Abfindung etc.

  • Hallo,

    angenommen, mir würde aus betrieblichen Gründen angeboten werden, 2,5 Jahre vor der Rente mit Abfindung freigestellt zu werden. 2 Jahre Arbeitslosengeld, 6 Monate würden von der Abfindung überbrückt werden.

    Gibt es hier irgendwelche "Fallen"? Nachteile? (Abgesehen von weniger Einkommen.)

  • Wie viele Jahre warst Du für diese Firma tätig? Allgemein gesprochen würde die Firma Dir dieses Angebot nicht machen, wenn es für sie nachteilig wäre. Meist ist es so, dass ein Spezialist für Arbeitsrecht erheblich mehr als das herausholt, als das, was der Arbeitgeber von sich aus anbietet.


    "Arbeitslosengeld" heißt - zumindest theoretisch - dass Du dem Arbeitsmarkt für Tätigkeiten, die das Arbeitsamt Dir anbietet, zur Verfügung stehen musst. Ist Dir das bewusst?

  • ... 2,5 Jahre vor der Rente mit Abfindung freigestellt zu werden.

    Freigestellt oder gekündigt!?

    Schon mal mit dem Arbeitsamt deswegen gesprochen?

    Schon mal wegen der Versteuerung der Abfindung kundig gemacht?

    Schon mal ausgerechnet welche Auswirkungen sich für die zukünftige Altersrente ergeben?


    Ich empfinde das 'Angebot' jetzt nicht als den Bringer. In meinem Bekanntenkreis haben schon einige einen goldenen Handschlag erhalten. Im Prinzip ging es dann mit dem Abfindungen so weit, dass für die gesamte Zeit der 'Arbeitslosigkeit' Netto nahezu das gleiche Einkommen wie während der Arbeit zur Verfügung stand und auch die Rentenverluste ausgeglichen wurden.

    Schließlich will der AG ja einen Mitarbeiter 'loswerden' der sonst nur schwer zu kündigen wäre. :/

  • Bei 18 Jahren Betriebszugehörigkeit hast Du eine Kündigungsfrist von 6 Monaten, d.h. der Arbeitgeber bietet Dir das an, wozu er sowieso gesetzlich verpflichtet ist. Hinzu kommt, dass - je nachdem wie der Aufhebungsvertrag formuliert ist - Du vom Arbeitsamt eine Sperre von x Monaten bekommst, dass Deine Rechnung mit den 2 Jahren Arbeitslosengeld also gar nicht aufgeht.


    Aus diesem (und einigen anderen) Gründen würde ich vor einem solchen Risiko unbedingt einen fähigen Arbeitsrechtler konsultieren.


    Was Du tust, ist Deine Entscheidung, mir klingt dieses Angebot aber nicht als sonderlich vorteilhaft für Dich.

  • 0,5 Jahresgehälter Abfindung nach 18 Jahren Betriebszugehörigkeit klingen mickrig. Aber da muss man auch bedenken, dass nicht mehr so viel zu entschädigender Einkommensverlust in der Zukunft liegt.


    Ich kann mir dennoch vorstellen, dass es noch Verhandlungsspielraum gibt. Der Arbeitgeber zahlt nach dem bisherigen Angebot mit allen Nebenkosten vielleicht 15 % der Summe, die er als AG-Brutto plus direkt zurechenbaren Personalnebenkosten noch bis zur Rente kalkulieren müsste. Dafür verliert er allerdings auch Deine Arbeitskraft, aber das scheint nicht das drängendste Problem zu sein.


    Du verlierst auf jeden Fall 2,5 Jahre Einzahlungen in die Rente - AN und AG Anteil. Was macht das an Rente? Mal ganz plump gerechnet: Jahresbrutto * 2,5 Jahre * 18,6 % = RV-Einzahlung. Diese durch 8570 € teilen, dann hast Du die entgangenen Rentenpunkte. Die mit 37,60 € multiplizieren, dann hast Du die fehlende monatliche Rente. (Durch die Rentenversicherungsfachangestelltenprüfung wäre ich mit der Rechnung nicht gekommen, aber es sollte die Richtung weisen.)


    Frage: Wie gerne arbeitest Du dort? Was würde passieren, wenn Du Dich gegen das Angebot entscheidest?

  • Besser ist meist ein Vorruhestand, d.h. der AG zahlt Dir weiter ein (reduziertes) Gehalt, weiter Krankenkasse und weiter in die GRV ein, stellt Dich aber von einer Arbeitsleistung frei.


    Um welche Rente geht es in 2,5 Jahren bei Dir?

  • Besser ist meist ein Vorruhestand, d.h. der AG zahlt Dir weiter ein (reduziertes) Gehalt, weiter Krankenkasse und weiter in die GRV ein, stellt Dich aber von einer Arbeitsleistung frei.


    Um welche Rente geht es in 2,5 Jahren bei Dir?

    Um Rente für besonders langjährig Versicherte.

  • Ich war auch vor Kurzem in der Lage. Da ich keine Rechtschutzversicherung hatte (Fehler wurde jetzt korrigiert) hab ich keine Kündigungsschutzklage eingereicht, sondern mit auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt mit entsprechender Abfindung.


    Wenn der Aufhebungsvertrag entsprechend formuliert ist, dann ist eine Sperre durch die Arbeitsagentur bzgl. Arbeitslosengeld unwahrscheinlich, da hatte ich auch Angst, aber du kannst ja auch so verhandenl, dass wenn es zu einer Sperre kommt, dir die Firma das noch als Ausgleich zahlt z.B.


    Für den Bezug von Arbeitslosengeld sieht's halt mit Urlaub schwierig aus. Du hast Mitwirkungspflicht, dass du wieder eine neue Stelle findest oder eine Vollzeit-Weiterbildung machst, die dir von der Afa finanziert wird - allerdings glaub ich nicht, dass das kurz vor dem Ruhestand noch eine Option ist.

  • Hallo Rieslingschorle,


    geht der Arbeitgeber individuell auf ältere Mitarbeiter zu oder geht es um eine bei der Arbeitsagentur anzeigepflichtige Massenentlassung mit Sozialplan?


    Im letzten Fall begleitet ein auf solche Fragen spezialisierte Kanzlei die Arbeitnehmer, die auch die individuelle Beratung mit durchführen.

    Im ersten Fall würde ich mich erst einmal etwas taub stellen. Derzeit bietet Ihnen der Arbeitgeber kaum mehr, als er bei der Kündigung incl. Kündigungsschutzklage sowieso zahlen müsste.


    Gruß Pumphut

  • Ich war auch vor Kurzem in der Lage. Da ich keine Rechtschutzversicherung hatte, hab ich keine Kündigungsschutzklage eingereicht, sondern mit auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt mit entsprechender Abfindung.

    Es war vermutlich ein Fehler, das Geld für den Arbeitsrechtler sparen zu wollen. Der hätte Dich vielleicht 2000 € gekostet, aber möglicherweise irgendetwas 5stelliges mehr bei der Abfindung gebracht.


    Eine aussichtsreiche Sache nur deswegen nicht zu verfolgen, weil man den eigenen Rechtsanwalt nicht bezahlen will (den man in arbeitsrechtlichen Dingen in der ersten Instanz immer selber bezahlt, egal ob man gewinnt oder verliert), ist für einen selbst in aller Regel nachteilig.


    Der gleiche Rat gilt für den Threadersteller: Als braver langjähriger Arbeitnehmer verhandelt man sinnvollerweise nicht mit dem Arbeitgeber über Abfindungen, sondern beauftragt einen Fachmann damit. Wie im Thread schon mehrfach erwähnt, bietet die Firma nach 18 Jahren Betriebszugehörigkeit nicht mehr als das, was sie bei einer normalen Kündigung bezahlen müßte (für die sie ja einen sehr guten Grund bräuchte, den sie höchstwahrscheinlich nicht hat). Ich würde mir meine diesbezügliche Unterschrift deutlich vergolden lassen.


    Für solche Fälle beispielsweise braucht man seinen Notgroschen.

  • Es war vermutlich ein Fehler, das Geld für den Arbeitsrechtler sparen zu wollen. Der hätte Dich vielleicht 2000 € gekostet, aber möglicherweise irgendetwas 5stelliges mehr bei der Abfindung gebracht.

    Hinterher ist man immer schlauer .... hatte im Vorfeld aber viel recherchiert und drüber nachgedacht und irgendwann einfach auch nicht mehr den Nerv dafür...

    5-stellig war's aufgrund der langen Betriebszugehörigkeit trotzdem.

  • Bei mir in der Firma (Großkonzern) wird auch mal wieder ein Abfindungsprogramm angeboten. 58+ (Vorruhestandsregelung mit Abfindung die dann in Gehaltszahlungen zur Überbrückung von z.B. 2+ Jahre fließt) und 58- (eine reine Abfindung und verlassen des Unternehmens). Die Konditionen sind realtiv attraktiv. In meinem Fall wären das ca 240.000 Euro (brutto) bei 20 Jahre Betriebszugehörigkeit. Wer sich dafür interessiert, wird von einer Beratungsfirma unterstützt, die passenden Modalitäten auszurechnen.

    Vielleicht hat der TE auch in seiner Firma ein solches Beratungsangebot, so dass er nicht privat sich Hilfe suchen muss?

  • Bei mir in der Firma (Großkonzern) wird auch mal wieder ein Abfindungsprogramm angeboten. ... Die Konditionen sind relativ attraktiv. In meinem Fall wären das ca 240.000 Euro (brutto) bei 20 Jahre Betriebszugehörigkeit. Wer sich dafür interessiert, wird von einer Beratungsfirma unterstützt, die passenden Modalitäten auszurechnen

    Gerade bietet ein in Golfsburg ansässiger deutscher Autokonzern ein solches Modell an (Ist das vielleicht Deine Firma?). In dieser Firma sind Gewerkschaft und Betriebsrat enorm stark, so daß man davon ausgehen kann, daß ein Modus, den der Betriebsrat gutheißt, wirklich das Optimum für den Mitarbeiter herausholt.


    Beim Threadstarter habe ich nicht diesen Eindruck.

  • Ja, in 2,5 Jahren.

    Arbeitslosigkeit zählt in den letzten 2 Jahren vor Rentenbeginn nur sehr eingeschränkt zu den 45 Jahren dazu, daher wäre ich da vorsichtig. Sobald die 45 Jahre erfüllt sind, ist das alles deutlich entspannter, ab da geht es nur noch darum, bis zum Rentenbeginn zu überbrücken und das die zwei Aspekte, dass man seine Rechnungen zahlen kann und krankenversichert ist.

    Vorruhestand bzw. ATZ wären da natürlich so richtige Knaller.

  • Gerade bietet ein in Golfsburg ansässiger deutscher Autokonzern ein solches Modell an (Ist das vielleicht Deine Firma?). In dieser Firma sind Gewerkschaft und Betriebsrat enorm stark, so daß man davon ausgehen kann, daß ein Modus, den der Betriebsrat gutheißt, wirklich das Optimum für den Mitarbeiter herausholt.


    Beim Threadstarter habe ich nicht diesen Eindruck.

    nein, in meinem Fall ist es ein schweizer Pharmakonzern, der gerade versucht (zu teure) Mitarbeiter los zu werden. Wie es ausschaut sehr erfolgreich. Mein Chef und ein Kollege werden in den nächsten Wochen freundlich winkend durchs Werkstor laufen. Wermutstropfen ist, dass die stellen nicht 1 zu 1 ersetzt werden dürfen (was aber realistischerweise dann doch irgendwann erfolgen wird). Die Arbeit die so ansteht, muss ja trotzdem gemacht werden und kann nicht beliebig auf andere verteilt werden.

  • Genauso war's bei unserer Firma auch. Die Übriggebliebenen röcheln jetzt ob der vielen Arbeit .... aber finanzielle Probleme, also mussten (teurere) MA gehen und es wurde ne angebliche Sozialauswahl vorgeschoben, die man hätte anfechten können.


    Am besten entweder mit Anwalt oder eigenes Verhandlungsgeschick, damit man mit nem fetten Bonus lächelnd aus der Sache rauskommt. Ich hab da mal wieder was fürs Leben gelernt, bin immer viel zu harmoniebedürftig und gehe dann finanziell leer aus. Hatte das schon öfter im Leben.


    Aber da ist auch jeder anders gebürstet....