MSCI World/FTSE ALL-World nicht ideal?

  • Hallo Community,


    ich bin im FTSE All-World von Vanguard investiert. Wie ich aus vielen Beiträgen hier im Forum erfahren habe, ist das ein sehr beliebter ETF. In einem anderen Thread (Nachgewürztes Portfolio, Dr. Walz) wurde das Thema schon etwas angeschnitten. Ich möchte das nochmal aufgreifen.


    In der zweiten Hälfte dieses Videos wird ein marktkapitalisierender Ansatz mit anderen Ansätzen verglichen und das Ergebnis ist nicht so berauschend (für den marktkapitailsierenden Ansatz). In der Deutlichkeit habe ich das noch nie gesehen. Mich verwundert, dass dies nicht von anderen behandelt wird oder darauf hingewiesen wird. Woher kommt eigentlich die Meinung, dass ein MSCI World oder FTSE All-World so gut sind? Ist das einfach nur, weil sie günstig und einfach sind?


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  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Man muss immer schauen, was genau da verglichen wird. Im Video ist es eine Einmalinvestition, die dann über 30-40 Jahre immer nur rebalanced wird.

    Die Frage ist aber wie realistisch dieses Szenario für Dein eigenes Depot ist. Wer hat schon mit 20 100K€, die man dann auf einmal investieren kann? :/

    Also läuft es bei dem 'normalen' ETF-Sparer eben auf einen Sparplan über 30-40 Jahre hinaus.

    Und da kommt der 'Bums' eben erst im letzten Drittel der Ansparzeit.


    Und natürlich wurden beim regelmäßigen Rebalancing der Regionen auch solche Nebensächlichkeiten wie die deutsche Kapitalertragssteuer in die Renditeberechnungen einbezogen. Ganz bestimmt! ;)


    Was ich damit sagen will. Es ist immer einfach für die Vergangenheit das optimale Szenario aufzuzeigen. Niemand kennt die Zukunft.

    Und ja die reine Gewichtung nach MCAP ist nur eine Möglichkeit eines weltweiten Aktienportfolios. Aber immerhin nach allem was wir wissen bisher die günstigste Möglichkeit (Kosten des ETF, Steuern).

    Wird Dein FTSE All World Dir über die nächsten 20, 30 oder gar 40 Jahre das optimale Ergebnis (Rendite) liefern? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird das nicht der Fall sein!

    Wird der FTSE All World Dir aber eine brauchbare Rendite liefern? Ja, davon kannst Du ausgehen.

  • Gibt es eigentlich eine Umfrage wieviel die Anleger eigentlich investiert haben in ihrem Depot und wieviel aus der reinen Rendite stammt? Wir hatten ja mal eine Umfrage aber nur wie hoch der Depotwert insgesamt ist.

  • Man muss immer schauen, was genau da verglichen wird. Im Video ist es eine Einmalinvestition, die dann über 30-40 Jahre immer nur rebalanced wird.

    Die Frage ist aber wie realistisch dieses Szenario für Dein eigenes Depot ist. Wer hat schon mit 20 100K€, die man dann auf einmal investieren kann? :/

    Also läuft es bei dem 'normalen' ETF-Sparer eben auf einen Sparplan über 30-40 Jahre hinaus.

    Und da kommt der 'Bums' eben erst im letzten Drittel der Ansparzeit.

    Es wird in dem Video allerdings nicht erwähnt, dass bei einem Sparer in den MSCI World die Ergebnisse besser gewesen wäre. Sind sie das? Falls ja, gibt es dafür Quellen? Ich habe da mittlerweile meine Bedenken...


    Zitat von monstermania

    Und natürlich wurden beim regelmäßigen Rebalancing der Regionen auch solche Nebensächlichkeiten wie die deutsche Kapitalertragssteuer in die Renditeberechnungen einbezogen. Ganz bestimmt!

    Ist das so? Kann man Regionen nicht durch neue Zuflüsse rebalancen, wenn, wenn man sich Zeit lässt? Das wird auch so im Video erwähnt. Außerdem gibt es ja mittlerweile auch ETFs, die nicht marktkapitalisierend aufgestellt sind. Die würden das Problem ja lösen.


    Zitat von monstermania

    Was ich damit sagen will. Es ist immer einfach für die Vergangenheit das optimale Szenario aufzuzeigen. Niemand kennt die Zukunft.

    Na ja, es wurden alle verfügbaren Daten von MSCI seit 1970 verwendet (mehr gibt es nicht) und in praktisch jedem Szenario ist herausgekommen, dass ein marktkapitalisierender Ansatz schlechter war. Data mining sieht für mich anders aus. Und klar sieht die Zukunft vielleicht anders aus, aber kann man das als Argument nehmen? Damit kann man ja alles relativieren. Auch die Kapitalanlage in Aktien selbst. Die Vergangenheit ist ja die einzige Quelle für Daten und nur anhand dieser Daten bauen wir ja ein Portfolio auf (z.B. überwiegend in Aktien, weil Aktien eben die rentabelste Anlageklasse war). Ich frage mich halt warum man dann bei anderen Daten aus der Vergangenheit so selektiv ist (=das könnte ab jetzt auch anders sein usw.).

    Zitat von monstermania

    ja die reine Gewichtung nach MCAP ist nur

    eine Möglichkeit eines weltweiten Aktienportfolios. Aber immerhin nach allem was wir wissen bisher die günstigste Möglichkeit (Kosten des ETF, Steuern).

    Wird Dein FTSE All World Dir über die nächsten 20, 30 oder gar 40 Jahre das optimale Ergebnis (Rendite) liefern? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird das nicht der Fall sein!

    Wird der FTSE All World Dir aber eine brauchbare Rendite liefern? Ja, davon kannst Du ausgehen.

    Für mich stellt sich halt die Frage warum man diese Strategie verfolgen soll, wenn selbst nach Kosten in praktisch allen Zeiträumen und allen Konstellationen andere Ansätze besser waren. :/ Sagt man damit nicht ,,die letzten 50-60 Jahren waren so, aber ich denke ab jetzt wird es anders."?


    Ich habe den FTSE All-World damals gewählt, weil er oft empfohlen wurde/wird. Aber einen richtigen Vergleich habe ich nie gesehen. Das heißt, Vergleiche zu aktiven Fonds gibt es natürlich, aber eine Begründung für die Marktkapitalisierung nicht wirklich. Die Unterschiede, die in dem Video aufgezeigt werden, sind ja schon erheblich.

  • Hallo Klausen

    ich bin seit 1983, also über 40 Jahren an der Börse, damals stand der DOW JONES bei 1.000 Punkten, heute bei 40.000 Punkten

    Wer nur in die Standardaktien angelegt hat und lediglich alle paar Jahr mal ein wenig umgeschichtet hat, der hat sein Kapital vermehrt, aus 10.000 Dollar wurden bis heute rund 400.000 Dollar.

    Dazu bekommt der Anleger jedes Jahr zur Zeit eine jährliche Dividende von rund 8.000 Dollar also rund 700 Euro im MONAT, fast so viel wie er damals für den Kaufpreis bezahlt hat.

    Ich bezweifle ob die Fondsmanager besser sind, vermutlich eher schlechter weil dort auch noch jedes Jahr rund 2% Gebühren anfallen, das macht in in 10 Jahren schon 20% ais die man erst mal mit höheren Kursen aufholen muss.

    ich selbst habe uach noch viele Einzelaktioen weil es vor 20 oder 30 und erst recht vor 40 Jahren noch keine ETF Fonds gab und später wäre eine Umschichtung mit hohen Steuern belastet worden.

    Daher habe ich alles behalten und die FONDS erst später dazugekauft.

    Gruss aus Stuttgart McProfit

  • McProfit Ich bin da ganz bei dir. Ich halte nichts von aktiven Managern. Mir ist auch bewusst, dass man früher überhaupt keine Möglichkeiten hatte kostengünstig und breit über viele Tausend Unternehmen zu investieren. Soweit ich weiß kam der erste ETF auf den MSCI World erst in 2002 nach Deutschland. Aber heute gibt es diese Möglichkeiten. Und seit einigen Jahren auch für Anleger, die nicht rein marktkapitalisierend anlegen möchten.


    Die Daten von MSCI reichen bis 1970 zurück und die sehen nicht sonderlich gut aus für einen marktkapitalisierenden Ansatz, wenn man ihn mit passiven Alternativen vergleicht. Und zwar auf fast allen Zeitebenen und fast allen Konstellationen. Jetzt frage ich mich halt, ob rein marktkapitalisierende Ansätze, die aus Produktmangel vor 10-15 Jahren ihre Berechtigung hatten und praktisch damals ,,das einzig Vernünftige am Markt" waren, heute bei der Datenlage und dem Produktangebot wirklich noch passend oder ideal sind.


    Oder in anderen Worten: Vielleicht war es schon immer besser nicht nach Marktkapitalisierung anzulegen, aber bisher gab es entweder die Produkte (z.B. ETFs) nicht und/oder es war zu teuer. Also war Market Cap das Beste.

  • Hallo Klausen

    Deine Ansichten sind sehr anspruchsvoll und nicht für jeden Privatanleger umsetzbar.

    Mit selbst war die Übegewichtung von Technologie oder nach der Marktkapitalisierung nie ganz geheuer.

    Daher habe ich mehrere ETF Fonds gekauft, u.a. viel Medizin bzw. PHARMA mit ganz anderen Branchen.

    Im Nachhinein war es nicht notwendig, ich habe mich aber wohler dabei gefühlt.

    Viele Grüße McProfit

  • Passt vielleicht zum Thema. Renditen nach Inflation in USD.


    MSCI World
    BIP-gewichtet
    MSCI World
    Market Cap
    MSCI World
    ex. USA
    ex. Canada
    BIP-gewichtet
    MSCI World
    ex. USA
    ex. Canada
    Market Cap
    1970-20235,6% p.a.5,3 % p.a.5,3% p.a.4,9% p.a.
    1970-19966,8% p.a6,0% p.a.7,6% p.a.7,0% p.a.
    1997-20234,4% p.a.4,6% p.a.3,0% p.a.2,7% p.a.


    Quelle: Investmentbuch für fortgeschrittene Privatanleger, Gerd Kommer, 7. Auflage


    Die Unterschiede zwischen einem BIP-Ansatz und einem Market Cap Ansatz sind nur klein. Der BIP-Ansatz war zwar besser, aber nur wenig. Allerdings ist das Klumpenrisiko (vor allem das Länderrisiko) deutlich geringer.

  • Kann man Regionen nicht durch neue Zuflüsse rebalancen, wenn, wenn man sich Zeit lässt?

    Nur in den ersten Jahren und bei geringen Unterschieden. Nach wenigen Jahren ist eine Sparrate im Bereich von 1-2% deines Depotwerts und wenn deine einzelnen Positionen deutlich auseinandergehen (was ja da Rebalancing ausnutzen will) sparst du schnell die komplette Rate in eine Position und kommst trotzdem nicht gegen an.

    Die ersten 5 Jahre klappt der Plan halbwegs. Die nächsten 5 Jahre nicht mehr richtig. Und nach 10 Jahren kannst du nur noch mit Verkäufen rebalancen


    Außerdem gibt es ja mittlerweile auch ETFs, die nicht marktkapitalisierend aufgestellt sind.

    Relativ wenige. Ein ETF, der nicht nach Marktkapitalisierung gewichtet ist, hat einen großen Aufwand, da die Gewichtungen ständig aus dem Soll laufen und aktiv durch Käufe und Verkäufe eingegriffen werden muss.

    Ganz schlimm ist hier ein gleichgewichteter Index. In der Theorie eine tolle Sache, in der Praxis läuft der ab Tag 1 vollkommen aus dem Ruder.


    Für mich stellt sich halt die Frage warum man diese Strategie verfolgen soll, wenn selbst nach Kosten in praktisch allen Zeiträumen und allen Konstellationen andere Ansätze besser waren. :/

    Ich habe das Video nicht gesehen (und es ist mir auch zu lange), aber ich bezweifle, dass wirklich alle Kosten sauber einkalkuliert wurden. Gerade, wenn wir von der Vergangenheit reden, wo eben nicht für 1€ gehandelt wurde, sondern für deutlich höhere Kosten. Plus natürlich die entsprechenden Steuern, die sich in der Zeit ständig ändern. Und natürlich abgesehen davon, dass vor 25 Jahren hierzulande noch nicht viel mit ETF war, um einfach so eine gewisse Weltregion für fast umsonst abzudecken.

    Zurückrechnen auf Basis eines Index ist nicht das gleiche, wie Zurückrechnung auf Basis echter Fonds mit echten Steuern und Transaktionskosten.


    Und da du das Thema BIP-Index aufbringst...ist ein riesiger Kaninchenbau und der Gedanke dahinter ist nachvollziehbar, aber letztendlich gewichtest du damit Äpfel nach Birnen. Mal ein ganz willkürlich rausgegriffenes Beispiel, das Prinzip ist aber bei weltweit agierenden Großkonzernen überall vorhanden...BMW ist ein deutscher Autobauer, also irgendwie gewichtet nach dem deutschen BIP. Der Umsatz wird aber nur zu gut 10% in Deutschland gemacht. Die Ländereinstufung hat relativ wenig mit dem tatsächlichen Geschäft zu tun. Dazu kommt noch, dass nicht in allen Ländern die Börse gleich wichtig ist und die Gewichtungen dadurch massiv verzerrt werden.

  • ich bin im FTSE All-World von Vanguard investiert

    Warum vergleichst Du dann den MSCI World, wenn Du im FTSE All-World investiert bist?


    Der Grund ist klar, weil es keine historischen Daten für den FTSE All-World seit 1970 (oder 1832?) gibt. Das ist für mich aber sehr ähnlich wie die Leute die meinen, sie könnten ihren FTSE All-World High Dividend mit einem FTSE All-World vergleichen.


    Das mag jetzt etwas überspitzt klingen. Ich habe mich damals (das ist aber erst ein paar Jahre her) bewusst für den FTSE All-World und gegen den MSCI World entschieden. Letzterer schließt mir zu viele Regionen aus, womit ich sonst von Anfang an eine 2-3 ETF Strategie benötigt hätte (inkl. Rebalancing und co.).


    Ob der mittlerweile erhöhte Europa-Anteil in meinem Depot durch Beimischung eines Stoxx Euro 600 und anderer ETFs die Rendite erhöhen wird? Eher nicht, das ist aber auch nicht mein Ziel.


    Eine BIP-Gewichtung nach Ländern müsste ich erst einmal ganz genau analysiren. Wie sieht das schon nur für Deutschland aus, wo bekanntlich sehr viele Unternehmen, die massiv zum BIP beitragen, keine AGs sind. Werden dann die "paar" Deutschen AGs in so einem BIP-gewichteten ETF übergewichtet (also mehr BMW oder SAP, weil ALDI und LIDL nunmal nicht börsengewichtete sind, das BIP des Landes aber abgebildet wird)? Oder wird dabei weltweit der Beitrag zum BIP einer jeden AG betrachtet (dann hat das für mich mit Länderaufteilung nicht viel zu tun).


    Woher kommt eigentlich die Meinung, dass ein MSCI World oder FTSE All-World so gut sind? Ist das einfach nur, weil sie günstig und einfach sind?

    M.M.n. insb. Letzteres. Es geht den allermeisten (nicht zwingend hier im Forum) nicht darum, den Markt zu schlagen oder das hoffentlich beste Produkt zu wählen. Sondern eher darum, eine für die eigenen Ansprüche ausreichend gute Anlage zu wählen, die im Idealfall auch noch wenig Aufwand bedeutet (also z.B. eher ein FTSE All-World wie ein MSCI World + MSCI EM).

  • Für mich stellt sich halt die Frage warum man diese Strategie verfolgen soll, wenn selbst nach Kosten in praktisch allen Zeiträumen und allen Konstellationen andere Ansätze besser waren

    Es gab aber viel mehr Strategien die deutlich schlechter waren, komischerweise werden diese nicht zum Vergleich herangezogen.


    Das was da gemacht wird ist der typische Rückschaufehler. Nachher kann ich dir auch die Lottozahlen sagen, Bringt dir nur nix mehr.


    Die Wahrscheinlichkeit mit einer breitgestreuten kostengünstigen Aktienanlage die Weltaktienmarktrendite abzugreifen ist sehr hoch. Ich bin mit dieser Rendite zufrieden, die meisten Anleger landen deutlich unter dieser Rendite.


    Sich im Nachhinein die besten Lösung anzusehen hilft dir für die Zukunft nicht weiter.

  • Es gab aber viel mehr Strategien die deutlich schlechter waren, komischerweise werden diese nicht zum Vergleich herangezogen.

    Welche denn?


    Und: Ist es wirklich ein Rückschaufehler, wenn man alle verfügbaren Daten hernimmt und zu einem sehr eindeutigen Ergebnis kommt? Wäre dann nicht die Investition in einen MSCI World oder FTSE All-World auch ein Rückschaufehler, weil man davon ausgeht, dass Aktien wie in der Vergangenheit besser rentieren als z.B. Anleihen?

  • Nur in den ersten Jahren und bei geringen Unterschieden. Nach wenigen Jahren ist eine Sparrate im Bereich von 1-2% deines Depotwerts und wenn deine einzelnen Positionen deutlich auseinandergehen (was ja da Rebalancing ausnutzen will) sparst du schnell die komplette Rate in eine Position und kommst trotzdem nicht gegen an.

    Die ersten 5 Jahre klappt der Plan halbwegs. Die nächsten 5 Jahre nicht mehr richtig. Und nach 10 Jahren kannst du nur noch mit Verkäufen rebalancen

    Wie im Video erwähnt, geht es nicht darum das Portfolio jedes Jahr auf den Euro genau zu rebalancen, sondern neues Geld gezielt in die Regionen zu investieren, die schlechter gelaufen sind (Grund: Regression zur Mitte, fast gleiche langfristige Renditen der Regionen,...). Ich denke auch nicht, dass es für die meisten Privatanleger zutrifft, dass sie ihr gesamtes Leben nur aus ihrem Gehalt in gleichen Beträgen in ETFs investieren. Das Leben ist m.E. deutlich volatiler. Man erhält eine Schenkung oder Erbschaft. Man verkauft eine Immobilie. Man erhält eine Abfindung. Man verkauft ein schlechtes Finanzprodukt, Bonuszahlungen, man verändert seine Asset-Allokation,....

  • Ich habe das Video angeschaut. Ich denke, es ist wichtig zu sehen wer die Zielgruppe eines solchen Vermögensverwalters ist. Das sind in der Regel Kunden mit großen Vermögen, die vorrangig auf Kapitalerhalt und positive Realrendite aus sind. Da fliessen dann ja keine „Sparraten“ rein wie bei den meisten Angestellten, sondern eher hier und da frei werdende Gelder aus unternehmerischer Tätigkeit oder vielleicht aus Immobilienverkäufen o.ä. Gelegentlich wird vielleicht auch mal etwas abgezogen wenn Geld gebraucht wird. Er sagt dann auch nicht, dass er immer präzise das Rebalancing macht, sondern nur mit solch zusätzlicher Liquidität in eben die Region investiert, die in der Vergangenheit schlechter lief. Oder bei Kapitalbedarf vermutlich in der Region devestiert die besser lief. Ich halte das durchaus für eine sinnvolle mögliche Strategie. Ich bezweifle allerdings, dass diese wesentlich besser ist als ein sehr breit gestreuter marktkapitalisierter Ansatz mit einem ETF wie bspw. dem SPDR MSCI ACWI IMI oder FTSE All-World.

  • Mal eine Frage:

    Willst Du eine gute Anlage oder eine perfekte Anlage?


    Im Thread-Titel steht "ideal", nur ist es so, dass ein Ideal eher nicht erreicht wird, trotz aller Anstrengungen, die man unternimmt.


    Ein 08/15-ETF auf "die Welt" wird alles das für einen tun, was ein langfristiges Investment eben für einen tun soll. Das reicht in den meisten Fällen und man kommt ohne dieses "Fiddi-Fiddi" aus.


    Für jemanden, der Content zu diesem Themengebiet erstellt, ist das natürlich ein schrecklich schnell auserzähltes Konzept. Deswegen kommen da dann recht schnell die Schleifen und Schnörkel (Steueroptimierung und Gedöns).


    Wenn wir es als Tatsache akzeptieren, dass der Markt von vor zehn Jahren keine Blaupause für den Markt von morgen ist, welche Bedeutung kann dann die Regression zur Mitte überhaupt haben?

  • Ich halte das durchaus für eine sinnvolle mögliche Strategie. Ich bezweifle allerdings, dass diese wesentlich besser ist als ein sehr breit gestreuter marktkapitalisierter Ansatz mit einem ETF wie bspw. dem SPDR MSCI ACWI IMI oder FTSE All-World.

    Hast du dafür eine Quelle?


    P.S. Ich spiele hier ein bisschen devil's advocat, weil ich merke, dass es hier eine extreme Voreingenommenheit bzgl. eines marktkapitalisierenden Ansatzes zu geben scheint, ohne dass diese Meinung mit Fakten hinterlegt wird. Das ist nicht böse gemeint auch wenn es etwas krampflustig rüber kommt. Ich hoffe jemand hat ein paar Infos/Quellen/... die das Video widerlegen können.

  • Mal eine Frage:

    Willst Du eine gute Anlage oder eine perfekte Anlage?


    Im Thread-Titel steht "ideal", nur ist es so, dass ein Ideal eher nicht erreicht wird, trotz aller Anstrengungen, die man unternimmt.

    Ist es wirklich erstrebenswert sich nicht um eine bessere Alternative zu kümmern, weil man ohnehin nicht die beste Alternative erwischen wird? Viele hier haben sich ja gegen aktive Fonds und für günstige ETFs entschieden. Wenn damals Bogle und Co. gesagt hätten: ,,Aktive Fonds sind zwar nicht perfekt, aber besser als Einzelaktien und die ideale Anlage erwischt man ohnehin nicht. Also: Bleiben wir bei aktiven Fonds!"


    Ich will hier nicht sagen, dass andere Ansätze unbedingt besser sind. Aber eine Diskussion darüber sollte geführt werden. Wenn nicht hier, wo sonst?


    Ich zumindest finde es sehr interessant, dass z.B. ein Ansatz nach BIP selbst nach Kosten eine leicht bessere Rendite als ein marktkapitalisierender Ansatz gebracht hat. Und zwar bei geringeren Risiken und über sehr lange Zeiträume. Ich hätte das nicht gedacht.

  • Hast du dafür eine Quelle?

    Nein, ich habe leider nur meine persönliche Erfahrung. Denn interessanterweise tue ich mehr oder weniger genau das was in diesem Video beschrieben wird, und dies immerhin schon seit 2007. Ich habe seinerzeit für die Regionen grobe Sollgewichtungen definiert und innerhalb dieser jeweils einen oder mehrere ETFs, diese teilweise mit Small-Caps und Value-Prämien. Ich investiere (oder devestiere) dann immer einfach dort wo die Soll-Ist-Abweichung am größten ist. Allerdings nicht als Sparplan sondern immer portionsweise mit Einmalkäufen. Dass ich damit dann niemals präzise meine Soll-Gewichtung erziele ist mir einfach egal (und das ist offensichtlich auch tatsächlich egal wie das Video aufzeigt). Nun habe ich das nie präzise nachgerechnet, aber die Entwicklung meines Gesamtportfolios ist nahezu identisch zu einem SPDR MSCI ACWI IMI, allerdings ist es etwas unübersichtlicher. Und man neigt dann dazu auf die Performance des einzelnen ETFs zu schauen statt nur "unten Rechts" auf die des Gesamtportfolios. Ich hatte das seinerzeit so aufgebaut, da von Kollege Kommer so empfohlen. Und World ETFs waren anno 2007 noch nicht en-Vogue. Heute würde ich es trotzdem vielleicht wieder so machen. Oder alternativ eher so wie in dem Video bei Minute 44:30 ganz unten als Option gezeigt (aber im Video nicht angesprochen): ein Welt ETF im Kern und noch ein wenig andere drum herum. Also etwa das was Prof. Walz als "nachgewürztes Portfolio" beschrieben hat.

  • Saarlaender Du hast das Wort ,,unübersichtlicher" erwähnt. Das könnte ein starkes Argument für einen marktkapitalisierenden Ansatz mit einem ETF sein. Also: Schafft es ein Privatanleger über 30-40 Jahre wirklich sein Portfolio rational mit mehreren ETFs so zu steuern, dass neues Geld immer in weniger gut gelaufene Regionen fließt? Wenn ich mir anschaue wie viele (detaillierte und qualitativ hochwertige) Beiträge hier manche Foristen über viele Jahre zu den immer gleichen Themen schreiben, traue ich das einigen hier schon zu . . .aber die große Masse an Anleger wird das nicht schaffen oder benötigt kostspielige Hilfe. Wenn, dann müsste es eine Lösung sein, die sehr einfach ist. Also nur ein ETF. Equal Weight, Arero, Gerd Kommer ETF, Global Portfolio One usw. Vielleicht kennt jemand noch andere. :/

  • Also: Schafft es ein Privatanleger über 30-40 Jahre wirklich sein Portfolio rational mit mehreren ETFs so zu steuern, dass neues Geld immer in weniger gut gelaufene Regionen fließt? Wenn ich mir anschaue wie viele (detaillierte und qualitativ hochwertige) Beiträge hier manche Foristen über viele Jahre zu den immer gleichen Themen schreiben, traue ich das einigen hier schon zu . . .aber die große Masse an Anleger wird das nicht schaffen oder benötigt kostspielige Hilfe.

    Es ist ja nicht nur eine Frage der Übersichtlichkeit. Wenn über 10, 15 Jahre z.B. der MSCI World Jahr für Jahr den Emerging Markets davonläuft, wird der durchschnittliche Privatanleger wirklich Jahr für Jahr den gutgelaufenen ETF verkaufen, Gewinne realisieren, Steuern zahlen und den verbleibenden Rest in den schlechter gelaufenen ETF stecken, der seit Jahren rumdümpelt? Hier im Forum kommen regelmäßig die Fragen, ob man nicht „umschichten“ soll in einen besser laufenden ETF, wenn der ausgewählte ETF mal in sechs Monaten fünf Prozent runtergeht.