Ich gebe 70/30 auf. (M)eine Zwischenbilanz nach 5 Jahren.

  • Moin,

    nach 5 Jahren ETF wird es Zeit mal (m)eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen.

    Im Dezember 2019 mit einem Depot aus 70% MSCI World und 30% EM begonnen kam dann Anfang 2021 der MSCI World Momentum ETF dazu.

    2023 und 2024 merkte ich zusehends, dass ein Rebalancing eines 6-stelligen Depots allein mit frischem Kapital (Sparrate) für mich nur noch schwer durchzuführen ist (2024 hat allein der Momentum ETF 38% Rendite erzielt).

    Da ich nach 5 Jahren immer mehr davon überzeugt bin, dass es langfristig schlichtweg keine Rolle spielt ob man nun hiervon oder davon etwas mehr im Depot hat, habe ich mich zu einer Umstellung entschieden.

    Ende 2024 habe ich einen meiner MSCI World ETF verkauft und das Geld in den SPDR MSCI ACWI IMI ETF investiert. Ja, dass hat mich einen 4-stelligen Steuerbetrag gekostet. <X

    Meine Sparrate fließt jetzt nur noch in diesen ETF. Da der ETF aktuell bei der DKB kostenlos bespart werden kann, habe ich auch mein Sparintervall wieder auf monatlich geändert.

    Im Februar folgt jetzt noch der Verkauf eines meiner MSCI EM-ETF, den ich dann ebenfalls in den SPDR ACWI IMI ETF umschichte. Der Verkauf des EM ETF läuft steuerneutral ab, da nur wenig recht Gewinn auf den Anteilen vorhanden ist und ich durch den Verkauf des MSCI World ETF Ende 2024 noch ein wenig Freibetrag in 2025 über habe.

    Ab Februar sieht es dann so aus, dass ich eine 76/24 Depotaufteilung habe und der EM-Anteil durch den steigenden Anteil des SPDR ACWI IMI stetig abbauen werde.

    Sollte es zu einem größeren Kurseinbruch kommen, werde ich ggf. weitere Anteile aus meinen anderen ETF in den SPDR ACWI IMI umschichten. Ansonsten bleiben die einfach liegen.

    Ich denke, dass ich damit meine Anfangs- bzw. Ausprobierphase hinter mir gelassen habe. ;)

  • Ende 2024 habe ich einen meiner MSCI World ETF verkauft und das Geld in den SPDR MSCI ACWI IMI ETF investiert. Ja, dass hat mich einen 4-stelligen Steuerbetrag gekostet. <X

    OK, aber warum lässt du deine World/EM Anteile nicht einfach stehen? Lieber soviel Steuer zahlen?

    Was erhoffst du dir davon? Ich schätze mal das ist ein schlechtes Geschäft.

    Die braucht man doch dann auch nicht mehr rebalancen.

  • OK, aber warum lässt du deine World/EM Anteile nicht einfach stehen? Lieber soviel Steuer zahlen?

    Was erhoffst du dir davon? Ich schätze mal das ist ein schlechtes Geschäft.

    War für mich irgendwie ein 'Klare Kante machen'.

    Ich habe (hoffentlich) noch einen Anlagehorizont von 30+ Jahren. Und die beiden verkaufen ETF waren/sind jetzt auch noch nicht allzu groß gewesen.

  • Obwohl das eine sehr prozyklische Entscheidung ist/war und sehr wahrscheinlich nochmal viel Geld ,,kosten" wird, kann ich den Gedanken nachvollziehen. Eine Ein-Produkt-Lösung hat viele Vorteile. Und wer weiß, vielleicht spart sie am Ende mehr als es jetzt kostet, weil sie dich (und evtl. Familienmitglieder) vor Fehlern bewahren wird. Ich spiele schon lange mit dem selben Gedanken (anderer ETF, aber auch nur einen) und traue mich nur sehr zaghaft ran. Ohne die Buchgewinne (=Steuern) hätte ich es schon längst gemacht. Aber sagt man nicht immer, dass man sich nicht von steuerlichen Dingen lenken lassen soll? Ich sage das ständig und halte mich selbst nicht dran. :/

  • Also 6-stelliges Depot nennst du nicht groß?

    Ich habe auch 2019 angefangen, da dürften doch auch Gewinne von rund +50% oder sogar mehr aufgelaufen sein.

    Ich habe mich jedenfalls ganz schön geärgert, als ich neulich wegen Amundi Verschmelzung auch 4-stellig Steuern zahlen musste auf meinem ältesten und größten Fonds. Dass man das freiwillig macht, verstehe ich irgendwie nicht.

    Und wieso hast du bei 4-stellig Steuern noch Freibetrag übrig? Und man kann ihn doch auch gar nicht ins nächste Jahr mit nehmen?!

  • Also 6-stelliges Depot nennst du nicht groß?

    Im Kontext der Altersvorsorge nicht. 1000€ Entnahme pro Monat (vor Steuern wohlgemerkt) bei 3,5% Entnahmerate bedingen ein Depot von rund 342k. 6-stellig am unteren Ende ist da noch weit von entfernt.

    Aber bereits bei 100k ist bei größeren Renditeunterschieden zwischen den einzelnen Positionen ein Rebalancing ohne Steuern kaum mehr möglich

  • Obwohl das eine sehr prozyklische Entscheidung ist/war und sehr wahrscheinlich nochmal viel Geld ,,kosten" wird, ...

    Die Entscheidung 70/30 hat mich in den vergangenen 5 Jahren bereits viel Geld gekostet. 100% MSCI World wäre seit 2019 deutlich lukrativer gewesen! :/

    Insofern ist es ohnehin inkonsequent mitten im Rennen die Pferde zu wechseln. Aber das soll es jetzt dauerhaft gewesen sein.

  • Moin,

    nach 5 Jahren ETF wird es Zeit mal (m)eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen.

    Im Dezember 2019 mit einem Depot aus 70% MSCI World und 30% EM begonnen kam dann Anfang 2021 der MSCI World Momentum ETF dazu.

    2023 und 2024 merkte ich zusehends, dass ein Rebalancing eines 6-stelligen Depots allein mit frischem Kapital (Sparrate) für mich nur noch schwer durchzuführen ist (2024 hat allein der Momentum ETF 38% Rendite erzielt).

    Da ich nach 5 Jahren immer mehr davon überzeugt bin, dass es langfristig schlichtweg keine Rolle spielt ob man nun hiervon oder davon etwas mehr im Depot hat, habe ich mich zu einer Umstellung entschieden.

    finde ich sehr spannend und Danke fürs mitteilen...

    Ich bin ja in einer etwas anderen Situation, muss kein Vermögen über ETF´s mehr aufbauen, sondern habe das über Immos gemacht, will aber jetzt die Erträge daraus und andere freie Gelder in den Kapitalmarkt bringen, und fange erst seit ein paar Monaten wirklich intensiv mit dem Thema an, komme aber am Ende zum gleichen Ergebnis.

    Auch ich habe lange überlegt, ob man nicht doch neben einem Welt ETF noch EM braucht, oder einen Faktor ETF oder ex-USA gerade jetzt...oder einen Vanguard LS damit man auch Anleihen drin hat...oder einen Arero für Anleihen und Rohstoffe oder eine Mischung aus Welt ETF und einer/mehrer dieser anderen Produkte oder Dividenden ETFs usw usf....ich habe lange vor-zurück, link-rechts, hoch-runter gedacht und auch sogar schon teilweise kurz mal im Depot gehabt....

    Am Ende komme ich aber immer wieder zu der Erkenntnis, dass das alles nix bringt und ich das ja nur mache, um das (vermeintliche) Risiko (Schwankung des Aktienanteils) besser zu reduzieren und trotzdem die Rendite oben zu halten...geht halt nicht...

    Ich kann für mich selber meine Risikotoleranz nur über den cash Bestand managen und da habe ich gelernt, dass das auch keine prozentuale Quote sein muss vom liquiden Vermögen, sondern ein fixer Betrag der zu aktuellen Lebenssituation passt. Diese Summe mit der ich mich wohl fühle liegt jetzt in einem GM Fond (solange es da noch etwas Zinsen gibt) und der Rest im FTSE All world und alles was frisch dazukommt, geht auch in den FTSE All World. Bei der nächsten größeren Summe die kommt (Abfindung in einem Jahr), werde ich noch etwas Gold aufbauen, aber sonst sehe ich das dynastisch.

    Interessant wird es wieder, falls die GM Fonds wieder negative Zinsen bringen, aber dann würde ich das Geld schlicht auf ein TG Konto mit 0% legen, auch wenn es da an Kaufkraft verliert, aber diesen "safe asset floor" brauch ich für meinen Seelenfrieden aber sonst braucht man nichts anderes als einen Welt ETF, das denke ich auch...

  • Also 6-stelliges Depot nennst du nicht groß?

    Ich habe auch 2019 angefangen, da dürften doch auch Gewinne von rund +50% oder sogar mehr aufgelaufen sein.

    Ich habe mich jedenfalls ganz schön geärgert, als ich neulich wegen Amundi Verschmelzung auch 4-stellig Steuern zahlen musste auf meinem ältesten und größten Fonds. Dass man das freiwillig macht, verstehe ich irgendwie nicht.

    Und wieso hast du bei 4-stellig Steuern noch Freibetrag übrig? Und man kann ihn doch auch gar nicht ins nächste Jahr mit nehmen?!

    Ich habe mehrere ETF auf den MSCI World im Depot. Der verkaufte ETF wurde erst seit 2023 bespart.

    Den 4-stelligen Steuerbetrag habe ich ja noch 2024 bezahlt.

    2025 ist durch den ETF-Verkauf noch 2024 mein Freibetrag nicht vollständig durch die Steuer auf die Vorabpauschale aufgebraucht, da der SPDR ja erst Ende 24 gekauft wurde und daher nur minimal in die Besteuerung für 2025 einfließt (es ist halt kompliziert ;) )

    Und der Rest vom Freibetrag 2035 geht jetzt für den Verkauf des EM-ETF drauf.

  • Aus dem Wertpapierforum:

    Wichtig ist, wie immer, dass Du Dich mit Deinem Depot wohl fühlst.

    Du hast Dir ja sicher viele Gedanken gemacht.

    Wie schätzt Du in dem Zusammenhang mit den Umschichtungen folgende Themen ein?

    • Recency Bias / Prozyklisches Investieren
    • Gestaltungsdrang / Streben nach dem "perfekten" Depot
    • Timing Risiko (die Faktorprämie für die EMs könnte bald zurückkommen)

    Wenn ich es richtig verstanden habe, verkaufst Du ja kein Produkt, dessen Aktien Du überhaupt nicht im Depot haben möchtest, sondern nur die Gewichtung soll verändert werden.

    Wenn die Marktkapitalisierung angestrebt werden soll, würde die Marktentwicklung in Verbindung mit Deinen Sparraten über die nächsten 30 Jahre das Portfolio doch ohnehin in die richtige Richtung ziehen.

    Da ich nach 5 Jahren immer mehr davon überzeugt bin, dass es langfristig schlichtweg keine Rolle spielt ob man nun hiervon oder davon etwas mehr im Depot hat, habe ich mich zu einer Umstellung entschieden.

    Wäre diese Einschätzung nicht ein gewichtiger Grund, keine Umstellungen vorzunehmen? Insbesondere dann nicht, wenn diese hohe Kosten nach sich ziehen?

    Ich denke, das Ziel, nur 1-2 Zeilen im Depot zu haben, ist langfristig unrealistisch.

    Wendet man bspw. das 3x10 Prinzip an, hat man irgendwann ohnehin mehr Zeilen im Depot.
    Oder wenn es irgendwann einen noch günstigeren ETF gibt und man umsteigen möchte, würde man deshalb ja auch nicht gleich ein teure Steuerevent beim bisherigen ETF auslösen.

  • Ich habe mehrere ETF auf den MSCI World im Depot. Der verkaufte ETF wurde erst seit 2023 bespart.

    Achso. Das ging irgendwie nicht hervor aus deinem Ausgangspost.

    Aber der Rebalancing Aufwand wird mir trotzdem nicht ganz klar. Man muss doch nicht per Sparrate rebalancen, sondern kann auch per Verkauf/Kauf rebalancen, wenn es bei einem 6-stelligen Depot nicht anders geht.

    Ich finde deine Überlegungen deshalb so interessant, weil ich auch 2019 so gestartet bin - sozialisiert durch Finanzfluss, wo 70/30 das Standardportfolio war/ist - und inzwischen 6 ETFs im Depot habe.

    Mich stört das aber bisher nicht, bzw. ich sehe keine Rebalancing Probleme. EM Anteile zwischen 10% und 30% halte ich für vertretbar.

    Die Rebalancing Prämie von rund 0,5% kommt eher vom Rebalancing aus dem risikoarmen Teil.

  • Finde ich eine schöne Geschichte. Ich selbst habe diesen Schritt vor ca. 1,5 Jahren gemacht. Bei Scalable habe ich einen MSCI World, einen World Momentum, einen EM IMI und einen Europe SC bespart (40:20:20:20). Mein Depot war damals nicht groß und selbst da hat mich das Rebalancing schon genervt ^^

    Vor 1,5 Jahren habe ich dann aus Gründen mich entschlossen, ein weiteres Depot bei der ING zu eröffnen. In diesem Zuge habe ich dann auch auf 100% SPDR ACWI IMI umgeschwenkt. Die Positionen sind jedoch bei Scalable immer noch vorhanden und ich werde sie einfach liegen lassen.

  • Spannend! Ich hätte vermutlich auch die vorhandenen ETFs einfach stehengelassen und eben künftige Sparraten in den ACWI IMI gelenkt.

    Wir haben ja versehentlich bei dem ETF für unser Kind (allerdings auf unseren Namen) anfänglich auch in einen Momentum investiert. Das war eigentlich nicht der Plan, uns war gar nicht klar, dass das kein "normaler" MSCI World ist. Irgendwann haben wir es dann gemerkt. Dank größerem Einmalinvest und kleineren Sparraten war aber auch klar, es wird lange dauern, bis der Momentum nicht mehr ins Gewicht fällt (wenn das überhaupt jemals passiert).

    Wir haben ihn dennoch stehengelassen, besparen aber nur noch einen FTSE All World. Klar, Verkauf und Neukauf wäre "aufgeräumter" im Depot, aber uns stört es nicht so sehr.

  • Ich denke, das Ziel, nur 1-2 Zeilen im Depot zu haben, ist langfristig unrealistisch.

    Ich hab da mal eine Frage: Wieso? Also nicht wieso ist das unrealistisch, sondern wieso ist das so vielen von euch so wichtig, nur ein oder zwei ETF zu haben? Bei mir sind allein vier verschiedene MSCI World im Depot. Alle paar Jahre mal ein neuer. Mal iShares, mal Amundi (ehemals Lyxor), mal Xtrackers. Alle Handelbar. Alle deckungsgleich. Die bilden halt denselben Index nach. Wo ist das Problem?

    Mein Depot könnte bis 99 Positionen, und ob ich da 3 oder 7 von nutze ist doch eigentlich jacke wie hose?

  • Amnesty

    Das Problem für mich war das Rebalancing der ETF Anteile im Depot.

    Ich habe ein Depot aus 3 Indizes: MSCI World, MSCI World Momentum und MSCI EM

    2024 hat der MSCI World Momentum 38% Rendite gemacht. Der MSCI World 26% und der EM 14%. Wenn ich das mit dem rebalancen jetzt bereits bei einem kleineren 6-stelligen Depot kaum noch mit frischem Kapital hinbekomme, wie soll ich das in 5 oder 10 Jahren noch hinbekommen, wenn das Depot doppelt oder gar dreimal so groß ist. :/

    Verkaufen kostet halt jedes mal Steuern.

    Daher jetzt der Schwenk zur 1 ETF-Lösung. Rebalancing gibt es zukünftig nur noch, wenn es einen größeren Kurseinbruch gibt. Durch meine Sparrate wird sich der SPDR ACWI IMI zügig zu meinem größten Depotanteil entwickeln.

  • Ich denke, das Ziel, nur 1-2 Zeilen im Depot zu haben, ist langfristig unrealistisch.

    Rational ist es nicht, wenn dieses Ziel Kosten und (mehr) Steuern verursacht. Aber es ist machbar und kann viele (emotionale) Vorteile bringen. Vor allem kann man dadurch viele Fehler vermeiden und Stress reduzieren. Ich denke es kann Sinn machen sich nicht wegen 0,1% weniger TER (und oft keine TD-Verbesserung) oder ein paar Euro mehr Steuerstundungseffekt mehrere ETFs ins Depot zu legen. Selbst wenn sie auf den gleichen Index laufen.

  • Aber der Rebalancing Aufwand wird mir trotzdem nicht ganz klar. Man muss doch nicht per Sparrate rebalancen, sondern kann auch per Verkauf/Kauf rebalancen, wenn es bei einem 6-stelligen Depot nicht anders geht.

    Kann man machen, und zahlt dann jedes mal Transaktionskosten und Steuern. :/

    EM Anteile zwischen 10% und 30% halte ich für vertretbar.

    Nö, wenn ich 70 World / 30 EM will, dann sollte ich das auch einmal im Jahr prüfen und die Allokation auch so wieder herstellen. Ich habe da immer einen Korridor gehabt (67/33-73/27).

    Aber das mache ich jetzt eben nicht mehr und überlasse das Mr. Market.

    @all

    Mein Ziel ist es auch nicht nur einen ETF im Depot zu haben. Der MSCI World, World Momentum und ein größerer EM ETF bleiben ja im Depot.

    Und wenn es einen großen Crash gibt, kann ich immer noch verkaufen und umschichten, wobei das inzwischen schon ein ziemlich großer Crash sein müßte, bis ich meine 2019 oder 2020 gekauften Anteile vom MSCI World ohne Gewinn verkaufen könnte. ;)