Reform private Altersvorsorge

  • Letztendlich hängt es davon ab, wieviel Aufwand es für einen Anbieter macht. Sofern man einfach ein "normales Depot" mit begrenzter Auszahlung anbieten kann, wird sich sicherlich eine Konkurrenz für Altersvorsorgedepots entwickeln. Vielleicht nicht ganz so günstig wie bei normalen Depots gewohnt, aber sicherlich günstiger als die 2%. Macht man es für neue Anbieter schwer, in den Markt einzusteigen (z.B. lebenslange Verrentungspflicht), wird es auch nicht günstiger

  • Noch mal eine Meinung dazu:


    Private Altersvorsorge: Lindners Vorschlag für eine private Altersvorsorge ist klug
    Finanzminister Christian Lindner will die private Altersvorsorge reformieren, gut so. Doch sein Vorschlag hat drei zentrale Schwächen – die sich zum Glück…
    www.zeit.de


    Es wäre wünschenswert wenn es ein "langweiliges" Standardangebot unter enger staatlicher Aufsicht geben würde. Es müsste nicht zwingend bei der KfW liegen, meinetwegen auf woanders. 3 weltweite Indizes zur Auswahl - fertig. Wenn der private Anbieter das besser anbieten kann, dann gut, wenn nicht, dann nicht.

    Die pKV braucht ja auch die gKV, um mit dem Finger auf jemanden zeigen zu können. Also sollte niemand Angst haben müssen.

  • Hier eine interessante Kritik am geplanten Altersvorsorgedepot von Axel Kleinlein, ehemaliger Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten:

    Riester-Neuregelung bevorzugt Versicherer zu Lasten des Wettbewerbs

    Dort ist auch seine vollständige 15-seitige Stellungnahme als Download verlinkt.


    U.a. kritisiert er die Ausgestaltung der Auszahlphase, die durch die Hintertür Versicherungsprodukte bevorzugt. Seines Erachtens werden im aktuellen Wortlaut des Gesetzesentwurfs Auszahlpläne auf ETFs sogar ausgeschlossen.

  • Hier eine interessante Kritik am geplanten Altersvorsorgedepot von Axel Kleinlein, ehemaliger Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten:

    Riester-Neuregelung bevorzugt Versicherer zu Lasten des Wettbewerbs

    Dort ist auch seine vollständige 15-seitige Stellungnahme als Download verlinkt.


    U.a. kritisiert er die Ausgestaltung der Auszahlphase, die durch die Hintertür Versicherungsprodukte bevorzugt. Seines Erachtens werden im aktuellen Wortlaut des Gesetzesentwurfs Auszahlpläne auf ETFs sogar ausgeschlossen.

    Wäre m.E. schon ein ziemlicher Showstopper.

    Hat das denn bei Riester die Show gestoppt?


    Ich lese hier im Forum immer wieder große Hoffnungen bezüglich der Neuregelung der privaten Altersvorsorge. Die Mitforisten hoffen auf einen großen Durchbruch zu sparerfreundlichen Lösungen. Ich sehe das sehr skeptisch und gehe davon aus, daß diesbezüglich allenfalls marginale Verbesserungen für die Sparer herauskommen. Die deutsche Versicherungslobby wird sich garantiert die Butter nicht vom Brot nehmen lassen.

  • Ich lese hier im Forum immer wieder große Hoffnungen bezüglich der Neuregelung der privaten Altersvorsorge.

    Jedenfalls nicht von mir. Mein deprimierter Tenor: Die Hoffnung stirbt zuletzt ...


    Der Riester-Nummer (immerhin ca. 16 Millionen (?) Verträge) dürfte - neben der bürokratischen Ausgestaltung und der hohen Kostenbelastung - vor allen Dingen die extrem lange Phase der Niedrig-, dann Null- und schließlich sogar Negativzinsen das Genick gebrochen haben. Garantien sind in einer solchen Zins-Ära eine toxische Beigabe.


    Hoffentlich wird nicht eine Pflicht zur Leibrente (Verrentung) obligatorisch. Warum sollte beispielsweise ein Sparer mit einer geringeren Restlebenserwartung in eine Verrentung gezwungen werden ?


    Ganz entscheidend wäre - nach meinem Dafürhalten -, daß der Geist der Neuordnung das Bild vom mündigen Bürger und Sparer atmet. Anstatt vom zu betreuenden Untertan. Diese Hoffnung bezüglich des Menschenbildes tendiert bei mir aber inzwischen in Deutschland (aber auch der real existierenden EU) gen Null.

    Die deutsche Versicherungslobby wird sich garantiert die Butter nicht vom Brot nehmen lassen.

    Wie mir ein Mitarbeiter des Verbandes (GDV) schon vor einiger Zeit sagte, haben die Versicherer bereits ein "Gutachten" in Auftrag bzw. absehbar am Start, welches den Gesetzgeber davon überzeugen soll, daß die Ersparnisse verrenten werden (müssen) ...

  • Hallo zusammen,

    das Video der Woche behandelt das Thema.

    Der Rahmen, bis jetzt, sieht gut aus.

    Warten wir mal was das Produkt letztlich kostet.

    Bei der Einzahlung von der Steuer abzusetzen und in der Rente ist es dann zu versteuern.

    LG

  • Tja, da macht die Lobbyarbeit eine gute Idee wohl mal wieder kaputt. Aber die Medien werden das ganze schon als "großen Durchbruch" verkaufen und die Leute in die neuen Produkte treiben.

    Ich sehe das gelassener und distanzierter.


    Mir ist seit Kindesbeinen klar gewesen, daß man (also auch ich) für den Ruhestand Reserven aufbauen muß. Ich hätte keine Pflichtversicherung gebraucht und hätte trotzdem gespart.


    Mir würde ein Altersvorsorgedepot nach amerikanischem Muster reichen, sprich ein Sperrdepot, auf das man in der aktiven Zeit nur einzahlen kann, aber kein Geld davon abziehen, bei dem Sparbeiträge steuerfrei sind, bei dem Auszahlungen (die erst ab einem gewissen hohen Lebensalter möglich sind), versteuert werden, allerdings zu einem vergünstigten Steuersatz, um die Versteuerung der Inflation zu kompensieren.


    Eine solche Lösung hätte aber a) die deutsche Finanzindustrie weitgehend draußen gehalten und b) widerspricht sie der in Deutschland weitverbreiteten Sicherheitsmanie. Wir wählen die Politiker aus unserer Mitte, sie sind somit prinzipiell gleichen Geistes wie die Bevölkerung auch. Wenn die Bevölkerung ängstlich an Sparbüchern und Festgeldern festhält, wäre es ein Wunder, wenn die Politiker nicht auch dieses Geistes wären.


    Wir hatten hier schon oft, daß der Wert einer Altersversorgung selbst bei Kleinrentnern ganz schnell sechsstellig wird. Demgegenüber ist Riester mit seiner Maximalsumme von 2100 €/a ein Tropfen auf dem heißen Stein, Anlagespielzeug, wenn man es böse formulieren möchte. Wenn nun nach 20 Jahren Inflation an eine maximale Anlagesumme von 3000 €/a gedacht wird, ist das die gleiche zu geringe Größenordnung. Die Wurst vom Teller wird das nicht ziehen, egal mit welchem Anlageinstrument.


    Ich habe bei Riester und Rürup nicht mitgemacht, hauptsächlich aus Abneigung gegen die Finanzindustrie, und sehe in der Rückschau, daß das die richtige Entscheidung war. Ich bin mir auch jetzt schon sicher, daß ich bei dem neuen "Altersversorgungsdepot" nicht mitmachen werde. Als finanzieller Selbstentscheider gestalte ich mir meine eigene Altersversorgung lieber selbst und spare mir die staatlichen Hüllen.

  • Tja, da macht die Lobbyarbeit eine gute Idee wohl mal wieder kaputt.

    Das steht zumindest zu befürchten.


    Wobei auch der Gesetzgeber mit seinem zugrunde gelegten Menschenbild bei solchen Regelungen (Riester, Rürup) - statt dem "mündigen" Bürger, Verbraucher und Sparer bzw. für das Alters Vorsorgenden eher der zu "betreuende Untertan" ... - oder Reformen bzw. Neuregelungen daran selbst auch seine Anteile hat (siehe schon Nr. 86).


    Gerade in dem Bereich - Altersvorsorge ist in aller Regel und für die meisten Menschen eine Langfrist-Angelegenheit - kommt es auf Planungssicherheit und Verlässlichkeit an. Vom Thema Steuern verstehe ich offen gesagt wenig bis fast nix (überlasse ich den Profis), nichtsdestotrotz wurde ich damit über die Jahrzehnte hinweg immer wieder und zwangsläufig konfrontiert. Wenn ich beispielsweise nur mal daran denke, wie oft der Gesetzgeber die Spielregeln - manchmal auch "mitten im Spiel" und/oder mit Rückwirkung - in Sachen Besteuerung von Erträgen, Gewinnen, Lebens- bzw. Rentenversicherungen usw. geändert hat ... Der Sparerfreibetrag ist da ja nur ein Beispiel von vielen ebenso wie plötzlich eingeführte Spekulationsfristen und/oder die Verfünffachung derselben (von zwei auf 10 Jahre beispielsweise damals bei Immobilien; nach meiner Erinnerung jedenfalls).


    Für meinen Teil habe ich mich - aus für mich guten Gründen - von Dingen wie der GRV (eine Art "politische Verteilungsmasse") so früh wie möglich verabschiedet sowie sämtliche stark steuermotivierten Konstruktion gemieden (Bauherrenmodelle, Sonderabschreibung-Ost, Rürup usw.). Von den damals noch beliebten 5 + 7 Modellen im KLV-Bereich mal abgesehen.


    Man muß in Sachen Altersvorsorge als jüngerer Mensch zwar langfristig denken - von ebensolchen langfristig verläßlichen (auch steuerlichen) Rahmenbedingungen sollte man aber nicht ausgehen. Keine Ahnung also, wie das in 30 oder 40 Jahren aussehen wird ... ?! Eine gewisse gedankliche und finanzielle Beweglichkeit ist daher - meines Erachtens - immer zu empfehlen.

  • Wir hatten hier schon oft, daß der Wert einer Altersversorgung selbst bei Kleinrentnern ganz schnell sechsstellig wird. Demgegenüber ist Riester mit seiner Maximalsumme von 2100 €/a ein Tropfen auf dem heißen Stein, Anlagespielzeug, wenn man es böse formulieren möchte. Wenn nun nach 20 Jahren Inflation an eine maximale Anlagesumme von 3000 €/a gedacht wird, ist das die gleiche zu geringe Größenordnung. Die Wurst vom Teller wird das nicht ziehen, egal mit welchem Anlageinstrument.

    Ganz so negativ sehe ich das nicht. 3000€/a sind 250€ pro Monat. Bei 35 Jahren Anlagedauer und 4% realer Rendite macht das 225k heutiger Kaufkraft. Bei 3,5% Entnahmerate entspricht das 650€ pro Monat. Für eine Kreuzfahrt jeden zweiten Monat reicht das nicht, aber einen ordentlichen Zuschuss zum Lebensunterhalt bringt das schon.

    In der Praxis dürften auch deutlich längere Zeiträume realistisch sein, ein 25-jähriger ist nach 35 Jahren erst 60 und hat noch ca 10 Jahre zu Rente. Entsprechend kommt nochmal ein guter Batzen obendrauf

  • Als finanzieller Selbstentscheider gestalte ich mir meine eigene Altersversorgung lieber selbst und spare mir die staatlichen Hüllen.

    Sehe ich grundsätzlich auch so. Man kann als finanzieller Selbstentscheider aber doch ganz gelassen abwarten, zumindest was einen selbst angeht, und dann entscheiden. Sollte (!) das Altersvorsorgedepot mehr oder weniger so kommen wie aktuell angedacht, dann ist es ein Fortschritt. Ob es für Jeden sinnvoll ist, ist die Frage. Da kann man jetzt nur spekulieren und ich teile absolut deine Skepsis. Aber ich kann schon nachvollziehen, dass Hoffnungen bestehen, dass es nun dadurch für eine breite Masse naheliegender wird überhaupt anzufangen mit dem Vermögensaufbau. Und zumindest so wie es aktuell aussieht, könnte auch der "schon vorher finanzielle Selbstentscheider" es als einen lohnenswerten Baustein betrachten. Diese Hoffnungen sollten allerdings nicht zu groß sein, da es bis dahin wohl noch ein langer Weg ist. Darüber diskutieren kann man aber, dabei bleibe ich. Diskussionen darüber halte ich sogar für wichtig, da sie, ob direkt oder indirekt, der Politik auch ein Feedback geben.


    Ganz so negativ sehe ich das nicht. 3000€/a sind 250€ pro Monat. Bei 35 Jahren Anlagedauer und 4% realer Rendite macht das 225k heutiger Kaufkraft. Bei 3,5% Entnahmerate entspricht das 650€ pro Monat. Für eine Kreuzfahrt jeden zweiten Monat reicht das nicht, aber einen ordentlichen Zuschuss zum Lebensunterhalt bringt das schon.

    In der Praxis dürften auch deutlich längere Zeiträume realistisch sein, ein 25-jähriger ist nach 35 Jahren erst 60 und hat noch ca 10 Jahre zu Rente. Entsprechend kommt nochmal ein guter Batzen obendrauf

    So würde ich das auch sehen. Natürlich wird das als einziger Baustein nicht ausreichen für einen Gutverdiener. Aber manche wären froh 250€ pro Monat zurücklegen zu können. Und über die Zeit kommt da schon etwas zusammen. 250€ wäre schließlich ungefähr die Sparrate, die ein Durchschnittsverdiener ungefähr für 10 % Sparquote ansetzen müsste, was aktuell der durchschnittlichen Sparquote der Deutschen nahe kommt. Das halte ich nicht für eine geringe Größenordnung. Mehr wäre natürlich besser, aber bei finanziellen Selbstentscheidern dürfte es am Ende ohnehin kein Problem sein zusätzlich ein freies Depot zu besparen.


    Was ich für wichtig halten würde wäre eine regelmäßige, automatische Anpassung an die Inflation. Ich halte generell nichts davon, dass in der Politik alle paar Jahre, meist zu Wahlen, um Zahlen gefeilscht wird, die sich eigentlich einmal durch Kommissionen weitgehend unabhängig festlegen und danach automatisch anpassen lassen könnten. Rente, Mindestlohn und diverse Sozialleistungen fallen mir an der Stelle auch ein, ohne das Fass nun aufmachen zu wollen. Aber die Politik braucht vermutlich diese Streitthemen, oder meint es zumindest, sodass sich daran nichts ändern wird. Selbst aktiv werden wäre vielleicht eine Option.

  • Ganz so negativ sehe ich das nicht. 3000€/a sind 250€ pro Monat. Bei 35 Jahren Anlagedauer und 4% realer Rendite macht das 225k heutiger Kaufkraft.

    4% reale Rendite bringt ein Aktien-ETF, aber sicherlich kein "Sicherheitsbaustein".

    Und dann sind 35 schon ganz schön lang.

    In der Praxis dürften auch deutlich längere Zeiträume realistisch sein, ein 25-jähriger ist nach 35 Jahren erst 60 und hat noch ca 10 Jahre zu Rente. Entsprechend kommt nochmal ein guter Batzen obendrauf.

    Das Angebot wird sich an die arbeitende Bevölkerung richten und nicht speziell an junge Leute.


    Egal wie: Es bleibt ein enges Hemd, gerade für Besserverdiener. Ich hätte mir gewünscht, daß ein Angebot für alle Bevölkerungsschichten kommt. Warum geht das nicht bis z.B. 20 oder 30 T€, mit denen ein Mittel-Besserverdiener dann neben den gesetzlichen Altersbeiträgen die steuerliche Grenze füllen könnte? [Rhetorische Frage, auf die ich von Dir keine Antwort erwarte.]

  • Das Angebot richtet sich grundsätzlich an alle. Ich werde mit meinen 37 auch nur noch gute 30 Jahre davon profitieren. So ganz aus der Welt sind die 35 Jahre also nicht, denn ich bin trotz Studium schon seit 12 Jahren Vollzeit im Beruf. Und ja, 4% real erreicht man nicht mit Festgeldern. Aber wir können eine Reform der privaten Vorsorge nicht an Mittfünfzigern ausrichten, die ihr Leben noch nie Aktien angefasst haben.


    25 Jahre finde ich einen guten Startpunkt für den Start der privaten Vorsorge. Da ist man mit dem Studium durch - sofern man nicht trödelt - und verdient eigenes Geld. Viele sind auch schon deutlich vorher im Beruf. Und da realistisch für meine Generation das Renteneintrittsalter um die 70 liegen wird, hat man dann 45 Jahre Zeit. Wer vorher Zeit für Work&Travel, irgendwelche teuren Feelgood-Projekte in Afrika oder ein ewiges Studium verplempert, hat halt 1, 2, 3 Jahre weniger Zeit. Ist nicht die Welt. Das Abi machen die jungen Leute heute meist minderjährig und Wehrdienst ist ebenfalls nicht mehr fällig. Bis 25 ist also genug Zeit, auch wenn man im zweiten Semester nochmal den Studiengang wechselt.


    Und natürlich...ich würde mir auch wünschen, dass man eine Altersvorsorge von 500€ pro Monat o.ä. steuerfrei realisieren könnte. Aktuell wäre mir aber viel wichtiger als ein konkreter Freibetrag, dass die "geförderte" Altersvorsorge tatsächlich besser abschneidet als die rein private, aus Netto-Gehalt finanzierte und voll versteuerte private Sparerei. Und wenn man davon nur die Hälfte oder ein Drittel ersetzt, ist schon eine Menge gewonnen.

  • Mich stört an dem ganzen Thema immer noch die Bevormundung des Staates.


    Ich will mein Geld entsparen wann und wie ich es will. Ich will es vererben und mit ins Ausland nehmen können.

    Ich will keine Mehrkosten für irgendeine Versicherung bezahlen.


    Ich zahle dann lieber ein wenig Steuern mehr und kann dafür frei drüber verfügen und das nicht erst mit 70. Ich weiß doch nicht mal ob ich dieses Alter erleben werde.


    Ich kann den Gedanken schon verstehen, dass man nicht möchte, dass die Leute in Grundsicherung fallen aber für mich wäre das nichts. Wir sind doch hier die Selbstbestimmter.


    Leider wird man wohl die Menschen damit nicht erreichen die es wirklich dringend bräuchten bzw. wird sich die Versicherungslobby schon was einfallen lassen wie man die Leute weich klopft und in die Kostenfalle lockt.

  • Diskussionen darüber halte ich sogar für wichtig, da sie, ob direkt oder indirekt, der Politik auch ein Feedback geben.

    Genau, daher hatte ich auch obige Kritik von Axel Kleinlein hier eingestellt um die Diskussion aufrecht zu halten. Ich denke, es ist einfach wichtig der Versicherungslobby etwas entgegenzusetzen. Sei es nur im Kleinen. Und dieses Forum bzw. Finanztip hat schon eine gewisse Visibilität.


    Am konkreten Gesetzesentwurf stört mich vor allem die geplante Verrentung. Selbst wenn es keine lebenslange Leibrente, sondern „nur“ eine 20-jährige Auszahlung ist. Warum nicht einfach eine Wahlmöglichkeit zwischen vollständiger Einmalzahlung oder eben einer dann wie auch immer vom Kunden aktiv gewünschten Ratenzahlung oder Verrentung? Ist doch meine Geld welches ich für meinen Ruhestand spare. Wenn ich dann im Ruhestand bin, her mit der Kohle ^^

  • Am konkreten Gesetzesentwurf stört mich vor allem die geplante Verrentung. Selbst wenn es keine lebenslange Leibrente, sondern „nur“ eine 20-jährige Auszahlung ist. Warum nicht einfach eine Wahlmöglichkeit zwischen vollständiger Einmalzahlung oder eben einer dann wie auch immer vom Kunden aktiv gewünschten Ratenzahlung oder Verrentung? Ist doch meine Geld welches ich für meinen Ruhestand spare. Wenn ich dann im Ruhestand bin, her mit der Kohle ^^

    Dein Geld sei Dir gegönnt, aber was für ein Interesse hätte die Gemeinschaft daran, einen Sparvorgang für eine Einmalzahlung steuerlich oder anders zu fördern?


    Das einzige Interesse der Gemeinschaft, dass andere für das Alter etwas ansparen, besteht m.E. darin, das Risiko der Inanspruchnahme öffentlicher Mittel (Sozialhilfe, Grundsicherung) zu minimieren.


    Schon bei einer nur 20-jährigen Auszahlung frage ich mich, ob diese Voraussetzung überhaupt erfüllt wäre. Vielleicht dann, wenn der Betreffende eine Erklärung unterschreibt, dass er nach Empfang der Einmalzahlung oder Ablauf der 20 Jahre unwiderruflich und für alle Zeit auf jede Inanspruchnahme öffentlicher Mittel verzichtet.


    Die Frage wäre dann, ob das überhaupt mit der Menschenwürde vereinbar wäre (sehr zweifelhaft). Aber selbst wenn es das wäre, könnte die Gemeinschaft sich dennoch durch den Anblick vieler hilfloser und verelendeter Menschen in ihrem eigenen Wohlbefinden beeinträchtigt fühlen.

  • Dein Geld sei Dir gegönnt, aber was für ein Interesse hätte die Gemeinschaft daran, einen Sparvorgang für eine Einmalzahlung steuerlich oder anders zu fördern?

    Das wäre steuersystematisch schlichtweg nachgelagerte Besteuerung.


    Kaum jemand braucht Schlag Ruhestandseintritt den ganzen Batzen Geld. Gerade in Kenntnis unseres progressiven Steuersystems wäre das ja auch ungünstig. Ich wollte eher bei Bedarf entnehmen wollen, aber eben nach meinem Bedarf und nicht dem starren Schema, das mir die Versicherung vorgibt.


    Letztlich steht das Menschenbild dahinter: Ich sehe mich als Bürger und nicht als Untertan. Ich stehe für unseren Staat, möchte aber insgesamt möglichst wenig davon. Was ich selber kann, dafür brauche ich keinen Staat, möchte auch nicht, daß er mir diesbezüglich hineinregiert. Unser Sozialstaat will das aber in sehr eindringlicher Weise.

  • Kaum jemand braucht Schlag Ruhestandseintritt den ganzen Batzen Geld. Gerade in Kenntnis unseres progressiven Steuersystems wäre das ja auch ungünstig. Ich wollte eher bei Bedarf entnehmen wollen, aber eben nach meinem Bedarf und nicht dem starren Schema, das mir die Versicherung vorgibt.

    Genau. Das sollte m.E. jeder einfach selbst entscheiden können oder zumindest dürfen. Ist ihr/ihm ja freigestellt, dies trotzdem von einer Versicherung in Form einer lebenslangen Leibrente zu beziehen. Ich wollte das nun eher nicht.

  • Genau. Das sollte m.E. jeder einfach selbst entscheiden können oder zumindest dürfen. Ist ihr/ihm ja freigestellt, dies trotzdem von einer Versicherung in Form einer lebenslangen Leibrente zu beziehen. Ich wollte das nun eher nicht.

    Nun, auch wenn ich euch grundsätzlich zustimme, dass mehr Freiheit und weniger Regulierung besser ist, zumindest für uns Selbstentscheider: der aktuelle Entwurf sieht doch, wenn ich es richtig verstanden habe, vor, dass ich das Kapital auch jederzeit komplett entnehmen kann - nur dann eben förderschädlich. Das fände ich grundsätzlich einen tragbaren Kompromiss. Wenn es denn so kommen würde. Das wiederum wissen wir eben nicht.


    Aber da sind wir eben schnell wieder im Spekulativen. Da können wir nun noch zehn mal austauschen, dass die einen eher den aktuellen tendenziell positiven Entwurf sehen und die anderen den Staat und die Lobbys, die am Ende vermutlich doch noch ihre Quasi-Vetos einlegen werden. Wie gesagt finde ich es ok zu diskutieren, aber ich diskutiere eben auf der Grundlage des aktuellen Entwurfs. Und da darf man sowohl skeptisch sein, ob es so kommt, als auch vorsichtig positiv überrascht, weil der Entwurf an sich erstmal ein Schritt in die richtige Richtung sein dürfte.


    Ich halte nur beide Extreme, sowohl es nun schon zu verteufeln, dass es nichts für Selbstentscheider wie uns wäre (und selbst wenn, dann wäre es vielleicht etwas für andere; wir sind eben nicht die Hauptzielgruppe), als auch das übermäßige freuen bzw. die Hoffnung auf diese Reform für wenig sinnvoll.