jetzt dreht er durch

  • Das hat ganz einfach historische und regulatorische Gründe.

    Halbeinkünfteverfahren ? Schon mal damals gehört ?

    Zudem wollte man durch die Steueramnestie und den Steuersatz viele Milliarden Schwarzgeld aus dem Ausland zurückholen.

    Ja, ich erinnere mich! Ändert aber aus meiner Sicht trotzdem nichts daran, dass es ein politisches Ziel sein sollte, Arbeit nicht höher zu besteuern als Kapitalerträge. Dass man in der konkreten Umsetzung einiges bedenken muss, wurde hier ja auf mittlerweile 40 Seiten schon ausgiebig diskutiert.

    Dass ich auf ETF-Gewinne von 10.000 Euro weniger als 2.000 Euro Steuern zahle, aber auf eine Gehaltserhöhung von 10.000 Euro über 4.000 Euro, finde ich nicht vermittelbar.

  • Dass ich auf ETF-Gewinne von 10.000 Euro weniger als 2.000 Euro Steuern zahle, aber auf eine Gehaltserhöhung von 10.000 Euro über 4.000 Euro, finde ich nicht vermittelbar.

    Dann sollte halt jeder Mensch auch in diese ominösen ETF zu investieren, die ja die Gewinne nur so zu garantieren scheinen!

    Geht ja schon ab 1€ im Monat und schon zahlt man auf Seine Gewinne nur noch rund 20% steuern.

    Ach ja, was ist eigentlich wenn es mal einige Jahre lang keine Gewinne gibt? Woher kommt das fehlende Geld für die Kranken- und Pflegeversicherung dann? :/

  • Dass ich auf ETF-Gewinne von 10.000 Euro weniger als 2.000 Euro Steuern zahle, aber auf eine Gehaltserhöhung von 10.000 Euro über 4.000 Euro, finde ich nicht vermittelbar.

    Genaugenommen zahlst Du am Ende beides, wenn Du die Gehaltserhöhung in ETFs investierst. 😁 Und wenn Du die Gehaltserhöhung nicht investierst, sondern ausgibst, zahlst Du stattdessen 19% Mehrwertsteuer.

  • Inzwischen hat sich ja die Fraktionschefin der Grünen Bundestagsfraktion Frau Dröge etwas konkreter zu der Idee von Herrn Habeck geäußert.

    https://www.zdf.de/nachrichten/po…olitik-100.html

    Die Diskussion um die Habeck'sche Idee geht ab min. 33 los.

    Demnach soll es 'erst' bei 1 Mio. im Depot los gehen.

    Insgesamt eine solch unausgegorene Idee, die wohl jedem der sich als 1-2 Stunden in Finanzforen aufschlaut und mit dem Thema beschäftig, aufzeigt, dass mit so einer Idee möglicherweise linke Gerechtigkeitsphantastereien zu befriedigen sind, diese aber praktisch nicht umsetzbar ist.

    Hab Dir mal ein Danke da gelassen, weil ich den Beitrag noch nicht kannte. Es wäre wohl schlauer, von Erträgen zu sprechen, wie von Vermögen. Die Diskussion zeigt, das es eher zu der Grundsatzdiskussion PKV / GKV führt. Ich denke man hätte an dem Brett genug zu bohren. Verstehe dann nicht, warum man eine Diskussion über Sozialbeiträge aufmacht, die an das Lösen eines so umfangreichen Projekts gebunden ist.

    Da wäre es wohl schlauer, sich was auszudenken, das man losgelöst davon umsetzen könnte.

    PS: Was macht man eigentlich mit Besitzern von ETF-Nettopolicen? Die zahlen gar keine Kapitalertragssteuern. Weder in der Ansparphase noch in der Entnahmephase. :/

    Da kann man noch 5 andere Beispiele heranziehen. Von Immobilien, Krypto oder sogar Riester. Das ist aber eine Diskussion, die eher grundsätzlich auf die Fairness der Kapitalertragssteuer zielt und nicht auf möglichen Sozialabgaben auf Erträge.

  • Insgesamt eine solch unausgegorene Idee, die wohl jedem der sich als 1-2 Stunden in Finanzforen aufschlaut und mit dem Thema beschäftig, aufzeigt, dass mit so einer Idee möglicherweise linke Gerechtigkeitsphantastereien zu befriedigen sind, diese aber praktisch nicht umsetzbar ist.

    Spielt das eine Rolle? Wie hoch ist unter dem Zielpublikum der Prozentsatz, der sich 1 bis 2 Stunden aufschlaut oder diesbezüglich bereits schlau ist?

    Hey! Es ist Wahlkampf! Da zählen Parolen und keine ausgearbeiteten Gesetzesvorschläge.

    Und es ist schließlich immer eine soziale Tat, diesen Pfeffersäcken etwas wegzunehmen von ihrem viel zu vielen Geld, so daß ich kleiner Werktätiger wenigstens etwas mehr von meinem Brutto behalten darf.

    Für den Politiker ist es nur wichtig, sich so zu äußern, daß seine Zuhörer sich zu den Empfängern der Sozialleistung zählen und nicht zu denen, die sie bezahlen müssen. :)

  • Ich verstehe ja die ganzen Einwände bzgl. der Umsetzbarkeit, gerade wenn es an die Details geht, aber würde sich hier wirklich jemand übervorteilt fühlen, wenn er am Ende seines Lebens prozentual gesehen genau so viele Steuern und Abgaben auf seine Kapitalgewinne gezahlt hat, wie auf sein Einkommen aus der beruflichen Tätigkeit?

    Warum sollte jemand, der über sein Leben hinweg 5 Millionen Euro Lebenseinkommen durch Arbeit generiert hat, finanziell mehr beitragen, als jemand, der ein vergleichbares Lebenseinkommen durch Kapitalerträge (bspw. infolge einer Erbschaft) erreicht hat?

    Mir ist schon klar, dass hier im Forum viele Sorge um die üppigen Renditen aus ihren prallen ETF-Portfolios haben, die dann evtl. geschmälert würden, aber wenn man sich über eine faire gesamtgesellschaftliche Lastenverteilung Gedanken macht, kann man hier den Status Quo in Sachen Besteuerung und Abgaben doch nicht für richtig halten, oder?

    Und die Meinung vertrete ich, obwohl es für mich wohl deutlich teurer werden würde, falls individuelle Steuersätze und ggf. Sozialabgaben auf Kapitalerträge kämen.

  • Warum sollte jemand, der über sein Leben hinweg 5 Millionen Euro Lebenseinkommen durch Arbeit generiert hat, finanziell mehr beitragen, als jemand, der ein vergleichbares Lebenseinkommen durch Kapitalerträge (bspw. infolge einer Erbschaft) erreicht hat?

    Einmal ganz davon abgesehen, dass die Anzahl der Deutschen, die durch Erbschaft und/oder Glück vermögend geworden ist, schwindend gering ist und die meisten Vermögenden Unternehmer sind oder waren, ist Pragmatismus wichtiger als Fairness. Deutschland steht als Standort für Unternehmen und Fachkräfte im Wettbewerb mit anderen Ländern. Bereits jetzt haben wir Netto-Kapitalabflüsse im dreistelligen Milliardenbereich. Pro Jahr! Wir erleben die größte Deindustrialisierung seit dem 2. Weltkrieg. Mehr Steuern und Abgaben ohne eine Mauer mit Schießbefehl wird also schwierig. Bereits jetzt investiert kaum ein rational denkender Mensch mehr in Deutschland. Ob das durch noch mehr Steuern beim Vizeweltmeister für Abgaben und Steuern besser werden würde? Sollen die Menschen ohne Vermögen investieren? ,,Wir holen es von den Reichen" ist eine linke Traumwelt, die in der Realität nicht funktioniert.

    Übrigens: Viele der Unternehmer, die heute vermögend sind, haben dies durch viel Fleiß und Risiko erreicht. Dieser Weg steht jedem offen. Vielleicht wäre es an der Zeit mehr darüber nachzudenken wie wir eine Gesellschaft aufbauen in der jeder diesem Ziel nacheifert, anstatt im sicheren Nest nach Umverteilung zu schreien.

  • Warum sollte jemand, der über sein Leben hinweg 5 Millionen Euro Lebenseinkommen durch Arbeit generiert hat, finanziell mehr beitragen, als jemand, der ein vergleichbares Lebenseinkommen durch Kapitalerträge ... erreicht hat?

    Meiner bescheidenen Kenntnis nach - verstehe vom Thema Steuern noch weniger als von den meisten anderen Finanz-Themen - werden auch meine Kapitalerträge in Form von Dividenden nicht nur bei mir (25% + Soli + ggf. Kirchensteuer) sondern zuvor auch noch bereits auf Unternehmensebene (Körperschaftssteuer + Soli + Gewerbesteuer im Schnitt um die 30% in Summe) besteuert ... ? Im Ergebnis nähert man sich in der Summe (wenn auch von unten) stark in Richtung von 50% an, wie ein finanz-affiner Kollege mal meinte ... ?

    Wenn das so stimmt: Wo ist da die "ungleiche Besteuerung von Arbeit und Kapitalertrag" ... ?

    Zu den ... (Pünktchen) das Thema "Erbschaften" wäre wohl ein eigenes. Wobei sich da schon das Problem stellt, daß die relevanten Vermögen jedenfalls meist in Unternehmen stecken ("Arbeitsplätze") und/oder in Immobilien (habe hier mehrfach live gesehen, daß Erben dann verkaufen mußten, weil parallel nicht genügend freies Vermögen vorhanden war, um schon jetzt die Erbschaftssteuer bezahlen zu können und/oder das eigene Einkommen nicht für die Darstellung entsprechender Kredite gereicht hat (EU-WIKR und die "Kapitaldienstfähigkeit" über die gesamte Laufzeit des Darlehens). Ob es nach dem so erzwungenen Verkauf an Dritte dann für die Mieter besser wird, wäre eine eigene Fragestellung.

  • hanswurst90

    Die Gerechtigkeitsdiskussion kannst Du gerne aufmachen.

    Dann sollte aber die Politik zunächst dafür sorgen, dass JEDER Euro den ein Bürger besitzt erst mal gleich bewertet wird. Und zwar bevor wir darüber Diskutieren können, wie hoch davon ein Prozentsatz sein soll, den JEDER Bürger zur Sicherung der Sozialsysteme beiträgt.

    Hier wird völlig willkürlich ein Vermögensteil herausgepickt (Aktien, ETF, bzw. Kapitalerträge). Ich halte jede Wette darauf, dass es diese Diskussion gar nicht geben würde, wenn wir jetzt eine Situation wie 2009 hätten und die letzten 10 Jahre die Kapitalmärkte 'üppige' -5% p.a. gemacht hätten!

    Und wenn die Politik Schritt 1 gemacht hat, können wir gern anfangen über Schritt 2 zu diskutieren.

  • hanswurst90

    Die Gerechtigkeitsdiskussion kannst Du gerne aufmachen.

    Dann sollte aber die Politik zunächst dafür sorgen, dass JEDER Euro den ein Bürger besitzt erst mal gleich bewertet wird. Und zwar bevor wir darüber Diskutieren können, wie hoch davon ein Prozentsatz sein soll, den JEDER Bürger zur Sicherung der Sozialsysteme beiträgt.

    Hier wird völlig willkürlich ein Vermögensteil herausgepickt (Aktien, ETF, bzw. Kapitalerträge). Ich halte jede Wette darauf, dass es diese Diskussion gar nicht geben würde, wenn wir jetzt eine Situation wie 2009 hätten und die letzten 10 Jahre die Kapitalmärkte 'üppige' -5% p.a. gemacht hätten!

    Und wenn die Politik Schritt 1 gemacht hat, können wir gern anfangen über Schritt 2 zu diskutieren.

    Nicht zu vergessen die Diskussion, wie jemand, der kein Einkommen hat, trotzdem zur Gesellschaft beiträgt. Es gibt Tätigkeiten, die kann jeder machen und es besteht Bedarf. Wenn ich mir z.B. Toiletten auf Autobahnparkplätzen anschaue, wäre ich froh, würden Bürgergeldempfänger dort zum Putzen eingesetzt werden.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Nicht zu vergessen die Diskussion, wie jemand, der kein Einkommen hat, trotzdem zur Gesellschaft beiträgt. Es gibt Tätigkeiten, die kann jeder machen und es besteht Bedarf. Wenn ich mir z.B. Toiletten auf Autobahnparkplätzen anschaue, wäre ich froh, würden Bürgergeldempfänger dort zum Putzen eingesetzt werden.

    Auch die Diskussion kann man gerne führen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass längst nicht jeder Bürgergeldempfänger dazu in der Lage ist zu arbeiten. Um bei Deinem Beispiel zu bleiben: Wie kannst Du erwarten, dass Jemand der seine eigene Wohnung komplett zumüllt es schafft einem Putzjob nachzugehen? :/

    Ich habe z.B. erlebt, dass eine größere Behindertenwerkstatt es geschafft hat diverse Gartenbaubetriebe in Ihrer Gegend kaputt zu machen. Bei den (subventionierten) Preisen konnten die örtlichen Mittbewerber dann irgendwann nicht mehr mithalten.

  • Die Gerechtigkeitsdiskussion kannst Du gerne aufmachen.

    Hat vor gar nicht langer Zeit mal wieder mir gegenüber ein parl. Staatssekretär aufgemacht in Sachen "Vermögenssteuer" in dem Fall. Natürlich wie immer nur für die "Reichen", die "ganz, ganz Reichen", die "Superreichen" etc. pp.

    Erst nach mehreren Nachfragen war als Konkretisierung die Zahl von zwei Mio. € aus ihm herauszulocken.

    Da ich seine in 2029 zu erwartenden Altersbezüge kenne, erlaubte ich mir den Hinweis, daß er davon dann als Multi-Millionär auch betroffen ist (und zwar "dicke"; Stichwort: Barwert seiner Rente).

    Sein Kommentar: "Das ist was ganz anderes" ...

    Mein Hinweis, daß ein Selbständiger mehrere Millionen Euronen "ablaichen" (Einkauf lebenslanger "Rente gegen Einmalbetrag") muß oder solche Summen "ins Risiko schieben" (Aktien) muß, um eine vergleichbare Rente wie die seinige zu erhalten, erwiderte er mit "Du hast keine Ahnung" ...

    Was in dem Themenbereich Finanzen zwar und natürlich tendenziell zutrifft und damit stimmt - in dem Fall bin ich mir da aber nicht ganz sicher ... ?

    Sicher bin ich mir aber, daß damit sehr viel über die Grundhaltung (neudeutsch: Mindset) solcher Protagonisten ausgesagt ist.

  • Mir ist schon klar, dass hier im Forum viele Sorge um die üppigen Renditen aus ihren prallen ETF-Portfolios haben, die dann evtl. geschmälert würden, aber wenn man sich über eine faire gesamtgesellschaftliche Lastenverteilung Gedanken macht, kann man hier den Status Quo in Sachen Besteuerung und Abgaben doch nicht für richtig halten, oder?


    Und die Meinung vertrete ich, obwohl es für mich wohl deutlich teurer werden würde, falls individuelle Steuersätze und ggf. Sozialabgaben auf Kapitalerträge kämen.

    Ich sehe das auch so.

    Ich weiß, dass ich verdammt privilegiert bin. Und es täte mir sehr viel weniger weh, mehr Steuern zu zahlen (auf welche Einkünfte auch immer) als jemandem, der kurz über Mindestlohn oder als Bürgergeld-Aufstocker unterwegs ist.

    Gibt es Leute, die noch viel mehr haben als ich? Natürlich. Aber der Großteil hat deutlich weniger.

    Ich werde vermutlich mal durchaus signifikante Geldbeträge / Aktien / Immobilien erben. Selbst wenn darauf 50 % Erbschaftssteuer anfallen würden ohne Freibeträge wäre das für mich völlig in Ordnung. Ich habe das nicht verdient oder erarbeitet, ich bin da reingeboren worden, und die Hälfte dieses Vermögens zu erben ist immer noch mehr als die allermeisten Menschen jemals erben werden. Ich verstehe diese ganze Debatte nicht, warum ausgerechnet diejenigen, die mehr als genug haben, den Hals nicht vollkriegen, nur weil ANDERE ja NOCH mehr haben.

  • Ich verstehe ja die ganzen Einwände bzgl. der Umsetzbarkeit, gerade wenn es an die Details geht, aber würde sich hier wirklich jemand übervorteilt fühlen, wenn er am Ende seines Lebens prozentual gesehen genau so viele Steuern und Abgaben auf seine Kapitalgewinne gezahlt hat, wie auf sein Einkommen aus der beruflichen Tätigkeit?

    Warum sollte jemand, der über sein Leben hinweg 5 Millionen Euro Lebenseinkommen durch Arbeit generiert hat, finanziell mehr beitragen, als jemand, der ein vergleichbares Lebenseinkommen durch Kapitalerträge (bspw. infolge einer Erbschaft) erreicht hat?

    Mir ist schon klar, dass hier im Forum viele Sorge um die üppigen Renditen aus ihren prallen ETF-Portfolios haben, die dann evtl. geschmälert würden, aber wenn man sich über eine faire gesamtgesellschaftliche Lastenverteilung Gedanken macht, kann man hier den Status Quo in Sachen Besteuerung und Abgaben doch nicht für richtig halten, oder?

    Und die Meinung vertrete ich, obwohl es für mich wohl deutlich teurer werden würde, falls individuelle Steuersätze und ggf. Sozialabgaben auf Kapitalerträge kämen.

    Ich bin da grundsätzlich bei Dir. Bei Kapitalerträgen vergisst man aber gerne 2 Kleinigkeiten. Erstens wurde das Vermögen praktisch schon durch die Inflation "besteuert" und zweitens sind zumindest die Dividenden ebenfalls schon versteuert.

    Dann kommen halt die praktischen Probleme. Kapitalflucht ins Ausland ist nur einer.

    Und dann noch Gerechtigkeitsthemen. Als Beispiel sei jemand, der nie in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat. Der ist mit 1 Mio.€ Vermögen vermutlich nicht besonders reich.

    Ich sehe aber grundsätzlich ein, dass "die Reichen" (wer auch immer das ist) immer reicher werden und ich mir denke, dass man ab einem gewissen Vermögen auch eine deutlich höhere Last schultern kann. Und auch ob man ein Vermögen ab einer gewissen Größe wirklich braucht. Hier haben wir aber einen Gerechtigkeitsdiskurs, bei dem es nur Meinungen gibt und kein richtiges Wahr oder Falsch.

    Daher glaube ich, dass man entweder sehr einfache Lösungen umsetzen muss, wie eine Erhöhung Kapitalertragssteuer ab einem weiteren Betrag X. Oder das Ganze so kompliziert und grundsätzlich angehen muss, dass es auf keinen Bierdeckel mehr passt.

    Der Vorschlag von Habeck, so sehr er meine Sympathie genießt, geht hier glaube ich am Thema vorbei.

  • Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass längst nicht jeder Bürgergeldempfänger dazu in der Lage ist zu arbeiten.

    Um die geht es mir ja gar nicht.

    Eher um Menschen wie das Prachtexemplar in meinem Bekanntenkreis, dem Arbeiten seit 10 Jahren "nicht in seine Lebensplanung" passt und "das Bürgergeld hoch genug" ist.


    Um bei Deinem Beispiel zu bleiben: Wie kannst Du erwarten, dass Jemand der seine eigene Wohnung komplett zumüllt es schafft einem Putzjob nachzugehen? :/

    Ich habe im Job schon erlebt, dass Menschen kein Wort deutsch, aber einen Bürgergeldantrag ausfüllen können. Warum soll das in diesem Fall anders sein? So kompliziert ist es nicht, mit einem Lappen etwas abzuwischen oder einen Wischmob über den Boden zu wischen.


    Ich habe z.B. erlebt, dass eine größere Behindertenwerkstatt es geschafft hat diverse Gartenbaubetriebe in Ihrer Gegend kaputt zu machen. Bei den (subventionierten) Preisen konnten die örtlichen Mittbewerber dann irgendwann nicht mehr mithalten.

    Auch das muss man natürlich im Auge behalten. Da aber auf der Autobahn offensichtlich keine Konkurrenz putzt, besteht die Gefahr dort nicht.


    Ich habe das nicht verdient oder erarbeitet, ich bin da reingeboren worden, und die Hälfte dieses Vermögens zu erben ist immer noch mehr als die allermeisten Menschen jemals erben werden. Ich verstehe diese ganze Debatte nicht, warum ausgerechnet diejenigen, die mehr als genug haben, den Hals nicht vollkriegen, nur weil ANDERE ja NOCH mehr haben.

    Ich durchaus.

    Zum einen hat jemand für dieses Geld gearbeitet, und zwar ganz oder teilweise deswegen, dass seine Nachkommen es einmal besser haben. Jetzt kommt der Staat und möchte einen Teil davon wegnehmen.

    Zum anderen gehöre ich zu der Sorte Mensch, die verstanden hat, dass Steuern ein Eingriff ins Eigentum der Menschen sind, der begründet sein sollte.

    Der Staat macht es sich aber mittlerweile viel zu einfach, verpulvert massig Geld und greift dann immer weiter in die Taschen der Menschen. Da würde ich dann gerne wissen, warum die Alternativen (Einsparungen, Privatisierungen usw) nicht ergriffen werden.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Meiner bescheidenen Kenntnis nach - verstehe vom Thema Steuern noch weniger als von den meisten anderen Finanz-Themen - werden auch meine Kapitalerträge in Form von Dividenden nicht nur bei mir (25% + Soli + ggf. Kirchensteuer) sondern zuvor auch noch bereits auf Unternehmensebene (Körperschaftssteuer + Soli + Gewerbesteuer im Schnitt um die 30% in Summe) besteuert ... ? Im Ergebnis nähert man sich in der Summe (wenn auch von unten) stark in Richtung von 50% an, wie ein finanz-affiner Kollege mal meinte ... ?

    Gewinn vor Steuern = 100 EUR

    15% KSt (15 EUR)

    +0,825% Soli auf KSt (15% * 5,5%) (0,83 EUR)

    3,5% x Gewerbesteuerhebesatz der Gemeinde/Stadt (meist um die 480%)

    +3,5% x 480% = 16,80% (16,80 EUR)

    = 32,625% (32,63 EUR) in der Gesellschaft

    (Das sind übrigens die "30%" Steuern der Sparschwein / VV GmbH: bei erhaltenen vorversteuerten Dividenden sind dann 32,625%-25%-1,375% (25X5,5%)= 6,25% weitere KSt zu zahlen.)

    Rest für Ausschüttung = 67,37 EUR

    67,375 x 25% = 16,84 EUR

    16,84% x 5,5% Soli = 0,9262 EUR

    32,63+16,84+0,93=50,40 EUR Steuern (auch für Kleinsparer oberhalb des Sparerfreibetrages, wenn persönlicher Steuersatz nicht günstiger als 25% + 5,5% Soli (z.B bei Rentnern))

    Bei einer Sparschwein VV GmbH sind es dann 50,40 + 6,25= 56,65% an Steuern die final anfallen.

    Habeck übernehmen Sie

    Eine Santander, Deutsche Bank, Postbank, Noris Bank oder Klarna möchte ich nicht als Vertragspartner.

  • Die linksgrünversifften sind ja für eine Bürgerversicherung, da hätte man alle diese Probleme bei der Umsetzung nicht...

    Doch. Wenn ein Defizit pro Kopf vorliegt ist es keine Lösung, die Anzahl der Köpfe zu erhöhen.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Nicht zu vergessen die Diskussion, wie jemand, der kein Einkommen hat, trotzdem zur Gesellschaft beiträgt. Es gibt Tätigkeiten, die kann jeder machen und es besteht Bedarf. Wenn ich mir z.B. Toiletten auf Autobahnparkplätzen anschaue, wäre ich froh, würden Bürgergeldempfänger dort zum Putzen eingesetzt werden.

    Ich glaube diese Diskussion führt zu nix außer das diese Emotionen von Ungerechtigkeit triggert. Ich glaube man muss sich damit anfreunden, dass es in jedem System jemanden gibt, der das ausnutzt. Auch jemand der sich weigert zu arbeiten, sollte in unserem Land nicht verhungern. Mit jedem Gesetz, welches Du Dir ausdenkst, triffst Du auch jemanden, der es einfach nicht besser kann.

    Ich für meinen Teil bin damit im reinen. Ich würde mein Leben mit niemandem tauschen wollen, der auf Bürgergeld angewiesen ist. Auch wenn er noch so viel Freizeit hat.

  • Ich werde vermutlich mal durchaus signifikante Geldbeträge / Aktien / Immobilien erben. Selbst wenn darauf 50 % Erbschaftssteuer anfallen würden ohne Freibeträge wäre das für mich völlig in Ordnung

    Unabhängig von der Gesetzeslage bzw. dem Steuerecht: Du kannst schon jetzt jederzeit und freiwillig Schenkungen machen, dem Staat auf ein Konto Geld zwecks Tilgung der Staatsschulden überweisen, Stiftungen für gemeinnützige Zwecke einrichten etc. pp. ... ?!

    Ich werde ..

    wäre das für mich völlig in Ordnung ...

    Ich habe das nicht verdient

    Ich verstehe diese ganze Debatte nicht

    (nachträglich gefettet von mir)

    Das klingt nach einer höchstpersönlichen Mikrosicht.

    Die Makrosicht setzt sich aber aus der Einschätzung und den Entscheidungen von Hunderttausenden oder sogar von Millionen anderer Menschen, Unternehmern, Investoren usw. im In- und Ausland zusammen. Diese ist offenkundig aber eine ganz andere als die Deinige ("ich"-Sicht) - angefangen von den Rekorden bei den Nettokapitalabflüssen aus Deutschland bis hin zu der Tatsache, daß hierzulande derzeit 10.000 Arbeitsplätze verloren gehen - im Monat wohlgemerkt (will ich einem Radiobericht glauben, was ich in dem Fall tue, da ich genug Kontakte in den Bereich habe).

    Um von den "Einschätzungen" zu den Fakten zu kommen. Nach allen mir bekannten Untersuchungen und Studien rangiert Deutschland im Bereich der Privaten (schon jetzt) stets unter den Ländern mit der höchsten Steuer- und Abgabenlast und im Bereich der Unternehmensbesteuerung ebenfalls im Bereich der Länder mit sehr hohen Unternehmenssteuern.

    Sind Dir andere Daten bekannt ?

    Inwieweit wird eine noch höhere Besteuerung zu wieder Nettokapitalzuflüssen nach Deutschland statt zu Nettokapitalabflüssen aus Deutschland führen ?

    Wie können noch höhere Steuern die in Rankings abgestürzte "Wettbewerbsfähigkeit" Deutschland verbessern ?

    Wie könne noch höhere Steuern eine Antwort auf diese Frage sein ?

    "Was werden Sie als Partei konkret unternehmen, damit die Wachstumsrate des Produktionspotentials von Null auf zwei (oder auch nur wenigstens ein) Prozent steigt ?" Dazu wäre nach meiner Einschätzung kleine "Revolutionen" notwendig (angefangen von der Bürokratie und EU-Regulatorik über die Steuerpolitik und den Sozialbereich bis zur Arbeitsmarktpolitik). Dazu habe ich bislang so gut wie kaum bis nix vernommen ...

    ?