100% Aktien für jedes Alter?

  • Risiko würde ich als Möglichkeit beschreiben, das gesetzte Ziel zu verfehlen.

    In der Auszahlungsphase könnte man es definieren als die Wahrscheinlichkeit, bei gegebener Entnahmerate (die ich inflationsangepasst zum Leben brauche) vor dem Tod kein Geld mehr zu haben (oder die Entnahmerate unter die Schmerzgrenze absenken zu müssen).

    Während der Ansparphase könnte man es definieren als Wahrscheinlichkeit, bei gegebener Sparrate nicht ausreichend Geld bis zum gegebenen Zeitpunkt zu haben.

    Beides kann man natürlich über das ganze Leben kombinieren.

    Da mag Volatilität ein kleiner Baustein sein. Aber auch Dinge wie langfristige Renditeentwicklung, oder irgendwie farbige Schwäne (Geopolitik *hust*).

    Wenn ich die Rendite verringere, um die Volatilität zu verringern, kann sich das Risiko in dieser Definition drastisch erhöhen.

    Und ich glaube genau das ist der Punkt der verlinkten Studie.

    Wieso ist deiner Meinung nach Volatilität ein sinnvolles Maß für Risiko für Langzeitanleger, beispielsweise für die Altersvorsorge?

  • Risiko würde ich als Möglichkeit beschreiben, das gesetzte Ziel zu verfehlen.

    Die Definition passt doch zu meinem Ziel:

    Einen Verlust von 50% des Vermögens zu Beginn des Ruhestands würde mich sehr belasten. Mit einem reinen Aktiendepot ist das möglich. Bei meinem gemischten Anlagen möchte ich das eher ausschließen, da dazu mehrere Assetklassen gleichzeitig crashen müssten.

  • Ja, aber ich glaube das ist nur eine Hälfte.

    Denn du verringerst die erwartete Rendite, was in der Definition von Risiko das Risiko paradoxerweise erhöhen kann.

    Außerdem haben Anleihen ein ekekiges Risikoprofil. Inflationsverluste sind meistens dauerhaft weg. Ich zumindest würde mal nicht davon ausgehen, dass du die 15(?)% der letzten Jahre irgendwie mit positiven Realzinsen wieder ausgleichen kannst.

    Ich vermute einfach, dass sich echtes Risiko nicht so schön in mathematische Modelle packen lässt, um damit tolle Portfolios zu optimieren.

    Ohne die Studie gelesen zu haben, werden sie ja vermutlich Monte Carlo Verfahren genutzt haben, um zu simulieren, wo das größere Pleiterisiko besteht.

    Oder man könnte einfach alle möglichen Zeiträume der Vergangenheit backtesten.

    Wenn dabei dann rauskommt, dass 100% Aktien das geringste Pleiterisiko aufweisen, ist das für mich das sicherste Portfolio für den Zweck.

    Auch wenn vergangene Renditen... You know.

    Aber es scheint das Beste zu sein, was wir haben.

  • Denn du verringerst die erwartete Rendite, was in der Definition von Risiko das Risiko paradoxerweise erhöhen kann.

    Anleihen haben eine geringere Renditeerwartung, als Aktien. Das ist für mich aber keine Risikoerhöhung, sondern der Preis für eine Risikominderung.

    Du beschränkst Dich aber m.E. zu sehr auf nur zwei Assetklassen. Was ist mit Immobilien, Gold, Rohstoffe, Währungen, tangible Assets, etc. Jede Assetklasse hat ihre Besonderheiten, ihre Vor- und Nachteile. Durch die Diversifikation reduzierst Du die Renditen. Immobilien haben z.B. im Schnitt ähnliche Renditen, wie Aktien (bei mit höhere).

    Inflationsverluste sind meistens dauerhaft weg. Ich zumindest würde mal nicht davon ausgehen, dass du die 15(?)% der letzten Jahre irgendwie mit positiven Realzinsen wieder ausgleichen kannst.

    Inflationsverluste hast Du immer und bei allen Assetklassen. Die kannst Du nur durch Kredite (insbes. bei Immobilien) reduzieren.

    Ich habe Untersuchungen gelesen, die feststellten, dass langfristig auch ein Anleihe-Portfolio die Inflation schlägt.

    Aber die letzten Jahre war das definitiv nicht der Fall.

    Letztlich bleibt aber: Wenn jeder "Risiko" anders definiert, noch dazu oft ein Bauchgefühl dazu kommt, dann kann es keine allgemeingültige Lösung für ein optimales Portfolio geben. Insbesondere, wenn ich nur ein Teilportfolio betrachte und z.B. eine gesetzliche Rente ignoriere.

  • Die Hinzunahme eines Assets mit geringerer erwarteter Rendite verringert die erwartete Rendite des Portfolios.

    Volatilität als Maß für Risiko halte ich für unsinnig. Daher sind Optimierung dahingehend vielleicht akademisch interessant, in der Praxis aber nutzlos.

    Dem schließe ich mich an. Volatilität ist kein Maßstab für Risiko. Ich kann mit Hinzunahme weiterer Assetklasse die Volatilität glätten, denn verschiedene Assets werden bei unterschiedlichen Wirtschaftslagen auch sich verschieden verhalten.

    Risiko sehe ich wie Prof. Walz:

    Inflation, Deflation, Zerstörung, Enteignung und Währungscrash...das sind Risiken, denn wenn diese eintreffen dann treffen diese hart ein und verursachen einen DAUERHAFTEN Schaden der unumkehrbar ist. Zum Beispiel Inflation und der dauerhafte Kaufkraftverlust.

    Schwankungen im Aktien ETF sind demnach kein Risiko denn diese Schwankungen sind nur temporär und wieder umkehrbar durch Erholung. Siehe den Kurs des Vanguard FTSE All-World in Zeiten Corona und jetzt um ein Beispiel zu nennen.

  • Interessant wäre zu erfahren ob @Thomas.Schreiber sein eigenes Portfolio - so denn in relevanter Höhe vorhanden - bereits auf 100% Aktienquote umgestellt hat ... ?

    Das Portfolio von meiner Frau und mir besteht zu 100% aus Aktien-ETF. Wir haben ca. 940 Tausend Euro im Portfolio und sind Normalverdiener.

    Der Buchgewinnrückgang im Portfolio ist somit während Krisen deutlich, wenn man sein Einkommen als Maßstab nimmt (man ,,verliert" jedes Mal ein Vielfaches seines Netto-Jahresgehalts in wenigen Wochen oder Monaten). Wir halten das emotional aus, weil wir erfahren sind und glauben die Mechanismen der Weltwirtschaft und des globalen Aktienmarktes zu kennen. Ich würde jedoch lügen, wenn ich sage, dass mir ein kurzfristiger Buchverlust von 450.000 Euro in einem Monat überhaupt nichts ausmachen würde. Gegen diese Emotionen kämpft vermutlich jeder und es gibt meines Erachtens nur drei Möglichkeiten sich zu schützen:

    • Das Aneignen von Wissen, insbesondere über die Vergangenheit und lange Datenreihen
    • Technische Hürden (z.B. kein Online-Banking, schriftlicher Depotauszug nur einmal im Jahr, keine Börsennachrichten usw.)
    • Wenn es emotional gar nicht tragbar ist, das Senken der Vola durch Beimischung von Geldmarkt-Instrumenten

    Das Thema hier fällt unter die Punkte 1 und 3.

    Wir stellen uns die Frage, ob wir das Depot später in der jetzigen Konstellation durch die Entnahmephase halten oder Teile in einen Geldmarkt-ETF umschichten und dann die vielen negativen Auswirkungen in Kauf nehmen (Steuerlawine, weniger Rendite, evtl. höhere Pleitewahrscheinlichkeit usw.).

  • johu

    Dass Aktien eine höhere Rendite haben, ist langfristig gesehen nichts Neues.

    Das Problem im Alter ist das Rendite-Reihenfolge-Risiko.

    Und die Studie legt nah, dass die höhere Rendite von Aktien und das Inflationsrisiko höher wiegen als das Rendite-Reihenfolge-Risiko.

    Genau, aber ist das jetzt eine bahnbrechend neue Erkenntnis? Dass die Inflation eine Strich durch meinen Plan zur Entnahme machen kann ist jetzt nicht so neu (https://www.finanzen-erklaert.de/cash-entnahme-inflation-gefahr/ kommt zu ähnlichem Schluss). Oder ich nehme eben die realen Renditen.


    Für mich ist in der Studie alles was ab 65 passiert einfach ein Test der 4%+ Inflation Entnahmestrategie.

    - Wenn ich, wie da gemacht, 4% bei Rentenbeginn festlege und an die Inflation anpasse, dann ist 100% Aktien wegen der besseren Rendite besser, wenn ich alt genug werde.

    - Wenn ich alternativ jedes Jahr 4% vom aktuellen Vermögen entnehme, dann möchte ich die Volatilität gering halten und Anleihen können schon Sinn ergeben da es Planbarkeit gibt

    - Wenn ich alternativ das meiste Vererben möchte, dann sind mehr Aktien auch nicht so falsch.

    Was ich an der Studie komisch finde ist dass die Familie die bis 65 100Euro angespart hat genauso behandelt wird wie die Familie mit 100M Euro und das Pleiterisiko genau gleich ist. Die Entnahmestrategien werden sich aber vermutlich stark unterscheiden.

    my2ct

  • Sorry, Du hast Harry Markowitz nicht verstanden.

    Und das ist auch gut so. Markowitz ist in der Kapitalmarktforschung längst widerlegt. Über die Tatsache, dass bei Vermögensberatern und Banken noch immer sein Modell in Verkaufsunterlagen verwendet wird, kann man eigentlich nur noch lachen.

  • Und das ist auch gut so. Markowitz ist in der Kapitalmarktforschung längst widerlegt. Über die Tatsache, dass bei Vermögensberatern und Banken noch immer sein Modell in Verkaufsunterlagen verwendet wird, kann man eigentlich nur noch lachen.

    Wo wurde denn Markowitz widerlegt ??

  • Boah,

    offenbar erregt dieser Beitrag die Gemüter. :/

    Ich plane ja in einigen Jahren die Entnahme aus meinen ETF-Depot gemäß der sog. '4%-Regel':

    Der Ursprung der 4-Prozent-Regel - Wie wurde sie hergeleitet
    In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit der 4-Prozent-Regel und ihren wissenschaftlichen Grundlagen, insbesondere der Trinity-Studie.
    guidingdata.com

    Erwiesenermaßen ist es so, dass es bei der '4%-Regel' ein gewisses Pleiterisiko gibt. Allein schon durch das Renditereihenfolgerisiko.
    Nun ging die Trinity-Studie nur mit US-Daten bis 1997. Die 'verlorene' Dekade von 2000-2009 und die jahrelange Nullzinsphase ist daher logischerweise noch nicht in den Daten der Studie enthalten gewesen!

    Ich habe in einem anderen Thread ja bereits mit einer kleinen Excel-Liste aufgezeigt, dass die '4%-Regel' bei einer Entnahme aus einem 100% MSCI ACWI IMI nicht sicher funktioniert hätte.

    Hier nochmal das entsprechende Ergebnis für die inflationsbereinigte Entnahme nach der '4%-Regel':

    Bei einem Start der Entnahme im Jahre 2000 wäre man 2019 Pleite gewesen!

    Wer hingegen 1999 gestartet wäre, hätte Ende 2023 noch über 222K€ im Depot gehabt. Sieht also erstmal ganz gut aus, dass die Entnahme über 30 Jahre funktionieren könnte.

    Wohlgemerkt 1 Jahr entscheidet darüber ob man nach 18 Jahren pleite ist oder nicht! :/

    Von den psychologischen Aspekten die hier viele Mitforisten völlig zurecht ansprechen fange ich da gar nicht an.

    Wenn man 1999 mit 65 in die Entnahme gestartet ist und 2008 nur noch knapp die Hälfte vom Startwert im Depot hat, liegen wohlmöglich noch über 20 Jahre Leben vor einem. Dann nicht die Nerven zu verlieren und einer Regel zu vertrauen, die einzig auf Vergangenheitswerten beruht. :/

    Wer das dann schafft: Respekt!

    Ich vertraue dann lieber auf einen gewissen finanziellen Puffer, der es mir erlaubt auch mal einige Jahre auf eine Entnahme aus dem Depot zu verzichten. Der gute Schlaf geht dann vor Renditemaximierung.

    @Thomas.Schreiber

    Ich habe mir das verlinkte Video nicht in Gänze angesehen. Und die Studie lässt sich auch nicht ohne Anmeldung herunterladen. :/

    Das grundsätzliche Ergebnis überrascht mit aber nicht. Schon vor vielen Jahren hat Holger Grethe aus seinem Blog über entsprechende Studie geschrieben. Demnach wäre analog zum steigenden Lebensalter eine stetig steigende Aktienquote renditetechnisch 'besser' als eine sinkende Aktienquote mit steigenden Lebensalter.

    Der Beitrag ist weiterhin hier zu finden:

    Trotzdem darf man neben der reinen Rationalität den menschlichen Faktor nicht außer Acht lassen. Ganz davon ab, dass 100% Aktienquote ohnehin für die allermeisten Menschen nicht zutrifft (z.B. Pension/Rente), verfolgen die meisten Menschen eine gewisse Sicherheitsstrategie.

    Aktuell wäre es mir auch ziemlich Schnuppe, ob mein Depot um 30-50% einbricht. Schließlich bin ich noch voll in der Ansparphase und bin auf das Geld im Depot nicht angewiesen.

    Ab 63 sieht es dann aber anders aus. Dann möchte ich so sicher wie möglich wissen, dass ich mir zumindest die nächsten 10-15 Jahre keine finanziellen Sorgen machen muss. Einfach weil diese ersten 10-15 Jahre voraussichtlich die Phase sein wird, in der unser Finanzbedarf im Unruhestand am höchsten sein wird (Hobby, Reisen).

    Und ich möchte nicht mit 66 darüber nachdenken müssen, ob wir nun diesen Winter im Süden verbringen können, oder das lieber sein lassen, weil der Aktienmarkt gerade verrückt spielt.

  • Habe ich ein Portfolio von 200k und 40 Unternehmen gleichverteilt und ca. 2-3% konstant Dividende pro Unternehmen, dann habe ich nach dem ersten Jahr das Investment für ein Unternehmen bereits raus.

    Interessanter Ansatz, aber findest du 40 Unternehmen in Punkto Ausfallrisiko nicht echt ein bisschen wenig? Und 2-3% an Dividendenausschüttungen nicht auch in Anbetracht der sehr selektiven Auswahl? Dividenden-ETF liegen nicht selten bei 4-5% und streuen dann noch deutlich breiter.

    Ich fahr selbst eine Dividenden-Strategie mir normalen SRI-ETFs, trotzdem die Frage: Warum gerade der Fokus auf genau diese 40 Unternehmen?

  • Trotzdem darf man neben der reinen Rationalität den menschlichen Faktor nicht außer Acht lassen.

    Aber ist das nicht erst der zweite Schritt, nachdem man alle (richtigen) Informationen auf dem Tisch hat? Wenn der Mensch fälschlicherweise davon ausgeht, dass Geldmarkt-Instrumente weniger riskant sind als Aktien, reagiert er emotional vermutlich ganz anders auf einen Börsencrash.

    Und...ist es nicht sinnvoller sich über technische Mechanismen zu unterhalten, die Emotionen in Schach halten können (kein online-Banking, weniger und anderes reporting usw.), anstatt zu sagen ,,du bis emotional instabil, also musst du auf viel Rendite verzichten und mehr reale Risiken eingehen um die Illusion von weniger Risiko zu erreichen".

  • Interessanter Ansatz, aber findest du 40 Unternehmen in Punkto Ausfallrisiko nicht echt ein bisschen wenig? Und 2-3% an Dividendenausschüttungen nicht auch in Anbetracht der sehr selektiven Auswahl? Dividenden-ETF liegen nicht selten bei 4-5% und streuen dann noch deutlich breiter.

    Ich fahr selbst eine Dividenden-Strategie mir normalen SRI-ETFs, trotzdem die Frage: Warum gerade der Fokus auf genau diese 40 Unternehmen?

    Warum?

    Früher (vor den ETF) sagte man, dass 30 Aktien ausreichen um ein breit diversifiziertes Depot aufzubauen.

    Alexander von 'Rente mit Dividende' (https://www.rente-mit-dividende.de/) hat sich für 50 Aktien entschieden. Und so schlecht sieht es bei Ihm allem Anschein nach nicht aus.

    Allerdings hat mal ohne Frage 'mehr Arbeit' mit einem solchen Depot. Man muss halt irgendwann dann doch einzelne Unternehmen tauschen, weil Sie nicht mehr in die eigene Strategie passen oder das Unternehmen einfach dauerhaft schlecht(er) wirtschaftet wie andere Mitbewerber in der gleichen Branche.

    Arbeit die einem der ETF bzw. der dahinter stehende Index abnimmt.

  • Nun ja, alles schöne Theorie und passt vielleicht bei Leuten mit hohem Vermögen, alle über einen Kamm scheren geht aber wohl nicht. Wenn man eine gewisse Summe jeden Monat dringend zum Leben braucht, muss man ganz einfach Zweigleisig fahren um mal einen heftigen Crash aussitzen zu können. Wenn eh nur eine geringe Menge vom Gesamtvermögen gebraucht wird und am Ende bei der Planung immer noch genügend Kapital übrig bleibt, ist die 100% Strategie durchaus sinnvoll und auch die Variante mit dem höchsten Gewinn. Ich weiß allerdings, dass ich bis zum Lebensende genug haben möchte um in Würde zu leben, der Gewinn interessiert mich da nicht mehr so, wenn der Sensenmann kommt brauche ich dann nichts mehr. Aber die alte Regel trifft hier wieder zu, jeder macht mit seinem Geld was er für richtig hält.

  • Nun ja, alles schöne Theorie und passt vielleicht bei Leuten mit hohem Vermögen, alle über einen Kamm scheren geht aber wohl nicht. Wenn man eine gewisse Summe jeden Monat dringend zum Leben braucht, muss man ganz einfach Zweigleisig fahren um mal einen heftigen Crash aussitzen zu können. Wenn eh nur eine geringe Menge vom Gesamtvermögen gebraucht wird und am Ende bei der Planung immer noch genügend Kapital übrig bleibt, ist die 100% Strategie durchaus sinnvoll und auch die Variante mit dem höchsten Gewinn. Ich weiß allerdings, dass ich bis zum Lebensende genug haben möchte um in Würde zu leben, der Gewinn interessiert mich da nicht mehr so, wenn der Sensenmann kommt brauche ich dann nichts mehr. Aber die alte Regel trifft hier wieder zu, jeder macht mit seinem Geld was er für richtig hält.

    Das verstehe ich nicht. Wenn eine Strategie bei einem langfristigen Anlagehorizont sowohl mehr Rendite, als auch weniger (relevantes) Risiko verspricht und bisherige Modelle falsch wären, warum sollte man dann mit geringerem Vermögen auf die schlechtere Strategie setzen und glauben, dass sie besser wäre?

  • Interessanter Ansatz, aber findest du 40 Unternehmen in Punkto Ausfallrisiko nicht echt ein bisschen wenig? Und 2-3% an Dividendenausschüttungen nicht auch in Anbetracht der sehr selektiven Auswahl? Dividenden-ETF liegen nicht selten bei 4-5% und streuen dann noch deutlich breiter.

    Ich fahr selbst eine Dividenden-Strategie mir normalen SRI-ETFs, trotzdem die Frage: Warum gerade der Fokus auf genau diese 40 Unternehmen?

    Bei Einzelaktien habe ich aber nicht die Teilfreistellung von 30 Prozent wie bei einem ETF.

    Wie monstermania bereits erwähnt hat kommt noch die Arbeit und das notwendige Wissen dazu Unternehmen "auszutauschen" Neben den Gebühren und Steuern aufgrund den Transaktionen. Dazu kommt natürlich auch die Möglichkeit, dass ich es schlechter mache als der Markt. Oder es besser machen. Ich bin jedoch schlau genug zu wissen dass ich nichts weiß und ich kein zweiter warren buffett bin.

    Bin zwar ein Befürworter von einem thesauriereden Welt ETF aber WENN ich für Dividenden wäre dann wäre meine Wahl ein Welt ETF in Form eines Ausschütterers.

    30 Prozent Teilfreistellung, steuerneutrales automatisches Rebalancing, kostengünstig, zeitsparend und die Gewissheit es nie schlechter zu machen als der Markt wären für mich die Argumente. Ebenso eine bessere risikoadjustierte Rendite.

  • Hallo zusammen,

    100 Prozent ETF hat was.

    Wenn ich es

    dynastisch

    sehe kommt es hin.

    Der ETF muss nur groß genug sein und eine monatliche Auszahlung von 3 Prozent mehr als reichen.

    Wenn von 2.000.000 nach einem Rücksetzer noch 1.000.000 Euro da sind und 3 Prozent monatlich ausgezahlt werden.

    2.500 Euro monatlich könnten angemessen sein.

    Dann hat er recht.

    LG

  • Probier mal diesen Link.

    Sofern wir über dieses von Achim Weiss dankenswertet weise verlinkte Paper sprechen: Mich würde immer noch interessieren wie/wo das veröffentlich wurde, wer da nochmal draufgeschaut hat (review) und warum wir lieber youtube-videos schauen (sollen) statt etwas zu lesen. :/ Emory und co. sind jetzt nicht die schlechtesten Adressen, auch wenn die Protagonisten nicht unbedingt führend in dem Feld sind (sagt ja aber erstmal nichts über eine Studie oder die Forschungsqualität). Nur: Was ist denn an den Aussagen des Papers so neu oder gar revolutionär?

    "An even mix of 50% domestic stocks and 50% international stocks held throughout one’s lifetime vastly outperforms age-based, stock-bond strategies in building wealth, supporting retirement consumption, preserving capital, and generating bequests. These findings are based on a lifecycle model that features dynamic processes for labor earnings, Social Security benefits, and mortality and captures the salient time-series and cross-sectional properties of long-horizon asset class returns."

    Frage: Brauche ich dafür ein Modell wenn ich mir die Daten insb. der 15-20 Jahre dazu vergegenwärtige? Natürlich sind in den letzten 15 Jahren die Aktienmärkte aussergewöhnlich gut gelaufen auch weil wir ein Nullzinsumfeld hatten. Dieses Nullzinsumfeld hat Anleihen entsprechend unattraktiv gemacht, weshalb die 60/40 Portfolios in dieser Zeit nicht mehr funktioniert haben. Die Funktionieren ja nur mit einem positiven Zins (zumindest am langen Ende der Zinsstrukturkurve) und in der Form, dass der Zins der Anleihen von z.B. 3-4 % die Schwankungen des Aktienteils kompensiert, der ansonsten und auf lange Sicht 7-8 % Rendite beisteuert. Wenn diese Funktion der Anleihen ausfällt und die Aktien (gepusht durch das Nullzinsregime) massiv steigen, dann wäre natürlich eine 100 % - Aktienquote optimal gewesen. Jede Zeitreihe, die heute, also nach den letzten 10-15 Jahren endet, dürfte zu diesen Ergebnissen führen. Nur: Das Nullzinsumfeld ist Geschichte, die Aussagen damit nur noch sehr eingeschränkt gültig und eine 100 % - Aktienquote wäre fatal, wenn wir jetzt eine Dekade erleben (sollten), die praktisch die umgekehrte Entwicklung nimmt!

    "We find that a constant allocation of 50% to domestic stocks and 50% to international stocks throughout one’s lifecycle dominates QDIAs in all retirement outcomes. Two important aspects of our method, namely the preservation of time-series dependencies in returns and the use of a comprehensive dataset of developed country returns, appear important in reaching this conclusion. The QDIAs seem favorable for retirees under the assumptions that returns are IID and that historical US returns are most informative about future performance."

    Das genau ist die zentrale Annahme der Studie, nämlich einfach die Entwicklungen der "historical US returns" insb. der letzten 15 Jahre fortzuschreiben. Das kann man machen, nobelpreisverdächtige Modelle darüber bauen, nur was sagt man damit aus?

    Für mich ist so ein Ansatz echt aus der Zeit gefallen, da wir a) in einem völlig anderen Zinsumfeld leben und b) die Sichtweise durch die Aktienmarktentwicklungen der letzten 10-15 Jahre massiv verzerrt wird. Im Frühjahr 2009 bei hohen Zinsen und eingebrochenem Aktienmarkt wäre das Modell gefüttert mit der damaligen Zeitreihe zu völlig anderen Ergebnissen gekommen. Man ignoriert c) den Diversifikationseffekt der Anleihen über die Zeit, wenn man Nullzinsperioden betrachtet. Und die daraus abgeleiteten Konsequenzen d) für das SoRR finde ich besonders fatal, da jeder, der im Alter auf eine nennenswerte Entnahmequote (3-4%) setzen muss, weil er diese Beträge eben braucht, mit 100 % Aktienquote eher in Teufels Küche landet, als im Urlaub am Strand. Ich hab in dem Paper keine Antwort darauf gefunden, wie man höhere Entnahmequoten im Alter gegen die Volatilität des Aktienmarktes absichern soll, höhere Entnahmequoten scheinen also weder nötig noch möglich oder vorgesehen. Systematische Risiken der Asset-Klasse Aktien (nicht weg-diversifizierbar) werden in der Studie noch nicht mal angerissen, stattdessen schreiben sie ernsthaft folgendes:

    "Drawdowns inflict psychological pain, and some investors may abandon their investments

    rather than stay the course. We are sympathetic to the discomfort and real costs of these bouts of poor short-run performance. In our opinion, however, reducing these short-run losses by adopting a QDIA strategy comes at too high a price because investors must forego the enormous economic gains from adopting the Stocks/I strategy (estimated to be hundreds of billions of dollars per year for US investors alone). Our findings suggest that financial advice and pension regulations should be revised to consider all-equity strategies as viable and legal alternatives for retirement savers; we ca*l for alternative approaches to mitigate the costs of short-term losses, such as financial education on staying the course, retirement account reporting standards that emphasize long-term performance, and regulations that assist retirement savers with maintaining a long-term focus."

    Echt jetzt? Man ist vom Aktien-Fatalismus und ewigen existieren der Aktienmarkt-Renditen auf dem Niveau der letzten 10-15 Jahre so überzeugt, dass man jeden anderen durch "education" zu einer 100% Aktienquote bekehren möchte? Ich bin selbst Finanzwissenschaftler, aber da würde sich jeder ernstzunehmende Ökonom, Historiker, jeder Soziologe und jeder Psychologe drüber kaputtlachen, weil überhaupt keine systematischen und historischen Zusammenhänge berücksichtigt werden bei Aussagen, die sich praktisch auf das nächste halbe Jahrhundert beziehen.

    Ich würde für die Betroffenen bei so einem blinden Fatalismus nur hoffen, solchen Ansätzen nicht zu folgen und seine Anlagen wirklich breit auf Aktien, Immobilien, Gold, Anleihen, Rentenansprüche, etc. zu streuen, zumindest wenn man im Alter tatsächlich auf gewisse Mittel aus dem Portfolio angewiesen ist und das ganze nicht nur macht, weil man nicht weiß wohin mit seinem überschüssigen Vermögen... ;)