Thesaurierender oder ausschüttender ETF?

  • Wenn ich nun im Zeitraum 15 bis 20 Jahre in einen Welt ETF für die Altersvorsorge investieren möchte, so habe ich die Wahl zwischen thesaurierend und ausschüttend. Nach eigener Überlegung finde ich ausschüttend gut, weil hier vierteljährlich eine Dividendenauszahlung stattfindet und man damit flexibel umgehen kann, also entweder sofort wieder anlegen oder auch mal in etwas anderes investieren. Und ich habe gehört, dass einem diese positiven Erträge auch ein gutes Gefühl geben. Jedoch muss man dann auch 4 mal im Jahr Anteile selber nachkaufen und man schaut automatisch mehr und häufiger in die ETF Entwicklung. Andererseits bietet die therausierende Anlage einen Automodus, in dem man nicht viel machen muss und auch mit dem Kopf prinzipiell abschaltet und die Sache einfach laufen lässt.


    Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht in Anbetracht der Aspekte des Managementaufwands und des Analagegefühls? Bringen die Ausschüttungen Motivation oder spielt das keine Rolle. Was ist Eure Erfahrung für eine solche ETF Anlage zur Altersvorsorge?

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Wenn du hier etwas im Forum herumgestöbert hättest, müsstest du, dass es so oft hier Diskussionsthema war.


    Im Endeeffekt ist das wie katholisch und evangelisch….


    Ich selbst bevorzuge, ausschließlich ausschüttende ETF.


    Mich nervt diese Geschichte mit der Vorabpauschale.

    Außerdem habe ich keine Probleme, damit die Ausschüttungen nach eigenem Wunsch wieder anzulegen. Das geht zum Beispiel ganz einfach, in dem man die Sparrate für den Sparplan dann etwas erhöht.

  • Danke für den Tip mit der Sparrate. Dann könnte man abschätzen wieviel Dividende in etwa vierteljährlich anfällt und die Sparrate entsprechend vierteljährlich anpassen. Somit hätte man auch einen ähnlichen Automodus. Wie sieht es mit der Motivation aus wenn eine Dividende ausbezahlt wird, bringt das was?

  • Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht in Anbetracht der Aspekte des Managementaufwands und des Analagegefühls? Bringen die Ausschüttungen Motivation oder spielt das keine Rolle. Was ist Eure Erfahrung für eine solche ETF Anlage zur Altersvorsorge?

    Es ist in diesem Zusammenhang völlig egal, was andere Menschen für Erfahrungen gemacht haben!

    Wichtig ist einzig und allein, wie Du dazu stehst!

    Motivieren Dich die regelmäßigen Ausschüttungen um langfristig am Ball zu bleiben?

    Von der reinen Mathematik her ist ein thesauriender ETF langfristig im (minimalen) Vorteil. Zumindest so lange die Besteuerung so bliebt, wie Sie aktuell eben ist.


    PS: Ich persönlich finde schon die Idee dahinter merkwürdig.

    Wenn ich z.B. jeden Monat 200€ in einen ETF investiere, warum sollte es mich dann motivieren, wenn ich alle 3 Monate ein paar Euro Ausschüttungen erhalte? :/

    Aber da tickt eben JEDER Mensch anders. Es gibt nur ein richtig für Dich!

  • Gerade habe ich erfahren, dass man auch beim Broker eine automatische Wiederanlage aktivieren kann und dies nicht über eine Sparrate machen muss.

    Ja, es gibt Broker die so einen Service anbieten. AFAIK bietet die ING so etwas an (ab 75€ Ausschüttungen).

    Nur, wenn ich die Ausschüttungen eh wieder anlegen will, kann ich doch gleich den Thesaurierenden ETF nehmen. :/

  • Im Prinzip kann man damit dasselbe erreichen, wie mit einem Therausierenden und kann dann entweder im Automodus fahren oder auch auf manuell switchen. Das erscheint mir eine gute Lösung.

  • Im Prinzip kann man damit dasselbe erreichen, wie mit einem Therausierenden und kann dann entweder im Automodus fahren oder auch auf manuell switchen. Das erscheint mir eine gute Lösung.

    Ja, die Argumentation ist für dich dann richtig. Mache es einfach.

  • Im Prinzip kann man damit dasselbe erreichen, wie mit einem Therausierenden und kann dann entweder im Automodus fahren oder auch auf manuell switchen. Das erscheint mir eine gute Lösung.

    Nicht ganz. Jetzt kommt die Mathematik ins Spiel.

    Die Ausschüttungen kommen immer und müssen umgehend versteuert werden. Auch wenn die Rendite Deines ETF mal einige Jahre negativ ist, bekommst Du die Ausschüttungen und zahlst die Steuern darauf sofort.

    Beim thesaurierenden ETF gibt es die Vorabpauschale. Diese musst Du aber nur versteuern, wenn der ETF im vorherigen Jahr auch eine Kurssteigerung erzielt hat und der Basiszins entsprechend hoch ist.

    Von 2018-2023 fiel z.B. überhaupt keine Vorabpauschale an.

    Du hast also bei einem thesaurierenden ETF langfristig einen Steuerstundungseffekt, da Du die Steuern eben erst zahlen musst, wenn Du ETF-Anteile verkaufst.

    Es ist daher eben nicht dasselbe.


    PS: So lange Du Dich mit den Ausschüttungen innerhalb des Freibetrags bewegst, spielt das keine Rolle.

  • Nur, wenn ich die Ausschüttungen eh wieder anlegen will, kann ich doch gleich den Thesaurierenden ETF nehmen.

    Ein nur keiner Randaspekt: Man verliert dadurch aber die Möglichkeit seine Ausschüttenden ETF´s in einem Niesbrauchsdepot zu vererben.


    Überall wird Diversifikation gepredigt. Warum soll man die Wertsteigerung seines ETF´s nicht auch aufteilen in Kursgewinn und Dividendenausschüttung?

    Ja, so muss ich mich um die Wiederanlage kümmern bekomme aber im Gegenzug auch ohne Verkaufsentscheidung einen Cash-Flow.

    Jede Entscheidung die wir treffen müssen fällt uns schwer. Im Alter noch viel schwerer.

    Dann könnte es gut möglich sein das die Ent-Sparer vor ihrem Berg an thesaurierenden ETFs sitzen und sich aber nicht trauen zu verkaufen weil der Kurs gerade schlecht ist.


    Zur Zeit ist eine thesaurierende Anlagestrategie noch etwas Steuergünstiger, aber eine Entscheidung nur wegen der Steuer zu treffen ist selten eine Gute.


    Die Dividenden habe ich aber dann schon mal ohne Entscheidung auf dem Konto.


    Für mich der Entscheidende Faktor pro Ausschütter ist alleine der Spaß den meine Frau hat wenn die Ausschüttungen auf ihrem Konto eintrudeln.

    Das ist mit Geld nicht zu bezahlen. Happy Wife Happy Life.


    Aber das kann ja zum Glück jeder halten wie er mag und sogar beide Anlageformen mischen.

  • Nüchtern betrachtet ist es nicht rational in der Vermögensaufbauphase Cash aus dem Depot zu entnehmen und im Nachgang wieder anzulegen (Ausschüttung). Ich verstehe aber die gewisse emotionale Komponente.


    Die Gesamtrendite setzt sich aus Dividenden und Kurswachstum zusammen. Unterstellen wir zum Zwecke eines Beispiels, dass die Gesamtrendite sich auf 6% beläuft und sich zusammensetzt aus 2% Dividenden und 4% Kurswachstum.


    Wenn ich beispielsweise nur von den Dividenden leben möchte benötige ich ein sehr hohes Depot. Das ist grundsätzlich möglich aber vermutlich nicht für alle. Wenn mir diese 2% zum leben nicht ausreichen, dann müsste ich Anteile zusätzlich verkaufen. Das ist auch kein Problem.


    Ich kann alternativ aber auch gleich den Thesaurierer nehmen und verkaufe entsprechende Anteile in der Höhe wie ich diese benötige. Ich selbst bin Team Thesaurierer.



    By the way: Ich möchte auch gerne auf das Thema Dividendenabschlag verweisen.


    Auch sehr lesenswert:


    Ausschüttende vs. thesaurierende Fonds
    In diesem Beitrag legen wir dar, welcher Ausschüttungsmodus (ausschüttend oder thesaurierend) am Besten zu welchem Anleger passt.
    gerd-kommer.de

  • Ich verstehe aber die gewisse emotionale Komponente.

    Das dürfte der Hauptvorteil sein. Mir persönlich geht die Steuer auf die Vorabpauschale ziemlich auf den Zeiger. Ich weiß nicht mal warum mich das so triggert. Man zahlt beim Ausschüttern auf jeden Fall unterjährig mehr Steuern. Trotzdem: Die buchen im Januar 3-4 Tausend Euro vom Verrechnungskonto ab und jedes Jahr muss man sich das ausrechnen, damit man ja nicht nicht zu wenig drauf hat. Keine Ahnung was passieren würde, wenn dem so wäre (Zwangsverkauf?). Dann kommt die Rechnung irgendwann Mitte Januar, aber Valuta 02.01. Also hält man schon Ende Dezember genügend Geld bereit und guckt jeden zweiten Tag rein, ob ne Abbuchung kam. Vielleicht geht es nur mir so, ich habe auch irgendwie Bedenken, dass diese Zahlungen richtig verbucht werden. Insbesondere wenn man mal das Depot auf einen anderen Broker überträgt. Bei einem Ausschütter ist das ziemlich klar (teuer, aber klar).

    Na ja . . .ist vermutlich auch eine emotionale Sache, weil mich diese Vorabpauschale so aufregt.

  • Bei Ausschüttern wäre das Geld auch weg. Und wenn es mal wieder Nullzinsen gibt oder einige negative Börsenjahre, fällt die Steuer auf die Vorabpauschale ja auch erstmal weg.


    BTW: Ich würde mich darüber freuen, wenn ich Millionen an steuern Zahlen dürfte! Steuern zahlt man schließlich nur auf Gewinne. ;)

  • Ich meine es war Prof. Walz, der mal beim Beutler gesagt hat, dass er lieber auf Ausschütter + automatischer Wiederanlage setzen würde. Das wäre zwar minimal teurer, aber wirklich KISS und deshalb für Anfänger besser. Auf seinem Blog schreibt er allerdings genau das Gegenteil. :/


    Na ja, der Freistellungsauftrag für Paare fängt ja fast 200.000 Euro Depotvolumen ab. Und wenn man mehr hat, kann man auch ein paar Tausend Euro für 1 Monat unverzinst rumliegen lassen.

  • Über was wir uns hier in Deutschland Gedanken machen müssen. :rolleyes:

    Es ist eigentlich nur noch zum Heulen. Und nein, die GRV lasse ich als Ausrede hier nicht gelten. Verglichen mit dem ist das nämlich ein Witz.


  • Mir persönlich geht die Steuer auf die Vorabpauschale ziemlich auf den Zeiger. Ich weiß nicht mal warum mich das so triggert.

    Weil Du Deutscher bist? Für viele Deutsche hat die Steuer ein völlig überproportionales Aufregerpotential.

    Die buchen im Januar 3-4 Tausend Euro vom Verrechnungskonto ab und jedes Jahr muss man sich das ausrechnen, damit man ja nicht nicht zu wenig drauf hat.

    Gratulation! 3 bis 4 T€ Steuer auf die Vorabpauschale ist eine ganze Menge. Die Steuer beträgt etwa 0,4% des zugehörigen Depotwerts, der somit etwa 700 T€ bis 1 M€ beträgt. Wollen wir tauschen?


    Wenn die Abbuchung der Steuer auf die Vorabpauschale fehl geht, wird dieser Umstand möglicherweise ans Finanzamt gemeldet. Du zahlst die Steuer dann im Rahmen der Steuererklärung nach. Was das Finanzamt zu der Zahlungsverzögerung sagt, weiß ich nicht. Ich lege jedenfalls keinen Wert auf eine Meldung an mein Finanzamt. Lieber stelle ich den Betrag bereit. Es ist ja kein Hexenwerk, ihn vorher auszurechnen.


    Generell ist ein Limit (Lombardkredit) auf dem Verrechnungskonto praktisch, auch aus anderen Gründen. Ich nehme an, daß Du Dein Depotkonto im Blick hast, es somit nicht lang ins Minus ginge. Die paar Sollzinsen könntest Du Dir angesichts Deines Depotvolumens sicherlich leisten.