehr in Rüstung usw. investiert wird und green investments langsamer gehen als gedacht, gehofft oder nötig ...

    Jetzt bin ich aber verwirrt. :saint: Ich dachte, Rüstung wäre neuerdings wieder gewünscht und moralisch das nonplusultra, besonders bei denen, die es mit grün und Klima haben. Also sozusagen das neue "green investment mit wumms" und Weltverbesserungsbonus. 8)

  • Hallo,

    Danke erstmal für eure zahlreichen Beiträge!

    Zitat

    wenn Du keine 20 % Minus oder mehr aushältst, dann ist ein ETF vielleicht nicht das Richtige für Dich.

    Zitat

    wenn Du bei 5% Minus schon ins Schwanken kommst. Was machst Du, wenn es 30% abwärts geht?

    Macht euch bitte keine Sorgen um mich, deswegen bin ich nicht ängstlich, zwischenzeitlich war es ja schon wesentlich schlimmer und ich habe deswegen nicht schlechter geschlafen.


    Für den SRI- Fond habe ich mich damals entschieden, da dieser in der Vergangenheit immer etwas besser als der normale MSCI World gelaufen ist.

    (Besonders nach der Wuhan- Virus Krise, ab März 2020.)

    Erst ab März 2023 entfernen sich die beiden wieder mehr voneinander.

    Zitat


    Sind das Einmalinvestments oder kommt noch laufend was hinzu?

    Nein, immer wenn ich etwas übrig habe kommt noch etwas zu dem "besseren" Fond hinzu.


    Wie ist das eigentlich bei dem MSCI World SRI Aktienindex, können dort im Lauf der Zeit noch weitere Firmen hinzukommen oder ist die Anzahl von 352 Positionen auf alle Zeit fest?


    Beste Grüße, bis dann!

  • Wie ist das eigentlich bei dem MSCI World SRI Aktienindex, können dort im Lauf der Zeit noch weitere Firmen hinzukommen oder ist die Anzahl von 352 Positionen auf alle Zeit fest?

    Beim Ursprungsindex nimmt man nach Marktkapitalisierung (Börsenwert) etwa die oberen 80% der Gesamtkapitalisierung. Wie viele Unternehmen das sind (Anzahl), schwankt je nach Größe der Unternehmen. Beim SRI funktioniert es genauso, nur dass noch etliche Unternehmen nach SRI-Regeln aussortiert und umgewichtet werden, um den Ursprungsindex möglichst gut nachzubilden. Ergo: Die Anzahl der Unternehmen variiert regelmäßig aber i.d.R. in überschaubarem Rahmen…

  • Jetzt bin ich aber verwirrt. :saint: Ich dachte, Rüstung wäre neuerdings wieder gewünscht und moralisch das nonplusultra, besonders bei denen, die es mit grün und Klima haben. Also sozusagen das neue "green investment mit wumms" und Weltverbesserungsbonus. 8)

    Panzer waren schon immer grün. Selbst als Du das Wort greenwashing noch gar nicht kanntest!

  • Hi JaKo,


    warum hast Du damals zu einem marktneutralen und einer SRI-Variante gegriffen? Und besteht der damalige Grund nach wie vor?


    Bspw. könnte es sein, dass dass Du der SRI-Variante eine höhere Rendite zugetraut hast, bei höherem Risiko - wenn Du an der These festhältst, solltest Du ihn behalten.


    Bspw. wolltest Du, zur Not auch auf Kosten der Rendite, was fürs eigene ökologische Gewissen tun - wenn das nach wie vor so ist, solltest Du ihn behalten.


    Bei mir persönlich wäre es so: Ich halte nix von SRI- oder ESG-Varianten, hätte ihn damals nicht gekauft und würde ihn jetzt verkaufen. Aber das ist nicht mehr als meine persönliche Meinung, insbesondere keine Empfehlung. Du musst entscheiden.


    Zu einer Sache, die hier gesagt wurde: Ich finde es absolut legitim, teils im Supermarkt und teils im Biomarkt einzukaufen. Ich glaube, das trifft auch die Lebenswirklichkeit vieler Menschen. Und auf das hiesige Thema angewandt: Es ist das normalste von der Welt, das eigene Risiko durch eine Mischung risikoarmer und risikoreicher Anlagen bspw. 40/60 oder 60/40 oder sonstwie auszubalancieren. Für Leute, die ESG-investieren wollen, halte ich es auch für völlig legitim, die Intensität ebenfalls durch Mischung auszubalancieren.


    Viele Grüße

    TamInvest

  • Bspw. könnte es sein, dass dass Du der SRI-Variante eine höhere Rendite zugetraut hast, bei höherem Risiko - wenn Du an der These festhältst, solltest Du ihn behalten.

    Für den SRI- Fond habe ich mich damals entschieden, da dieser in der Vergangenheit immer etwas besser als der normale MSCI World gelaufen ist.

    Vergangene Rendite als ausschlaggebendes Kriterium ist halt nicht so schlau.

  • Vergangene Rendite als ausschlaggebendes Kriterium ist halt nicht so schlau.

    Das ist richtig, aber anschauen und in Entscheidungen mitbedenke , das darf man sie schon … Man darf die Renditen der Vergangenheit nur nicht als Versprechen für die Zukunft begreifen.

  • Zu einer Sache, die hier gesagt wurde: Ich finde es absolut legitim, teils im Supermarkt und teils im Biomarkt einzukaufen.

    Hallo @TamInvest : ich wollte nicht sagen, dass ich das für nicht legitim halte - es fiel mir auf und es wird immer wieder vor "Dopplungen" (ungewollte Klumpen) gewarnt (ich finde das pauschale Warnen nicht immer richtig oder passend; man muss sich dessen nur bewusst sein). Ich mache das ja auch so: ich gehe meist zuerst in den Bio-Supermarkt und danach in den Edeka und manchmal, wenn es passt zum "Aldi"; normaler Pragmatismus. Und wenn ich blau und rot mische wird's violett und je nach dem Mischungsverhältnis mehr oder weniger. Warum nicht? Also hier: 50:50 ohne Filter und (recht konsequent) SRI. Entweder weil man das "moralisch" so möchte oder sich eine Mahrrendite verspricht. Dabei gewichtet man in Summe über beide ETFs einfach die SRI-aktiven über ohne komplett auf die anderen zu verzichten. Klingt von daher für mich auch nicht falsch (ich persönlich finde das sogar gut und eine absolut legitime Entscheidung, auch wenn es nur um "Moral" geht). Mir war es nur aufgefallen (eben, man könnte das auch als "weder Fisch noch Fleisch" betrachten - tue ich aber eigentlich nicht bzw. könnte kein ordentliches Argument dagegen vorbringen). Oder?

  • Vergangene Rendite als ausschlaggebendes Kriterium ist halt nicht so schlau.


    Nein, immer wenn ich etwas übrig habe kommt noch etwas zu dem "besseren" Fond hinzu.

    Herzlich Willkommen bei einem der typischen Anlegerfehler!

    https://www.neunundvierzig.com…er-zukuenftige-ergebnisse


    Mein Tip: Entweder akzeptierst Du bewusst, dass unterschiedliche Indizies auch mal unterschiedlich performen können (positiv wie negativ) oder Du investierst nur in einen Index (ausschüttend/thesaurierend).

    Ich würde stur einmal im Jahr dafür sorgen, dass ich mein Portfolio wieder meine Ausgangsgewichtung zurückführe. Das nennt sich antizyklisches Investieren.

  • Das ist richtig, aber anschauen und in Entscheidungen mitbedenke , das darf man sie schon … Man darf die Renditen der Vergangenheit nur nicht als Versprechen für die Zukunft begreifen.

    natürlich. Man sollte halt nur verstehen woher die Unterschiede kommen können und worin die Unterschiede in der Struktur liegen.


    Und dann sollte man auch nicht mehr überrascht sein, wenn man dann entgegen der Vergangenheit schlechter abschneidet und deswegen die Anlage in Frage stellen.